Niehoff, Heinrich
Heinrich Julius Niehoff ( 20. November 1882 in Bochum, Westfalen; 19. Februar 1946 in Berlin-Köpenick) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, des Deutschen Heeres, der Vorläufigen Reichswehr, der Polizei und der Wehrmacht, zuletzt Charakter-Generalleutnant der Luftwaffe und ab 1941 Generalleutnant z. V. des Heeres im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Heinrich Niehoff trat am 18. Februar 1902 als Fahnenjunker in die Preußische Armee ein. Er kam dabei zum 2. Westfälischen Infanterie-Regiment „Prinz Friedrich der Niederlande“ Nr. 15. Bei diesem wurde er am 1903 zum Leutnant befördert. Am 18. August 1911 wurde er beim 2. Westfälischen Infanterie-Regiment „Prinz Friedrich der Niederlande“ Nr. 15 zum Oberleutnant befördert. Als solcher wurde er am 1. Oktober 1911 für dreieinhalb Jahre zur Kriegsakademie nach Berlin kommandiert. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieg kam er dann mit dem 2. Westfälisches Infanterie-Regiment „Prinz Friedrich der Niederlande“ Nr. 15 an die Kriegsfront.
Dort wurde dann bis zum August 1915 als Kompanie- und Bataillonsführer eingesetzt. Am 8. November 1914 wurde er zum Hauptmann befördert. Im Sommer 1915 wechselte er dann in den Stabsdienst. Dabei wurde er die ersten Monate als Erster Generalstabsoffizier (Ia) beim Stab der Etappen-Inspektion Grodno eingesetzt. Im Herbst 1915 wurde er dann zum Adjutant der 17. Infanterie-Brigade ernannt. 1916 wechselte er dann in den Stab der 16. Infanterie-Division. Ab dem Spätsommer 1918 wurde er dann bei der Kommandantur Minsk, später Grodno eingesetzt.
Am 30. September 1919 wurde er aus dem aktiven Dienst verabschiedet. Dabei wurden ihm die Charakter eines Major verliehen. Er trat dann am 1. Oktober 1919 als Hauptmann in die Polizei in Mühlheim/Ruhr ein. Bereits 1920 wurde er dann für acht Jahre zur Polizeiverwaltung Kiel versetzt. Dort wurde er recht bald zum Oberstleutnant der Polizei befördert. 1928 wurde er dann zur Polizeiverwaltung Berlin versetzt, wo er im November 1929 als Kommandeur der Gruppe Berlin-Ost und Stellvertreter von Oberst Dillenberger zum Oberst der Schutzpolizei befördert wurde. Später war er Kommandeur/Kommandant der Polizeigruppe Berlin-Mitte. Am 1. April 1933 wurde er unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalmajor der Polizei zum Höherer Polizeiführer Schlesien und Südliche Grenzmark sowie Kommandeur der Landespolizei Breslau ernannt.
Am 1. Februar 1936 trat er dann als Generalmajor zur Luftwaffe über. Dabei wurde er jetzt, zur besonderen Verwendung des Reichsluftfahrtministeriums, als Nachfolger von Karl von Roques zum Chef des Stabes und Vizepräsidenten vom Reichsluftschutzbund mit dem Rang „General-Hauptluftschutzführer“ ernannt. Am 31. März 1938 wurde er als solcher aus dem Dienst der Luftwaffe wieder verabschiedet.
Er trat dann nach Beginn des Zweiten Weltkrieg wieder zur Verfügung des Heeres. Ende Februar 1940 wurde er zum Kommandant der Oberfeldkommandantur 670 (OFK 670) in Lille ernannt. Damit wurde er jetzt für das Departement Nord zuständig. Im Herbst 1942 gab er dieses Kommando ab und wurde erneut zur Verfügung gestellt. Am 15. November 1942 wurde er dann Kommandant des rückwärtigen Armeegebiets 588. Korück 588 wurde am 20. Dezember 1942 in Lyon in „Befehlshaber im Heeresgebiet Südfrankreich“ umbenannt. Am 5. August 1944 gab er sein Kommando ab und wurde in die Führerreserve OKH versetzt. Theodor Geib, der als Nachfolger vorgesehen war, wurde von einer Mordbande der Résistance angegriffen. Neuer Befehlshaber im Heeresgebiet Südfrankreich wurde Ernst Dehner. Am 31. Oktober 1944 wurde Generalleutnant Niehoff in den Ruhestand verabschiedet.
Chronologie 1902 bis 1919
- 18.2.1902 Eintritt in das Infanterie-Regiment „Prinz Friedrich der Niederlande“ (2. Westfälisches) Nr. 15 (Minden) als Fahnenjunker
- 18.8.1903 Kompanie-Offizier in der in der 2. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 15
- 1906 in der 6. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 15
- 1907 in der 4. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 15
- 1908 in der 1. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 15
- 1.5.1909 bis zum Ende der Herbstübungen zum Mindenschen Feldartillerie-Regiment Nr. 58 (Minden) kommandiert
- 1909 bis 1910 in der 12. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 15
- 1911 bis 30.9.1911 in der 10. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 15
- 1.10.1911 bis 1.8.1914 kommandiert zur Kriegsakademie
- 2.8.1914 August 1915 Kompanie- und Bataillonsführer im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 16
- September 1914 verwundet
- August 1915 bis Oktober 1915 Ia beim Stab der Etappen-Inspektion Grodno
- Oktober 1915 bis 1916 Adjutant der 17. Infanterie-Brigade
- 1916 bis September 1918 beim Generalstab der 16. Infanterie-Division
- September 1918 bis 30.9.1919 beim Stab der Kommandantur Minsk, später Grodno
- 30.9.1919 mit dem Charakter als Major aus dem aktiven Dienst der Vorläufigen Reichswehr verabschiedet
Tod
Am 7. Dezember 1945 wurde Niehoff von den sowjetischen Besatzungsbehörden völkerrechtswidrig verhaftet und nach Berlin-Köpenick verschleppt. Mitte Februar 1946 ist er in einer der sechs NKWD-Folter- und Mordgefängnissen unter ungeklärten Umständen verstorben.[1]
Familie
Heinrich war der Sohn des Fabrikdirektors Heinrich Niehoff und seiner Ehefrau Mathilde, geb. Hellawecke. Am 4. Juni 1908 heiratete Leutnant Niehoff seine Verlobte Maria von Drygalski. General der Infanterie Hermann Niehoff ist nicht, wie zuweilen angedeutet, sein Bruder.[2]
Beförderungen
- 18.2.1902 Fahnenjunker
- 18.10.1902 Fähnrich (ggf. mit Wirkung bzw. Patent oder RDA vom 27.2.1902)
- 18./19.8.1903 Leutnant (mit Patent vom 19.8.1902)
- 18.8.1911 Oberleutnant
- 8.11.1914 Hauptmann
- ggf. schon am 2.8.1914 zum Hauptmann ohne Patent ernannt
- 30.9.1919 Charakter als Major
- 1.10.1919 Polizei-Hauptmann
- 22.12.1919 Polizei-Major
- 22.12.1921 Polizei-Oberstwachtmeister
- 1.10.1927 Polizei-Oberstleutnant
- Die Amtsbezeichnung Polizeioberstwachtmeister wurde zum 1.10.1927 in Polizeioberstleutnant umgewandelt.
- 26.11.1929 Polizei-Oberst (ggf. mit Wirkung oder RDA vom 1.10.1929)
- 21.3.1933 Polizeikommandeur mit Wirkung vom 1.4.1933
- 5.5.1933 Polizei-Generalmajor
- Chefbesprechung des Preußischen Staatsministeriums, 5.5.1933, Punkt 5: Anstelle der bisherigen Bezeichnung „Polizeikommandeur“ wird mit sofortiger Wirkung die Dienstgradbezeichnung „Polizeigeneral“ treten.
- 1.1.1936 Generalmajor der Landespolizei
- 1.2.1936 Generalmajor der Luftwaffe
- laut Generalskartei Sig. H 6/26a: 1.4.1936 Generalmajor z. b. V.
- 30.1.1938 Charakter als Generalleutnant der Luftwaffe mit Wirkung vom 1.2.1938
- 31.3.1938 aus dem aktiven Dienst verabschiedet
- 28.2.1940 reaktiviert
- 17.4.1940 Charakter als Generalleutnant des Heeres
- 1.2.1941 Generalleutnant z. V. des Heeres
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914), II. und I. Klasse
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse mit Eichenlaub
- I. Klasse am 16. März 1936
- Eichenlaub 1942 für 40 Jahre Dienstzeit
- Luftschutz-Ehrenzeichen, I. Stufe, 1938
- Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes, I. Klasse mit Eichenlaub (Halsorden)
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse mit Schwertern
- II. Klasse am 15.1.1941
- I. Klasse am 30.1.1942
- Orden der Krone von Rumänien, Großoffizierkreuz mit Stern und Schwertern
- Deutsches Kreuz in Silber am 2. Juni 1944 als Generalleutnant z. V. und Befehlshaber Heeresgebiet Südfrankreich
Literatur
- Das Deutsche Führerlexikon, Otto Stollberg G.m.b.H., Berlin 1934
Verweise
- Niehoff, Heinrich, ww2awards.com (englischsprachig)