Hochmeister
Der Hochmeister (homeister/hoemeister; magister generalis) bzw. Deutschmeister (Teutschmeister) folglich Hoch- und Deutschmeister ist der höchste Amtsträger des Deutschen Ordens. Seit der Umwandlung des Deutschen Ordens in einen rein geistlichen Orden (1923) gilt nur mehr die Bezeichnung „Hochmeister".
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Hoch- und Deutschmeister ist seit 1530 Titel des Oberhauptes des 1525 auf das Heilige Römische Reich Deutscher Nation beschränkten Deutschen Ordens, nachdem Kaiser Karl V. 1530 die Hochmeisterwürde dem bisherigen Deutschmeister übertragen hatte. Der Friede von Preßburg 1805 übertrug diese Würde des Hoch- und Deutschmeisters (1840–94 mit dem Titel eines „Großmeisters des Deutschen Ordens“) erblich dem Haus des Kaisers von Österreich.
Hoch- und Deutschmeister
Dem Hochmeister des Deutschen Ordens unterstanden ab 1309 die Landmeister von Deutschland (genannt „Deutschmeister“) und Livland, als Landmeister von Preußen fungierte der Hochmeister selbst. Nach dem Verlust von Preußen und Livland und somit nach der Säkularisation des preußischen Ordensstaates (1525) war das Oberhaupt des Ordens ab 1526 der preußische Deutschmeister als „Administrator des Hochmeistertums in Preußen, Meister in deutschen und welschen Landen“, so daß sich bis 1600 allmählich – vorerst inoffiziell – die Bezeichnung „Hoch- und Deutschmeister" durchsetze.
Geschichte
Zu Beginn wird der magister vereinzelt für die Vorsteher des Akkoner Spitals verwandt. Die Gesetze des Ordens (1235-64) statten den magister mit Befugnissen und Vorrechten aus. Ab 1251 (Gunther von Wüllersleben) ist der magister generalis zur Bezeichnung des Ordensvorstehers in den Statuten belegt. Der Hochmeister war mit Ehrenvorrechten wie Insignien, eigenem Wappen, Gefolge, Marstall (Pferdestall) und Kasse ausgestattet. Der Hochmeister eignete sich 1309 das Amt des Landmeisters von Preußen an und wurde zum Landesherrn in Preußen.
Nach der Schlacht bei Tannenberg geriet das Amt des Hochmeisters mit der Absetzung Heinrichs von Plauens 1413/14 und dem Städtekrieg von 1454-66 (Dreizehnjähriger Krieg/Preußischer Städtekrieg) in eine Krise. Der Hochmeister war mit Paul von Rusdorf seit 1422 an einen Rat, die Landstände und den Orden gebunden. Um 1500 kam es zu einer Verfürstlichung durch die Wahl reichsfürstlicher Wettiner und Hohenzollern.[1]
Aus Meister wird Hochmeister
Als erster Meister kann der Oberer der Hospitalbruderschaft Meister Sibrand, 1190–1198, betrachtet werden. Als erster Hochmeister wird Heinrich Walpot von Bassenheim (1198 bis 1200), der das Deutsche Hospital ab dem 5. März 1198 als Ritterorden führte, genannt.
Residenz
Die Residenz des Deutschmeisters und Inhabers des „Hochmeistertums“ war zunächst in Bad Mergentheim, Schwaben. Nach der Niederlegung der Reichskrone 1806 und die allgemeine Schwäche innerhalb des von Napoleon besetzten Flickenteppichs „Deutschland“, ergriff das vom Deutschen Dualismus gezeichnete Kaisertum Österreich die Gelegenheit und verlegte die Residenz 1809 nach Wien, um die Deutschritter aus dem Machtberiech der mit den Habsburgern konkurrierenden Hohenzollern Preußens zu lösen.
Teutschmeister zu Fuß
Das k. u. k. Infanterie-Regiment „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4 führt seit der Errichtung 1696 den Ehrennamen. Das Regiment wurde 1696 durch einen Vertrag Kaiser Leopolds I. mit dem Hochmeister des Deutschen Ordens, Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, aufgestellt und hieß zuerst „Pfalz-Neuburg-Teutschmeister“, wurde aber bald nur noch „Teutschmeister zu Fuß“ genannt. Das Regiment wurde in Franken geworben und sammelte sich in Donauwörth, um am 3. Juni 1696 in den Dienst der Kaiserlichen Armee übernommen zu werden. Später war das Regiment Bestandteil der k. k. Armee, dann der Gemeinsamen Armee und schlußendlich der k. u. k. Armee.
Regimentsinhaber
Inhaber des Regimentes (vom „Teutschmeister“ zum „Deutschmeister“ und ab 1814 „Hoch- und Deutschmeister") war von 21. Januar 1696 bis November 1918 der jeweilige Hoch- und Deutschmeister des Deutschen Ordens; als erster Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, Schwager Leopolds I.; als letzter Erzherzog Eugen.
Ordensmarschall
Der Ordensmarschall oder Oberste Marschall (Summus Marescalcus) war einer der fünf so genannten Großgebietiger des Deutschen Ordens. Wie auch die anderen vier Großgebietiger (Großkomtur, Großspittler, Oberster Tressler, und Oberster Trappier) wurde er vom Hochmeister persönlich ernannt. Manche Hochmeister waren vor ihrer Wahl Ordensmarschall. Der Ordensmarschall, der ab 1330 zugleich Komtur von Königsberg war, war für das Kriegswesen des Ordens verantwortlich (Burgen, Kriegsgerät, Waffenherstellung, Pferde, Wagen usw.) und führte bei Feldzügen das Ordensheer.
Liste der Hochmeister des Deutschen Ordens
Name | von | bis | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Meister Sibrand | 1190 | 1198 | Oberer der Hospitalbruderschaft |
Gerhard | 1192 | Oberer der Hospitalbruderschaft | |
Heinrich | 1193 | 1194 | Prior |
Ulrich | 1190 | 1198 | Oberer der Hospitalbruderschaft |
Heinrich | 1190 | 1198 | 1196 als praeceptor genannt, wahrscheinlich identisch mit Heinrich Walpot von Bassenheim[2][3] |
1. Heinrich Walpot von Bassenheim | 1198 | 1200 | Erster Hochmeister des Ritterordens |
2. Otto von Kerpen | 1200 | 1208 | 8. Juli 1208 |
3. Heinrich von Tunna gen. Bart | 1208 | 1209 | |
4. Hermann von Salza | 1209 | 1239 | Bestattet zu Barletta |
5. Konrad von Thüringen | 1239 | 1240 | Bestattet in der Elisabethkirche zu Marburg |
6. Gerhard von Malberg | 1240 | 1244 | In den Templerorden übergetreten |
7. Heinrich von Hohenlohe | 1244 | 1249 | |
8. Gunther von Wüllersleben | 1249 | 1252 | |
9. Poppo von Osterna | 1252 | 1256 | Ab 1264 Komtur zu Regensburg; 12. Juni 1267 |
10. Anno von Sangerhausen | 1256 | 1273 | |
11. Hartmann von Heldrungen | 1273 | 1282 | |
12. Burchard von Schwanden | 1283 | 1290 | |
13. Konrad von Feuchtwangen | 1291 | 1296 | Verlegte den Sitz des Hochmeisters nach Venedig |
14. Gottfried von Hohenlohe | 1297 | 1303 | Amtsverzicht |
15. Siegfried von Feuchtwangen | 1303 | 1311 | Verlegte 1309 seinen Sitz in die Marienburg an der Nogat. Im Dom zu Kulmsee bestattet |
16. Karl von Trier | 1311 | 1324 | In der Ordenskapelle zu Trier beigesetzt |
17. Werner von Orseln | 1324 | 1330 | Wurde ermordet |
18. Luther von Braunschweig | 1331 | 1335 | Bestattet im Königsberger Dom |
19. Dietrich von Altenburg | 1335 | 1341 | Bestattet in der Annenkapelle auf der Marienburg |
20. Ludolf König von Wattzau | 1342 | 1345 | Bestattet in der Annenkapelle der Marienburg |
21. Heinrich Dusemer | 1345 | 1351 | Bestattet in der Annenkapelle der Marienburg |
22. Winrich von Kniprode | 1351 | 1382 | Bestattet in der Annenkapelle der Marienburg |
23. Konrad Zöllner von Rotenstein | 1382 | 1390 | |
24. Konrad von Wallenrode | 1391 | 1393 | |
25. Konrad von Jungingen | 1393 | 1407 | |
26. Ulrich von Jungingen | 1407 | 1410 | Auf Veranlassung des polnischen Königs Jagello (Jagiello) nach der Schlacht bei Tannenberg in der Annenkapelle der Marienburg beigesetzt |
27. Heinrich von Plauen | 1410 | 1413 | Der Retter des Ordens bei der Belagerung der Marienburg; zum Rücktritt genötigt; verstarb 1429 in Lochstädt und wurde in der Annenkapelle der Marienburg beigesetzt |
28. Michael Küchmeister von Sternberg | 1414 | 1422 | |
29. Paul von Rusdorf | 1422 | 1441 | Starb eine Woche nach seinem Rücktritt und wurde in der Annenkapelle der Marienburg beigesetzt |
30. Konrad von Erlichshausen | 1441 | 1449 | |
31. Ludwig von Erlichshausen | 1450 | 1467 | |
32. Heinrich Reuß von Plauen | 1467 | 1470 | |
33. Heinrich Reffle von Richtenberg | 1470 | 1477 | |
34. Martin Truchsess von Wetzhausen | 1477 | 1489 | |
35. Johann von Tiefen | 1489 | 1497 | |
36. Friedrich von Sachsen | 1498 | 1510 | |
37. Albrecht von Brandenburg-Ansbach | 1511 | 1525 | Säkularisierte den preußischen Ordensstaat zum Herzogtum Preußen |
38. Walther von Cronberg | 1527 | 1543 | 1530 zum Reichsfürsten ernannt und formal mit dem Ordensstaat belehnt, über den weder das Heilige Römische Reich noch er tatsächlich verfügte |
39. Wolfgang Schutzbar genannt Milchling | 1543 | 1566 | 1544 auf dem Reichstag vom Kaiser mit Preußen belehnt |
40. Georg Hund von Wenkheim | 1566 | 1572 | Auf dem Reichstag 1566 vom römisch-deutschen Kaiser mit Preußen belehnt |
41. Heinrich von Bobenhausen | 1572 | 1590 | 1572 auf dem Reichstag vom Kaiser mit Preußen belehnt. Seit 1585 durch Koadjutor faktisch entmachtet, 1590 abgesetzt, verstarb 1595 |
42. Maximilian von Österreich | 1590 | 1618 | War Regent in Innerösterreich und Tirol, Erzherzogtum Österreich - Ab 1585 Coadjutor, 1590 Hochmeister und Administrator Preußens. Er war Prätendent der polnischen Krone. Er erneuerte die Statuten des Ordens, da veraltet und das Einkommen sehr verringert war durch die oftmaligen Ausgaben bei Abwehrkämpfen gegen Türken. Reichstag in Regensburg 1613 Lehensbrief des neuen Kaisers Mathias für Preußen. Er wurde in einer Seitenkapelle von St. Jakob in Innsbruck beigesetzt, das Grabmal befindet sich heute im Inneren des 1964 zum Dom erhobenen Nachfolgebaus von St. Jakob. |
43. Karl von Österreich | 1618 | 1624 | War Bischof von Brixen und Breslau, wurde in Madrid beerdigt |
44. Johann Eustach von Westernach | 1625 | 1627 | |
45. Johann Kaspar von Stadion | 1627 | 1641 | Teilnahme an der Schlacht bei Nördlingen im Dreißigjährigen Krieg |
46. Leopold Wilhelm von Österreich | 1641 | 1662 | War mehrfacher Bischof und Statthalter der spanischen Niederlande und galt als Kandidat für das Kaisertum |
47. Karl Joseph von Österreich | 1662 | 1664 | War auch Bischof von Olmütz, Passau und Breslau - wurde in der Kapuzinergruft zu Wien beerdigt |
48. Johann Caspar von Ampringen | 1664 | 1684 | Wurde in Freudenthal beigesetzt |
49. Ludwig Anton von der Pfalz | 1684 | 1694 | War auch Bischof von Worms |
50. Franz Ludwig von der Pfalz-Neuburg | 1694 | 1732 | War Kurfürst-Erzbischof von Mainz; legte keine Profeß ab - wurde im Dom zu Breslau beerdigt |
51. Clemens August von Bayern | 1732 | 1761 | War zugleich Kurfürst-Erzbischof von Köln und von vier weiteren Bistümern - wurde im Kölner Dom beigesetzt |
52. Karl Alexander von Lothringen | 1761 | 1780 | Generalgouverneur der österreichischen Niederlande; wurde in Brüssel bestattet |
53. Maximilian Franz von Österreich | 1780 | 1801 | 1769 Koadijutor des Hochmeisters - war Kurfürst-Erzbischof von Köln und Fürstbischof von Münster - bestattet in der Kapuzinergruft zu Wien |
54. Karl Ludwig von Österreich | 1801 | 1804 | Trat aus dem Orden aus, um zu heiratete |
55. Anton Viktor von Österreich | 1804 | 1835 | |
56. Maximilian Joseph von Österreich | 1835 | 1863 | |
57. Wilhelm von Österreich | 1863 | 1894 | |
58. Eugen von Österreich | 1894 | 1923 | Amtsverzicht |
59. Bischof Norbert Johann Klein | 1923 | 1933 | 1916 Bischof von Brünn, ab 1923 Koadjutor des Hochmeister, Residenz: Freudenthal |
60. Abt Paul Heider | 1933 | 1936 | Residenz: Freudenthal |
61. Abt Robert Schälzky | 1936 | 1948 | Residenz: Freudenthal; Grab: Lana |
62. Abt Marian Tumler | 1948 | 1970 | Residierte als erster Hochmeister offiziell in Wien; Amtsverzicht |
63. Abt Ildefons Pauler | 1970 | 1988 | Deutsche Provinz |
64. Abt Arnold Othmar Wieland | 1988 | 2000 | Provinz Südtirol; keine Wiederwahl; Verlust der Pontifikalien; kehrte in seine Heimatprovinz zurück |
65. Abt Bruno Platter | 2000 | Provinz Südtirol |
Literatur
- Johann Nicolaus Becker: „Versuch einer Geschichte der Hochmeister in Preussen, seit Winrichs von Kniprode bis auf die Gründung des Erbherzogthums“, 1798 (PDF-Datei)
- Konrad Joseph von Bachem: Versuch einer Chronologie der Hochmeister des teutschen Ordens vom J. 1190 - 1802 (PDF-Datei)
- Ludwig Jedlicka: Hoch- und Deutschmeister. 700 Jahre deutsches Soldatentum, Walter, Wien 1943
- Weise, Erich: Georg von Egloffstein (ca. 1409 - 1458) und die 1. Fortsetzung der Älteren Hochmeister-Chronik. In: Preussenland und Deutscher Orden - Festschrift für Kurt Forstreuter zur Vollendung seines 60. Lebensjahres. 1958. S. 344-369.