Abetz, Otto

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Otto Abetz

Otto Abetz (Lebensrune.png 26. März 1903 in Schwetzingen; Todesrune.png 5. Mai 1958 [möglicherweise ermordet] bei Langenfeld, Rheinland) war ein deutscher Kunstlehrer und Diplomat. Während des Zweiten Weltkriegs war er von August 1940 bis 1944 Botschafter Deutschlands im besetzen Frankreich.

Leben

Otto Abetz wurde am 26. März 1903 in Schwetzingen als Sohn eines Rentamtmannes geboren. Er besuchte das Realgymnasium bis zur Reifeprüfung und hielt sich danach in der Schweiz, Italien und Griechenland auf. Im Jahre 1923 trat er in die Badische Kunsthochschule in Karlsruhe ein, an der er im Jahre 1926 das Zeichenlehrer-Examen bestand.[1] Abetz war von Beruf Lehrer.

Otto Abetz schloß sich als junger Mann der deutsch-französischen Jugendbewegung an, die das alte „Erbfeindschaftsdenken“ überwinden wollte. 1931 trat der studierte Kunsterzieher der NSDAP bei. 1934 wurde er Frankreich-Referent der Reichsjugendführung und im folgenden Jahr bei der „Dienststelle Ribbentrop“ für die Frankreich-Abteilung verantwortlich, vorwiegend in Paris. Ab August 1940 bis zur Besetzung Frankreichs durch die Alliierten im November 1944 war Abetz deutscher Botschafter bei der französischen Regierung unter Marschall Petain. Abetz bemühte sich in dieser Funktion um einen deutsch-französischen Ausgleich. Journalist Wolf Scheller schilderte 1985 im Kölner Stadt-Anzeiger das Paris der deutschen Besatzungszeit so:

Das künstlerische Leben an der Seine blühte in diesen Jahren der Okkupation. Theater, Kinos und Konzerte waren zumeist ausverkauft. Ernst Jünger speiste mit Sacha Guitry, General Speidel mit Jean Cocteau, Serge Lifar, der neue Intendant der Pariser Oper, führte Hitler durch sein Haus. Chanson und Kabarett strahlten im alten Glanz, und in der Pariser Orangerie drängelte sich im Mai 1942 die Creme der literarischen und künstlerischen Avantgarde zu Füßen des Bildhauers Arno Breker. Man spielte Beethoven und Chopin; Karajan, Kempff und Mengelberg wurden vom französischen Publikum gefeiert. Im ‚Casino de Paris‘ jubelten die deutschen Landser Maurice Chevalier zu.“ Scheller zitiert Sartre: „Niemals waren wir freier als unter der deutschen Besatzung“.[2]

Otto Abetz wollte ein deutsch-französisches Bündnis schmieden und vermittelte das Treffen zwischen Hitler und Petain in Montoire 1940, das allerdings ergebnislos blieb, weil der Führer der Franzosen die Kriegsallianz mit den Deutschen ablehnte.

Abetz unterhielt Kontakte zu zahlreichen bedeutenden französischen Intellektuellen und Kunstschaffenden. Nicht zuletzt wegen seines Einflusses konnten selbst Vertreter der linken Moderne wie Sartre und Anouilh unter deutscher Besatzung wirken und publizieren; auch Picasso hatte beste Beziehungen zur deutschen Botschaft.

Friedrich Lenz zitiert Abetz wie folgt:

Der Hitler gegenüber sehr kritisch eingestellte Botschafter Abetz schreibt in seinem Buche Das offene Problem: ‚In jene Zeit fiel auch eine der öffentlichen Reden Hitlers, die mich zum ersten Male in meinem Mißtrauen gegen ihn schwankend machte und mich von der Aufrichtigkeit seiner Friedensliebe überzeugte. ‚Eine mittlere moderne Granate', führte er vor einer großen Versammlung aus, ‚kostet 3500 Mark. Ein kleines Eigenheim für eine Arbeiterfamilie kostet auch 3500 Mark. Wenn ich aufrüste, brauche ich mindestens 10 Millionen Granaten. Sie werden dann in den Arsenalen liegen, und niemand wird mir dafür dankbar sein. Wenn ich aber 10 Millionen Arbeiterwohnungen baue, werde ich mir den Dank des Großteils meines Volkes sichern. Wie sollte ich da nicht wünschen, daß die anderen abrüsten, um mir die Aufrüstung zu ersparen? Aber mitten eines bis an die Zähne bewaffneten Europas kann Deutschland allein nicht unbewaffnet bleiben.' - Ich muß gestehen, daß mich die Einfachheit und Logik dieser Argumentation stark beeindruckte. Ich begann Hitler Glauben zu schenken, daß er alle zu Gebote stehenden Mittel in den Dienst der sozialen Aufgabe stellen und den Wiederaufbau Deutschlands mit Werken des Friedens vollziehen wolle.[3]

Nachkriegszeit

Im Oktober 1945 wurde der Diplomat im Schwarzwald gefangengenommen und nach Paris verbracht. Hauptsächlich wegen des Vorwurfs der Beteiligung an Judenumsiedlungen kam es 1949 zur Verurteilung Abetz', der seit 1941 den Rang eines SS-Brigadeführers bekleidet hatte, zu 20 Jahren Zwangsarbeit durch ein französisches Militärtribunal.[4] Tatsächlich hatte er vorgeschlagen, die nordfranzösischen Juden in den zunächst noch unbesetzten Teil Frankreichs abzuschieben. Im Laufe der Zeit mehrten sich die Stimmen, die um eine Entlassung Abetzs nachsuchten. Anfang April 1954 wurde er aus der Haft entlassen, weil „seine Hände nicht mit Blut befleckt seien“.[5]

Nach der Entlassung lebte Abetz in Düsseldorf als freier Mitarbeiter bei der Düsseldorfer Wochenzeitschrift „Der Fortschritt“, das in seiner Haltung dem Düsseldorfer Flügel der Freien Demokraten nahesteht.

Mysteriöser Autounfall

Am 5. Mai 1958 erlitt Abetz im Alter von 55 Jahren zusammen mit seiner Frau Suzanne, geb. Bruykar, einer geborenen Französin, einen tödlichen Verkehrsunfall (Schaden an der Lenkung) auf der Autobahn bei Düsseldorf. Der jüdische Geschichtswissenschaftler Wistrich: „Möglicherweise handelte es sich um einen Racheakt wegen seiner Beteiligung an der Deportation französischer Juden.

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 22/1958
  2. Sartre-Aufsatz „Die Republik des Schweigens“
  3. Der ekle Wurm der deutschen Zwietracht (1953), S. 69
  4. Am 12. Juli 1949 stand Abetz dann im Pariser Justizpalast vor dem französischen Militärtribunal. Abetz wurde am 22. Juli 1949 unter Zubilligung mildernder Umstände gemäß dem Antrag des Anklagevertreters zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Das Gericht bejahte die Mitschuld Abetzs in der Frage der Zwangsverschickung und der Festnahme höherer Offiziere, verneinte sie jedoch hinsichtlich der ihm ebenfalls vorgeworfenen Ermordung des Ministers George Mandel. Das Urteil löste auch in der französischen Presse sehr geteilte Meinungen aus. So wurde z. B. sein Eingreifen zur Rettung von Paris und sein Bemühen um einen möglichen Ausgleich – so u. a. auch von dem späteren Botschafter François-Poncet – hervorgehoben. Seine Strafe verbüßte Abetz im Zentralgefängnis Loos bei Lille.
  5. Vgl.: Munzinger-Archiv GmbH, 2016