Aristokratie

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Aristokratie (von altgr. ἀριστοκρατία, von ἄριστος: „Bester“ und κρατεῖν: „herrschen“) ist die Staatsform, in der ein bevorzugter Stand die Staatsgewalt innehat, im Gegensatz zur Monarchie und zur Demokratie. Des weiteren bezeichnet der Begriff allgemein auch eine bevorrechtete oder durch Geltung und Einfluß hervorgehobene Minderheit, z. B. Aristokratie des Geldes, Aristokratie des Geistes.

Erläuterungen zur Staatsform

Der herrschende Stand grenzt sich ab; er rechtfertigt seine Herrschaft entweder durch vornehme Geburt (Adel) oder durch bestimmte, ihm vorbehaltene Funktionen (Priestertum, Kriegertum, hohe Staatsämter), oder durch Besitz (vornehmlich Grundbesitz).

In sogenannten gemischten Verfassungen sind aristokratische Formen mit solchen der Monarchie oder mit solchen der Demokratie verbunden; neben dem Königtum oder der Volksvertretung ist dann ein aristokratisches Staatsorgan (Erste Kammer, Herrenhaus, Oberhaus) an der Ausübung der Staatsgewalt beteiligt.

In der geschichtlichen Entwicklung hat sich gezeigt, daß die Aristokratie sich auf die Dauer nur zu behaupten vermag, wenn der bevorzugte Stand seine Stellung durch überzeugende Leistungen rechtfertigt und wenn er sich durch Aufstieg tüchtiger Kräfte aus anderen Schichten ständig ergänzt. Die Gefahr der Entartung der Aristokratie zu einer Herrschaft Weniger, die ihre Macht selbstsüchtig ausnutzen (Oligarchie) oder zur Herrschaft des bloßen Reichtums (Plutokratie, (altgr. πλουτοκρατία plutokratía) ) ist schon in der antiken Staatstheorie (Platon, Aristoteles) hervorgehoben und auch von Montesquieu betont worden.

Bei den meisten Völkern war die Aristokratie die Staatsform der Frühzeit. Sie bildete sich dadurch, daß eine Eroberergruppe eine unterworfene Bevölkerung überlagerte und sich mit ihr zu einer ständisch gestuften Einheit verband, oder dadurch, daß in einer einheitlichen Gruppe eine bestimmte Schicht sich durch besondere Leistungen (zumeist kriegerischer Art) heraushob und den damit erworbenen Vorrang durch politische Vorrechte und durch Grundbesitz unterbaute. Vielfach ergaben sich dabei Kämpfe mit dem Volkskönigtum, in denen entweder die aristokratische Schicht das Königtum von sich abhängig zu machen oder zu beseitigen wußte oder umgekehrt dieses die Vorherrschaft vor den aristokratischen Geschlechtern errang. Auf dem erstgenannten Weg entstand im griechischen Mittelalter die Aristokratie der meisten Stadtstaaten (Athen bis etwa 600 v. u. Z.), ebenso in Rom in der Zeit der Republik die Aristokratie des Patriziats.

Im deutschen Mittelalter waren das Reich, die Territorien und die Städte aristokratisch verfaßt, da die entscheidende Gewalt in der Hand privilegierter Stände (im Reich: Kurfürsten, geistliche und weltliche Reichsfürsten und sonstige Reichsstände; in den Territorien: Landstände; in den Städten: Patriziat) lag. Das Reich war in seiner Macht durch die dauernden Kämpfe zwischen dem Kaisertum und der Reichs-Aristokratie gelähmt; in den Territorien errangen die Landesherren im Absolutismus die Vorherrschaft vor den aristokratischen Schichten.

Auch in Frankreich wurde die Macht der Aristokratie durch das absolute Königtum gebrochen, durch die Revolution von 1789 vollends zerstört. England blieb bis in das 19. Jahrhundert eine parlamentarische Aristokratie mit monarchischer Spitze; erst in den Wahlreformen setzte sich hier in einem organischen Prozeß die Demokratie durch, abschließend erst mit der Machtminderung des Oberhauses durch das Gesetz von 1911.

Im Konstitutionalismus der deutschen Länder (besonders Preußens) bestand bis 1918 ein Gleichgewicht von monarchischem Staatsoberhaupt, aristokratischer erster Kammer und volksgewähltem Parlament; im Bismarck-Reich dagegen gab es zwischen Kaisertum und Reichstag kein aristokratisches Staatsorgan.

Das Aufkommen der industriellen Gesellschaft hat allgemein die wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen der Aristokratie vernichtet; die demokratischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts haben die Reste aristokratischer Staatseinrichtungen durchweg beseitigt.

Artikel aus dem Staatspolitischen Handbuch


Quelle Folgender Text stammt aus dem Staatspolitischen Handbuch, Band 1: Begriffe.

Aristokratie kommt aus dem antiken Griechisch und bedeutet „Herrschaft der Besten“. Es handelte sich um die Selbstbezeichnung der Elite, die einen Anspruch auf dauernde Macht über die Masse der Bevölkerung erhob. Die A. herrschte aus eigenem beziehungsweise göttlichem Recht (Legitimität, Politische Theologie); die Zugehörigkeit ergab sich aus der Abstammung und stattete mit entsprechenden Privilegien aus. Historisch gesehen gehörte Landbesitz zu den wesentlichen Voraussetzungen aristokratischer Verfassungen. Sobald dessen Bedeutung schwand, geriet die A. in eine Krise, was sich an den antiken Ständekämpfen ebenso ablesen läßt, wie am Niedergang des europäischen Adels seit dem 17. Jahrhundert.

Auch die Kritik des aristokratischen Prinzips hat eine lange Geschichte und geht bis auf das Altertum zurück. Grund dafür ist regelmäßig der Abstand zwischen dem normativen Anspruch der »Besten« und deren tatsächlicher Leistung. In der modernen Staatstheorie (Staat), etwa bei Montesquieu, wird vor allem die Erblichkeit von Titel und Besitz als Grund für die Korruption der A. betrachtet.

Trotz dieser und anderer Vorbehalte schwand die positive Konnotation des Begriffs A. niemals ganz. Das hatte mit der Bewunderung für deren Verhaltens- und Stilsicherheit (Stil) zu tun, die nur eine lange Tradition verleihen, aber auch mit der Hoffnung auf einen Idealstaat, in dem tatsächlich die »Besten« regieren. Schon Aristoteles unterschied die A. ausdrücklich von anderen Formen der Minderheitenherrschaft, die er „Oligarchien“, das heißt „Herrschaft von wenigen“, nannte. Erstere würden durch die Tugend, letztere durch den Reichtum bestimmt.

Diese Annahme eines grundsätzlich richtigen »aristokratischen Prinzips« führ­te seit dem Ende des 18. Jahrhunderts zu verschiedenen Adelsreformplänen. Sie unterschieden sich von anderen Konzepten der Elitenherrschaft vor allem durch den Gedanken, die Erblichkeit festzuhalten: angefangen bei den Vorschlägen Gneisenaus, alle Adelstitel aufzuheben und nur nach Maßgabe der Bewährung im Kampf gegen Napoleon wiederzuverleihen, woraufhin die alte, aber regenerierte A. mit den wegen ihrer Leistung Nobilitierten verschmolzen werden könnte, über Carlyles, Nietzsches, Georges und Evolas radikale Aristokratismen, bis hin zu den Ideen des Stauffenbergkreises, die wieder an Gneisenau anknüpften.

Anders als Elitekonzepte (Elite), die von einer nur faktischen Bedeutung der Führungsschicht ausgehen, halten Befürworter einer A. an der Auffassung fest, daß es eine gute Ordnung geben kann, deren Führung nach Maßgabe ihrer – geistigen, aber auch sittlichen – Qualität bestimmt ist, und selbst Liberale (Liberalismus) kommen gelegentlich zu dem melancholischen Urteil: „Die besten unter den demokratischen Politikern der Gegenwart stellen im Vergleich zum besten Typus des Adligen der Vergangenheit sehr dürftige Typen dar.“ (Ernst Nolte)

Zitate

  • „Neuen adel den ihr suchet / Führt nicht her von schild und krone! / Aller stufen halter tragen / Gleich den feilen blick der sinne / Gleich den rohen blick der spähe ... / Stammlos wachsen im gewühle / Seltne sprossen eignen ranges / Und ihr kennt die mitgeburten / An der augen wahrer glut.“Stefan George
  • „Will man utopische Pläne, so sage ich: die einzige Lösung des Problems wäre die Despotie der Weisen und Edlen einer ächten Aristokratie, eines ächten Adels, erzielt auf dem Wege der Generation [Zeugung] durch Vermählung der edelmüthigen Männer mit den klügsten und geistreichsten Weibern. Dieser Vorschlag ist mein Utopien und meine Republik des Plato.“Arthur Schopenhauer[1]
  • „Eine Weltanschauung, die sich bestrebt, unter Ablehnung des demokratischen Massengedankens, dem besten Volk, also den höchsten Menschen, diese Erde zu geben, muß logischerweise auch innerhalb dieses Volkes wieder dem gleichen aristokratischen Prinzip gehorchen und den besten Köpfen die Führung und den höchsten Einfluß im betreffenden Volk sichern. Damit baut sie nicht auf dem Gedanken der Majorität, sondern auf dem der Persönlichkeit auf.“Adolf Hitler[2]
  • „Das Wesen der Aristokratie ist der Respekt, den die Aristokraten einander zollen, und der durch Handlungen viel mehr erhöht wird als durch Worte.“ — Cyril Northcote Parkinson[3]
  • „Denn die Bedeutung eines adeligen Ge­schlechts liegt ganz in den Traditionen, das heißt: in den lebenskräftigen Erinnerungen.“ — Giuseppe Tomasi di Lampedusa

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Mann: Die Überwindung des Christentums durch den aristokratischen Gedanken, Fritz Fink Verlag, Weimar 1927 [193 S.]
  • Alain de Benoist: Elite? , in ders.: Kulturrevolution von rechts. Sinus-Verlag, Krefeld 1985, S. 81–95 [Gedanken über die Aristokratie als solche und über Bedingungen ihrer Bildung nach modernen Erfordernissen]
  • Thomas Carlyle: Über Helden, Heldenverehrung und das Heldentümliche in der Geschichte, Leipzig 1895 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Julius Evola: Menschen inmitten von Ruinen [1953], Tübingen 1991
  • Georg Friedrich Wilhelm Roscher: Politik – Geschichtliche Naturlehre der Monarchie, Aristokratie und Demokratie, 1908 (PDF-Datei)
Englischsprachig

Verweise

Filmbeiträge

Fußnoten

  1. In: Parerga und Paralipomena II, Erster Teilband, §127, S. 278; Ausgabe Diogenes, 1977, Zürich, ISBN 3 257 20429 0
  2. In: Mein Kampf, 22. Aufl. 1944, S. 493
  3. Zit. in: Alain de Benoist: Kulturrevolution von rechts. Sinus-Verlag, Krefeld, 1985, S. 122