Stevenson, Adlai

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John Foster Dulles, Adlai Stevenson (Mitte), und Eleanor Roosevelt im Hauptquartier der UNO 1946

Adlai Ewing Stevenson (* 5. Februar 1900 in Los Angeles, Kalifornien; † 14. Juli 1965 in London) war ein VS-amerikanischer Politiker, 1952 und 1956 Präsidentschaftskandidat und UNO-Mitglied der VSA.

Werdegang

Herkunft

Adlai Ewing Stevenson wurde am 5. Februar 1900 in Los Angeles (Kalifornien) geboren. Sein Großvater Adlai Ewing Stevenson Sr. (1835–1914) war in den 1890er Jahren Vizepräsident der Vereinigten Staaten. Stevensons Vater Lewis Green Stevenson (1868–1929) war ebenfalls politisch tätig. Er gehörte von 1914 bis 1917 als Secretary of State der Regierung von Illinois an.

Ausbildung

Nach rechtswissenschaftlichem Studium an der Princeton-Universität (1922 Examen als bachelor of arts: 1924 Promotion zum Dr. jur.) und an der Northwestern Universität bis 1926 war er schon als Student in den Jahren 1924-1925 als stellvertretender Herausgeber des „Daily Pantagraph“ in Bloomington, III. tätig. Er lernte als Reporter in dieser Zeit auch die Sowjetunion aus eigener Sicht kennen.

Wirken

Adlai Stevenson übte von 1927 bis 1933 eine Anwaltspraxis in Chicago aus. Anschließend fungierte er als Spezialberater der „Agricultural Adjustment Administration“ und Assistent der Kontroll-Administration (1933-1934, um dann 1936-1941 wieder in Chicago als Anwalt tätig zu sein.[1] Der jüdische Wirtschaftswissenschaftler Paul Anthony Samuelson fingierte als Berater von Adlai Stevenson.

In den Kriegsjahren 1941-1944 tat Adlai Stevenson Dienst als Spezialassistent im Marineministerium, später im War Department und in anderen hohen Regierungsämtern. 1943 führte ihn eine wirtschaftliche Sondermission nach Italien, im Jahr darauf ging er im Auftrag des Kriegsministeriums nach Europa. Sein Bericht über den sozialen und wirtschaftlichen Wiederaufbau in Italien wurde richtungsweisend für den Wiederaufbau anderer Länder. 1945 war er Assistent des Staatssekretärs Edward Reilly Stettinius (1900-1949) in Washington. Als Berater der US-Delegation nahm er dann an der Konferenz von San Francisco teil, weiter im gleichen Jahr als US-Delegierter mit Ministerrang an der Vorbereitenden UN-Konferenz in London und dann als Repräsentant der USA und Delegierter an den ersten Generalversammlungen 1946 und 1947 in Neu York. Als einer der geistigen Väter der Weltorganisation gehörte er auch später mehrfach amerikanischen UNO-Delegationen an. Von 1948-1952 war Stevenson Gouverneur von Illinois. Dann wurde ihm die Leitung der Demokratischen Partei übertragen. Bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen 1952 und 1956 trat er als demokratischer Gegenkandidat Eisenhowers auf, dem er jedoch beide Male unterlag. Schon damals schlug er ein Atomtestabkommen vor (Atombombe). Das Gedankengut, das er bei den beiden Wahlkämpfen aussprach, lebte später in der „New Frontier“ Kennedys und in der „Great Society“ Johnsons wieder auf. Seit 1953 widmete sich Stevenson wieder der Tätigkeit in einer Chikagoer Anwaltfirma. 1953 unternahm er eine Reise durch 30 Länder der sogenannten „freien Welt“, über deren Ergebnisse er dann im Rahmen eines Lehrauftrags an der Harvard-Universität sprach. Seine Ausführungen sind als Buch auch in deutscher Sprache 1956 unter dem Titel „die Bürde Amerikas“ erschienen.[2]

Kurze Zeit war Stevenson im Spätherbst 1957 Berater der amerikanischen Regierung in NATO-Fragen, nachdem er im Sommer des gleichen Jahres Europa (u.a. auch die Bundesrepublik) und Afrika besucht hatte.

Im Sommer 1958 begab sich Stevenson auf eine ausgedehnte Rußlandreise, die ihren Niederschlag in dem 1959 erschienenen Buch „Friends and Enemies“ fand und besuchte anschließend mehrere europäische Staaten sowie Algerien und die Sahara. Im Frühjahr 1960 bereiste er Lateinamerika.

Am Vorabend der Pariser Gipfelkonferenz im Mai 1960 äußerte Stevenson, der Westen solle Konzessionen in der Berlin- und Deutschland-Frage machen, um eine Vereinbarung mit Moskau über die Einstellung der Atombombenversuche zu ermöglichen. Außerdem vertrat Stevenson die Ansicht, der „Rapacki-Plan“ sei eine Diskussionsgrundlage für ein Gespräch mit den Sowjets — und forderte die VSA auf, die Verteidigung Europas zunehmend den Europäern zu überlassen.[2]

Nach dem Scheitern der Konferenz erklärte Stevenson, die jetzige Regierung habe Chruschtschow eigenhändig „das Brecheisen und den Vorschlaghammer ausgehändigt“, mit denen er die Konferenz zerschlagen habe.

Im Rennen um die demokratische Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 1960 bewarb Stevenson sich nicht. Als nomineller Führer der Demokraten hielt er jedoch auch während des Wahlkampfs Reden. Kandidat der Demokraten wurde John F. Kennedy, der dann auch die Wahl knapp gewann. Noch vor der Wahl akzeptierte Kennedy ein Angebot Eisenhowers, ihn ständig über die Weltlage zu unterrichten. Er bestimmte Stevenson und Chester Bowles (1901-1986) zu seinen Verbindungsleuten. Am 12. Dezember 1960 wurde Stevenson an Stelle von Cabot Lodge zum Vertreter bei den Vereinten Nationen ernannt. Im Juni 1961 unternahm Stevenson eine Informationsreise durch 10 Staaten Lateinamerikas. Adlai Stevenson nahm genauen Einblick in ihre wirtschaftliche und politische Situation und gab einen besorgten Bericht, in dem die rapide Verschlechterung der Lage in den letzten 15 Monaten besonders herausgestellt wurde. Er wurde zum Motor für das große Hilfsprogramm „Allianz für den Fortschritt“.

In der UNO war er der Hauptkämpfer gegen die sowjetischen Versuche, die UNO-Spitze durch ein Dreimann-Präsidium (Troika-System) zu Iähmen und versuchte erfolglos in der Finanzkrise der UNO die Sowjets auszumanövrieren. In seinen letzten Monaten sah er sich vor der schweren Aufgabe, die Politik der VSA in Vietnam und in Santo Domingo zu verteidigen. Er hoffte immer noch, daß sich die UNO zu einer Art Weltregierung (NWO) entwickeln könnten. Sie sollte nicht der Austragungsort des Kalten Krieges werden. Nach der Invasion in der Schweinebucht wies er als UNO-Botschafter jede US-Beteiligung entrüstet von sich.

„Kubakrise“

Berühmt sind seine Redegefechte mit dem sowjetischen Delegierten Sorin während der Kubakrise.[2] Er soll trotz seiner scharfen Angriffe auf Sorin in Wahrheit zu den „Weichen“ gehört haben. Es heißt, er habe die amerikanischen Stützpunkte in England, Italien und der Türkei gegen den Rückzug der Sowjets aus Kuba eintauschen wollen. — 1963 besuchte er Berlin und bestätigte, daß die VSA zu ihren Verpflichtungen stehen würden.[2] Sein Auftritt am 25. Oktober 1962 vor der UNO wurde sein bekanntester. Die Sowjetunion hatte damals die Stationierung von Raketen auf Kuba hartnäckig geleugnet. Daraufhin zeigte Stevenson im Sicherheitsrat Fotos von Aufklärungsflügen, die die Existenz der sowjetischen Raketen belegten. Es kam zu einem Schlagabtausch mit dem sowjetischen Botschafter Walerian Sorin: "Lassen sie mich eine einfache Frage stellen. Leugnen Sie, Botschafter Sorin, dass die UdSSR Mittelstreckenraketen und Rampen auf Kuba stationiert hat?", fragte Stevenson. "Ja oder Nein? Warten Sie nicht auf die Übersetzung." Der US-Diplomat zeigte dann die Fotos, während Sorin protestierte: "Ich bin nicht in einem amerikanischen Gerichtssaal, Sir..."

Familie

Adlai Ewing Stevenson erlitt am 14. Juli 1965 in London einen tödlichen Herzinfarkt. Sein Tod gab Anlaß zu Nachrufen in aller Welt, die besonders die integere Persönlichkeit hervorhoben. Sein Nachfolger in der UNO wurde der jüdische Bundesrichter Arthur Goldberg. Adlai Ewing Stevenson war geschieden. Er hatte drei Söhne. Einer ist der Politiker Adlai Ewing Stevenson III (* 1930).

Ehrungen

An der Universität Chikago erhielt das „Adlai Stevenson Institute of International Affairs“ seinen Namen.

Verweise

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 43/1965 vom 18. Oktober 1965
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Munzinger-Archiv GmbH, 1965