Feuerwerker
Als Feuerwerker (z. T. auch Sprengmeister) bezeichnet man einen Munitionsfachkundigen, zu dessen Aufgaben die Munitionsräumung (EOD), also das Lokalisieren, Entfernen und Delaborieren (Unschädlichmachen) von Munition gehört. Mit Munition sind hier explosive Vorrichtungen bzw. Sprengmittel aller Art gemeint. Feuerwerker versehen ihren Dienst im Militär- und Polizeidienst.
Inhaltsverzeichnis
Anfänge der Kriegsfeuerwerkerei
Die Kriegsfeuerwerkerei ist schon seit dem Mittelalter bekannt.
- „Kriegsfeuerwerkerei ist die Lehre und Kunst der Anfertigung der im Kriege gebräuchlichen Angriffs- und Verteidigungsmittel, zu deren Herstellung explosive Stoffe verwendet werden: Munition, Zündungen und die besondern Kriegsfeuer zum Signalisieren, Erleuchten, Entzünden (Raketen, Leuchtfackeln, Feuerballen).“[1]
Die Feuerwerker der Kaiserlichen Marine, die zu den Deckoffizieren gehörten, waren an den Achselklappen (mit oder ohne Kaiserkrone) durch Anker mit gekreuzten Geschützrohren erkennbar. Die Feuerwerker (Unter-Feuerwerker) waren in der Preußischen Armee[2] und dem Deutschen Heer dienstgradmäßig den Unteroffizieren, Oberfeuerwerker den Feldwebeln gleichgestellt. Die fachlichen Vorgesetzten der Feuerwerker waren sogenannte Feuerwerkeroffiziere, die meist einem Artilleriehauptmann als Feuerwerksmeister unterstellt waren. 1901 wurde das gesamte „Zeug- und Feuerwerks-Personal“ der Feldzeugmeisterei unterstellt.
Österreich
Bei der k. u. k. Armee war Feuerwerker auch ein Dienstgrad bei der Artillerie und entsprach bis 1918 dem Feldwebel bei der Infanterie, dem Oberjäger der Jäger und dem Wachtmeister der Kavallerie. Bis Mitte der 1970er Jahre war bei der Artillerie und bei der Fliegerabwehrtruppe des Bundesheeres die Bezeichnung „Feuerwerker“ statt „Wachtmeister“ noch üblich.
Zweiter Weltkrieg
Feuerwerker der Wehrmacht waren Waffenoffiziere sowie -unteroffiziere und fielen zuhauf im Dienste der Luftwehr im Zweiten Weltkrieg, u. a. bei der Entschärfung von Blindgängern der alliierten Terrorflieger.
Dienstgrade (Unteroffiziere)
- Stabsfeuerwerker – Stabsfeldwebel
- Oberfeuerwerker – Oberfeldwebel
- Feuerwerker – Feldwebel
- Unterfeuerwerker – Unterfeldwebel
- Feuerwerkerunteroffizier – Unteroffizier
Kriegsdienstgrade ohne Feuerwerkerausbildung
Kriegsdienstgrade vom 20. Februar 1940 bis 8. Mai 1945
- Stabswachtmeister im Feuerwerksdienst – Stabsfeldwebel Feuerwerker
- Oberwachtmeister im Feuerwerksdienst – Oberfeldwebel
- Wachtmeister im Feuerwerksdienst – Feldwebel
Kriegsdienstgrade vom 20. Februar 1940 bis 31. Juli 1944
- Unteroffizier im Feuerwerksdienst – Unteroffizier
- Stabsgefreiter im Feuerwerksdienst – Stabsgefreiter
- Obergefreiter im Feuerwerksdienst – Obergefreiter
- Gefreiter im Feuerwerksdienst – Gefreiter
Ritterkreuzträger der Feuerwerker
- Egon August Aghta
- Jakob Hoffend
- Karl Kudla
- Siegfried Rieger
- Heinz Schweizer
- Karl-Anton Thomas
- Wilhelm Sitt
Nachkriegsblindgänger (Stand: 2015)
Zehn Prozent der gut 1,6 Millionen Tonnen Bomben, die während des Zweiten Weltkrieges auf Deutschland abgeworfen wurden, sind nicht detoniert. In deutschen Böden liegen noch Zehntausende unentdeckte Blindgänger des feindlichen Bombenterrors. Manche liegen nur 30 Zentimeter tief unter der Erde, andere sechs Meter. Eine Gefahr sind sie alle.
Jedes Jahr sprengen und entschärfen die Räumdienste der Bundesländer rund 5000 Weltkriegsbomben. 2012 etwa waren es allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 700. Mehr als 11.000 Tonnen Bomben, Granaten und andere Munition sind seit 1945 allein in Berlin beseitigt worden. In Hamburg wurden seit 1945 mehr als 11.000 Blindgänger entschärft, rund 2900 gelten noch als unentdeckt. In Berlin werden 3000 Bomben vermutet.
Feuerwerker der Bundeswehr
Die Feuerwerker der Bundeswehr sind die „Kampfmittelbeseitiger“.
- „Das Zentrum für Kampfmittelbeseitigung der Bundeswehr (ZKpfmBesBw) in Stetten am kalten Markt gehört zur Streitkräftebasis. Dort hat die Bundeswehr die Kompetenz der gesamten Kampfmittelbeseitigung der Bundeswehr gebündelt. So sollen die vorhandenen personellen und materiellen Ressourcen effizient genutzt werden. Das Zentrum ist in der Albkaserne untergebracht; der Truppenübungsplatz Heuberg mit mehreren Sprengplätzen ist an das ZKpfmBesBw angeschlossen. Dort können verschiedene sprengtechnische Kampfmittelbeseitigungsverfahren geübt werden. Die Dienststelle mit 550 Soldatinnen und Soldaten stellt die Einsatzkräfte für Kampfmittelbeseitigung bereit, bildet alle Kampfmittelbeseitiger der Bundeswehr aus und entwickelt Taktik, Technik und Verfahren der Kampfmittelbeseitigung praxisnah weiter. 30 Kampfmittelbeseitigungszüge und ein Kampfmittelspürhundezug werden ständig für weltweite Einsätze bereitgehalten.“
Sprengmeister
Als „Sprengberechtigter“ oder „Schießberechtigter“, im Volksmund auch Sprengmeister, in Österreich „Sprengbefugter“, wird eine Person bezeichnet, die die gesetzlich vorgeschriebenen Ausbildungslehrgänge zum Erwerb der Fachkunde in der Sprengtechnik (zum Beispiel in Deutschland auf Grundlage der § 7, § 20 und § 27 Sprengstoffgesetz und der 1. Verordnungen zum Sprengstoffgesetz) absolviert hat. Der Sprengberechtigte ist kein Lehrberuf, sondern eine Zusatzqualifikation.
Die Erlaubnis benötigen Personen (z. B. Pyrotechniker), die mit Sprengstoffen und Zündmitteln im Rahmen einer gewerblichen Tätigkeit (Hersteller, Händler, Anwender o. Ä.) oder für den privaten Gebrauch umgehen.
Siehe auch
Literatur
- Kriegsfeuerwerkerei zum Gebrauch für die Königlich Preußische Artillerie, Verlag Bath, 1860
- Verein der Mitarbeiter der Feuerwerker-Mitteilungen (Hrsg.): Geschichte des Feuerwerkswesens mit besonderer Berücksichtigung der brandenburgisch-preußischen Feuerwerker : Zum 75 jährigen Gedenktage der Errichtung der Königlich Preußischen Oberfeuerwerkerschule zu Berlin, 1915
- Erich Schön: Geschichte des Deutschen Feuerwerkswesens der Armee und Marine mit Einschluß des Zeugwesens, Verlag von Bernhard Paul (1936)
Verweise
- Kriegsfeuerwerkerei
- Preußischer Hirschfänger für die Feuerwerker und Kanoniere der Artillerie aus der Regierungszeit König Friedrichs I. um 1705
- Verlustliste Feuerwerker, denkmalprojekt.org