Polanski, Roman
Roman Polański (* 18. August 1933 in Paris, Frankreich als Rajmund Roman Liebling) ist ein jüdischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Schauspieler,[1] der 1975 die französische Staatsbürgerschaft annahm. Die international übliche Schreibweise ist „Polanski“ (ohne Kreska), obwohl Polański selbst mit Kreska zeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft
Roman Polański ist der Sohn von Ryszard Liebling und dessen Frau Bula Katz. Der Vater war Jude, die Mutter stammte ursprünglich aus Rußland und hatte einen jüdischen Vater sowie eine katholische Mutter. Die Familie lebte in Frankreich, kehrte 1937 aufgrund eines wachsenden Antisemitismus in Frankreich nach Galizien (Polen) zurück. Sie zogen nach Krakau, da der Vater die Stadt als sichersten Ort für Juden in Europa ansah. Dort lebten sie bis 1939.
Ausbildung und Berufung
Nach Ausbildung an der polnischen Filmhochschule in Lodz drehte er Filme zunächst in Polen. Schon sein 1961 noch in Polen produziertes Kinodebüt «Das Messer im Wasser», das von der eskalierenden Rivalität zweier Männer handelte, war eine Sensation und ebnete ihm den Weg in den Westen. Zunächst arbeitete der Regisseur in England, Italien, Frankreich, dann in Hollywood (USA). Zu seinen bekanntesten Werken zählt der Film „Ekel".
Privates und Skandale
In erster Ehe war er mit der polnischen Schauspielerin Kwiatkowski verheiratet, die sich später als Barbara Lass mit dem deutschen Mimen Karl-Heinz Böhm verband.
Sharon Tate, Hauptdarstellerin der Horror-Komödie «Tanz der Vampire» wurde 1968 Polanskis zweite Frau. Hochschwanger wurde Tate am 9. August 1969 bei einem grauenhaften Ritualmord von Anhängern des Satan- Sektenführers Charles Manson in Hollywood ermordet.
Polanski selbst bekennt, er habe die „Grenze zwischen ordentlichen Bürgern und dem Abschaum über Nacht überschritten". Als er 1977 wegen Vergewaltigung einer 13-jährigen in den USA schuldig gesprochen wurde, sagte sein Verteidiger, die Tat sei als Reaktion auf Polanskis Leiden als naziverfolgter Jude zu deuten.[2] Gegen Roman Polanski liegt in den USA bis heute ein gültiger Haftbefehl vor. Polanski bekannte sich damals vor Gericht schuldig, die dreizehnjährige Samantha Gailey vergewaltigt zu haben, doch kurz vor der Verkündung des Strafmaßes setzte sich der Regisseur nach Frankreich ab.
Polanski ist seit 1978 nicht mehr in den USA gewesen. Auch der Verleihung des Oscars für seine Regie in "Der Pianist" blieb er fern.
Vergewaltigung der dreizehnjährigen Samantha Gailey
Regisseur Polanski war 43 Jahre alt, als er 1977 in einen Sex-Skandal um die damals 13-Jährige Samantha Gailey verwickelt war. Er wurde beschuldigt, in der Villa von Hollywoodstar Jack Nicholson das dreizehnjährige Mädchen mit Alkohol und Drogen erst gefügig gemacht und danach vergewaltigt zu haben. Polanski verbrachte 42 Tage unter psychiatrischer Beobachtung. Er floh 1978 aus Angst vor einer längeren Gefängnisstrafe, unmittelbar vor der Urteilsverkündung nach Frankreich, um eine Auslieferung an die USA durch Großbritannien zu entgehen.[3] Er nahm 1975 die französische Staatsbürgerschaft an und konnte so nicht an die USA ausgeliefert werden. Aufgrund des Haftbefehls vermied er Reisen in die USA. Seitdem lebte Roman Polanski in Frankreich und Polen.
2008 versuchten Anwälte auf Hinweis einer Fernsehdokumentation, die Verfahrensfehler aufdeckte, das Verfahren gegen Polanski einzustellen.[4] In seinen Bemühungen, unter das in den USA seit 30 Jahren gegen ihn laufende Verfahren wegen Missbrauchs einen Schlussstrich zu ziehen, hatte Roman Polanski von seinem Opfer Unterstützung bekommen. Samantha Geimer hatte mehrfach darum gebeten, den Fall niederzuschlagen. Geimer, nun Mutter dreier Kinder, hatte im Januar 2009 beim Gericht in Los Angeles einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens eingereicht. Sie habe den Vorfall verarbeitet, allerdings sehe sie sich jetzt als Opfer der Staatsanwaltschaft, die den Fall nicht ruhen lasse. Jedes Mal neu müsse sie darunter leiden, wenn sensationslüsterne Einzelheiten ausgebreitet würden.[5] Erst im Mai 2009 war Polanski vor einem Gericht in Kalifornien mit dem Antrag gescheitert, das Vergewaltigungsverfahren nach 32 Jahren für abgeschlossen erklären zu lassen.[6]
Roman Polanski in Zürich verhaftet
Am 26. September 2009 wurde Polański auf Grund des Haftbefehls von 1978 auf Begehren der US-amerikanischen Strafverfolgungsbehörden bei der Einreise in die Schweiz auf dem Flughafen Zürich verhaftet. Er war in die Schweiz eingereist, um auf dem Züricher Filmfestival den Preis für sein Lebenswerk entgegenzunehmen.[7]
Polanski hätte am Abend des 27. September 2009, das "Goldene Auge" für sein Regie-Lebenswerk erhalten sollen. Die Festival-Leitung zeigte sich in der Mitteilung über die Festnahme bestürzt, beschloss aber, die Retrospektive mit ausgewählten Polanski-Werken programmgemäß durchzuführen. Die USA hatten am 23. Oktober 2009 formell die Auslieferung des Regisseurs ersucht.[8]
Vergewaltigung der sechzehnjährigen Charlotte Lewis
Die britische Schauspielerin Charlotte Lewis beschuldigt den Regisseur, sie 1982 sexuell missbraucht zu haben. Polanski habe gewusst, daß sie damals erst 16 Jahre alt gewesen sei.[9][10] Charlotte Lewis spielte 1986 eine Rolle in Roman Polanskis Film „Piraten“. Sie ging 2010 damit an die Öffentlichkeit, um das Verfahren gegen ihn im Fall Samantha Gailey, zu unterstützen.
Zitate
- „Als ich die Bilder der brennenden Kathedrale sah, hatte ich als erstes eine buchstäblich ‚satanische‘ Assoziation: In Polanskis Horrormeisterstück ‚Rosemarys Baby‘ betritt die Titelfigur über einen Geheimweg die Wohnung ihrer teufelsanbetenden Nachbarn, und erblickt dabei ein Ölgemälde, das eine gotische Kirche in Flammen zeigt. Bald wird sie erfahren, daß die skurrilen Satanisten von nebenan sie dazu benutzt haben, den Sohn Satans, den Antichristen, zu gebären.“— Martin Lichtmesz[11]
Literatur
- Paul Werner: Roman Polanski. Fischer Cinema, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-596-23671-1
- Barbara Leaming: Polanski: A Biography. Simon & Schuster, New York, 1981, ISBN 067124986-X
- Polanski Roman, Wolfgang Jacobsen, Peter W. Jansen, Christa Maerker: Roman Polanski. Hanser, München 1986, 222 S., ISBN 978-3446144095
- Alexandre Tylski: Roman Polanski ses premiers films polonais. Aleas, Lyon 2004, 159 S., ISBN 2-84301-109-4
- Paul Cronin: Roman Polanski: Interviews. University Press of Mississippi, 2005, 211 S., ISBN 978-1578068005
- Alexandre Tylski: Roman Polanski. Gremese, Rom 2006, 125 S., ISBN 8-87301-599-9
- Alexandre Tylski: Roman Polanski l'art de l'adaptation. L'Harmattan, Paris 2006, 278 S., ISBN 2-29600-797-X
- F.X. Feeney und Paul Duncan (Hrsg.): Roman Polanski. Übersetzt von Heiko Fischer, Taschen Verlag, Köln 2006, 192 S., ISBN 978-3822825419
Verweise
- Ellen Kositza: Das arme Schwein Polanski, Sezession im Netz, 1. Oktober 2009