Dichand, Hans
Hans Dichand ( 29. Jänner 1921 in Graz; 17. Juni 2010 in Wien) war ein Journalist und Herausgeber der „Kronen Zeitung“.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
Hans Dichand, römisch-katholisch, wurde am 29. Januar 1921 in Graz als Sohn eines Werkmeisters der Schuhfabrik „Humanic“ geboren.
Ausbildung
Nach Volks- und Hauptschule in Graz machte Hans Dichand ab 1935 eine Drucker- und Setzerlehre und bereitete sich gleichzeitig auf die Externisten-Matura vor, die er 1939 ablegte. 1940-1945 war Dichand als Matrose bei der Deutschen Kriegsmarine.
Wirken
Zwei Jahre war Hans Dichand vor dem Krieg als Buchdrucker beschäftigt. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1945 begann er für den „Englischen Nachrichtendienst Graz (ACA)“ zu arbeiten und bewarb sich 1946 (nahezu ohne journalistische Vorerfahrung) um den Posten des Chefredakteurs und Herausgebers der „Murtaler Zeitung“ in Judenburg. Es gelang ihm, die Zeitung vom Rande des Bankrotts in die Wirtschaftlichkeit zurückzuführen. 1947 wurde Hans Dichand in Graz außenpolitischer Redakteur beim „Steirer Blatt“, 1948 bei der „Wiener Tageszeitung“. Chefredakteur war er 1949-1955 bei der „Kleinen Zeitung“ in Graz und 1955-1958 beim „Wiener Kurier“.
1959 hatte Hans Dichand die Idee, den brachliegenden Zeitungstitel „Illustrierte Kronen-Zeitung“ aus der Zwischenkriegszeit zu reaktivieren. Mit Kurt Falk, einem Fachmann für Vertrieb und Verwaltung, teilte er sich die Anteile je zur Hälfte. War Hans Dichand die redaktionelle Integrationsfigur der „Neuen Kronen-Zeitung“, so sorgte Falk für aggressives Marketing. Die „Krone“ stieg binnen kurzer Zeit zum Marktführer auf und wurde - gemessen an der Zahl der Bevölkerung - die größte Zeitung Europas. In den 1990er Jahren erreichte die kleinformatige Volkszeitung über 40 % (2,5 Millionen) aller österreichischen Zeitungsleser (bei einer Auflage von 1,35 Millionen Exemplaren) und erwirtschaftete bei 400 Millionen DM Umsatz und 5,1 Millionen Stammkapital eine jährliche Rendite von 45 bis 60 Millionen DM. Seinen Erfolg verdankte das Blatt einer geschickten Nachrichtenmischung, bestehend aus kurzer populärer Darstellung von Innen- und Außenpolitik, volksnahen Kommentaren, Sex-and-Crime-Geschichten, Horoskopen, Rätseln und Modeseiten. Der „gut gemachten schlechten Tageszeitung“, wie die Wiener Kulturjournalistin Sigrid Löffler das Blatt charakterisierte, und ihrem gelegentlich als „mediales Staatsoberhaupt“[1] bezeichneten Chefredakteur Hans Dichand mit dem Pseudonym „Cato“ wurde großer politischer Einfluss zugeschrieben, so etwa beim erfolgreichen Kampf gegen das geplante Kraftwerk Hainburg, bei der Verteidigung von Ex-Bundespräsidenten Kurt Waldheim, im Vorfeld des österreichischen EU-Beitritts oder beim Aufstieg von Jörg Haider als Chef der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ).
2010 stand Dichand mit der Unterstützung der Präsidentschaftskandidatur von Barbara Rosenkranz im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Offenbar wegen massiver Drohungen mit Entzug von Werbegeld konnte er seine Linie nicht wie geplant durchhalten. Die „Krone“ blieb in der Berichterstattung über Rosenkranz jedoch neutral, während sie die politischen Sünden der Vergangenheit des schließlich wiedergewählten Präsidenten Heinz Fischer schonungslos aufdeckte.[2]
Zuletzt hatte das Blatt (Kronen Zeitung) einen Marktanteil von rund 40 Prozent. Bis zu seinem Tod verfaßte Dichand regelmäßig Kommentare für die Zeitung.[3]
Auszeichnungen
Humanitätspreis des österreichischen Roten Kreuzes (2005), Big Brother Award für ein Leben als „Manipulator der Republik“ (2007).
Familie
Seit 1961 war Hans Dichand mit Helga Schneemeyer verheiratet. Er hat zwei Söhne (Michael, geb. 1962, und Christoph, geb. 1965) und eine Tochter (Johanna, geb. 1963). Dichand war ein begeisterter Kunstfreund und Kunstsammler und betrieb zeitweise selbst eine Galerie in Wien. Sein privates Vermögen wurde 2002 auf rund 750 Millionen Euro geschätzt.