Ehrendegen „Reichsführer-SS“
Der Ehrendegen „Reichsführer-SS“ – auch SS-Ehrendegen oder SS-Führerdegen – war eine Ehrenwaffe und Auszeichnung für höhere Führer der Allgemeinen SS und Waffen-SS, die vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler verliehen wurde.
Inhaltsverzeichnis
Einführung und Verleihung
Der SS-Ehrendegen wurde 1936 auf Weisung Himmlers eingeführt und war den Parade- bzw. Zeremonien-Degen, die traditionell in Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine verwendet wurden, nachempfunden. Der Degen wurde in der Regel zur Paradeuniform getragen, konnte aber auch, wie zahlreiche Bilddokumente belegen, zum kleinen und großen Dienstanzug sowie zur SS-Ausgehuniform getragen werden.
Im Gegensatz zum SS-Ehrendolch gab es für die Verleihung keine exakten Regeln. Maßgeblich hingegen war hierfür ausschließlich Himmlers Gewogenheit und Huld. Der SS-Ehrendegen wurde nur an Angehörige der Schutzstaffel vom SS-Unterführer aufwärts vergeben. Absolventen der SS-Junkerschulen erhielten den Degen anläßlich Ihrer erfolgreichen Ausbildung zum SS-Führer und trugen diesen bei Ihrer Vereidigung zum SS-Untersturmführer das erste Mal.
Der Degen galt als Indikator, wen Himmler zu den Förderungswürdigsten der SS zählte. Mit der Höhe des SS-Ranges stieg auch für Angehörige der Allgemeinen SS die Wahrscheinlichkeit, in den Kreis der Degeninhaber aufzusteigen.
Bis 1945 bekamen vom SS-Führerkorps 362 SS-Standartenführer (von 621), 236 SS-Oberführer (von 276), 88 SS-Gruppenführer (von 96), 91 SS-Obergruppenführer (von 92) und alle vier SS-Oberst-Gruppenführer den Ehrendegen verliehen.[1]
Die Verwendung des Degens durch Führer und Unterführer anläßlich der Vereidigung von SS-Anwärtern wurde bis Kriegsende weitgehend beibehalten.
Grundsätzlich wurden Degen für SS-Führer und für SS-Unterführer gefertigt, wobei jene der Unterführer weniger aufwendig gestaltet waren. SS-Ehrendegen wurden in unterschiedlichen Ausführungen hergestellt und besaßen einen einfachen D-förmigen Bügel, der von der Parierstange bis zum Griff verlief. Der Griff war aus schwarzem Holz gefertigt und trug die -Runen. Die Degenscheide war ebenfalls schwarz und dekorativ verziert. Die metallene Degenscheide wurde durch ein Aluminium-Portepee (Griffschlaufen für Seitenwaffen) getragen.
SS-Polizeidegen
Mit RdErl. d. RFSSuChdDtPol. i. RMdI. v. 5.8. 1938 O-Kdo T (3) 307 Nr. 24/38 - RMBliV. S. 1299 wurde bei der Polizei der SS-Polizeidegen (Führer- und Unterführerdegen) eingeführt. Polizeioffiziere, die zugleich SS-Führer waren oder wurden, trugen bei Verleihung durch den Reichsführer-SS einzig den SS-Degen. Die im freien Handel erwerbbaren SS-Polizeidegen besaßen ein ziseliertes Griffband, ein ziseliertes Mundblech und beim Polizeiführerdegen zusätzlich ein Ortband und einen besonderen Säbelknopf. Statt der -Runen hatte der Polizeidegen das Hoheitszeichen der Polizei auf dem Griff. Gefäßteile, Mundblech und Ortband sollten nach Vorschrift nicht aus Leichtmetall, sondern aus Stahl oder Stahlblech gefertigt sein. Am oberen Ende des Klingenkopfes mußte das Kulturzeichen der SS und das Warenzeichen der Herstellerfirma zu sehen sein.
SS-Führerdegen | SS-Polizeidegen (Führerdegen) | SS-Polizeidegen (Unterführerdegen) |
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A) Trageberechtigter Personenkreis | ||
a) Offiziere und Inspektoren der Ordnungspolizei (Schutzpolizei, Gendarmerie, Wasserschutzpolizei und Schutzpolizei der Gemeinden), b) uniformierte Beamte im Offiziersrang der Ordnungspolizei, c) die im Reichsdienst stehenden Berufs-Feuerwehroffiziere d) Obermeister und Meister der Ordnungspolizei soweit diese SS-Führer sind (oder werden). |
a) Offiziere und Inspektoren der Ordnungspolizei (Schutzpolizei, Gendarmerie, Wasserschutzpolizei und Schutzpolizei der Gemeinden), b) uniformierte Beamte im Offiziersrang der Ordnungspolizei, c) die im Reichsdienst stehenden Berufs-Feuerwehroffiziere d) Obermeister und Meister der Ordnungspolizei soweit diese nicht SS-Führer sind. Meister der Gendarmerie tragen den Degen aus dienstlichen Gründen nur im kleinen Dienst, zum Gesellschafts- und Ausgehanzug und außer Dienst. Im Übrigen ist von diesen Beamten das Polizei-Seitengewehr zu tragen. |
a) diensttuende Hauptwachtmeister der Hu. und die im gleichen Range stehenden uniformierten Verwaltungsbeamten (im und außer Dienst), b) die übrigen Hauptwachtmeister (im kleinen Dienst, zum Gesellschafts- und Ausgehanzug und außer Dienst), c) Polizeibeamte von Revier-(Bezirks-)Oberwachtmeister abwärts, sofern diese: 1. entweder eine neunjährige Militär- und Pol.-Dienstzeit zurückgelegt haben oder 2. als ehem. Angehörige der Wehrmacht oder Landespolizei zum Tragen der Offizierseitenwaffe berechtigt waren (zum Gesellschafts- und Ausgehanzug und außer Dienst). |
B) Zeitpunkt der Trageberechtigung (Tragepflicht) | ||
Sofort nach Verleihung durch den Reichsführer SS | Sofort, spätestens ab 1.4. 1939. für die Obermeister und Meister ist die Einführung als Dienst-Seitenwaffe beabsichtigt. Bis zur Einführung sind die bisherigen Seitenwaffen weiterzutragen. - Als eigene Seitenwaffe kann der Degen jedoch bereits jetzt getragen werden. |
Einführung als Dienstwaffe für die Hauptwachtmeister und die im gleichen Range stehenden uniformierten Verwaltungsbeamten ist in Aussicht genommen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die bisherigen Seitenwaffen weiterzutragen. Der Degen darf von den vorstehend unter a bis c aufgeführten Pol.-Beamten als eigene Seitenwaffe schon jetzt getragen werden. |
C) Erwerb der Seitenwaffen | ||
Der Degen wird an SS-Führer durch den Reichsführer SS anläßlich besonderer Ereignisse (z. B. an nationalen Feiertagen usw.) verliehen. - Im freien Handel kann der Degen nicht erworben werden. | Offiziere usw. (vorsteh. Ziff. a bis c) haben sich den Degen selbst zu beschaffen. - Obermeistern und Meistern ist die Beschaffung als eigene Seitenwaffe freigestellt. | Beschaffung als eigene Seitenwaffe ist freigestellt. |
D) Sonstige Erläuterungen | ||
An der linken Seite des Degengriffes befinden sich die Siegrunen . | Beschaffenheit: Wie der SS-Führerdegen. An der linken Seite des Degengriffes befindet sich an Stelle der Siegrunen das Hoheitszeichen der Polizei. Die Herstellung und der Vertrieb von SS-Polizeidegen (Führer- und Unterführerdegen) ist einer Spezialfirma übertragen. - Um jeglichen Mißbrauch zu vermeiden, ist es notwendig, beim Ankauf jeweils den vorschriftsmäßigen Degen zu verlangen und auf das Warenzeichen und das Kulturzeichen der SS zu achten. - Beide Zeichen dienen als Schutzmarke und sind am oberen Ende des Klingenkopfes angebracht. - Durch Herausziehen des Degens aus der Scheide (etwa 4 cm) werden die vorstehend abgebildeten Zeichen sichtbar. |
Der Degen unterscheidet sich gegenüber dem SS-Polizeidegen (Führerdegen) durch unwesentliche, für den Laien kaum sichtbare Merkmale. (Hoheitszeichen einfacher, Griff ohne Drahtumwicklung, Ortband fällt weg). Die Herstellung und der Vertrieb von SS-Polizeidegen (Führer- und Unterführerdegen) ist einer Spezialfirma übertragen. - Um jeglichen Mißbrauch zu vermeiden, ist es notwendig, beim Ankauf jeweils den vorschriftsmäßigen Degen zu verlangen und auf das Warenzeichen und das Kulturzeichen der SS zu achten. - Beide Zeichen dienen als Schutzmarke und sind am oberen Ende des Klingenkopfes angebracht. - Durch Herausziehen des Degens aus der Scheide (etwa 4 cm) werden die vorstehend abgebildeten Zeichen sichtbar. |
Bildergalerie
Der Ehrendegen von Hans Dorn
Die Verleihungsurkunde für Jakob Grimminger
SS-Obersturmführer Richard Schulze (links) und SS-Untersturmführer Hans-Georg Schulze von der Leibstandarte-SS „Adolf Hitler“ im SS-Ausgehanzug mit dem Ehrendegen Reichsführer-SS
SS-Standartenoberjunker Herbert Dost[2] nach Abschluß der SS-Junkerschule Bad Tölz und kurz vor der Abreise zum Zugführerlehrgang in Dachau vom 16. August bis 15. Oktober 1939.
Siehe auch
Literatur
- Fischer: SS- und Polizeidegen. In: „Die Deutsche Polizei“, Heft 24, 1938, S. 874f.