Hake, Karl Georg Albrecht Ernst von
Karl Georg Albrecht Ernst von Ha(c)ke ( 8. August 1769 auf Gut Flatow; 19. Mai 1835 in Castellammare di Stabia bei Neapel) war ein deutscher Offizier, zuletzt General der Infanterie der Preußischen Armee und Kriegs-Minister (Juni 1810 bis August 1813 und November 1819 bis Oktober 1833) unter König Friedrich Wilhelm III.
Von Hake, der nach der Niederschlagung von Napoleons Sommerfeldzug 1815 am 28./29. Juni 1815 als Ablösung für den erkrankten General der Infanterie Graf Kleist von Nollendorf zum Kommandeur des „Norddeutschen Bundeskorps“ ernannt wurde (bis Ende 1815), wird in historischer Literatur zuweilen auch als Albrecht Georg Ernst K(C)arl von Hake geführt.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Von Hake wurde 1780 Page bei König Friedrich dem Großen. Am 10. April 1785 wurde er dann als Fähnrich im Regiment „Garde“ der Preußischen Armee angestellt und im April 1788 zum Sekondeleutnant befördert. Als solcher machte Hake während des Feldzuges 1792/95 gegen Frankreich die Kämpfe bei Fontoy und Longwy, die Belagerung von Mainz und die Kanonade von Valmy mit. Für sein Wirken in der Schlacht bei Pirmasens erhielt er den Orden Pour le Mérite. Bereits Mitte Februar 1793 war von Hake als Gehilfe des Obersten Julius von Grawert in den Generalstab versetzt worden. Hier wurde er 1795 Quartiermeisterleutnant und im Mai 1797 auf Empfehlung seines Vorgesetzten Generalleutnant Levin von Geusau zum Kapitän befördert. Weitere Verwendungen waren 1799 als Inspektionsadjutant bei der Berliner Infanterie-Generalinspektion des Generalfeldmarschalls Wichard von Möllendorff und ab März 1804 als Adjutant beim Prinzen Heinrich von Preußen. Am 1. Mai 1809 wurde er Direktor der 1. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium.
König Friedrich Wilhelm ernannte im Juni 1810 den Oberstleutnant Albrecht Georg Ernst Karl von Hake zum Leiter des Allgemeinen Kriegsdepartements. Er wies von Hake aber insgeheim an, sich vor allen wichtigen Entscheidungen mit seinem Amtsvorgänger Gerhard von Scharnhorst zu beraten und dessen Zustimmung einzuholen. Im Juni 1812 fiel Napoleons Grande Armée in Rußland ein, doch bereits wenige Monate später wurde offensichtlich, daß sie geschlagen war. Der Preußenkönig, offiziell weiterhin mit Napoleon verbündet, geriet nun stark unter Druck, an der Seite Rußlands den Befreiungskampf zu wagen. Ende Januar 1813 setzte er eine Kommission ein, bestehend aus Staatskanzler Karl August von Hardenberg, von Hake und von Scharnhorst, welche Preußens Aufrüstung organisieren sollte.
Nach dem Beitritt des Kaisertums Österreich in die Allianz gegen Frankreich wurde von Hake preußischer Bevollmächtigter im Großen Hauptquartier des Oberbefehlshabers Fürst Karl Philipp zu Schwarzenberg. In den Befreiungskriegen gegen Frankreich nahm er an mehreren Schauplätzen teil, darunter die Völkerschlacht bei Leipzig sowie die Belagerungungen von Mézières und Sedan. In der Schlacht von Waterloo befehligte er die 13. Infanterie-Brigade als Chef (Stellvertreter und Kommandeur war Oberst von Lettow, bei Belle Alliance schwer verwundet) im IV. Armee-Korps unter General der Infanterie von Bülow in der Armee des Feldmarschalls von Blücher.
Nach den letzten Kämpfen und Scharmützeln als Führer des Bundeskorps kehrte er Ende 1815 nach Preußen zurück, war für ein halbes Jahr Kommandeur der Brigade in Danzig sowie im Mai 1816 kurzzeitig Kommandeur der Brigade in Glogau. Vom 20. Mai 1816 bis zum 3. April 1820 war Generalleutnant Karl Georg Albrecht Ernst von Hake Kommandierender General des VIII. Armee-Korps in Koblenz, er hatte General der Infanterie Graf Neidhardt von Gneisenau abgelöst. Sein Nachfolger beim VIII. Korps wurde dann Johann Adolf Freiherr von Thielmann.
In Würdigung seiner langjährigen Verdienste wurde von Hake am 15. September 1817 zum Chef des späteren Grenadier-Regimentes „König Friedrich Wilhelm II.“ (1. Schlesisches) Nr. 10 ernannt.
In seiner zweiten Amtszeit als Kriegsminister, die er am 26. Dezember 1819 nach dem Rücktritt Hermann von Boyens antrat, gab es für ihn mehrere Schwerpunkte: die Verfestigung der neuen Militärverhältnisse nach den Befreiungskriegen, Schaffung der Landwehrkavallerie und der Bau von Kasernen. So schuf er unter schwierigen Verhältnissen zweckmäßige Organisationen für das Remontierungswesen und die Intendanturen. Er hatte in dieser zweiten Phase als Kriegsminister zwar keine Person wie von Scharnhorst neben sich, aber dafür andere Widrigkeiten, mit denen er sich auseinandersetzen mußte. So war der Staat weiterhin finanziell stark eingeschränkt, und die allgemeine Wehrpflicht mußte gegen Widerstände aus verschiedenen Richtungen durchgesetzt werden. Ein anderes Problem war die Landwehr, die sich zunehmend verselbständigte, und von Hake mußte aufpassen, daß sie weiterhin uneingeschränkt gehorchte.
Wegen zunehmender Krankheit wurde der unverheiratete General der Infanterie (seit 1825) von Hake am 20. Oktober 1833 von seiner Stellung entbunden und mit einem jährlichen Gehalt von 6.000 Talern zur Disposition gestellt. Er reiste zur Genesung nach Italien, wo er 1835 in Castellammare di Stabia bei Neapel verstarb.
Wirken
- Hake: Karl Georg Albrecht Ernst v. H., preußischer General der Infanterie und Kriegsminister, am 8. August 1768 auf dem Gute Flatow bei Cremmen im Kreise Osthavelland geboren, wurde 1780 Page bei Friedrich dem Großen, 1785 Fähnrich im Regiment Garde und 1788 Secondelieutenant. Im Februar 1793 in den Generalstab versetzt, erwarb er sich in der Schlacht von Pirmasens den Orden pour le mérite und wurde im J. 1797 auf Empfehlung seines Chefs, des Generallieutenant v. Geusau, wegen von ihm bezeugten „Fleiß, Geschicklichkeit und Application" Capitän. Nachdem er 1799 Inspectionsadjutant beim Feldmarschall v. Möllendorf, 1804 Adjutant beim Prinzen Heinrich geworden, ward er am 1. Mai 1809 an Grolmann’s Stelle Director der 1. Division des allgemeinen Kriegsdepartements, vertauschte diesen Wirkungskreis im Februar des folgenden Jahres mit der Leitung des Militär-Oeconomie-Departements und übernahm daneben im Juni die Geschäfte des Chefs des allgemeinen Kriegsdepartements, welche Scharnhorst abgab. Es war das eine ebenso schwierige, wie eigenthümliche Stellung. Mit den geringen Mitteln, über welche der Staat damals verfügte, sollte auf ganz veränderten Grundlagen ein neues Heer geschaffen werden, dessen Bildung die Franzosen mit argwöhnischen Augen überwachten; es war dem Drängen der auf die Befreiung des Vaterlandes mit ungeduldigem [395] Eifer hinarbeitenden Feuerköpfe zu genügen; es war den Eigenthümlichkeiten des Königs Rechnung zu tragen und dazu waren H. in seinem eigensten Wirkungskreise die Hände gebunden: Scharnhorst, öffentlich zurückgetreten, war und blieb der oberste Leiter der Geschäfte. Daß er unter diesen Verhältnissen die übernommene Aufgabe pflichttreu und gewissenhaft zu Ende geführt hat, muß ihm immer als Verdienst angerechnet werden, wenn er auch zunächst Niemand befriedigte, weder den König, welcher seine zu große Willfährigkeit den Franzosen gegenüber tadelte, noch Scharnhorst, der mehr Vertrauen und unbedingtere Folgsamkeit erwartete, noch sich selbst, dessen beschränkterer Geist die Hoffnungen nicht zu theilen vermochte, welche höher und großartiger angelegte Naturen auf die Erhebung setzten, der die Reorganisation des Heeres vorangehen mußte. Das mangelnde Vertrauen des Königs ward ihm am 4. Mai 1812 Veranlassung um Enthebung von seinem Posten zu bitten, Friedrich Wilhelm III. lehnte dieses Gesuch jedoch ab und verlieh H. unter dem 9. den Charakter als Generalmajor. Als Scharnhorst sich nach Schlesien zurückgezogen hatte, war Hake’s Stellung eine etwas freiere geworden; als dieser aber Anfang 1813 von neuem in Wirksamkeit trat, ward das alte Verhältniß hergestellt; gleichzeitig erhielt H. mit ihm und Hardenberg ein „Commissorium wegen Vermehrung der Armee“. Scharnhorst’s Thätigkeit wurde bald durch den Krieg vollständig in Anspruch genommen und so fiel H. die schwere Aufgabe der Mobilmachung und der Vorbereitungen für den Krieg fast allein zu. Als Oesterreich dem Bündnisse gegen Frankreich beigetreten war, wurde er preußischer Bevollmächtigter im Hauptquartiere des Oberbefehlshabers Fürst Schwarzenberg. Es war das eine Stellung, in welcher der Vertreter einer Kriegführung im Sinne Blücher’s, Gneisenau’s oder York’s Bedeutendes hätte wirken können oder in der ein solcher rasch unmöglich geworden wäre; Hake’s gefügiger und zur Schwarzseherei neigender Charakter ließ ihn die dort herrschenden Ansichten sich selbst zu eigen machen und ihn bis zu Ende des Feldzuges in der Stellung beharren. Bei Ausbruch des Krieges von 1815 ward er Chef der 13. Brigade, welche zum Bülow’schen Corps gehörte, hatte mit derselben an der Schlacht von Waterloo vollen Antheil, übernahm am 22. Juni die Blokade von Longwy und ward am 30. desselben Monats zum Commandirenden des Norddeutschen Bundescorps ernannt, welches die Bestimmung erhielt, die Festungen Sedan, Mezieres, Charleville und Montmedy zu erobern. Es gelang ihm, die durch die Zusammensetzung seiner Truppe aus verschiedenen Contingenten und durch die mangelhafte Ausstattung mit Belagerungsmaterial bedingten Schwierigkeiten zu überwinden und Mezieres am 10., Sedan am 20. August, Montmedy am 19. September zur Uebergabe zu nöthigen. In rascher Aufeinanderfolge wurden ihm nach Beendigung des Krieges das Commando der Brigade in Danzig, dann das in Glogau und am 20. Mai 1816 das des Armeecorps am Rhein übertragen; die Einbürgerung der neuen Militärverhältnisse, die Schaffung der Landwehrcavallerie und die Errichtung von Kasernen waren Hauptgegenstände seiner Sorge in der letzteren Stellung, welche er am 26. December 1819, als Boyen abgetreten war, von neuem mit der des Kriegsministers vertauschte. Seine Wirksamkeit war dieses Mal eine selbständigere, aber wiederum eine schwierige. Vor allem galt es die allgemeine Wehrpflicht in ihrem ganzen Umfange und das noch neue Institut der Landwehr in der Weise aufrecht zu erhalten, daß die letztere im wesentlichen aus gedienten Soldaten bestand und nicht zu einer Miliz wurde; daneben bereitete ihm die unumgänglich nothwendige Rücksichtnahme auf die Finanzlage des Staates ernste Sorgen. Allen diesen verschiedenen Ansprüchen wußte er Rechnung zu tragen; außerdem schuf er Remontedepots und brachte den Grundsatz zur völligen Durchführung, die Pferde für das Heer im Lande selbst kaufen zu lassen, wodurch das erstere vom Auslande unabhängig wurde und das Geld den eigenen Unterthanen zu Gute kam. Die Verwaltung des Garnisonwesens und den Fourageankauf ordnete er neu, brachte beide Dienstzweige in nahe Beziehung zum Ministerium und schuf dem letzteren in den Intendanturen eine Vertretung den Truppen und dem Civil gegenüber. Anhaltende und gesteigerte Kränklichkeit zwang ihn, um seinen Abschied zu bitten, welcher ihm am 20. Oct. 1833 gewährt wurde. Er ging nach Italien und starb zu Castellamare bei Neapel am 19. Mai 1835, nicht ein Staatsmann ersten Ranges oder ein Feldherr, auch nicht ein organisatorisches Genie, aber ein rechtschaffener Mann und ein rastloser Arbeiter, welcher seinem Vaterlande treue und nützliche Dienste geleistet hat.[1]
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- 1810 Geheimer Staatsrat
- 1812 Generalmajor
- Eisernes Kreuz (1813), II. und I. Klasse
- Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ (für sein Wirken in der Schlacht bei Pirmasens)
- Eichenlaub zum Pour le Mérite am 3. April 1814
- Orden der Heiligen Anna, I. Klasse
- Dienstauszeichnungskreuz in Gold
- Großkreuz des Königlichen Guelphen-Ordens, 1815
- 1816 General der Infanterie
- Roter Adlerorden, I. Klasse
- Ritter des Schwarzen Adlerordens am 22. Januar 1825
- Stern zum Schwarzen Adlerorden