Anschlag auf das Münchner Oktoberfest

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Am 26. September 1980 starben 13 Menschen bei der Explosion einer Bombe am Haupteingang des Oktoberfestes, 211 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Anschlag auf das Münchner Oktoberfest (mundartlich auch „Wiesn“-Attentat genannt) gilt bis heute als schwerster Terrorakt der deutschen Nachkriegsgeschichte und wurde zunächst vorschnell der Wehrsportgruppe „Hoffmann“ untergeschoben. Tatsächlich handelte es sich um einen Mordanschlag der NATO-Terrororganisation Gladio. Anfang Januar 2015 gab der BRD-Generalanwalt Harald Range bekannt, daß das Verfahren neu aufgenommen werden soll.[1]

Neueren Ermittlungen zufolge kam die Bundesanwaltschaft im Juni 2020 überraschend zur Einschätzung, es habe sich damals um ein rechtsextremes Tatmotiv gehandelt. Diese zweifelhafte Diagnose wurde von Frank-Walter Steinmeier und anderen BRD-Politikern genutzt, um die antinationale Erinnerungskultur gegen einen angeblich maßgeblich existenten Rechtsextremismus zu befruchten.[2]

Hintergründe und Personen

Gundolf Köhler

Daß der von den Behörden (für die Öffentlichkeit) als „Einzeltäter“ präsentierte Bombenleger Gundolf Köhler tatsächlich allein verantwortlich war, gilt heute als ausgeschlossen. Ob er aber vielleicht sogar ohne eigenes Mitwissen – als Täterpuppe – in das Geschehen hineingesteuert wurde, ist umstritten.

Gundolf Köhler hatte nur eine lose Verbindung zur paramilitärischen Wehrsportgruppe „Hoffmann“. Er hatte dort Jahre zuvor zwar an Übungen teilgenommen, diesen Kontakt jedoch nicht weiter vertieft. Nach Auskunft von Karl Heinz Hoffmann wurde er selber, Hoffmann, nur durch Zufall davon abgehalten, sich am fraglichen Tag – gemäß einer schon länger bestehenden geschäftlichen Verabredung, von der nur ein privater Kreis wußte – in München aufzuhalten. Hoffman spricht deshalb von einer Geheimdienstfalle, die zu diesem Tag für ihn aufgestellt worden sei.

Deutsche Aktionsgruppen und Heinz Lembke

Kurz nach dem Anschlag vernahm die Polizei zwei Mitglieder der Deutschen Aktionsgruppen aus dem Umfeld des NPD-Politikers Manfred Röder. Diese behaupteten, daß Gundolf Köhlers Tat in Verbindung mit dem Waffenarsenalen von Heinz Lembke stünden, dessen Haus in der Folge von der Polizei durchsucht wurde, ohne daß allerdings Verdächtiges gefunden wurde. Als ein Jahr später Forstarbeiter zufällig auf ein Waffendepot stießen – Lembke war dort Revierförster – erklärte sich dieser zu umfangreichen Aussagen gegenüber der BRD-Generalanwaltschaft bereit. Allerdings kam er einen Tag vor seiner geplanten Aussage unter mysteriösen Umständen zu Tode – er wurde erhängt in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Es gibt schriftliche Hinweise in den Spurenakten zum Oktoberfest-Anschlag, die auf eine mögliche geheimdienstliche Tätigkeit Lembkes hindeuten könnten.[1]

Gladio

Im Jahr 2004 veröffentlichte der Historiker Daniele Ganser Forschungsergebnisse, welche in Richtung einer Involvierung der 1990 aufgedeckten Stay-Behind-Organisation Gladio deuten. Mehrfach wurde von verschiedenen Seiten vergeblich versucht, eine Wiederaufnahme der Ermittlungen zu bewirken.

Der Duisburger Historiker Andreas Kramer sorgte 2013 mit einer spektakulären Aussage in einem Prozeß in Luxemburg für Aufsehen. Das Oktoberfest-Attentat sei von seinem Vater geplant worden. Er habe zusammen mit Gundolf Köhler auch die Bombe gebaut.[3]

Wiederaufnahme des Verfahrens 2015

Bereits 1984 und 2008 hatte der Münchner Rechtsanwalt Werner Dietrich, der Opfer und Hinterbliebene des Anschlags vertritt, erfolglos versucht, eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu erreichen. Bei seinen Recherchen wurde Dietrich von Ulrich Chaussy, einem Journalisten des Bayerischen Rundfunks, unterstützt. Schließlich gab die BRD-Generalanwaltschaft im Januar 2015 bekannt, die Ermittlungen in der Sache wieder aufzunehmen.
Politische Beobachter halten diese Entscheidung für spektakulär. Rechtsanwalt Dietrich konnte eine Zeugin mit „neuen“, also bisher nicht beachteten, Erkenntnissen vorweisen, die seit Oktober 1980 zur Sache geschwiegen hatte. Hintergrund war, daß die damalige Theologiestudentin Sprachkurse für Aussiedler gab. Bei einem ihrer rußlanddeutschen Schüler will die Zeugin durch Zufall am Tag nach dem Anschlag Flugblätter gesehen haben, auf denen Gundolf Köhler als Held verehrt wurde. Als die junge Theologiestudentin dies der Münchner Polizei meldete, wurde sie von der Polizei abgewimmelt, und man gab ihr zu verstehen, sie solle sich nicht in so gefährliche Dinge einmischen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Polizei den Namen Gundolf Köhler noch nicht öffentlich bekanntgegeben, was darauf schließen läßt, daß man den Namen entweder noch nicht kannte und an neuen Erkenntnissen nicht interessiert war oder aber, daß man den Namen bereits kannte und keine weiteren Informationen zur Sache wünschte.
Presseberichten zufolge soll es weitere Spuren geben, die jahrelang in den Akten verborgen blieben. Ferner soll es bei den BRD-„Sicherheitsbehörden“ noch Unterlagen zur Sache geben, die bisher nur unzureichend kriminalistisch ausgewertet wurden.[1]

Klage beim BRD-Höchstgericht

Die Grünen sowie die in Linkspartei umbenannte SED warfen im Mai 2015 dem BRD-Regime vor, der Öffentlichkeit Informationen über die Rolle des BRD-Inlandsgeheimdienstes („Verfassungsschutz“) im Zusammenhang mit dem Oktoberfestanschlag vorenthalten zu haben und kündigten an, beim BRD-Höchstgericht („Verfassungsgericht“) Klage erheben zu wollen. Damit wollen Kläger erreichen, daß das BRD-Regime alle Fragen beantwortet, in denen es um ein mögliches Vorabwissen des BRD-Inlandsgeheimdienstes über die Anschlagspläne geht.[4]

Filmbeiträge

COMPACT – „Anschlag auf Oktoberfest 1980 – War’s die NATO?“
Täter, Attentäter, Einzeltäter: Rechtsterrorismus und NATO-Geheimarmee Gladio (→ Wehrsportgruppe „Hoffmann“)

Literatur

Verweise

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Fußnoten