Sclavi
Das Wort Sclavi hat verschiedene mögliche Wurzeln: Es wird vom griechischen Verb skyleúo („Kriegsbeute machen“, 1. Person Singular skyláo) oder vom lateinischen sclavus für eine bestimmte ethnische Gruppe (rumänisch şchiau) abgeleitet. Einige Autoren neigen dazu, dieses Wort erst in den Kämpfen der Ottonen gegen die Heiden im 10. Jahrhundert entstanden zu sehen, zumal bereits bei Widukind von Corvey und in den Quedlinburger Annalen von "sclavus" die Rede ist.
So wurde am 11. Oktober 973 einem Sklavenhändler eine in den Monumenta Germaniae Historica enthaltene Urkunde ausgestellt, in der zum ersten Mal anstatt des lateinischen "servus" "sclavus" für Sklave erscheint. Der in mittelalterlichen arabischen Quellen verwendete Begriff Saqaliba (Slaven) bezieht sich ebenfalls auf hellhäutige bzw. rötliche Völker Nord- und Mitteleuropas.
Bereits in der Antike wurde das Wort für die „Sklaven“ verwendet. Davon ausgehend übertrug sich der Begriff auf das osteuropäische „Sklavenland“, von wo der jüdische Sklavenhandel seinen Sklavennachschub bezog. Die moderne Völkerkunde entwickelt daraus böswillig eine „Slawen“-Nation, die es als ethnische Gruppe nie gegeben hat. Tatsächlich waren die ethnischen Ursprungsgruppen für die osteuropäischen Völker Ostgermanen.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung bei Einhard
Aus den Aufzeichnungen des Geschichtsschreibers Karls des Großen, Einhard, wissen wir, daß mit den als „Sclavi“ erwähnten Volksangehörigen der ostelbischen Stämme ausschließlich Germanen gemeint waren und Ostelbien bis zum Bug[1] in den Begriff Germanien eingeschlossen wurde.
In den „Annales Alamanici“ findet sich der Vermerk, daß Karl der Große gegen die „Sclavi“ einen Kriegszug „in das Land der Wandalen“ („in regionem Vandalorum“) unternahm. Und in seiner „Vita Caroli“ („Das Leben Karls“) stellt Einhard ausdrücklich die sprachliche Verwandtschaft als verbindliches Merkmal der Germanen Ost- und Westelbiens fest:
- „Endlich bezwang er (Karl) alle barbarischen und wilden Völker, welche in Germanien zwischen Rhein und Weichsel, dem Ozean und der Donau wohnen, und an Sprache zwar wenig verschieden, an Sitten und Tracht aber unähnlich sind, derartig, daß er sie tributpflichtig machte.“[2]
Absatz 12 lautet im Original:
- „His motibus ita conpositis, Sclavis, qui nostra consuetudine Wilzi, proprie vero, id est sua locutione, Welatabi dicuntur, bellum inlatum est. In quo et Saxones velut auxiliares inter ceteras nationes, quae regis signa iussae sequebantur, quamquam ficta et minus devota oboedientia, militabant. Causa belli erat, quod Abodritos, qui cum Francis olim foederati erant, adsidua incursione lacessebant nec iussionibus coerceri poterant. Sinus quidam ab occidentali oceano orientem versus porrigitur, longitudinis quidem inconpertae, latitudinis vero quae nusquam centum milia passuum excedat, cum in multis locis contractior inveniatur. Hunc multae circumsedent nationes; Dani siquidem ac Sueones, ques Nordmannos vocamus, et septentrionale litus et omnes in eo insulas tenent. At litus australe Sclavi et Aisti et aliae diversae incolunt nationes; inter quos vel praecipui sunt, quibus tunc a rege bellum inferebatur, Welatabi. Quos ille una tantum et quam per se gesserat expeditione ita contudit ac domuit, ut ulterius imperata facere minime rennuendum iudicarent.“
Hier wird von fast allen neueren Übersetzern völlig sachfremd „Sclavi“ mit „Slawen“ übersetzt![3] Indes wird von Kritikern der Verdacht geäußert, daß es sich um bewußt vorgenommene Geschichtsfälschung handelt.
Bedeutung bei Jordanes
In der Gotengeschichte des Jordanes ist das Wort „Sclavi“ ein Synonym für Heiden. Jordanes schreibt in seiner Getica:[4]
- „Links von diesen,[5] wo die Grenze nordwärts geht, von den Quellen der Vistula[6] ab über ungeheure Strecken hin sitzt das Volk der Veneter.[7]
- Mögen auch ihre Benennungen wechseln nach ihren verschiedenen Stämmen und Wohnsitzen, die hauptsächlichen Namen sind doch die der Sklaven und Anten. Die Sklaven haben das Land von der Stadt Novietunum und dem sogenannten Mursianischen See bis zum Danaster, im Norden bis zur Vistula inne. Statt in Städten wohnen diese in Sümpfen und Wäldern.“[8]
Diese Veneter erwähnen auch schon Plinius als Venedi und Tacitus als Venethi, Prokop unterscheidet die zwei Gruppen der Winidae, die Sclavenen und die Anten.
Siehe auch
Literatur
- Helmut Schröcke: „Sclavi, Slawen, Ostgermanen“, 1995