Brühl, Heinrich von

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Stich nach dem Gemälde von Silvestre

Heinrich Reichsgraf von Brühl (Lebensrune.png 13. August 1700 in Gangloffsömmern; Todesrune.png 28. Oktober 1763 in Dresden) war ein deutscher Adliger, Reichsgraf von Brühl (seit 1737), Standesherr auf Forst, Pförten und Seifersdorf, Starost der Zips, von Volinow, Lizinek und Biasezno, Vogt zu Bromberg und Besitzer der Rittergutes Gangloffsömmern sowie Politiker und Offizier der Königlich Sächsischen Armee, zuletzt General der Infanterie.

Wirken

„B. wurde 1727 kursächsischer und königlich polnischer Kammerjunker, 1730 Kammerrat und Intendant der königlichen Garderobe und Schlösser, 1731 General-Akzise-Direktor, Leiter der Inneren Angelegenheiten und Geheimer Rat, 1733 Präsident des Kammerwesens und der Bergwerke, 1737 Obersteuerdirektor, 1739 (1733) Oberdirektor der Meißner Porzellanmanufaktur, 1738 Generalintendant der Hofoper. 1738 wurden ihm die militärischen Angelegenheiten und der alleinige Vortrag beim König-Kurfürsten übertragen. 1746 wurde er zum Premierminister ernannt. 1713 Page bei der Herzogin von Sachsen-Weißenfels, 1720 auf ihre Empfehlung Silberpage Augusts des Starken, war B. durch seine höfisch-diplomatischen Talente, seinen künstlerischen Geschmack und eine erstaunliche Arbeitskraft, zuletzt der vertraute Mitarbeiter der Pläne seines Herrn geworden; danach sollte Polen in ein Erbkönigtum der Wettiner verwandelt und reorganisiert werden. Nach Augusts Tod am 1.2.1733 wurde B. mit der Wahrnehmung aller Geschäfte durch Friedrich August II. betraut; seine polnische Königswahl erreichte B. gegen das durch Frankreich unterstützte Königtum Stanislaus Leszczynskis durch Abschluß eines Bündnisses auf 18 Jahre mit Rußland und einen Defensivvertrag mit Österreich, in dem Sachsen - gegen den Willen seiner Kurfürstin - die Pragmatische Sanktion anerkannte. Die dadurch im Polnischen Thronfolgekrieg erreichte Sicherung des wettinischen Königtums in Polen ermöglichte B. nach 1736, seinen menschenscheuen Herrn völlig zu beherrschen, der daraufhin B.s Rivalen Sulkowski entließ. Er führte nun die sächsische Politik mit dem Ziel der Neugestaltung der polnischen Verfassung, unter der Deckung der Bündnisse von 1733. Da er Preußens Gegnerschaft dagegen kannte, lehnte er 1740 Friedrichs des Großen Bündnisangebote gegen Österreich ab und suchte vielmehr von diesem die Garantie künftigen Erwerbs von Crossen und Züllichau zu erlangen; diese niederlausitzischen und schlesischen Lehen Böhmens sollten Sachsen eine direkte Landverbindung zu Polen und damit dessen Beherrschung gewähren. Österreichs Ablehnung und Verständigung mit Preußen in Klein-Schnellendorf parierte B. 1741 durch ein Bündnis mit Frankreich und die Mitwirkung sächsischer Truppen bei Besetzung Prags; trotz dieser Sicherung der sächsischen Ansprüche an die habsburgische Erbschaft lehnte B. eine Bewerbung seines Herrn um die Kaiserkrone ab. Seine politische Planung wurde jedoch zerschlagen, als Friedrich der Große 1742 in Dresden von Friedrich August II. gegen B.s Rat den Oberbefehl über das sächsische Heer erlangte und dieses beim Vorstoß nach Mähren so gründlich ruinierte, daß B. kein Machtmittel mehr besaß, um sich gegen Sachsens Preisgabe durch Friedrich im Breslauer Frieden 1742 zu wehren. B. erreichte 1743 von Österreich einen Defensivvertrag gegen die gefährliche Umklammerung durch Preußen und 1744 die vertragliche Garantie Rußlands für Sachsen und Polen; so blieb diese erhalten, als Friedrich 1744 reichs- und völkerrechtswidrig Sachsen besetzte und nach Niederwerfung der im 2. Schlesischen Krieg [Anm.: Nach der Schlacht bei Kesselsdorf] nun mit Österreich kämpfenden sächsischen Truppen den Frieden von Dresden 1745 erzwang: dieser machte freilich das von B. mit Österreich 1745 geschlossene Bündnis hinfällig, durch das Sachsen eine schlesische Landbrücke nach Polen und Magdeburg versprochen worden war.“[1]

Siebenjähriger Krieg

Graf von Brühl war ein sehr gewandter Höfling, wurde der leitende Minister des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August III., den er völlig beherrschte. Er bereicherte sich auf Kosten der Staatsverwaltung und entfaltete ein verschwenderischen Prunk, in Dresden erbaute er sich ein großen Palast. Durch seinen Preußenhaß wurde Sachsen in den Siebenjährigen Krieg verwickelt.

Das Land hatte als ständiger Kriegsschauplatz aufs schwerste zu leiden und war meistens von Preußen besetzt, während Brühl mit dem König nach Warschau floh. Kurz nach Friedensschluß kehrte er nach Dresden zurück, starb aber unmittelbar darauf am 28. Oktober 1763.

Ehrungen, Auszeichnungen und würdigende Dienststellungen (Auszug)

Heinrich von Brühl mit Kommandostab
  • kurfürstlich-sächsischer Geheimer Kabinetts- und Konferenzminister
  • königlich-polnischer Geheimer Kabinetts- und Konferenzminister
  • Polnischer Kronfeldzeugmeister
  • Sächsischer Wirklicher Geheimer Rat
  • General der Infanterie, 1742
    • Kommandant der in Polen stehenden sächsischen Regimenter
  • Oberkammerherr
  • Oberkämmerer
  • Kammerpräsident
  • Obersteuerdirektor, Generalakzisedirektor
  • Oberrechnungsdeputationsdirektor
  • Bergdirektor
  • Kammerdirektor der Stifte Merseburg und Naumburg
  • Oberinspektor der Porzellanmanufaktur
  • Dompropst zu Budissin (Bautzen)
  • Domherr zu Meißen
  • Generalkommissar der Baltischen Seehäfen
  • Chef und Oberkommandant der Parforcejagd
  • Regimentschef eines leichten Reiter- und eines Infanterieregiments
  • Kommandeur der sächsischen Reiterei in Polen
  • Ritter des Polnischen Weißen Adlerordens
  • Ritter des Russischen St.-Andreasordens
  • Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler

Literatur

  • Die Großen der Weltgeschichte, Eckstein-Halpaus G.m.b.H., Dresden o.J. (1930)

Fußnoten

  1. Rößler, Hellmuth, Brühl, Heinrich, Reichsgraf in: „Neue Deutsche Biographie 2“ (1955), S. 660-662