Arianismus

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Arius

Arianismus ist eine frühe Häresie aus dem 4. Jahrhundert, benannt nach dem PriesterArius. Nach arianischer Lehre ist Jesus Christus nicht wesensgleich mit Gott, aber dessen vornehmstes Geschöpf. Arius lehrte, daß Gott selbst nicht gezeugt und ohne Ursprung sei. Der Sohn Gottes könne also, weil er gezeugt worden sei, nicht Gott im selben Sinn wie der Vater sein. Die Lehre des Arius wurde 325 auf dem 1. ökumenischen Konzil von Nicäa verdammt.

Der Priester Arius aus Ägypten machte sich zum Sprecher der griechischen Überzeugungen, wonach das Göttliche nur als Eines gedacht werden kann. Der Grundgedanke, der zu dieser Einsicht führte, war der der Vollkommenheit. Etwas, das teilbar ist, kann sich verändern und kann auch zerstört werden. Die Frage spitzte sich Anfang des 4. Jahrhunderts zu, ob Jesus wirklich Gottes Sohn sein konnte. Den Griechen war von Seiten christlicher Apostel nicht zuzumuten, ein Gottesbild zu übernehmen, das sie wieder zu den Göttervorstellungen zurückzuführen schien, die der volkstümlichen Religiosität zwar entgegenkommen, aber als Rückschritt gegenüber dem erreichten Stand des Denkens gesehen werden konnten.

Lehre

Es gab verschiedene Varianten des Arianismus, aber die folgenden Punkte wurden von den meisten seiner Anhänger vertreten:

  • Der Vater allein ist Gott.
  • Gott hat die Welt nicht direkt erschaffen, sondern durch einen Mittler, den Logos (= das Wort), der selbst geschaffen wurde, um die Welt zu schaffen, nach der Lehre des Juden Philo von Alexandria.
  • Der Sohn Gottes ist präexistent, vor aller Zeit und vor der Welt, ist ein Wesen zwischen Gott und der Welt, das perfekte Abbild des Vaters.
  • In einem metaphorischen Sinn kann er als Gott bezeichnet werden. Aber er ist eine Kreatur, die erste Kreatur Gottes. Er ist geschaffen, nicht aus dem gleichen Wesen wie der Vater, sondern aus dem Nichts, durch den Willen des Vaters, vor aller vorstellbaren Zeit, aber dennoch in der Zeit. Er ist daher nicht ewig, und »es gab eine Zeit, als es ihn nicht gab«. Ebenso sind seine Macht, seine Weisheit und sein Wissen begrenzt.
  • Wenn der Vater und der Sohn zwei Personen sind, dann verstieße man gegen das Monotheismusgebot, wenn man annähme, dass Vater und Sohn vom gleichen Wesen seien, denn dann hätte man zwei Götter.

Geschichte

Der arianische Streit, die Auseinandersetzungen zwischen Arianern und Anhängern von Nicäa, dominierte die Kirchengeschichte im 4. Jahrhundert. Der Arianismus besaß längere Zeit die politisch stärkere Stellung (Kaiserhaus und kaiserliche Garden, wie etwa unter Constantius II.), wurde aber durch Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Richtungen geschwächt. Ab etwa 360 entwickelten die Trinitarier eine mehrheitsfähige Lehre, insbesondere durch klare Definition der verwendeten Ausdrücke, wodurch sie sprachliche Missverständnisse innerhalb der griechischen und zwischen griechischer und lateinischer Kirche ausräumen konnten und so auch für viele akzeptabel wurden, die vorher zwischen den Parteien standen. Der Streit gliedert sich in drei Phasen:

  • 318–325: Ein lokaler Streit zwischen Alexander von Alexandria und Arius eskaliert so weit, dass Kaiser Konstantin I., um die Parteien zu einigen, das erste ökumenische Konzil von Nicäa einberuft, das die erste Fassung des Nicänischen Glaubensbekenntnisses aufstellt.
  • 325–361: Reaktion der Arianer, die zu ihrer politischen und religiösen Vormachtstellung führt.
  • 363–381: Wiederaufschwung der Trinitarier, initiiert durch Kaiser Theodosius I., der mit dem ersten ökumenischen Konzil von Konstantinopel und der endgültigen Form des Nicänisch-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses endet.
  • Der Kaiser gab den Kanons des Konzils gesetzlichen Status und erließ im Juli 381 ein Gesetz, dass alles Eigentum der Kirchen denen übergeben werden sollte, die an die gleiche Göttlichkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist glaubten. In der kaiserlichen Armee wurde diese strikt trinitarische Position allerdings lange Zeit nicht konsequent durchgesetzt, weshalb noch bis ins sechste Jahrhundert viele Soldaten Arianer waren.

Die Germanenstämme, die um die Mitte des vierten Jahrhunderts an den Nordostgrenzen des Römischen Reiches siedelten, wurden während der Vorherrschaft des Arianismus christianisiert. Der gotische Bischof Wulfila verfasste eine Bibel in gotischer Sprache (Wulfilabibel), die zum einigenden Band der arianischen Germanenstämme wurde. Während der Völkerwanderung kamen diese Stämme (Burgunden, Vandalen, Ostgoten, Westgoten, Langobarden, Rugier) in Gebiete des römischen Reichs, die weitgehend von trinitarischen Christen bewohnt waren. Es kam dabei mehrfach zu Konstellationen, wo eine arianische Minderheit über eine überwältigende trinitarische Mehrheit herrschte, wobei diese Mehrheit in der Regel auch über die höhere Zivilisation verfügte. In einigen Fällen führte das dazu, dass die Minderheit mit der Zeit die Sprache, Kultur und Konfession der Mehrheit übernahm. So ließen sich der arianische burgundische König Sigismund im Jahre 516 und der arianische Westgotenkönig Rekkared I. im Jahre 587 trinitarisch taufen. Die Vandalenherrscher in Afrika verfolgten - mit der Ausnahme von Thrasamund - trinitarische Christen mehr oder weniger stark. Geistliche wurden ins Exil geschickt, Klöster aufgelöst und trinitarische Gläubige unter Druck gesetzt. Die Verfolgung durch die Vandalen traf jedoch bei den katholischen Christen ebenso wie bei den Donatisten auf starken Widerstand. Beendet wurde sie durch die militärische Niederlage der Vandalen gegen Justinian I. Im ehemaligen Vandalenreich in Nordafrika, das unter byzantinische Herrschaft kam, gab es bis zur Eroberung durch die Muslime parallel lateinisch-trinitarische, griechisch-trinitarische und arianische Christen. Im Westgotenreich in Spanien existierten möglicherweise bis zur islamischen Eroberung arianische und lateinisch-trinitarische Christen nebeneinander. Zwischen 603 und 610 restaurierte der westgotische König Witterich im Bündnis mit Langobarden und Burgundern vorübergehend nochmals den Arianismus gegenüber dem Katholizismus, und auch bei den Langobarden wurde der Arianismus endgültig erst 662 unter König Grimoald I. offiziell vom Katholizismus abgelöst.

Nachfolger

Im 16. Jahrhundert entstand der Antitrinitarismus in verwandelter Form vor allem in Polen wieder, wo er hauptsächlich von Fausto Sozzini (1539–1604) gelehrt wurde. Aus den in Polen von Sozzini und von Franz David in Siebenbürgen gegründeten Gemeinden ging der Unitarismus hervor, der sich über Deutschland, Holland, England in die USA ausbreitete. Der Arianismus hat einen großen Einfluss auf die Theologie und vor allem auf die religionskritische Literatur der Aufklärung im 18. Jahrhundert ausgeübt. Auch Isaac Newton war in seinen theologischen Schriften Antitrinitarier. Von den Gegnern wurde den Antitrinitariern der Vorwurf des Arianismus gemacht. In neuerer Zeit haben antitrinitarische Richtungen innerhalb des Christentums zum Unitarismus geführt. Neben anderen vertreten auch die Zeugen Jehovas eine antitrinitarische Lehre. Obwohl sie inhaltlich dem Arianismus nahesteht, ist es unhistorisch, sie als arianisch zu bezeichnen, zumal sie viele Glaubenslehren ablehnen, die die historischen Arianer noch angenommen hatten. Andere in den USA entstandene nicht-trinitarische Kirchen stammen aus der Pfingstbewegung und werden unter den Begriff Oneness Pentecostal gefasst. Nach Ansicht einer Minderheit von Forschern (wie Karl-Heinz Ohlig) soll auch der Islam mit seiner Betonung der Einheit Gottes als eine antitrinitarische christliche Häresie begonnen haben: Der Koran sei eine arabische Übersetzung einer syrischen antitrinitarischen Schrift, in der von Jesus als "dem Gesegneten" (Muhammad) die Rede sei. Ein Prophet Mohammed habe hingegen nie existiert, sondern sei eine Erfindung des späten 8. Jahrhunderts, als der Islam zu einer eigenen Religion geworden sei. Die Mehrheit der Islamwissenschaftler lehnt diese Position allerdings bislang ab.

Verweise

Literatur