Rohwedder, Detlev
Detlev Karsten Rohwedder ( 16. Oktober 1932 in Gotha; 1. April 1991 in Düsseldorf) war ein deutscher Unternehmensführer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in der damaligen West-BRD 1969 wurde er von SPD-Wirtschaftsminister Karl Schiller als beamteter Staatssekretär berufen. In dieser Funktion diente das SPD-Mitglied Rohwedder auch Schillers Nachfolgern Hans Friderichs und Otto Graf Lambsdorff (beide FDP). 1978 wechselte er aus dem Wirtschaftsministerium zur Dortmunder Hoesch AG, deren Vorstandsvorsitzender er 1980 wurde. Am 3. Juli 1990 wurde er zum Vorsitzenden der Treuhandanstalt ernannt.
Nach Bekanntgabe seiner Pläne, die Unternehmen der DDR im Sinne Deutschlands möglichst zu erhalten und den Beschäftigten in weitgehender Eigenregie zu übergeben, wurde er erschossen. Die BRD-Bundesanwaltschaft erklärte flugs, daß es sich dabei um einen Anschlag der Rote Armee Fraktion (RAF) gehandelt habe. Weder wurden die Täter ermittelt noch konnten die genauen Umstände der Tat bis heute aufgeklärt werden. Rohwedder war zu der Erkenntnis gelangt, daß eine rücksichtslose Privatisierung der realwirtschaftlich durchaus noch nützlichen Industriebetriebe unannehmbare soziale Folgen haben würde und hatte in den ersten Monaten des Jahres 1991 beschlossen, das Konzept der Treuhand in „Erst Sanierung, dann Privatisierung“ zu ändern – immer im Hinblick auf die sozialen Auswirkungen.
Dies war der Moment, als die angebliche „RAF“ wieder zuschlug. Vieles ist ungereimt an diesem Verbrechen. So war ausgerechnet das Arbeitszimmer des Treuhandchefs nicht mit schußfestem Glas gesichert worden. Klare Hinweise, die im Vorfeld des Anschlags auf ein bevorstehendes Attentat hätten aufmerksam machen können, wurden ignoriert. Noch kurz vor dem Attentat wurde die Sicherheitsstufe, in der sich Rohwedder zu diesem Zeitpunkt befand, sogar herabgesetzt. Die Autoren des Buches „Das RAF-Phantom“ knüpfen hier einen Zusammenhang zum Ausverkauf Mitteldeutschlands an ausländische Investoren. Rohwedders Nachfolgerin an der Spitze der Treuhandanstalt wurde dann Birgit Breuel, die sich im Sinne der NWO konform verhielt und erwartungsgemäß die mitteldeutsche Industriestruktur vollständig zerstörte. Wollte Rohwedder noch ernsthaft marode Betriebe in der früheren DDR sanieren, so begann seit seinem Tod eine brutale Privatisierungswelle.
Zehn Jahre nach der Tat wurde ein Haar von Wolfgang Grams „gefunden“, um die RAF-These zu untermauern, da die Zweifel nicht verstummten.[1] Grams war jedoch schon zwei Jahre nach Rohwedders Tod im Juni 1993 vom BRD-Regime aus dem Weg geräumt worden. Bereits zwei Jahre vor dem Mord an Rohwedder war Alfred Herrhausen ermordet worden, der ebenfalls einen eigenen deutschen Weg – unabhängig von den imperialistischen VSA – propagiert hatte.
Das Gebäude des Reichsluftfahrtministeriums wurde in Detlev-Rohwedder-Haus umbenannt.
Zitat
- „Zwei wirtschaftspolitisch motivierte Morde haben wesentlich zur Katastrophe beigetragen, in welche die deutsche Wirtschaft in den letzten 15 Jahren gestürzt ist: Alfred Herrhausen und Detlev Rohwedder.“[2]
Siehe auch
Literatur
- Gerhard Wisnewski / Wolfgang Landgraeber / Ekkehard Sieker: Das RAF-Phantom. Wozu Politik und Wirtschaft Terroristen brauchen. Droemer Knaur, 1997 (aktualisierte und erweiterte Auflage), ISBN 3-426-80010-1 (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)
Dokumentation
- Arte-Dokumentation: Der Fall Rohwedder (Zusammenfassung, Möglichkeit zum Herunterladen)
Verweise
- Biographie
- Das RAF-Phantom: Keine Beweise für eine dritte RAF-Generation
- Die Morde an Alfred Herrhausen und Detlef Rohwedder aus neuer Sicht
- Mit der RAF für die Treuhand – der Tod des Detlev Karsten Rohwedder