Rintelen, Anton
Anton Rintelen der Jüngere ( 15. November 1876 in Graz; 28. Januar 1946 ebenda) war ein deutscher Jurist und Politiker der Christlichsozialen Partei in Österreich.
Inhaltsverzeichnis
Wirken
Nach seinem Studium in Graz und Wien war Rintelen, Sohn des Juristen Anton Rintelen der Ältere (1842–1905), als Wissenschaftler an verschiedenen Universitäten tätig. Zwischen 1903 und 1911 war er Professor an der Deutschen Universität Prag. Danach war er österreichischer Bundesminister und Abgeordneter im Nationalrat. 1933 wurde er von Bundeskanzler Engelbert Dollfuß aus dem Kabinett eliminiert und auf den Posten eines Gesandten in Rom abgeschoben.
- R. wurde in Graz nach einem Studium der Rechtswissenschaften 1898 promoviert und nach einem Wiener Studienaufenthalt 1902 für das Fach „Zivilgerichtliches Verfahren“ habilitiert. 1902/03 lehrte er dieses Fach als Privatdozent an der Dt. Univ. Prag, die ihn 1903 zum ao. und 1906 zum o. Professor berief. Als Dekan 1908/09 war er direkt in die mit der Wahrmund-Affäre einhergehenden Studentenunruhen involviert. 1911 folgte R. dem Ruf an seine Heimatuniversität als Ordinarius. Bei Kriegsausbruch 1914 meldete sich der Ungediente freiwillig und wurde 1915 als Landsturm-Oberleutnant-Auditor zunächst im Kriegsministerium (Mil.gesetzgebung), seit 1916 beim Militärkommando Graz (Landwehrgruppe), seit 1917 beim Landwehrdivisionsgericht Graz als Verhandlungsleiter verwendet. Daneben lehrte R. weiter an der Univ. Graz (1918/19 Dekan). Seit dieser Zeit stellte der angesehene Zivilrechtler Forschung und wissenschaftliche Publikation nahezu ein.[1]
Juli-Erhebung
Nach der Juli-Erhebung wurde er zum vorübergehenden Bundeskanzler für den österreichischen Teil Deutschlands erklärt. Nach dem Scheitern der Erhebung unternahm er einen Suizidversuch durch einen Schuß in den Herzbereich. Entgegen der erwarteten Todesstrafe wurde er jedoch nur zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Nach der Befreiung Österreichs kam er wieder frei und wurde Mitglied des Reichstages. 1941 schrieb er seine Memoiren.
Österreichisches Biographisches Lexikon
- Rintelen Anton d. J., Jurist und Politiker. * Graz, 15. 11. 1876; † Graz, 28. 1. 1946. Sohn des Vorigen; stud. 1894–98 an der Univ. Graz Jus, 1898 Dr. jur. Begann unter dem Einfluß von Tewes und Sperl wiss. zu arbeiten. Nach einem Stud.Aufenthalt in Wien 1902 Priv.Doz. an der Univ. Graz für Österr. zivilgerichtliches Verfahren. 1902/ 1903 Supplent an der Dt. Univ. Prag, 1903 ao.Prof., 1906 o. Prof.; 1908/09 Dekan, war er in den Kulturkampf und in die Nationalitätenauseinandersetzungen (Wahrmundaffäre, Studentenunruhen) involviert. 1911 o. Prof. für zivilgerichtliches Verfahren an der Univ. Graz. Während des Ersten Weltkriegs war R, freiwillig im Militärgerichtsdienst tätig (1915 Landsturm-Oblt.-Auditor), zunächst im Kriegsmin. (Militärgesetzgebung), ab 1916 beim Militärkmdo. Graz (Landwehrgruppe), ab 1917 beim Landwehrdiv.Gericht Graz (Verhandlungsleiter). Daneben wirkte er mit Sondergenehmigung weiter an der Univ. 1918/19 Dekan. 1918 wurde R. von der provisor. Landesversmlg. als Vertreter der Christlichsozialen zum stellvertretenden Landeshptm. gewählt, nach den Landtagswahlen von 1919 einstimmig zum Landeshptm. Kontakte zur steir. Heimwehr (Pfrimer), zu ung. rechtsgerichteten Kreisen (seit der Rätediktatur) und zu Mussolini (seit 1923) bestimmten immer mehr seine Politik. Wirtschaftsmaßnahmen (u. a. italien. Investitionen) und Volksbildungsarbeit (Gründung von St. Martin) verstärkten R.s Einfluß. 1926 trat er von seinem Amt als Landeshptm. zurück und übernahm unter Bundeskanzler Ramek (s. d.) das Unterrichtsmin. (Kabinett Ramek II), nachdem er seinen Vorgänger Schneider wegen dessen Schulpolitik heftig kritisiert hatte oder – nach anderer Version – um den Zusammenbruch der Steirerbank von Wien aus zu verhindern. 1928 wurde er–trotz gegenteiliger Bemühungen der Sozialdemokraten, aber auch von innerparteilichen Gegnern wie Gürtler und Stepan – wieder Landeshptm. und entwickelte zunehmende Aktivitäten, um Bundeskanzler zu werden. Gerüchte in diesem Zusammenhang waren während und nach dem Pfrimerputsch (1931) im Umlauf. In der Regierung von Bundeskanzler Dollfuß (s. d.) war er bis 1933 Unterrichtsminister (Kabinett Dollfuß I). Mit seiner Ernennung zum Gesandten in Rom (13. 11. 1933) schied R. als Landeshptm. aus und wurde auch von der Univ. beurlaubt. Zunehmende Kontakte zu den Nationalsozialisten und die nachgewiesene Verbindung zu den Putschisten vom 25. 7. 1934 führten in einem Hochverratsprozeß (1935) zu R.s Verurteilung zu einer lebenslänglichen Kerkerstrafe. 1938 aus der Haft entlassen, lebte er bis zu seinem Tod in Graz.[2]