Scharnhorst, Gerhard von

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Militärtheoretiker von Scharnhorst

Gerhard Johann David von Scharnhorst (Lebensrune.png 12. November 1755 in Bordenau, heute Teil von Neustadt am Rübenberge; Todesrune.png 28. Juni 1813 in Prag) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt Generalleutnant und Chef des Generalstabes von Feldmarschall von Blücher in den Befreiungskriegen.

Neben August Graf Neidhardt von Gneisenau war er – als Vorsitzender der Militärreorganisations-Kommission seit Juli 1807 – der entscheidende Organisator der folgenreichen Preußischen Heeresreform und Begründer des Kriegsministeriums. Da er am deutlichsten den Zusammenhang zwischen Militärreform und gesellschaftlichen Veränderungen erkannte, gilt Scharnhorst noch heute als der Vorbildlichste der Militärreformer der Zeit der Befreiungskriege.

Bedeutung

Gerhard von Scharnhorst (Jugendbild).jpg

Gerhard von Scharnhorst gehört zur ersten Reihe der Soldaten und Staatsmänner, die die Freiheit Europas gegenüber der französisch-napoleonischen Hegemonie verteidigten und wiederherstellten. In der Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution hat er deren historisch-politisches Teilrecht wie ihre despotische Gefahr gleichermaßen verstanden und daraus die säkulare Aufgabe einer umfassenden politisch-gesellschaftlichen wie militärischen Reform abgeleitet. Damit steht er, zusammen mit anderen Freiheitskämpfern, am Beginn der konstitutionellen Bewegung in Preußen wie der deutschen Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts.

Leben

Grabstätte von Gerhard von Scharnhorst, Bronze von Christian Friedrich Tieck

Scharnhorst wurde am 12. November 1755 in Bordenau bei Hannover als Sohn des Quartiermeisters Ernst Wilhelm Scharnhorst geboren. Scharnhorst besuchte seit 1773 die vom Grafen Schaumburg- Lippe errichtete Militärschule auf dem Wilhelmstein und trat 1778 als Fähnrich in das hannoversche Reiterregiment des Generals von Estorff ein. 1782 wurde er Leutnant in der Artillerie, bald darauf Lehrer an der Kriegsschule, 1792 Stabskapitän. In den Jahren 1793 bis 1795 machte er an der Spitze einer reitenden Batterie die Feldzüge in Flandern und Holland in der alliierten Armee mit und spielte besonders bei dem Rückzug aus Hondschoote und der Verteidigung Menens eine wichtige Rolle.

Nach dem Krieg 1796 zum Oberstleutnant befördert und mit literarisch-militärischen Arbeiten beschäftigt, trat er 1801 als Oberstleutnant der Artillerie in den preußischen Dienst über und wurde zum Direktor der Lehranstalt für junge Infanterie- und Kavallerieoffiziere ernannt, auf welche sein Unterricht großen Einfluß ausübte. 1804 wurde er geadelt und zum Obersten befördert, 1806 wurde er als Chef des Stabes zunächst dem General von Rüchel, später dem Herzog von Braunschweig zugeteilt.

Obgleich in der Schlacht bei Auerstedt in der linken Seite verwundet, machte er doch den Rückzug von Blüchers als dessen Stabschef nach Lübeck mit. Mit Blücher gefangen, aber mit demselben bald wieder ausgewechselt, wohnte er als Generalquartiermeister in L’Estocqs Korps der Schlacht bei Preußisch Eylau bei. Nach dem Frieden von Tilsit wurde er zum Generalmajor befördert und am 25. Juli 1807 zum Chef des Kriegsdepartements, zum Chef des Generalstabes und zum Vorsitzenden der Militär-Reorganisationskommision ernannt, zu deren wichtigsten Mitgliedern von Gneisenau, von Grolman, von Boyen und von Clausewitz gehörten.

„Wir haben angefangen, die Kunst des Krieges höher, als die militärischen Tugenden zu schätzen. Dies war der Untergang der Völker in allen Zeiten. Tapferkeit, Aufopferung, Standhaftigkeit sind die Grundpfeiler der Unabhängigkeit eines Volkes. Wenn für diese unser Herz nicht mehr schlägt, so sind wir schon verloren, auch selbst in dem Laufe der großen Siege.“ — Gerhard von Scharnhorst, April 1806

Er reorganisierte das Heer von Grund auf, indem er Qualifikationsvoraussetzungen für den Offizierstand einführte, das Werbesystem beseitigte und durch möglichst rasche Ausbildung der Rekruten (dem Krümpersystem) eine starke Reserve schuf. Er wandelte das Söldnerheer in ein stehendes Volksheer um und bereitete so die Organisation der Landwehr und die Befreiung Deutschlands vor. Als die Russen Anfang 1813 an der Grenze Schlesiens erschienen waren, betrieb Scharnhorst mit Eifer die Erhebung Preußens und den Abschluß des Traktats von Kalisch mit Rußland. Scharnhorst bewog den König zur Stiftung des Eisernen Kreuzes und wurde dann beim Ausbruch des Kampfes als Chef des Generalstabes der schlesischen Armee des preußischen Oberbefehlshabers von Blücher zugeteilt, mit dem gemeinsam er vergeblich eine energischere Kriegführung anriet.

Tod

In der Schlacht von Großgörschen (2. Mai 1813) erlitt er eine Schußverletzung am linken Knie, an der er wegen unzureichender Behandlung wenige Wochen später am 28. Juni 1813 in Prag starb, als er auf dem Weg nach Wien war, um in Gesprächen mit Schwarzenberg und Radetzky das Kaisertum Österreich zum Anschluß an die Koalition zu bewegen. An seiner Seite bis zuletzt sein Adjutant Major i. G. Wilhelm von Röder. Er wurde auf dem Invalidenfriedhof in Berlin beigesetzt, wo sein Grab ein von Karl Friedrich Schinkel gestaltetes Monument schmückt.

Der kurz zuvor zum Generalleutnant beförderte von Scharnhorst hinterließ zwei Kinder, Wilhelm (1786–1854) und Juliane (1788–1827). Seine Gattin Klara, geb. Schmalz, war im Jahr 1803 verstorben.

August Neidhardt von Gneisenau und Carl von Clausewitz veröffentlichten in den Berliner und Breslauer Zeitungen einen Nachruf:

„Er war einer der ausgezeichnetsten Männer unserer Zeit. Das rastlose, stetig planvolle Wirken nach einem Ziel, die Klarheit und Festigkeit des Verstandes, die umfassende Größe der Ansichten, die Freiheit von Vorurteilen des Herkommens, die stolze Gleichgültigkeit gegen äußere Auszeichnungen, [...] endlich die umfassendste Kenntnis des Kriegswesens machen ihn zu einem der merkwürdigsten[1] Staatsmänner und Soldaten, auf welche Deutschland je stolz sein durfte.“

Bildergalerie

Vermächtnis

Denkmal für Gerhard von Scharnhorst (Berlin)

Nach Gerhard von Scharnhorst wurden der Große Kreuzer SMS Scharnhorst und das Schlachtschiff Scharnhorst benannt. Seinen Namen tragen die ehemalige Zeche Scharnhorst und – davon abgeleitet – die Stadtteile Alt-Scharnhorst und Scharnhorst-Ost sowie der Stadtbezirk Scharnhorst in Dortmund. Nach ihm wurde der Scharnhorst-Orden der DDR benannt. 1980 gab die DDR zum 225. Geburtstag Scharnhorsts eine 10-Mark-Gedenkmünze heraus.

An Scharnhorst erinnert der Preis für die Jahrgangsbesten der Offizieranwärterjahrgänge des Deutschen Heeres, das Scharnhorsthaus an der Panzertruppenschule in Munster sowie der Scharnhorstsaal, das Audimax der Offizierschule des Heeres in Dresden. Zudem trägt das Scharnhorstgymnasium in Hildesheim seinen Namen, und in Wunstorf die Scharnhorstschule. In Wunstorf am Stadtgraben an die Auebrücke befindet sich ebenfalls ein Gedenkstein. Die Scharnhorst-Kaserne, eine Sanitätskaserne in Hamburg-Harburg, wurde 1993 aufgegeben und das Gelände im Stadtteil Heimfeld mit einer Wohnsiedlung „Scharnhorst Höhe“ bebaut.

Die Gründung der Bundeswehr wurde 1955 bewußt auf den 12. November gelegt, den 200. Geburtstag von Scharnhorsts. Aus Anlaß seines 250. Geburtstages fand am 12. November 2005 an seinem Geburtsort in Bordenau ein Feierliches Gelöbnis statt. Dieses bildete den Abschluß der Veranstaltungsreihe „50 Jahre Bundeswehr“.

Die Bundeswehr hat einige Kasernen nach von Scharnhorst benannt, z. B. die Scharnhorst-Kaserne in Lingen (Ems), Bremen oder Lüneburg, welche Mitte der 1990er Jahre in einem umfangreichen Konversionsprojekt zu einem Campus der Universität Lüneburg umgestaltet wurde.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

Medaille 1991
  • Pour le Mérite am 21. Februar 1807
  • Orden des Heiligen Wladimir (Wladimirstern) am 5. Mai 1808, III. Klasse
    • es wird vermutet, daß er später auch das Großkreuz II. Klasse (Halsorden mit achtstrahligem Bruststern) erhielt
  • Roter Adler-Orden, III. und II. Klasse
    • III. Klasse am 18. Januar 1810
    • II. Klasse mit Eichenlaub (Halsorden) am 18. Januar 1812
  • Eisernes Kreuz (1813), II. und I. Klasse
    • II. Klasse am 6. Mai 1813 für die Schlacht bei Großgörschen (am 2. Mai 1813 schwer verwundet)
    • I. Klasse: die Verleihung ist militärhistorisch strittig, ggf. nur den Gemälden hinzugefügt worden

Weitere Ehrungen

  • 16. September 1802 in den Adelsstand erhoben
  • Ehrendoktor der Universität Halle

Posthum:

Werke

  • Handbuch für Offiziere in den angewandten Teilen der Kriegswissenschaften. 3 Bde., Hannover, 1787–90; neue vervollständigte Auflage von Hoyer, 1817–20
  • Militärische Denkwürdigkeiten. 5 Bde., Hannover 1797–1805
  • Handbuch der Artillerie. Hannover, 1804, 1806, 1814
  • Militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde. Mit einem Vorwort von Ulrich Marwedel, Neudruck der 3. Auflage von 1794, Biblio Verlag, Osnabrück 1980 (= Bibliotheca Rerum Militarium, XXXI), ISBN 3-7648-0841-1 (PDF-Datei)
  • Über die Wirkung des Feuergewehrs. Für die Königl. Preußischen Kriegs-Schulen. Neudruck der Ausgabe von 1813. Mit einer Einleitung von Werner Hahlweg, Biblio Verlag, Osnabrück 1973 (= Bibliotheca Rerum Militarium, XXVI), ISBN 3-7648-0181-6
  • Ausgewählte Schriften. Mit einer Einführung hrsg. v. Ursula von Gersdorff, Biblio Verlag, Osnabrück 1983 (= Bibliotheca Rerum Militarium, XLIX), ISBN 3-7648-1273-7
  • Ausgewählte militärische Schriften, Militärverlag der DDR, 1. Auflage, Berlin 1986, ISBN 3-32700-024-7
  • Private und dienstliche Schriften, Band 1: Schüler, Lehrer, Kriegsteilnehmer (Kurhannover bis 1795), hrsg. von Johannes Kunisch, bearb. von Michael Sikora und Tilman Stieve (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Bd. 52,1), Köln/Weimar/Wien 2002
  • Private und dienstliche Schriften, Band 2: Stabschef und Reformer (Kurhannover 1795–1801), hrsg. von Johannes Kunisch, bearb. von Michael Sikora und Tilman Stieve (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Bd. 52,2), Köln/Weimar/Wien 2003
  • Private und dienstliche Schriften, Band 3: Lehrer, Artillerist, Wegbereiter (Preußen 1801 - 1804) , hrsg. von Johannes Kunisch, bearb. von Michael Sikora und Tilman Stieve (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Bd. 52,2), Köln/Weimar/Wien 2005
  • Private und dienstliche Schriften, Band 4: Generalstabsoffizier zwischen Krise und Reform (Preußen 1804–1807), hrsg. von Johannes Kunisch, bearb. von Michael Sikora und Tilman Stieve (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Bd. 52,2), Köln/Weimar/Wien 2007

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Zu dieser Zeit bedeutete die Bezeichnung merkwürdig noch des Merkens würdig, d. h. würdig der Erinnerung.