Schwarze Reichswehr
Als Schwarze Reichswehr werden die inoffiziellen paramilitärischen Formationen in der Zeit der Weimarer Republik bezeichnet, die unter Umgehung des Versailler Diktates von der offiziellen deutschen Reichswehr gefördert und zum Teil selbst unterhalten wurden.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Im Versailler Diktat war die Stärke der deutschen Armee auf 100.000 Mann festgelegt worden, wodurch Deutschland nach außen faktisch wehrlos und erpreßbar gemacht wurde. Zugleich sollten alliierte Militär-Kommissionen die weitgehende Entwaffnung dieses Heeres überwachen. Die Reichswehr versteckte jedoch zum Teil überschüssige Waffen, Munition und Ausrüstungsgegenstände, die nach dem Krieg noch in erheblichem Umfang existierten.
Die Schwarze Reichswehr formierte sich zu einem Zeitpunkt, als sich die Lage allgemein zuspitzte. Ihre ersten Verbände entstanden 1921/22 und ihr Aufbau vollzog sich im Jahre 1923. Die Freiwilligen dieser – offiziell sogenannten – „Arbeitskommandos“ rekrutierten sich größtenteils aus dem Arbeitslosenheer, das im Nachkriegs-Deutschland entstanden war, sowie aus ehemaligen Militärs. Das Jahr 1923 begann politisch mit der Ruhrbesetzung durch Franzosen und Belgier. Die Regierung Wilhelm Cuno proklamierte daraufhin, im Einverständnis mit der Reichswehrführung, den passiven Widerstand. Aber auch im Osten war die Lage für das Reich bedrohlich. Es bestand die Gefahr, daß Polen die Gunst der Stunde nutzen und seine unberechtigten Gebietsforderungen gegen Deutschland, vor allem in Oberschlesien, mit regulären Truppen durchsetzen würde. In dieser Situation hielt die Reichswehrführung das 100.000-Mann-Heer nicht für ausreichend. Die Schwarze Reichswehr sah sich als eine Organisation zur Grenzsicherung und zur Betreuung der gesicherten Waffenbestände.
Die Kontrolle über das Waffenpotential machte die in weiten Teilen monarchiefreundliche Reichswehr zu einem wesentlichen Machtfaktor. Die Reichswehr unterstützte die Verbände nicht nur mit Geld, Waffen, Munition und Gerät, sondern auch durch die Bereitstellung von Ausbildern und Überlassung von Ausbildungsstätten. Weder die Zeitfreiwilligen noch die Schwarze Reichswehr erreichten aber einen Umfang, der den personellen Rahmen der Reichswehr nennenswert ausgeweitet hätte. Im engeren Sinn rechnete man nur die sogenannten Arbeitskommandos des Majors Bruno Buchrucker und Oberleutnants Paul Schulz in Stärke von 18.000 Mann, die seit den Kämpfen der deutschen Freikorps in Oberschlesien im Frühjahr 1921 beim Wehrkreiskommando III bestanden, zur „Schwarzen Reichswehr“.[1]
Im weiteren Sinn gehörten ebenfalls zur Schwarzen Reichswehr:
- die SA
- die „Notpolizei“ Brigade Ehrhardt
- der Stahlhelm
- der Bund Oberland
- der Bund Reichsflagge
- die Sabotagetrupps der Organisation Heinz im Ruhrgebiet gegen die französische Besatzung
- die Einwohnerwehren
- die Organisation Escherich
- die Organisation Kanzler
- die Organisation Consul (als Nachfolgeorganisation der „Brigade Erhardt“)
Der Zweck dieser Verbände bestand in drei Zielen:
- Umgehung der Beschränkungen des Versailler Diktats
- Aufstellung einer Reservearmee
- Fortsetzung der militärischen Ausbildung
Siehe auch
Literatur
- Walter Luetgebrune: WAHRHEIT UND RECHT — für Feme, Schwarze Reichswehr und Oberleutnant Schulz. Beiliegend BROSCHÜRE von Friedrich Felgen: Was das Volk nicht weiß!, 1928
- Bruno Buchrucker: Im Schatten Seeckt's — Die Geschichte der Schwarzen Reichswehr, 1928