Totila
Für den auch unter dem Pseudonym „Totila“ schreibenden Schriftsteller siehe Hans Diebow.
Totila (auch Badwila oder Baduila) ( 552) war Herzog und Kommandant von Tarvisium in Venetien und von 542–52 König der Ostgoten. Er setzte sich im Thronkrieg 541/42 gegen König Erarich durch, errichtete das Ostgotische Reich neu und war eine glänzende Herrscherpersönlichkeit. Seit 551 führte er mit unterlegenen Mitteln einen sowohl verzweifelten als auch heldenmütigen Abwehrkampf gegen den byzantinischen General Narses, konnte ihn aber am Ende nicht aufhalten und fiel 552 in der Schlacht bei Tadinae.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft
Als Neffe des nur kurz regierenden Ostgotenkönigs Hildebad (auch Ildebad) gehörte Totila nicht zum Geschlecht der Amaler, der eigentlichen Königssippe, war aber - wie sein Onkel - mit dem westgotischen König Theudis verwandt. Sein Geburtsdatum ist nicht bekannt, aber er kann kaum älter als 25 gewesen sein. Nach den zur damaligen Zeit geprägten Münzen zu schließen, lautete sein Name Baduila, aber schon zu seinen Lebzeiten hieß er für seine Untertanen nur Totila, und als solcher ist er auch in die Geschichte eingegangen.
Nach verheerenden Niederlagen gegen den oströmischen Feldherrn Belisar in der ersten Phase des Gotenkrieges und der Gefangennahme des Ostgotenkönigs Witichis 540, war es den Ostgoten mit Mühe gelungen, nördlich des Flusses Po einen kleinen Reststaat am Leben zu erhalten. Ende 541 wurde Hildebad nach wenigen Monaten ermordet. Totila war zu diesem Zeitpunkt comes, also Kommandant von Treviso und wurde wohl Anfang oder Mitte 542 zum König erhoben (manche Historiker präferieren auch das Jahr 541).
Totilas glänzende Zeit und der Abwehrkampf gegen das byzantinische Reich
Totila vermochte seine Ostgoten auf eine Art und Weise für ihre eigene Sache zu begeistern, die seinen Vorgängern seit Theoderich nicht einmal ansatzweise eigen gewesen war (vielleicht mit eingeschränkter Ausnahme Witichis). Doch nicht nur aus seinem eigenen Volk, selbst aus der romanischen Bevölkerung Italiens - welche zudem von der byzantinischen Besatzungspolitik bereits schwer enttäuscht war - flogen seiner strahlenden Persönlichkeit die Herzen zu, so daß er auch hier erhebliche Hilfstruppen sammeln konnte.
Schon nach sehr kurzer Zeit war Totila bereits so stark, daß er mit seiner begeisterten Streitmacht bei Verona ein byzantinisches Heer von 12.000 Männern vertreiben und ein weiters bei Faventia (Faenza) in einer offenen Feldschlacht vernichten konnte. Im Frühjahr 542 errangen sie etwa 15 Meilen nördlich von Florenz einen weiteren Sieg im Tal des Mugello. Bei dieser Gelegenheit schlugen sie das Heer von Vitalians Neffen Johannes in die Flucht. Nun lag ganz Mittel- und Süditalien offen vor ihnen, und so zogen sie weiter. Noch im Spätsommer des Jahres hatte Totila ganz Italien außer Ravenna, Rom, Florenz und ein paar befestigten Küstenstädten unterworfen, an deren Spitze Neapel stand.
Das Ziel Totilas war es, die Politik des oströmischen Kaisers Justinian I. zu vereiteln, die auf eine Inbesitznahme Italiens und damit auf eine Wiedererrichtung des alten römischen Reiches (Restauratio imperii) hinauslief. Er verstand es geschickt zu nutzten, daß Justinian einen Teil seiner Truppen im Orient belassen mußte, wo sie seit 540 Krieg gegen die Sassaniden führen mußten. So nahm Totila Ende 546 Rom ein, wobei er demonstrativ Milde gegenüber den Gefangenen walten ließ. Nach der ersten Einnahme Roms ließ er die gefangenen Senatoren in Kampanien internieren, wo sie später allerdings von oströmischen Truppen befreit wurden. Allerdings waren Totilas Möglichkeiten gegenüber der damaligen Großmacht Byzanz begrenzt, was sich auch daran ablesen läßt, daß ihm zwar die Eroberung der Ewigen Stadt gelang, nicht aber, diese auch längerfristig zu halten; die Stadt wurde bald schon wieder von den an Zahl weit überlegenen oströmischen Truppen besetzt. Dennoch gelangen Totila auch im Feld einige bemerkenswerte Erfolge, zumal unter seiner Führung eine ostgotische Flotte ins Leben gerufen wurde.
Ausgerechnet von dem imperialistischen oströmischen Kaiser Justinian als Usurpator geächtet, betrieb Totila neben den militärischen Maßnahmen auch politische, um den Einfluss Ostroms zurückzudrängen. Er begann eine Propagandakampagne, in der er das Bild einer einträchtigen Lebensweise von Ostgoten und Italikern zu Zeiten Theoderichs des Großen den Jahren des Leidens und des Krieges und der harten Steuerpolitik Justinians gegenüber stellte. Ein erster Brief an den römischen Senat blieb jedoch ohne Antwort.
Außenpolitisch war Totila weniger Erfolg beschieden. Es gelang ihm weder, die Franken zu einem Ehebündnis zu bewegen, noch die (wohl von vornherein illusorische) Anerkennung seines Königtums durch Ostrom zu erhalten. Dennoch schien seine Lage nicht hoffnungslos, da sich neue Siege einstellten: Kurz nach der Eroberung Neapels, öffneten 550 vier isaurische Garnisionssoldaten die Tore Roms. Totila veranstaltete (die letzten) Spiele im Circus Maximus und ließ Münzen prägen, die sein Porträt mit kaiserlichem Diadem zeigten − ein klare Stellungnahme gegen Justinian. Die Oströmer waren zwar auf Ravenna und einige Küstenstädte zurückgeworfen, doch hatte Totila seine Flotte 551 verloren, während weite Landstriche Italiens durch den Krieg verwüstet waren.
Als die oströmischen Truppen unter Narses im Frühjahr 552 zu einer groß angelegten Landoffensive ansetzten, war es absehbar, daß Totila es auf einen Entscheidungskampf ankommen lassen mußte.
Totilas Ende
Ein vom byzantinischen Feldherrn und Eunuchen Narses angeführtes Heer – mit knapp 35.000 Elitesoldaten ein für spätantike Verhältnisse recht großes Kontingent – überquerte den Balkan und rückte von Norden nach Italien ein, wobei sie die gotischen Verteidigungslinien umgingen. Über Verona und Rom marschierte das Heer auf Totila zu, der sich in Umbrien bei Busta Gallorum in der Nähe von Taginae am 30. Juni oder 1. Juli des Jahres 552 mit knapp 20.000 Mann zum Kampf stellte. In dieser Schlacht verblutete ein Großteil des ostgotischen Heeres unter den Pfeilen der oströmischen Bogenschützen und Totila verlor die Schlacht bei Taginae (zwischen den kleinen Städten Scheggis und Gualdo Tadino)
Totila selbst fiel entweder während der Schlacht oder starb wenige Stunden später in dem kleinen Dorf Caprae (dem heutigen Caprara).
Mit dem Verlust dieser Schlacht gegen einen zahlenmäßig wie materiell weit überlegenen Feind, begann nun endgültig der tragische Untergang des von Theoderich dem Großen geschaffenen ostgotischen Reiches. Zwar konnten sich die Ostgoten unter dem sowohl genialen wie auch tragischen Teja noch einmal zu einem heldenhaften Widerstand sammeln, dennoch bedeutete der Verlust eines Großteils der ostgotischen Reiterei auch die Beendigung der Hoffnungen des Germanentums in Italien.
Totila lebte später als Heldenfigur weiter – schon Prokopios von Caesarea und Jordanes verehrten ihn, ebenso der deutsche Schriftsteller Felix Dahn in seinem 1876 erschienenen Historienroman „Ein Kampf um Rom“. Eine Gedenktafel an ihn befindet sich in der Walhalla in Donaustauf.
Literatur
- Felix Dahn: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1877
- Dahn, Felix - Ein Kampf um Rom - Historischer Roman (1876, 983 S.) Leseprobe
- Dahn, Felix - Ein Kampf um Rom (Zweiter Band) - Historischer Roman (1888, 1815 S., Scan, Fraktur) Leseprobe
- Hermann Schreiber: Auf den Spuren der Goten. List Verlag München 1977
Verweise
- Gotenlied (Deutscher Pfadfinderbund - „Stamm Witichis“)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
Erarich 541 | König der Ostgoten | Teja 552 |