Streit um den Knaben Jo
Filmdaten | |
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Produktionsland: | Deutsches Reich |
Erscheinungsjahr: | |
Laufzeit: | 95 Minuten |
Sprache: | Deutsch |
Filmproduktion: | Fama-Film Produktion GmbH |
Im Auftrag von: | Universum-Film AG |
Erstverleih: | Universum-Film Verleih GmbH |
IMDb: | deu • eng |
Stab | |
Regie: | Erich Waschneck |
Regieassistenz: | Bruno Carstens |
Drehbuch: | Wolf Neumeister, Ilse Maria Spath |
Vorlage: | Hedda Westenberger (In der „Woche“ erschienener Roman) |
Produzent: | Erich Waschneck |
Produktionsleitung: | Willi Wiesner |
Musik: | Georg Haentzschel |
Ton: | Hermann Fritzsching |
Kamera: | Robert Baberske |
Kameraassistenz: | Herbert Stephan |
Standfotos: | Hans Natge |
Bauten: | Otto Hunte, Willy Schiller |
Kostüm: | Grete Waschnek |
Maske: | Cilly Didzoneit, Max Schories, Anton Terburg |
Aufnahmeleitung: | Heinz Fiebig |
Herstellungsleitung: | Hermann Grund |
Schnitt: | Walter Fredersdorf |
Besetzung | |
Darsteller | Rolle |
Lil Dagover | Leontine Brackwieser |
Willy Fritsch | Hans Eckardt |
Maria von Tasnady | Schneiderin Helga Frank, genannt Max |
Eberhard Itzenplitz | Sohn Johannes „Jo“ Frank |
Klaus Detlef Sierck | Sohn Erwin Brackwieser |
Eva Tinschmann | Köchin Anna |
Ernst Waldow | Hauslehrer Dr. Kanitz |
Bruno Harprecht | Bankdirektor Thomas Brackwieser |
Johanna Blum | Zofe Lissi |
Erich Walter | Butler |
Ernst Stahl-Nachbaur | Frauenarzt Prof. Desmartin |
Walter Janssen | Dr. Miller |
Maurus Blesson | Rechtsanwalt |
Hellmuth Passarge | Matrose |
Ernst Rotmund | Wirt der Hafenkneipe |
Tatjana Sais | 1. Hafenmädchen |
Elisabeth Flickenschildt | 2. Hafenmädchen |
Angelo Ferrari | Kommissar der Hafenpolizei |
Rudolf Klein-Rogge | Deutscher Gesandter |
Serag Monier | Prinz Halim Pascha |
Hubert von Meyerinck | Monsieur Merminod |
Anton Pointner | Baron Amberg |
Hadrian Maria Netto | Mr. Sling |
Roma Bahn | Modesalonbesitzerin Madame Angèle |
Hildegard Busse | Kundin des Modesalons |
Dagmar Muthardt | Angestellte des Modesalons |
Peter Busse | Ägyptischer Polizist |
Karl Jüstel | Ägyptischer Fotograf |
Walter Falk | Kinodirektor |
Hermann Gees | Bordfunker |
Lothar Geist | Armenischer Taschendieb |
Connie Hansen | Säuglingsschwester |
Otto Kronburger | Polizeibeamter |
Lotte Spira | Frau des deutschen Gesandten |
Tine Schneider | Gast des deutschen Gesandten |
Carola Franzius | |
Egon Schömbs |
Streit um den Knaben Jo ist eine deutsche Literaturverfilmung von 1937. Der Film wurde zwischen Mai und Juli 1937 in Kairo gedreht. Die Uraufführung fand am 23. September 1939 in Berlin (Capitol) statt.
Handlung
Leontine Brackwieser, die schönste Frau von Kairo, ist auch die glücklichste. Ihr Mann, Bankdirektor, reich, verwöhnt sie; die elegante internationale Gesellschaft liegt ihr zu Füßen, und ihr dreizehnjähriger Sohn Erwin hängt schwärmerisch an seiner schönen Mama, die leider oft nicht all zuviel Zeit für ihn hat. Dr. Kanitz, der langweilige Pedant von Hauslehrer hat dafür um so mehr Zeit. Der Junge ist künstlerisch veranlagt, modelliert und bastelt. Vom Vater hat er diese Anlage nicht, der ist nur Kaufmann, von der Mutter auch nicht. — — Frau Leontine hat auch keinen Feind, außer einem, das ist sie selbst. Und das kam folgendermaßen: Eines Tages fährt sie im Auto durch die stark belebte Hauptstraße von Kairo. Ein Eselwagen kreuzt die Straße, es, gibt einen Zusammenstoß, der anfangs nicht harmlos aussieht. Vor dem Geschrei der aufgeregten Orientalen flüchtet Leontine in den Park und sinkt halb ohnmächtig auf eine Bank, während ihr Chauffeur mit dem erregten Publikum verhandelt. Harmlos und hilfreich nähert sich ein hübscher blonder Junge der anscheinend erkrankten Frau. Sie schlägt die Augen auf. Was ist denn das? Das ist doch nicht möglich! Der Junge ist das getreue Abbild ihres Mannes.
Wie kann das nur sein? Sie befragt ihn, er heißt Joachim Frank, genannt Jo, und ist 13 Jahre alt, deutsch, in Kairo geboren. Wann? Zur selben Zeit wie Erwin, am 10. Januar. Er glaubt in einer Klinik. Seine Wohnung erfragt Leontine auch noch, dann trennt sie sich von dem jungen, der nicht nach Hause gefahren sein will. Der Gedanke an den fremden Knaben haftet bei Leontine Brackwieser und füllt ihr ganzes Denken mehr und mehr aus. Vielleicht sind die Kinder damals in der Klinik verwechselt worden! Erwin hat doch so gar nichts von ihrem Manne, und dieser Jo — wie er sich nannte, ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie muß da Gewißheit haben, unter allen Umständen, vielleicht ist dieser Jo ihr Kind! Ihr Mann ist für einige Zeit nach Kapstadt gereist zu wichtigen Verhandlungen. In ihrer immer stärker werdenden Unruhe wendet Leontine sich an ihren Bruder Hans. Erregt schildert sie ihm ihre Zweifel, ob Erwin ihr Kind ist und ahnt nicht, daß ihr Junge in der offenen Tür des Nebenzimmers steht und alles mit anhört. Ihn trifft es wie ein schwerer Schlag. Er soll nicht Muttis Kind sein, und sie will nichts mehr von ihm wissen — —
Die unheilvolle Idee Leontines fordert das erste Opfer. Verstört geht Erwin durch das Haus. Seine Freundin ist die brave Köchin Anna, bei der er immer Verständnis findet. Aber Leontines Zweifel hat sich längst zur fixen Idee ausgewachsen. Sie sucht die Klinik auf, in der sie vor 13 Jahren entbunden hat. Professor Desmartin hört sie an, es stimmt, damals wurde auch eine Frau Frank entbunden, auch von einem Jungen. Eine Verwechslung ist natürlich ganz ausgeschlossen, sagt der Professor, aber wenn die Mutter sicher gehen will, soll sie doch eine Blutuntersuchung vornehmen lassen. An dieses Wort klammert sich Leontine. Aber Jos Mutter muß auch damit einverstanden sein.
Wo steckt Jos Mutter? Bruder Hans hat es festgestellt. Frau Helga Frank ist Schneiderin und ernährt sich und ihren Jungen recht und schlecht durch ihre Arbeit in einem Modesalon und durch Privatarbeit. Was Hans noch festgestellt hat, ist, daß Helga Frank bildhübsch und recht jung ist. Vergeblich versucht seiner Schwester ihren Wahn auszureden, sie verliert sich immer mehr in den Gedanken, daß Jo ihr Sohn ist. Sie sucht Helga Frank auf, aber die ihren Jo zärtlich liebt, weist entrüstet alle Angebote der reichen Frau zurück. Auch die Blutuntersuchung wird Helga niemals dulden. Es gelingt Hans, der sich immer mehr in Helga verliebt, sie etwas milder zu stimmen. Es stellt sich heraus, daß Helga gar nicht Jos richtige Mutter ist, ihr jung verstorbener Mann hat den Jungen mit in die Ehe gebracht. Leontine versucht Jo an sich zu ziehen durch Geschenke und Einladungen, Helga kämpft um ihren Jungen. Und Erwin? Immer trauriger wird der arme Junge.
Er lernt Jo kennen, die Jungens werden Freunde, sie besprechen das, was die Mütter bewegt. Erwin will fort von der Mutter, die ihn los sein will. Jo zögert erst, dann macht er mit. Die zwei Jungens bereiten insgeheim ihre Flucht vor. Mit Zelt und Konserven im Rucksack fliehen sie zum Hafen. Ein betrügerischer Matrose prellt sie um ihr Reisegeld, den Inhalt der Sparkasse Erwins. Einsam und verlassen sitzen die Jungens in ihrem Zelt, es regnet, und Erwin fängt an zu husten. Jo verdient ein paar Groschen dadurch, daß er in einer üblen Hafenspelunke Harmonika spielt. Er pflegt rührend den kranken Erwin, verschafft ihm Milch, mißt sein Fieber. ---
Leontine findet den rührenden Abschiedsbrief ihres Jungen, und wie ein Nebelstreifen verschwindet plötzlich jeder Zweifel, ob es ihr eigenes Kind ist. Jetzt weiß sie, daß es ihr Herzblut ist, und ist nur noch Mutter. Zitternd vor Erregung stürzt sie zu Hans, alle, alle sollen suchen helfen. Wo ist ihr Sohn? Auch Jo ist fort. Helga gibt Leontine alle Schuld an dem Unglück.
Was soll Leontine Brackwieser ihrem Manne sagen, wenn er zurückkommt? Erwins Fieber steigt, der Junge phantasiert und ruft nach seiner Mutter. Aber wach, will er nichts von ihr wissen und will nicht zurück, unter keinen Umständen, lieber stirbt er in dem elenden Loch, in das die Jungens sich am Hafen verkrochen haben. Jo geht heimlich zu einem Arzt, weil er für Erwins Leben fürchtet. Der Doktor muß Jo versprechen, nichts zu verraten. Als Jo wiederkommt, denn es geht Erwin immer schlechter, trifft er Leontine auf der Treppe und flieht. Hans und Leontine verfolgen im Auto den Jungen.
Es gibt eine wilde Hetzjagd durch Kairo. Endlich fassen sie ihn. Hans spricht väterlich mit Jo, der schon weiß, daß Helga nicht seine richtige Mutter ist. Sein Vater war auch ein Brackwieser, ein Vetter des Mannes von Leontine, der sich Frank genannt hatte und in Kairo gestorben war. Daher die Familienähnlichkeit. Leontine dringt in Erwins jämmerliche Behausung ein. Der fiebernde Junge flieht vor seiner Mutter, versteckt sich, da hört sie ihn qualvoll husten, und schon ist sie bei ihm. Sie preßt ihr Kind an sich, sie hat es wieder an ihrem Herzen. und nun gibt es keinen Zweifel mehr, es ist ihr Erwin, ihr Kind, ihr geliebter einziger Junge.
Und Jo? Lachend hört sich der Bengel an, wie Hans ihm klar macht, daß er nun Helga Frank heiraten wird und Jo einen Stiefvater bekommt. Meinetwegen heiratet, aber nie wieder: Streit um den Knaben Jo!