Auschwitzkeule

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Der Begriff Auschwitzkeule (bezogen auf das KL Auschwitz) ist eine rhetorische Wendung in politischen Auseinandersetzungen, die einem politischen Gegner die Argumentationsbasis entziehen soll.

Mit dem Schlagwort wird, die rhetorische Figur der Metapher und des Pars pro toto verwendend, kritisiert, daß Diskutanten in plumper Weise (daher die Keule) den sogenannten Holocaust als ein Totschlagargument instrumentalisieren. Der verwandte Begriff Faschismuskeule wurde 1993 durch eine Publikation von Hans-Helmuth Knütter geprägt. Ebenso gibt es den Ausdruck Rassismuskeule. Es gibt für diese Technik des Mundtotmachens auch den griffigen, aber gegenwärtig noch nicht gebräuchlichen Ausdruck „Nazifizierung“.

Ursprung

Wann der Begriff erstmalig verwendet wurde, läßt sich nicht genau bestimmen. Er entstand möglicherweise als popularisierte Variation einiger Bemerkungen des Schriftstellers Martin Walser. Dieser hatte anläßlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels am 11. Oktober 1998 in der Frankfurter Paulskirche in „koscherem“ Argumentierenwollen vor einer Instrumentalisierung des KL Auschwitz als „Moralkeule“ gewarnt:

„[Das Lager] Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule oder auch nur Pflichtübung.“

Diese Rede führte zu einigen BRD-typischen Wallungen, in deren Verlauf Walser unter anderem mit dem „Antisemitismus“-Vorwurf überzogen wurde.

Zentralrat Josef Schuster sowohl für als auch gegen offene Grenzen

Deutschland könne es sich grundsätzlich nicht leisten, Flüchtlinge abzulehnen, äußerste Josef Schuster, Anführer des Zentralrates der Juden, noch im Mai 2015. Deutschland habe Unheil über andere gebracht und stehe bei vielen Ländern in der Schuld. Die BRD sei eigentlich sogar „das letzte Land“, das es sich leisten könne, Flüchtlinge und Verfolgte abzulehnen, erklärte er feierlich bei der Gala zum 70. Jahrestag der Öffnung des Konzentrationslagers Dachau am 29. April 1945. Ferner solle der Besuch einer KZ-Gedenkstätte für alle Mittelstufenschüler als verpflichtend eingeführt werden.[1]

Schon ein halbes Jahr später entspricht die BRD-Politik der bedingungslos offenen Grenzen jedoch nicht länger den Wünschen des „Zentralrates der Juden in Deutschland“. Nun beklagt sich derselbe Schuster über die von ihm selber gutgeheißene, ja geforderte BRD-Politik der Überfremdungsflut in Europa 2015. Nunmehr fordert Schuster auf einmal eine Begrenzung der deutschen Flüchtlingsaufnahme. Denn – so hat er mittlerweile festgestellt – „Antisemitismus“ sei ein gravierendes Problem in den Herkunftsländern vieler „Asylsuchender“. Über die Hunderttausende von Eindringlingen sagte Schuster im November 2015, sie entstammten „Kulturen, in denen der Haß auf Juden und die Intoleranz ein fester Bestandteil“ sei.[2]

Die Käufer des Lügenmediums Die Welt bezahlen regelmäßig dafür, auf genau diese Weise verhöhnt, angelogen und um weitere, umfänglichere Geldzahlungen angegangen zu werden. Kein plumpes Wendemanöver jener Art macht sie etwa stutzig, was denn von all den empört-herablassend verkündeten moralischen Belehrungen und Aburteilungen eines Josef Schuster zu halten ist. Ihr Leib- und Magenblatt Die Welt mag sie, die zahlenden Leser, noch so mutwillig über den Acker jagen wie es Sauen durchs Dorf treibt, die Leser der Welt folgen dem stets aufs Wort. Auch sie, die Käufer der Welt, sind im Mai 2015 noch hoch empört, wie das denn sein könne, daß in einem so schuldigen Land (→ Schuldkult), wie es die BRD bekanntermaßen ist, ein so schmutziger Gedanke (wie Zuwanderungsbegrenzung es ja ist) um sich greife. Und im November 2015 sind dieselben zahlenden Leser der Welt wiederum empört. Nun jedoch darüber, wie falsch und verurteilenswert die BRD-Politik doch sei, die es zugelassen habe, daß lauter Judengegner einfach so in die BRD hereingeströmt sind.

Es zählt zu den bleibenden Merkmalen der Auschwitzkeule, daß sie Realität immer nur als kreative Inspiration für zusätzliche Forderungen, Belehrungen, Drohungen und Bekundungen des Beleidigtseins benutzt.

Siehe auch

Literatur

  • Frank Böckelmann: Jargon der Weltoffenheit. Was sind unsere Werte noch wert? Edition Sonderwege bei Manuscriptum, Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, Waltrop und Leipzig 2014, ISBN 978-3-937801-96-4
  • Manfred Kleine-Hartlage: Die Sprache der BRD. 145 Unwörter und ihre politische Bedeutung. Verlag Antaios, Schnellroda, 2. Aufl. 2019

Fußnoten