Siegel
Ein Siegel (mhd. sigel[1], mnd. seg[g]el, von lat. sigillum „kleine Figur, Bildchen; Abdruck des Siegelrings“[2]) ist der Abdruck eines Siegelstempels, welcher in ein weiches oder erweichtes und später erhärtendes Material (Ton, Teig, Wachs, aber auch Metall und später meist Siegellack) gepresst ist und als als reliefartiges Zeichen erscheint, das zur Beglaubigung einer Urkunde oder zum Verschluß eines Schriftstücks oder eines Behältnisses dient. Das alte deutsche Wort für Siegel ist Insiegel. Umgangssprachlich werden auch die Siegelstempel (Petschafte) als Siegel bezeichnet. Siegel auf Schriftstücken, als Nachweis der Identität des Schreibers, sind seit dem Altertum bekannt.
Der Name Bulle für Metallsiegel leitet sich von den ursprünglich ebenso genannten hölzernen oder ledernen Siegelkapseln auf schriftlichen Erlässen des Papstes ab, welche die an (Seiden-)Schnüren oder dünnen Lederriemen (Pergamentpresseln) am Pergament hängenden Siegel schützen sollten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Aus Ton gefertigte Siegel finden sich schon bei den Assyrern und Babyloniern (Siegelzylinder), später bei alten Griechen und Römern, von denen sie die Germanen übernahmen. Siegelführend waren zunächst Einzelpersönlichkeiten, später auch Körperschaften.
Mittelalter
Kaisersiegel finden sich in Byzanz seit dem 6. Jahrhundert, Papstsiegel seit dem 9. Jahrhundert. Im frühen und hohen Mittelalter siegelten Kaiser und Könige sowie Angehörige des Adels und der hohen Geistlichkeit, denen dann die Bürger seit dem 13. Jahrhundert folgten. Siegel geistlicher Korporationen finden sich seit dem 11. Jahrhundert, Städtesiegel seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts (zum Beispiel Trier 1113 und Köln 1149). Fälscher von Siegeln wurden im Mittelalter lebendig in einem Kessel gesotten.[3] Siegel, die vermöge der Umschrift auf eine Person lauteten, wurden nach deren Tod vernichtet; die Siegel der Kaiser wurden nach der Leichenfeier in der Kirche unter Leitung des Kanzlers öffentlich zerschlagen. Siegelfähig in eigner Sache w. ir im Mittelalter jeder, der Rechtsgeschäfte gültig abschließen konnte.
Siegel aus Gold waren den Fürsten vorbehalten und Siegel aus Silber sind selten, da das Siegeln wegen der Härte des Silbers schwierig ist. Die große Masse der Siegel bestand daher früher aus Blei, selbst die Siegel des Papstes. Auf der Rückseite großer Herrschersiegel wurden manchmal kleine Siegel angebracht, so genannte „Rücksiegel“, „Kontrasiegel“ oder „Geheimsiegel“ („Sekretsiegel“), die Fälschungen verhindern sollten. Zum Unterschied von den offiziellen Herrschersiegeln, deren große Petschafte auch anderen Menschen zugänglich waren (Siegelbewahrer), konnte die Siegelung des Rücksiegels niemand anderer als der Herrscher selbst vornehmen, weil er den dafür erforderlichen Siegelring am Finger trug.
Da auch die Angehörigen gehobener Schichten früher oft des Schreibens unkundig waren, hatten Siegel allgemein eine große Bedeutung. Sie dokumentierten die Authentizität der von Schreibern aufgesetzten Schriftstücke. Wichtige Schreiben, etwa Schuldscheine, mussten zusätzlich von zwei Zeugen beglaubigt werden. Das Dokument wurde verlesen, und auch die Zeugen bestätigten die Kenntnisnahme mit ihrem Siegel.
Neuzeit
Seit dem 16. Jahrhundert wird als Material für Siegel in der Regel Siegellack verwendet. Grundsätzlich wurden früher alle Arten von Abdrücken Siegel genannt. So heißen zum Beispiel heute noch in der Jägersprache die Wildspuren „Trittsiegel“.
Im Dritten Deutschen Reich wurde bei feierlichen Beurkundungen das Reichssiegel verwendet.
Siehe auch
Verweise
- Siegel, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (Bd. 16, Sp. 895 bis 904)
- Johann Christoph Adelung: Siegel, das (Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 89-90)