Reichsluftschutzbund
Der Reichsluftschutzbund (RLB) wurde am 29. April 1933 von Reichsmarschall Hermann Göring ins Leben gerufen in der klaren Erkenntnis der drohenden Gefahr einer Einkreisung Deutschlands seitens der Luftflotten der benachbarten Mächte (damals vor allem Frankreich, England, Polen, Tschechei). Seine Aufgabe bestand darin, die Bevölkerung hinsichtlich des Luftschutzes zu organisieren, zu betreuen, zu beraten und auszubilden sowie mit Unterstützung der örtlichen Luftschutzleitung für die Beschaffung der Geräte, des Sandes usw. zu sorgen.
Erster Präsident wurde der erfahrene Artillerie-Offizier Generalleutnant a. D. Hugo Grimme. Der verheerende Bombenterror und die Kapitulation der Wehrmacht 1945 bedeuteten auch das Ende für den Reichsluftschutzbund.
Inhaltsverzeichnis
Organisation
Der Bund wurde am 29. April 1933 von Hermann Göring, Hugo Grimme und Richard Waldschmidt ( 11. Dezember 1882 Wetzlar) gegründet, sie bildeten gleichzeitig das Präsidium. Zu den weiteren wichtigen Gründungsmitgliedern gehörten Reichstagsabgeordneter Josef Seydel, Luftschutzsachbearbeiter der NSDAP, Bruno Loerzer, Vorsitzender des Deutschen Luftschutzes e. V., Erich Hampe, stellvertretender Chef der Technischen Nothilfe, Dr. Robert Knauß, Leiter der Verkehrsabteilung der Deutschen Luft-Hansa AG, Erich Homburg, Präsident des Verbandes der Deutschen Flughäfen und Arbogast Düring, Leiter der Abteilung „Landesverteidigung“ des Reichsstandes der Deutschen Industrie.
Der RLB unterstand zugleich Görings Reichsluftfahrtministerium. Im Bund wurden u. a. der seit 1927 existierende Verein Deutscher Luftschutz (DLS) und die Deutsche Luftschutzliga (seit 1931) zusammengeführt.[1] Mit dem RLB hörten alle in der Weimarer Republik gegründeten Luftschutzvereine auf zu existieren. Nach Kriegsbeginn wurde der RLB zur Körperschaft des öffentlichen Rechts umgeformt. 1944 wurde er in die NSDAP überführt.
Im Jahre 1939 waren etwa 15 Millionen Mitglieder im RLB organisiert.[2] Es existierten 75.300 Dienststellen; 820.000 Amtsträger taten ihren Dienst im RLB (davon 280.000 Frauen). Die Mitglieder wurden in 3.800 Schulen von mehr als 28.000 Lehrern ausgebildet. Das Ausbildungsprogramm umfaßte das luftschutzmäßige Herrichten eines Hauses und der Wohnung, Brandbekämpfung, Gasschutz, Erste Hilfe sowie Meldewesen. Zur Teilnahme an den Ausbildungsveranstaltungen des RLB konnte jeder durch das Luftschutzgesetz vom 26. Mai 1935 verpflichtet werden.
Uniform
Den Amtsträgern des RLB wurde eine Dienstbekleidung in graublauem Tuch verliehen, zu der ein eigens dafür entworfenes Hoheitsabzeichen gehörte. Das Hoheitszeichen wurde am linken Unterärmel und an der Mütze getragen.
Schrift
Das offizielle Presseorgan des RLB war Die Sirene. Illustrierte Zeitschrift des Reichsluftschutzbundes, welche von 1933 bis 1944 im Deutschen Verlag, vormals Ullstein, erschien.
Aufgaben und Struktur
Einzelne Aufgaben umfaßten:
- Aufklärungs- und Werbearbeit durch Veranstaltungen, Presse und Film, theoretische und praktische Ausbildung (Kampfmittel, Kampfstoffe, ihre Wirkung und Bekämpfung, Kampfstoffschutz, Brandschutz, besondere Ausbildung der Luftschutzhauswarte, der Hausfeuerwehr, Laienhelfer und Melder)
- Beratung und Ausbildung des erweiterten Selbstschutzes (Schulen, Theater, Kinos, Warenhäuser usw.)
- Mithilfe bei der Zusammenstellung der Luftschutzgemeinschaften; Erteilung von Anweisungen betreffend Entrümpelung und Herrichtung der Dachböden, Auswahl und Ausbau des Luftschutzraumes, Anschaffung notwendiger Gegenstände für die Hausfeuerwehr (Eimer, Beil, Axt, Schippe, Feuerpatsche, Luftschutzhandspritze, Notbeleuchtung, Sand usw.) und für den Luftschutzraum (Brecheisen, Kreuzhacke, Hausapotheke).
Präsidium
Das Präsidium des RLB war in Berlin. Es war dem Reichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Reichsmarschall Hermann Göring unmittelbar verantwortlich. Letzter Präsident des RLB war General der Flakartillerie Friedrich Hirschhauer.
Führerränge des RLB
- RLB-Präsident
- General-Hauptluftschutzführer (Vize-Präsident und Chef des Stabes)
- Generalluftschutzführer
- Oberstluftschutzführer
- Oberststabsluftschutzführer
- Stabsluftschutzführer
- Hauptluftschutzführer
- Oberluftschutzführer
- Luftschutzführer
- Luftschutzobertruppmeister
- Luftschutztruppmeister
- Luftschutzobertruppwart
- Luftschutztruppwart
- Luftschutzobertruppmann
- Luftschutztruppmann
Gliederung
Der RLB war gegliedert in Gruppen, Bezirksgruppen, Ortsgruppen, Reviergruppen, Untergruppen und Blocks:
- Gruppen (unter Gruppenführern)
- Bezirksgruppen (unter Bezirksgruppenführern)
- Ortsgruppen (unter Ortsgruppenführen)
- Reviergruppen (unter Reviergruppenführern)
- auf dem Lande Gemeindegruppen (unter Gemeindegruppenführern)
- Untergruppen (unter Untergruppenführern)
- Blocks (unter Blockwarten)
Ausbildungsveranstaltungen
Zur Teilnahme an den Ausbildungsveranstaltungen, die in LS-Schulen durchgeführt wurden, war jeder Deutsche gemäß dem LS-Gesetz vom 25. Mai 1935 verpflichtet.
Mitglieder
Der RLB umfaßte 1939:
- 13.500.000 Mitglieder
- 75.300 Dienststellen
- 820.000 Amtsträger (davon 280.000 Frauen)
- mehrere Millionen ausgebildete Selbstschutzkräfte
- 38:00 LS-Schulen
- 28.000 Lehrer
Dienstkleidung
Den Amtsträgern wurde eine Dienstkleidung verliehen (graublau, Kampfbünde, eigenes Hoheitszeichen), Mitgliedabzeichen: Gardestern mit Hakenkreuz. Dasselbe Zeichen in Weiß auf rotem Grund zeigt die Fahne. Für Verdienste in LS wurde ein Luftschutz-Ehrenzeichen 1. und 2. Stufe gestiftet.
Aufklärungs- und Werbearbeit
In den 1930er/-40er Jahren wurden Ausstellungen mit dem Ziel von Lehrschauen organisiert. Dabei ging es um den luftgeschützten Aufbau mit Stahlgerippebau, um Bomben- und Gasschutz und Schutzräume bei Deckenformen wie Preußische Kappen/Kappendecke oder Hohlsteindecken. Für eine westdeutsche Großstadt mit 400.000 Einwohnern wurde folgender Schutzraumbedarf errechnet:
- In 65 % aller Wohnhäuser sind Schutzräume anzulegen.
- Die Zahl der durch Schutzräume in Wohnhäusern zu schützenden Personen liegt zwischen 36 und 59 % der Gesamtbevölkerung.
- Mindestens 29 % aller Schutzräume haben nur 10 und weniger Personen aufzunehmen.
- Im Mittel sind in jedem Schutzraum höchstens 16 Personen unterzubringen.
- Die Zahl der für jede Wohnung durch Schutzraum zu schützenden Personen liegt zwischen 1,6 und 2,6.
- Schutzräume mit einem Belegungsvermögen von 50 und mehr Personen werden praktisch nicht benötigt.[4]
Präsidenten
Der Präsident des RLB war, nach Grimme, immer ein aktiver General der Luftwaffe.
- Generalleutnant Hugo Grimme: 29. April 1933 bis 30. April 1936
- Vizepräsidenten Major a. D. Richard Waldschmidt, Gerhard Roßbach und Karl von Roques (Chef des Stabes und Vizepräsident vom 1. August 1934 bis 29. April 1936)
- Generalleutnant Karl von Roques: 30. April 1936 bis 30./31. Mai 1939
- Chef des Stabes und Vizepräsident Generalmajor Heinrich Niehoff von 30. April 1936 bis November 1937; Der Chef des Stabes RLB hat den dem Generalleutnant entsprechenden Rang eines Generalhauptluftschutzführers
- General der Flakartillerie Ludwig von Schröder: 30./31. Mai 1939 bis 30. Mai 1941
- Karl von Roques wurde Ehrenpräsident auf Lebenszeit
- Chef des Stabes und General-Hauptluftschutzführer Hermann J. Sautier wurde mit der Führung der Geschäfte des Präsidenten des RLB beauftragt: 12. Juni 1941 [5]
- General der Flakartillerie Friedrich Hirschhauer: 1. August 1942 bis 31. Januar 1945
- Hermann J. Sautier bis 8. Mai 1945
Bildergalerie
RLB-Präsident Hugo Grimme
Opfer des Bombenterrors 1944
Siehe auch
Literatur
- Gasschutz und Luftschutz – Zeitschrift für den Gasschutz und Luftschutz der Zivilbevölkerung und für die militärische Gasabwehr. 1931–1945
- Gerhard Roßbach: Luftschutz als Volksschutz und Selbstschutz – Erfahrungen und Vorschläge des Reichsluftschutzbund. 1933
- Präsidium des RLB (Hg.): 1000 Worte Luftschutz. 1937