Otto, Friedrich Wilhelm
Friedrich Wilhelm Otto ( 1796; 23. Dezember 1873) war ein deutscher Freiheitskämpfer als Feldjäger in den Befreiungskriegen, danach Förster, Oberförster und schließlich Forstrat.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Auch Ottos älterer Bruder Siegmund[1] ( 27. September 1793 in Schwartau, Provinz Eutin im oldenburgischen Fürstbistum Lübeck), sein Freund Ludwig Georg Heinrich Neuse[2] ( 27. November 1796), sein Freund Wilhelm Niederstadt ( 1796; ab 1865 Oberförster) und sein späterer Schwager Friedrich Ferdinand Grebe[3] (1794–1866) dienten im Siebten Koalitionskrieg (und danach[4]) im Anfang 1815[5] vom späteren Generalleutnant und Oberforstmeister Carl Freiherr von Beaulieu-Marconnay[6] (1777–1855) aufgestellten Königlich Hannoverschen Feldjäger-Corps,[7] über welches Friedrich Wilhelm Otto zwischen 1840 und 1842 einen seltenen und deshalb militärhistorischen wertvollen Bericht verfaßte.
Hannöverscher Feldzug in Frankreich im Jahr 1815
- „Otto, in Oderfeld am Harz, nach anderer Quelle in Aumühle in der zu jener Zeit hannoverschen Provinz Lauenburg geboren, entstammte einer Familie, die seit dem 17. Jahrhundert im Kurfürstentum Hannover als Forstbeamte Dienst taten, nahm ab 1813 an den Feldzügen gegen Napoleon teil, hielt sich 1818 wieder im – nun dänischen – Herzogtum Lauenburg auf, um dann in Holstein in großherzoglich-oldenburgische Dienste zu treten: Seit 1819 Förster in Casseedorf, wurde er 1839 Oberförster in Lensahn […], 1869 Forstrat, […] und starb am 23.12.1873. ‚Seinem Freunde Wilhelm Niederstadt, königl. Hannöverschen reitenden Förster in Pöhlde, widmet und sendet diese Erzählung eines gemeinschaftlich durchlebten Feldzuges, der Verfasser‘; er hat ihn aber vermutlich außerdem in Abschriften seinen Freunden und ‚Campagnebrüdern‘ Ludwig Georg Heinrich Neuse, seinem Bruder(, vor allem seinem Schwager Grebe zukommen lassen, dessen Exemplar uns vorliegt. F. W. Otto, sein Bruder Siegmund, Niederstadt, Neuse und Grebe hatten gemeinsam als Mitglieder des Königlich Hannöverischen Feldjäger-Corps am Feldzug 1815 teilgenommen, wahrscheinlich in dessen 2. Compagnie. Die Geschichte der Einheit, in der der genannte Freundeskreises Dienst tat und die im Mitttelpunkt von Ottos Bericht steht, beginnt mit der Neuformierung von Hannoverschen Streitkräften nach der Besetzung Norddeutschlands durch russische Truppen unter General von Tettenborn im März 1813. Dessen Aufrufe an die früher hannoversche Bevölkerung hatten nur spärlichen Erfolg. Zu den nur knapp 1500 Freiwilligen, die schon im April desselben Jahres als ‚hanoverian levies‘ unter britischen Befehl gestellt wurden, zählte auch eine Truppe, die durch Initiative des späteren Oberforstmeisters und hannoverschen Prinzenerziehers Johann Christian von Düring zusammenkam. Dieser hatte, unterstützt von Tettenborn und von der sich neu bildenden hannoverschen Regierung, namentlich dem späteren Minister und Oberstleutnant Friedrich von der Decken seine Werbetätigkeit in den Forsthäusern des Amtsbezirks seines Vaters begonnen, der Oberforstmeister im früher hannoverschen, 1813 noch offiziell französischen Herzogtum Lauenburg war. Die zunächst 50 ‚Lauenburgischen Freiwilligen Jäger‘ wurden im April dem Truppenverband angegliedert, mit dessen Bildung der aus dem britischen Exil zurückgekehrte Geheime Kriegsrat Oberst Graf Kielmansegge beauftragt war. Nach seinem Chef erhielt der Verband die Bezeichnung ‚Kielmannseggesches Feldjäger-Corps‘; ehemalige hannoversche Beamte und Offiziere, so der Kammerjunker und Major von Spörken, der Oberforstmeister und Obrist-Leutnant von Beaulieu – er wurde Kommandeur der neuen Einheit – stießen hinzu. Die Einheit wurde in das Hannoversche Korps Wallmoden der Nordarmee der antinapoleonischen Allianz eingegliedert, war 1813/14 in die Kämpfe um Hamburg verwickelt, wurde dann am 26.2.1814 ins von den Alliierten besetzte Brabant abgezogen und Ende September 1814 in Hameln komplett aufgelöst. Von Spörken hatte sich bereits vor dem Marsch nach Belgien im Februar 1814 von der Einheit getrennt, Beaulieu sogar schon im Oktober 1813. Unmittelbar nach seinem Abschied von den Kielmanseggeschen Jägern hatte Beaulieu mit dem Aufbau eines eigenen Jäger-Bataillons im Harz begonnen, das im Januar 1814 in das Infanterieregiment Grubenhagen eingegliedert wurde. Es war diese Einheit, in der F. W. Otto und sein Freundeskreis ihren Militärdienst begannen, aus der dann 1815 das Feldjäger-Corps hervorgehen sollte. Kein geringerer als Adolph Friedrich, Herzog von Cambridge,[8] hatte die Eingliederung veranlaßt: der jüngste Sohn König Georgs III., Prinzregent, britischer Feldmarschall, Oberkommandierender der King’s German Legion, und später Gouverneur, dann Vizekönig von Hannover erklärte kategorisch, daß er keine zweite Jägereinheit wünsche und daß die Einheit Beaulieus sich der neuen Hannoverschen Armee als normales Feldbataillon einzugliedern habe; da allerdings schon Jäger angeworben worden waren, die Anspruch auf Anstellung im Forstdienst hatten, sollte dieses Bataillon nach dem Willen des Herzogs aus 2 Kompanien Jägern und Scharfschützen bestehen. Insbesondere galt es die Einstellung Freiwilliger zu vermeiden, da sie das Prinzip der allgemeinen Dienstpflicht durchbrochen hätten, die die Einführung einer Landwehr im Königreich Hannover mit sich brachte; bereits eingestellte Freiwillige sollten allenfalls als Ausnahme, ohne Anspruch auf Sold, Uniform, Ausrüstung und Waffen, die von ihnen selbst finanziert werden mußten, geduldet werden. Garnisonsort des 1. Bataillons des Infanterie-Regiments Grubenhagen, des Harzer Schützen-Corps, dessen Reglement der Herzog von Cambridge ebenso persönlich bestimmte, wie Bekleidung, Ausrüstung und die Ausstattung der Regimentsmusik, war Einbeck. Von dort aus marschierte man am 16.3.1814 zum Kampfeinsatz in den Hamburger Raum ab, der sich bis Mitte Juli hinzog. Bereits einen Monat nach der Rückkehr (21.7.1814) wurde die Einheit ins heutige Belgien verlegt (Ankunft in Antwerpen am 17.9.1814). Die offensichtlich länger geplante Bildung des Königlichen Feldjäger-Corps begann im Februar 1815 und wurde dann durch den Neubeginn der militärischen Aktionen nach der Rückkehr Napoleons aus Elba am 1.3.1815 beschleunigt. Sie erfolgte teils durch Umgruppierung – aus der Jägerkompanie des Harzer Schützen Bataillons (des 1. Bataillons des Infanterie-Regiments Grubenhagen), die bereits in Antwerpen stand, wurde die 1. Kompanie des neuen Feldjäger-Corps – teils durch ergänzende Neueinstellungen, die sowohl wegen der Bildung der 2. Kompanie des Feldjäger-Corps als auch durch eine Verstärkung der Sollstärke der Kompanien notwendig wurden: u. a. hatten die Unterforstämter Forstbediente aus ihren jeweiligen Amtsbezirken zu stellen(28). Wieder verfügte der Herzog von Cambridge persönlich, daß nur ‚gelernte Jäger‘ ins Corps aufgenommen werden dürften. Ansprechpartner für die Forstämter in dieser Sache war zunächst Beaulieu. Dieser unterzeichnete auch den ersten erhaltenen Corps-Befehl am 25.3.1815 in Hildesheim, in dem er Düring vorläufig das Oberkommando übertrug, das dann aber am 4.4.1815 Major von Spörken erhielt. Düring wurde Chef der 2. Kompanie, die am 11.4.1815 nach Brabant abmarschierte und am 27.4. in Brüssel eintraf. Die 1.Kompanie, bzw. vermutlich deren zusätzlich eingestellte Mannschaften, folgten im Mai(33). Es muß festgehalten werden, daß das 1815 begründete Königliche Feldjäger-Corps organisatorisch unabhängig vom 1814 aufgelösten Kielmannseggeschen Feldjägercorps entstand und nicht damit verwechselt werden darf, auch wenn es erhebliche Überschneidungen im Personal gab. Auch die Bezeichnung ‚Harzer Schützen‘ ist mehrdeutig: sie wurde sowohl für die Scharfschützenkompanie im 1. Bataillon des Regiments Grubenhagen gebraucht, aus der dann das Feldjäger-Corps hervorging, als auch für eine im April 1815 davon unabhängig neu formierte Einheit, die bei Waterloo nicht zum Einsatz kam und erst im Feldlager vor Paris eintraf. Auch zwischen dieser Einheit und den Feldjägern gab es personelle Überschneidungen. Um die Verwirrung zu komplettieren soll nicht unerwähnt bleiben, daß Graf Kielmansegge, dessen Namen die oben erwähnte bereits 1814 aufgelöste Jägereinheit getragen hatte, im Feldzug von 1815 als Chef der ebenfalls nach ihm benannten 1. Hannoverschen Brigade fungierte: Zu dieser Formation der Anglo-Alliierten Armee zählte wiederum das Feldjäger-Corps, von dem hier die Rede ist. […] Ottos Bericht ist eines der eher seltenen Dokumente persönlicher Erfahrung des Feldzugs von 1815, das nicht von einem Offizier verfaßt wurde. Selbstverständlich ist bei der Bewertung die zeitliche Distanz zum geschilderten Geschehen zu berücksichtigen: Der erste Teil ist ganz ‚aus dem Gedächtniß‘ geschrieben, der andere beruht auf im Jahr nach dem geschilderten Geschehen ‚geordneten‘ Tagebuchaufzeichnungen, wie der Autor selbst vermerkt.“[9]
Auszeichnungen (Auszug)
- Kriegsdenkmünze 1813 (Hannover), 1841
- Oldenburgischer Haus- und Verdienstorden, Ritterkreuz, 1871
Literatur
- Hauptmann B. Hülsemann: Geschichte des Königlich-hannoverschen Vierten Infanterie-Regiments und seiner Stammkörper, von der ersten Errichtung der Letzteren bis zum Jahre 1848, unter vorzüglicher Berücksichtigung der Feldzüge von 1813, 1814, 1815 und des Schleswig-holsteinischen Feldzuges von 1848, Helwing'sche Hofbuchhandlung, Hannover 1863