Geithner, Timothy

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Timothy F. Geithner (2009)

Timothy Franz Geithner (* 18. August 1961 in Brooklyn, Neuyork) ist ein jüdischer[1] Bankier in den VSA und war vom 26. Januar 2009 bis zum 25. Januar 2013 Finanzminister der Vereinigten Staaten. Zuvor war er Präsident der Federal Reserve Bank of New York gewesen und in dieser Funktion auch Vizepräsident des Federal Open Market Committee (FOMC).

Werdegang

Herkunft

Timothy Franz Geithner wurde am 18. August 1961 in Brooklyn, Neu York, geboren. Sein Vater, Peter F. Geithner, arbeitete lange Zeit für die VS-Entwicklungshilfe-Agentur USAid. Er war vor allem in Asien stationiert. Später wechselte er zur „Ford Foundation“, wo er zum Leiter des Asienprogrammes der Stiftung in Neu York aufstieg. Den größten Teil seiner Kindheit und Jugend lebte Geithner in Afrika und Asien. Seine Mutter Deborah ist Pianistin und Klavierlehrerin. Geithners jüdische Vorfahren wanderten über Deutschland in die Vereinigten Staaten ein. Sein Großvater lebte 1908 im Vogtland (Zeuleroda).

Ausbildung

Nach Schul-Stationen in Neu-Delhi und Tokio erhielt Timothy Geithner seinen High-School-Abschluss an der International School in Bangkok.[2] Von hier ging er an das renommierte Dartmouth College in Hanover, New Hampshire, wo er 1983 den Bachelor-Grad (A.B.) in den Hauptfächern Government (Verwaltungswissenschaften) und Asia Studies (Orientalistik) erhielt. Anschließend wechselte er an die Johns Hopkins University (School of Advanced International Studies) in Washington, an der er 1985 mit einem Master-Grad (M.A.) in International Economics (Volkswirtschaft) und East Asian Studies abschloß. Zu seinen Fächern gehörten auch japanisch und chinesisch.[3] Danach lebte er in Ostafrika, Indien, Thailand, China und Japan.

Wirken

Seine erste Anstellung nach Abschluss seines Studiums erhielt Timothy Geithner in der Beratungsfirma Kissinger Associates des ehemaligen VS-Außenministers Henry Kissinger, dem er u. a. bei Recherchen zu einem Buchprojekt assistierte. 1988 wechselte er in die Abteilung für Internationale Angelegenheiten des Finanzministeriums (U.S. Treasury Department), wo er vor allem unter den beiden Finanzministern der Clinton-Administration (1993-2001), Robert Rubin und Lawrence Summers, rasch Karriere machte.

1995 stieg er zum Deputy Assistant Secretary für internationale Geld- und Finanzpolitik auf, 1996 zum Senior Deputy Assistant Secretary und 1997 zum Assistant Secretary für Internationale Angelegenheiten. Von 1998 bis 2001 fungierte er unter Rubin und dessen Nachfolger Summers schließlich als Under Secretary of the Treasury für Internationale Angelegenheiten (International Affairs Division des VS-Finanzministeriums), in der Position in etwa vergleichbar mit einem Staatssekretär in Deutschland.

Nach der Ablösung der Clinton-Administration durch eine republikanische Regierung unter Präsident George W. Bush verließ auch Geithner 2001 das Finanzministerium. 2002 verließ er die Behörde und trat eine Stellung als Senior Fellow im International Economics Department des Council on Foreign Relations an. Dank seiner Leistungen während der Asienkrise, aber auch bei der Bewältigung der Krise, die nach dem spektakulären Zusammenbruch des Hedgefonds LTCM 1998 für das Internationale Finanzsystem drohte, blieb Geithner auch nach seinem Ausscheiden aus der Politik ein Kandidat für höchste Ämter. Gefördert u. a. von VS-Notenbankchef Alan Greenspan wurde Geithner nach einem Zwischenspiel als Direktor (des Policy Development and Review Departments) beim Internationalen Währungsfonds (IWF) ab Oktober 2003 an die Spitze der Neu York Federal Reserve Bank berufen,[4] die als Neu Yorker Zweigstelle mit Zuständigkeit für die „Wall Street“ und damit der Börse die wichtigste der zwölf Filialen der Notenbank darstellt. In dieser Funktion entwickelte er wertvolle Kontakte und auch freundschaftliche Beziehungen in die obersten Etagen der Finanzwelt.

2006 wurde er Mitglied der in Washington gelegenen und einflußreichen Finanzberatungsstelle „Group of Thirty“.

Geithners große Stunde kam mit der Banken- und Finanzkrise 2007/2008, die im Frühsommer 2007 mit der VS-Immobilienkrise begann und sich im Laufe des Jahres 2008 zu einer die Realwirtschaften weltweit in Mitleidenschaft ziehende allgemeine Finanzkrise entwickelte. Nach einem durch ein niedriges Zinsniveau begünstigten Immobilienboom waren vor dem Hintergrund einer allgemeinen wirtschaftlichen Abschwächung ab 2006 die Immobilienpreise eingebrochen. Damit fehlten für viele Kreditforderungen plötzlich die Sicherheiten. Einkommensschwächere Schuldner konnten die steigenden Kreditzinsen nicht mehr bedienen. Insbesondere die Zahlungsausfälle auf zweitklassige Hypothekenkredite (sog. subprime loans), die ihrerseits wieder in weltweit gehandelte Wertpapiere umgewandelt worden waren, stürzten Banken, Investmentgesellschaften und Hedgefonds in eine schwere Krise, die im Laufe der Jahre 2007/2008 den gesamten Finanzmarkt erschütterte. Viele amerikanische Hypothekenbanken und Hedgefonds gingen konkurs oder mußten schließen.

Seit Ausbruch der Krise war Geithner an fast allen Entscheidungen von Finanzministerium und Notenbank zur Krisenbewältigung beteiligt. Im März 2008 arrangierte Geithner mit Hilfe von Ausfallgarantien der Fed in Höhe von 29 Milliarden US-Dollar den Verkauf der kollabierten Investmentbank Bear Stearns an die Großbank JP Morgan Chase, um das Risiko eines etwaigen Dominoeffekts auf den Finanzmarkt zu begrenzen. Als im September 2008 der Zusammenbruch der viertgrößten VS-Investmentbank Lehman Brothers drohte, stimmte Geithner allerdings im Verein mit VS-Notenbankchef Bernanke und Finanzminister Paulson dafür, die Bank in die Insolvenz fallen zu lassen - eine Entscheidung, die unter Experten auf viel Kritik stieß, da mit der Lehman-Pleite die Finanzkrise sich noch einmal dramatisch verschärfte. Berichten zufolge habe Geithner intern noch gegen den erzwungenen Bankrott der Bank plädiert, sich aber nicht gegen Finanzminister Paulson durchsetzen können.[5] Im gleichen Monat koordinierte Geithner, wiederum unterstützt von Bernanke und Paulson, die Rettung des Versicherungsriesen AIG mit einem staatlichen Kredit von 85 Milliarden VS-Dollar, weitere Kapitalspritzen sollten noch folgen. Im Gegenzug übernahm die VS-Regierung den größten Teil der AIG-Anteile. Im November 2008 war Geithner maßgeblich an der Ausgestaltung eines staatlichen Hilfsplans zur Stabilisierung der Citigroup beteiligt, der u. a. staatliche Bürgschaften in dreistelliger Milliardenhöhe umfasste. In diesen turbulenten Wochen zeigte sich angesichts weiterer kollabierender Finanzhäuser jedoch schon drastisch, daß diese Schritte nur der Auftakt zu einem wesentlich umfassenderen und mit deutlich höheren Finanzmitteln ausgestatteten staatlichen Rettungs- und Konjunkturpaket sein konnten. Ängste vor einer großen Rezession ähnlich der Großen Depression Ende der 1920-er Jahre machten sich breit.

Am 24. November 2008 wurde bekannt, daß der damals designierte VS-Präsident Barack Obama Geithner als Finanzminister in seine Regierung berufen wollte.[6] Die Börse reagierte kurzfristig mit deutlichen Kurssteigerungen. Geithner nahm eine Schlüsselrolle in der Finanzkrise (Subprime-Krise) ein.

Als seinen obersten Wirtschaftsberater berief Obama den früheren Finanzminister Summers, als Budget-Direktor (und damit die Nummer 2 im Finanzministerium) den Rubin-Schüler und bisherigen Leiter des Budgetbüros des Parlaments Peter Orszag. Neue Chefin des finanzpolitisch wichtigen Council of Economic Advisers wurde die renommierte Wirtschaftsprofessorin Christina Romer.

Obwohl die faktische Regierungsübernahme erst für den 20. Januar 2009 terminiert war, hatten die finanz- und ordnungspolitischen Vorstellungen und Äußerungen der neuen finanzpolitischen Mannschaft schon enormen Einfluß auf den Finanzmarkt. Finanzpolitische Entscheidungen der noch amtierenden Bush-Regierung wurden bereits mit den Nachfolgern abgestimmt, darüber hinaus kündigte der designierte Präsident Obama massive staatliche Investitionen in Impuls- und Konjunkturprogramme zur Wiederbelebung der rezessiven Wirtschaft an.[7]

Steuerprobleme

Timothy F. Geithner hatte für kurze Zeit eine Immigrantin als Haushälterin eingestellt, deren Arbeitserlaubnis abgelaufen war. Außerdem soll er im Zuge einer früheren Beschäftigung beim Internationalen Währungsfonds Steuern in Höhe von 34.000 US-Dollar (25.610 Euro) nicht beglichen haben. Der Großteil sei erst nachgezahlt worden, als ihn der künftige Präsident Obama zum Finanzminister nominierte. [8][9]

Bonuszahlungen an AIG-Manager

Republikanische Politiker hatten im März 2009 den Rücktritt Geithners gefordert, nachdem deutlich wurde, daß sein Haus über die umstrittenen Bonuszahlungen an AIG-Manager frühzeitig Bescheid gewußt hatte. VS-Präsident Barack Obama hält an Finanzminister Timothy Geithner fest. Einen Rücktritt würde er ablehnen. [10]

Mitgliedschaften

Timothy Geithner ist engagiert beim CFR, bei RockefellersTrilateral Commission“ und Bilderberger.[11]

Familie

Timothy ist seit 1985 mit Carole M. Sonnenfeld, einer Klassenkameradin am Dartmouth College, verheiratet. Das Paar hat zwei gemeinsame Kinder, Elise und Benjamin.[12]

Verweise

Fußnoten

  1. Kurt F. Stone: „The Jews of Capitol Hill. A Compendium of Jewish Congressional Members“, S. 406: Geithner, Timothy (Voransicht)
  2. New York Times, 9. Juni 1985: „Carole M. Sonnenfeld wed to T. F. Geithner“
  3. Internationales Biographisches Archiv 51/2008
  4. The New York Times, 16. Oktober 2003: Fuerbringer, Jonathan. „I.M.F. Official Is Named President of New York Fed“
  5. vgl. Tages-Anzeiger, 25. November 2008
  6. Der Spiegel, 23. November 2008: Obamas Super-Kabinett - Timothy Geithner wird US-Finanzminister
  7. Munzinger-Archiv GmbH, 2008
  8. Deutschlandfunk, 14. Januar 2009: Neue US-Regierung: Reibungslose Anhörung Clintons, Ärger für Geithner
  9. kurier.at, 14. Januar 2009: Obamas Finanzminister: Ein Steuersünder
  10. 20min.ch, 21. März 2009: USA: Obama hält an Geithner fest
  11. Alles Schall und Rauch, 25. November 2008: Wer ist Timothy F. Geithner, der neue Finanzminister?
  12. Geithner's profile at the NY Fed, Netzpräsenz