Bundesagentur für Arbeit
Die Bundesagentur für Arbeit (BA, ehemals Bundesanstalt für Arbeit) ist der Verwaltungsträger der deutschen Arbeitslosenversicherung und soll Arbeit an Arbeitslose vermitteln. Die größte Behörde im Besatzungskonstrukt BRD beschäftigte Ende 2013 bei offiziell ca. 2,9 Millionen Arbeitslosen 108.000 Mitarbeiter (2005: 90.000 Mitarbeiter bei offiziell 4,68 Mio. Arbeitslosen). Das Haushaltsvolumen 2014 beträgt 52,6 Milliarden Euro (2005: 43,7 Milliarden Euro).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Von 4. Oktober 1982 bis 30. März 1984 war Heinrich Franke Chef und bis 1993 Präsident der BA. Von 28. Januar 1993 bis 21. Februar 2002 war Bernhard Jagoda BA-Chef, er wurde u.a. wegen Vorwürfen wegen überteuerter Beraterverträge und manipulierter Vermittlungsstatistiken in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Durch den Bundesrechnungshof war zuvor bekanntgeworden, daß zwei Drittel der von der BA deklarierten Arbeitsvermittlungen in Wahrheit keine waren. Auch die Effizienz der teuren Arbeitsmarktpolitik sowie der Verwaltung der Arbeitslosenhilfe fanden Tadel. Gleichwohl hatte Jagoda die BA seit 1993 klar flexibilisiert und dezentralisiert.
Zum April 2002 berief die Regierung Schröder Florian Gerster zum Vorstandsvorsitzenden der Bundesanstalt für Arbeit (BA). Ihm folgte im Februar 2004 Frank-Jürgen Weise.
Präsident bzw. Vorstand
An der Spitze der Bundesanstalt für Arbeit stand von 1952 bis 2002 ein Präsident. Folgende Personen hatten dieses Amt inne:
- 1952–1957: Julius Scheuble
- 1957–1968: Anton Sabel
- 1968–1984: Josef Stingl
- 1984–1993: Heinrich Franke
- 1993–2002: Bernhard Jagoda
Nach Reformen der BA im Jahr 2002 wurde der Präsident durch einen dreiköpfigen Vorstand ersetzt, dessen Mitglieder keinen Beamtenstatus mehr aufgrund ihrer Vorstandstätigkeit innehaben, dafür aber deutlich höhere Gehälter als die bisherigen Präsidenten beziehen. Die Vorstände setzten sich bisher personell wie folgt zusammen:
2002–2004
- Vorstandsvorsitzender: Florian Gerster
- Finanzen: Frank-Jürgen Weise
- Operative Aufgaben: Heinrich Alt
2004–2006
- Vorstandsvorsitzender: Frank-Jürgen Weise
- Finanzen: Raimund Becker
- Operative Aufgaben: Heinrich Alt
Ende 2006 bis März 2017
- Vorstandsvorsitzender: Frank-Jürgen Weise
- Vorstand SGB III: Raimund Becker
- Vorstand SGB II: Heinrich Alt
Seit April 2017
- Vorstandsvorsitzender: Detlev Scheele
Haushaltsentwicklung
Jahr | Haushalt | Beitragssatz |
---|---|---|
2007 | 43,70 Mrd. | 4,2% |
2008 | 43,26 Mrd. | 3,3% |
2009 | 45,60 Mrd. | 3,0% |
2010 | 54,08 Mrd. | 2,8% |
Projekte
Seit 2007 hat die Bundesagentur in das „Medien-Projekt“ mit Jugendzeitschrift „Bravo“ insgesamt 2,2 Millionen Euro gesteckt. Die Kampagne des Magazins „Job-Attacke“ soll Informationen über Berufswahl, Bewerbung und „Co.“ – in Kooperation mit dem VS-Konzern McDonalds und der Behörde vermitteln.[1]
Mitarbeiter von Arbeitsagenturen (BA) kommen über das größte Datenerfassungs- und Datenvernetzungsprojekt der Bundesregierung „ELENA“ seit 2012 an die sensiblen Arbeitnehmerdaten heran.
Beraterverträge
Die Bundesanstalt für Arbeit (Arbeitsamt) sollte zur Bundesagentur für Arbeit (Arbeitsvermittlung) umgestaltet werden. Roland Berger hatte mit Beraterverträgen von der Bundesagentur für Arbeit 12,4 Millionen Euro kassiert. Mit weiteren vier Unternehmen (u.a. McKinsey) hatte die Agentur bis zu 60 Millionen Euro für die Aufträge ausgegeben und sogar Experten in der Hartz-Kommission vermittelt. BA-Chef Bernhard Jagoda musste nach Misswirtschaft und nach der Affäre um gefälschte Vermittlungsstatistiken seinen Rücktritt nehmen, sein Nachfolger Florian Gerster hielt trotz Kritik weiter an den Beraterverträgen fest.[2] Seit Kürzung des Arbeitslosengeldes und Einführung von Hartz IV verzeichnet die Bundesagentur für Arbeit, jedes Jahr Milliarden Euro Gewinne.[3] Durch Rücklagen verfügt die BA 2008 über mehr als 16 Milliarden Euro Reserven.
Hilfsbehörde bei Überfremdung
Mit der Arbeitsmarktfreizügigkeit der Europäische Union (EU) können bis zu 74 Millionen Osteuropäer sich grenzenlos in der EU bewegen – ohne Einschränkungen.[4] Mit der „Öffnung des Arbeitsmarkts“ rechnete die BA (im April 2011) mit einem Zustrom von 140.000 Zuwanderern aus Osteuropa pro Jahr.[5] Politische Vorgaben sind Fachkräftemangel (Fachkräftebedarf), Lohndumping und Zuwanderung.[6] Der Niedriglohnbereich und die Leiharbeit wird zusätzlich unter Druck gesetzt, die Sozialsysteme noch mehr belastet.[7][8]
Frank-Jürgen Weise forderte im Mai 2011 mehr Zuwanderung von Ausländern in die BRD.[9] Als BA-Chef hatte er auf die Anwerbung von Millionen Fachkräften im Ausland gedrängt — auf Dauer eine Nettozuwanderung von mindestens 200.000 Arbeitskräften pro Jahr.[10]
2012 wollte die BA „Rekrutierungsmaßnahmen“ für Ausländer (Projekt „Triple-Win-Migration“). Auch das „Potential von Menschen mit Migrationshintergrund“ sollte dafür weiter erschlossen werden.[11] Im März 2013 forderte die „Zentrale Auslands- und Fachvermittlung“ der BA mehr Personal aus den Philippinen und China zu holen.[12]
Siehe auch: Umvolkung
Übergriffe
Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ist jeder vierte Jobcenter-Mitarbeiter einmal Opfer eines Übergriffs gewesen. Knapp 70 % gaben an, sich am Arbeitsplatz gelegentlich oder oft bedroht oder unsicher zu fühlen. Mehrmals wöchentlich kommt es zu verbalen Aggression, monatlich kommt es zu Randalen.[13] (→ Irene N.)
Personen
- Jutta Allmendinger war von 2003 bis 2007 Leiterin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit.
Verweise
- Video: Hartz IV – Gewollte Armut? Mit Inge Hannemann, YouTube, 17. April 2013