Brecht, Bertolt

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Bertolt Brecht
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Komponist Hanns Eisler und Bertolt Brecht (1950)

Eugen Berthold „Bertolt“ Friedrich Brecht, auch Bert Brecht (Lebensrune.png 10. Februar 1898 in Augsburg; Todesrune.png 14. August 1956 in Ost-Berlin) war ein deutscher Dramatiker, Schriftsteller, Regisseur und Verbandsfunktionär. Brecht bezeichnete sich selbst als Kommunisten.

Werdegang

Herkunft

Bert(olt) Brecht wuchs in gutbürgerlicher Familie auf. Seine Eltern stammten aus Achern in Baden. Sein Vater war Chef einer Sammelstelle für Altpapier und übernahm 1914 die kaufmännische Leitung einer Papierfabrik in Augsburg.

Ausbildung

Brecht besuchte ab 1908 in Augsburg das Realgymnasium und machte 1917 das Notabitur. Aus der Schulzeit datieren seine ersten lyrischen und dramatischen Schreibversuche. 1917 schrieb er sich an der Philosophischen Fakultät der Universität München ein. Nach einem Semester wechselte er zur Medizin über. Im Herbst 1918 wurde er zum Militärdienst verpflichtet und diente als Sanitätssoldat im Augsburger Lazarett. Bert Brecht wurde Soldatensowjet, dem Reich Lenins und Trotzkis nacheifernd (die gerade in Rußland die ersten Konzentrationslager auf europäischem Boden errichtet hatten). In den Wirren der Revolution 1918 hielt Brecht Verbindung zur USPD sowie zum Augsburger Arbeiter- und Soldatenrat. Ab 1920 zählte er in München zum Kreis von Lion Feuchtwanger und Frank Wedekind, und verdingte sich als Gehilfe beim Münchner Komiker Karl Valentin. 1921 wurde er, der nie ernsthaft studiert hatte, exmatrikuliert.

Wirken

1924 wechselte Bert Brecht von München nach Berlin und nahm auch hier enge Kontakte zur Theater- sowie zur literarischen Szene der Weimarer Republik auf. Max Reinhardt nahm ihn unter die Fittiche und beschäftigte ihn als Dramaturgen am Deutschen Theater — zusammen mit Carl Zuckmayer. Eine freundschaftliche Zusammenarbeit pflegte Brecht u. a. mit dem jüdischen Schriftstellerkollegen Arnolt Bronnen, dem Theaterkritiker Herbert Ihering und dem Verleger Wieland Herzfelde. 1927 besuchte Brecht die Marxistische Arbeiterschule (Masch) der KP. Dann arbeitete er bei der „Vossischen Zeitung“ mit und lieferte Material für rote Agitprop-Truppen, 1933 verließ er Deutschland. Seine Wanderung führte ihn nach Österreich, in die Schweiz, nach Frankreich, Dänemark, Schweden und Finnland. 1935 war er in Stalins Reich zu Gast; die direkte Konfrontation mit dem Stalinismus beirrte ihn jedoch nicht in seinem kommunistischen Engagement. 1941 ging er via Sowjetunion ins „Musterland des Hochkapitalismus“, die Vereinigten Staaten von Amerika. Dort verdingte er sich u. a. für jüdische Hollywood-Bosse. Als verfolgter Kommunist flüchtete er 1948 in die Sowjetzone Deutschlands, gründete 1949 die marxistische Experimentalbühne „Berliner Ensemble“ und wurde 1954 Vizepräsident der Akademie der Künste.

Den Aufständischen des 17. Juni 1953 fiel er in den Rücken und erklärte seine Treue zu Walter Ulbrichts Zwangsregime. SED-Diktator Ulbricht ließ ihm 1951 den Nationalpreis I. Klasse verleihen. 1954 bekam Bert Brecht von den Sowjets den Stalinpreis, den er ebenso bereitwillig annahm. Die Ost-Berliner Mauermörder gaben zu Ehren Brechts mehrere Briefmarken heraus.

Bert Brecht verfaßte zahlreiche Theaterstücke, die auch im Westen als hohe Kunst angesehen werden. Er schrieb Hymnen auf die KP-Diktatur wie das „Aufbaulied der FDJ“ und „Lob des Kommunismus“. In seinem Stück „Die Maßnahme“ von 1930 wird die Liquidierung eines Abweichlers durch einen Moskauer Kommissar gerechtfertigt. Brecht gilt als Begründer des epischen Theaters bzw. „dialektischen Theaters“, obgleich dieser Begriff bereits zuvor von Erwin Piscator ins Leben gerufen worden ist. In einem Nachruf auf Bertolt Brecht schrieb Österreichs „Kulturpapst“ jüdischer Herkunft, Hans Weigel: „Brecht hat nicht nur sein Volk, nicht nur sein Werk, er hat sich selbst verraten. Brecht, literarischer Anwalt der Armen und Entrechteten, hat im Wohlstand höchst angenehm gelebt. Brecht, Kämpfer für den Frieden, hat vor der Gewalt kapituliert und den Mördern seiner Brüder gehuldigt. Er hat wissentlich Schuld auf sich geladen um materieller Vorteile willen.“

Mitgliedschaften

Bertolt Brecht war Mitglied im Künstlerischen Beirat des Ministeriums für Kultur der DDR (1954) und Mitglied und Vizepräsident der Deutschen Akademie der Künste (1954).

Familie

Seinem Wesen und Werk nach kann Brecht als Gesinnungsjude bezeichnet werden. Zur Behauptung, er sei selbst Jude oder jüdischer Herkunft, äußerte Bert Brecht in den Vereinigten Staaten: „Sagten Sie Jude? Man hat da drüben so viele Juden ermordet, daß eine Menge neuer Juden gebraucht wird. Und bei denen melde ich mich an.

In erster Ehe war Bert Brecht von 1922 bis 1927 mit der Halbjüdin Marianne Zoff verheiratet, der späteren Frau des Filmschauspielers Theo Lingen. 1928 verband er sich mit der jüdischen Theaterschauspielerin und Kommunistin Helene Weigel — mit ihr war er von 1930 bis 1956 verheiratet. Seine Tochter Hanne Hiob (hervorgegangen aus der Verbindung mit Marianne Zoff, später verheiratete Lingen) wurde 1943 für den großdeutschen Film entdeckt und sorgte in den 1970er wie 1980er Jahren als linksextreme Agitatorin in der Bundesrepublik für Aufsehen.

Zitate

Brecht über die „Befreiung“ Berlins

  • „In den Arbeitervierteln hatte man die Befreier mit verzweifelter Freude erwartet, die Arme waren ausgestreckt, aber die Begegnung wurde zum Überfall, der die Siebzigjährigen und Zwölfjährigen nicht schonte und in aller Öffentlichkeit vor sich ging. es wird berichtet, daß die russischen Soldaten noch während der Kämpfe von Haus zu Haus, blutend, erschöpft, verbittert ihr Feuer einstellten, damit Frauen Wasser holen konnten, die Hungrigen aus den Kellern in die Bäckereien geleiteten, die unter Trümmern Begrabenen ausgraben halfen, aber nach dem Kampf durchzogen betrunkene Horden die Wohnungen, holten die Frauen, schossen die Widerstand leistenden Männer und Frauen nieder, vergewaltigten vor den Augen der Kinder, standen in Schlangen an vor den Häusern.“ [1] [2]

Brecht über Stalin

  • „Wir Kunstschaffenden Deutschlands geloben, in unserer Arbeit die Lehren Stalins zu verwirklichen und ihm, dem Genius des Friedens, die Treue zu halten.“[3]

Werke (Auszug)

Stücke (Auszug)

Gedichte

Auszeichnungen

  • 1922: Kleist-Preis
  • 1951: Nationalpreis der DDR, I. Klasse
  • 1954: Internationaler Stalin-Friedenspreis

Literatur

Fußnoten

  1. Bertolt Brecht, Arbeitsjournal 1942-1955, Band 2, Frankfurt am Main 1973, Seite 850
  2. Zitiert nach: Helke Sander, Barbara Johr (Hrsg.), Befreier und Befreite: Krieg, Vergewaltigungen, Kinder., München 1992, Seite 33
  3. Zitiert in: Walter Krämer, Lutz Trenkler: Lexikon der populären Irrtümer. S. 152, Frankfurt a.M. 1996