Fratting

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Fratting

Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Einwohner (1930): 529
Höhe: 469 m ü. NN
Koordinaten: 48° 54′ 13″ N, 15° 35′ 50″ O
Flucht.jpg
Fratting befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Ortsansicht von Fratting (vor der Vertreibung).

Fratting ist eine deutsche Marktgemeinde in Südmähren, Sudetenland, auf einem Hochplateau ca. 21 km südöstlich von Zlabings, an der Bezirksstraße Zlabings-Piesling an der Thaya-Znaim gelegen.

Geschichte

Mittelalter

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte als „ecclesia Wratingen“ im Jahr 1251 in einer Schenkung des Wichard von Tyrna an das Stift Geras. Fratting wurde 1325 von Johann von Böhmen zum Markt erhoben. 1498 wird dieses Recht erneuert und erweitert (im 15. Jahrhundert wurden die Frattinger Marktrechte schriftlich abgefasst).

Neuzeit

Mitte des 16. Jahrhunderts wechselte die Herrschaft und Frattting kam an Wenzel Kraiger von Kraigk. Unter ihm bekam Fratting auch eine eigene Gerichtsbarkeit (zur Schlichtung von Streit unter den Untertanen).

1719 wurde mit dem Bau des Augustiner-Eremitenklosters begonnen.

Über Fratting führte einst die alte Poststraße von Wien über Zlabings nach Prag. Schon im 16. Jahrhundert gab es in Fratting eine Poststation, die 1723 zu einer Hauptpoststation erhoben wurde. In dieser Station konnten die Pferde getauscht werden und die Reisenden in einer Herberge ausruhen. Die Poststation und damit der Ort verloren überregional an Bedeutung, da die später unter Maria Theresia angelegte neue Kaiserstraße weit nördlich von Fratting vorbeiführte. Unter Kaiser Joseph II. wurde das Augustiner Eremitenkloster 1784 aufgelassen. Fratting war bis ins 19. Jahrhundert als Wallfahrtsort und für seinen Loretoaltar bekannt.

Das 1904 geplante Projekt einer elektrifizierten Bahnlinie von Znaim über Frattings nach Raabs an der Thaya in Niederösterreich wurde zuerst wegen der Pläne zum Bau eines Staudammes verzögert und war dann durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und der nach Kriegsende erfolgten Aufrichtung des Kunststaates Tschecho-Slowakei nicht mehr möglich.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte Fratting zum politischen Bezirk Mährisch Budwitz und zum Gerichtsbezirk Jamnitz. 1938 wurde es dem Landkreis Horn im nationalsozialistischen Deutschen Reich angegliedert zu dem es bis zu dessen Zerstörung durch die Alliierten 1945 gehörte.

Vertreibung der Deutschen 1945/46

Ansicht von Fratting

Am 8. Juni 1945 wurden der Bürgermeister und vier weiter Männer, welche die tschechischen „Revolutionsgardisten“ als Repräsentanten der Ortsverwaltung bzw. der NSDAP ansahen, verhaftet. Sie wurden zwei Tage später bei Döschen nach schweren Misshandlungen ermordet. Am 9. Juni wurden alle restlichen deutschen Einwohner bis auf sieben Familien ihres Besitzes beraubt und aus Fratting über die niederösterreichisch-mährische Grenze vertrieben. Die zurückgehaltenen Familien mussten in der Landwirtschaft Zwangsarbeit leisten, wurden ein Jahr später ebenso ihres Besitzes beraubt und dann abgeschoben. Im März 1946 wurden 200 der in Österreich weilenden ehemaligen Frattinger gemäß dem „Potsdamer Abkommen“ in andere Teile Deutschlands transferiert.

Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)

Landwirtschaft: Ackerbau (1.172 ha), Viehzucht (600 Rinder, 400 Schweine), Waldwirtschaft (182 ha).

Gewerbe: Kalkbrennerei, Sägewerk, Schmiede.

Einrichtungen: Schule (erste Erwähnung 1662, zweiklassig), tschechische Schule (aus vormaliger Volksschule 1918), Kindergarten, Postamt, Gendarmerieposten, Zollhaus, Arzt, Tierarzt, Freiwillige Feuerwehr, Raiffeisenkasse, Gemeindebücherei, Armenhaus.

Kulturerbe

  • Kirche mit einer Loretokapelle: 1696 bauten Mönche (Orden des Hl. Augustinus) in Fratting eine Kirche mit einer Loretokapelle, die 1821 abbrannte.
Dem „Hl. Jakobus dem Älteren“ geweihte Kirche von Fratting.
  • Pfarrkirche „heiliger Jakobus“: Erbaut 1773, mit drei Altären und einem Turm mit vier Glocken. Die Altarblätter sind von Anton Franz Zeller um 1770 geschaffen worden. Außerdem gibt es in der Kapelle eine Orgel, eine Orgelempore und ein Taufbecken aus der Bauzeit. Eingepfarrt sind: Nespitz, Ungarschitz und drei Weiler.
  • Pfarrhof von 1705.
  • Marktsäule/Rolandsäule, 1595.
  • Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
  • Bildsäule „Donatus“ auf dem erhöhten Seitenhang des Galgenberges an der Straße nach Ranzern.
  • Ruine des Augustinerklosters.
  • Vom Ortsausgang bis zum Friedhof stehen an der Straße vierzig Lindenbäume, die zur Erinnerung an das vierzigjährige Jubiläum der Regierungszeit Maria Theresias gepflanzt wurden.

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 552 521 1 1
1890 536 530 6 -
1900 528 521 7
1910 487 484 3
1921 528 398 103 27
1930 529 375 127 27
2013 301

Literatur

  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 328f (Fratting).
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Die Kreise Neubistritz und Zlabings von A bis Z. (2008), Fratting S. 172f