Deutscher Michel

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Der deutsche Michel in Königsberg am Wrangelturm im Jahre 1936 (derzeit ist das Podest leer, da die Statue seit dem Russeneinfall 1945 verschollen ist)
Michel, wach auf! Die Nationalallegorie Germania versucht, den schlafenden deutschen Michel zu warnen. Der Michel erscheint hier mehr freundlich-naiv als einfältig.
Der deutsche BRD-Michel in der zeichnerisch typischen und nicht untreffenden Darstellung eines dicklichen, schwächlichen und degenerierten Trottels bzw. Spießbürgers, dem nur materielle Dinge am Herzen liegen, sich aber aus feiger Wehrlosigkeit dennoch sein Geld für fremde Interessen aus der Tasche ziehen läßt.

Der deutsche Michel ist eine in der frühen Neuzeit entstandene nationale Personifikation der Deutschen und somit ein männliches Gegenstück zur Nationalallegorie Germania. Charakteristisch an ihm ist seine Kopfbedeckung.

Analog zum deutschen Michel findet in England die Figur des „John Bull“, in den VSA der „Uncle Sam“, in Frankreich die „Marianne“, als nationale Personifikation Verwendung; dort einerseits zwar ebenfalls zum gelegentlichen Zwecke der selbstspöttischen Darstellung der Verkehrtheiten und Schwächen ihrer Länder, andererseits aber – zu allen Zeiten – immer auch im positiven, ja sogar ausgeprägt (pseudo-)patriotischen Sinne.

Ursprung des Ausdrucks

Nach Darstellung des Autors Tomasz Szarota ist heute nicht bekannt, wann genau die Redewendung „der deutsche Michel“ entstanden ist. Die erste bekannte Notiz stammt von 1541, sie tauchte in dem in Frankfurt am Main von Sebastian Franck herausgegebenen Werk „Sprichwörter“ zweimal auf. Natürlich muß diese Redewendung schon vorher in Gebrauch gewesen sein, man weiß jedoch nicht, seit wann.[1]

1860 verwiesen Jacob und Wilhelm Grimm darauf, daß die Redewendung in dem Werk von Franck erstmals gedruckt wurde. Sie fanden sie in einem der sich auf Frauen beziehenden Sprichwörter: „In nötigen sachen aber könden sie weniger / dann der teutsch Michel / da ist ein man theurer / dann 1000 weiber.

Nach anderen Angaben liegt dem Ausdruck die in bäuerlichen Kreisen häufige Kurzform des Vornamens „Michael“ zugrunde, der im Mittelalter in der christlichen Welt als Name des Erzengels Michael Verbreitung fand. Als Überwinder des Teufels galt dieser als Schutzheiliger, besonders des deutschen Volkes.[2]

Deutungen

Im Sinne der gegenwärtigen politischen Korrektheit findet der deutsche Michel fast nur noch in der Karikatur Verwendung, wo er meist als schwerfällig-gutmütig und sehr einfältig erscheint und eine Schlafmütze auf dem Kopf trägt. Der Ausdruck im heutigen Sinne entstand ungefähr zur Zeit der Befreiungskriege und diente zur Benennung der deutschen Nation, die deren politische Unreife und Indolenz andeuten sollte. Er wurde allerdings auch durchaus positiv besetzt, so zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges als Symbol einer unverfälschten deutschen Sprache, wie z. B. bei Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Später versuchten Ernst Moritz Arndt und einige andere, das Bild des deutschen Michels wieder positiv zu besetzen, etwa bei Arndt als Synonym für einen wehrhaften Bauern.

Nicht zu verwechseln ist dieser in der Regel spöttisch gebrauchte Beiname mit dem geschichtlichen „Deutschen Michel“, dem gefürchteten deutschen Reitergeneral im Dreißigjährigem Krieg, Hans Michael Elias von Obentraut (1574–1625), der wegen seiner Tapferkeit und Zuverlässigkeit den Ehrennamen „Deutscher Michel“ erhielt, und der 1625 nach der Schlacht bei Seelze (nahe Hannover) auf seinem Sterbelager seherisch den Deutschen zurief: „Die innere Feindschaft richtet uns zugrunde!“ und aus dem Leben schied mit dem Warnruf: „Das Reich, Till, das Reich!“.

Gedichte von Paul Warncke über den Michel im Kladderadatsch

Zitat

  • „Die beiden bekanntesten Helden unserer Sage, Siegfried und Dietrich, sind Typen des germanisch-deutschen Wesens; sie erschließen uns das Verständnis für unsere 2000 jährige Geschichte. Dietrich von Bern ist zu gleicher Zeit der friedfertigste und stärkste aller Helden; Kraft und Milde sind in ihm gepaart, Milde die oft zu gutmütiger Schwäche und Unklugheit wird. In einer vortrefflichen Kriegsrede des Jahres 1916 hieß es: »Starrend in eiserner Rüstung, lässig auf seinen Schild gestützt, das Richtschwert über die Knie, die Arme verschränkt lehnt er im Grase. Ihm gegenüber die Feinde, gewaltige Helden, die viele seiner Freunde bereits zu Boden gestreckt haben; und diese Feinde reizen, kränken und beleidigen ihn nach alter Sitte mit Schimpf-und Scheltworten; sie werfen Pfeile und Steine nach ihm. Und neben ihm seine Freunde, vor allem der alte Hildebrandt; sie schelten ihn wegen seiner Lässigkeit, wegen seiner Träumerei. Er sitzt da, als könne er sich zu nichts entschließen. Dann plötzlich kommt der Augenblick; da erhebt sich der Recke, und reckt seine Glieder; er ergreift seinen Schild, das riesige Ritterschwert, und Funken sprühen aus seinenen Augen, und Funken sprühen, wo er hinschlägt. Da gibt es ein Schädelspalten, bis alle seine Feinde geschlagen am Boden liegen.« Das ist das Urbild des deutschen Michels: grenzenlose Langmut, träumerische Unentschlossenheit, gutmütige Schwerfälligkeit und Unklugheit, bis es zu toll wird und er sich zur Wehr setzt. [3]

Verweise

Fußnoten

  1. Tomasz Szarota: Der deutsche Michel. Die Geschichte eines nationalen Symbols und Autostereotyps
  2. Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2002
  3. Heinrich Wolf: Wenn ich Kultusminister wäre! (1919), S. 19