Boetticher, Friedrich von (1881)
Friedrich Wilhelm von Boetticher ( 14. Oktober 1881 in Berthelsdorf bei Herrnhut; 28. September 1967 in Bielefeld) war ein deutscher Offizier der Sächsischen Armee, des Deutschen Heeres, der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt General der Artillerie und Chef der Wehrmacht-Zentral-Abteilung im OKW im Zweiten Weltkrieg sowie Militärattaché des Deutschen Reiches.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Eintritt ins Militär als Fahnenjunker und dem Besuch der Kriegsakademie in Berlin wurde Friedrich, ältester Sohn des Arztes und Genealogen Walter von Boetticher[1] und dessen Gemahlin, die Deutschamerikanerin Isabella, geb. Wippermann, Anfang 1914 als Hauptmann in den Generalstab versetzt. Nach Teilnahme am Ersten Weltkrieg wurde er in die Reichswehr übernommen, 1933 zum Generalleutnant befördert und war dann als solcher Militärattaché in den VSA, wo er sich auch mit General George S. Patton anfreundete. Die beiden Offiziere teilten eine tiefe militärhistorische Leidenschaft für den Sezessionskrieg und besuchten gemeinsam Wahlstätte und Gedenkorte.
Noch 1940 warnte er die Regierung in Berlin, daß Roosevelt eine Marionette der Juden war, die die Massen der VS-Amerikaner durch die Freimaurerei kontrollierten. Roosevelt, so Militärattaché von Boetticher, will, daß England weiter kämpft, um den Krieg hinauszuzögern. Er berichtete auch von den germanophilen Bestrebungen des Kreises um Charles Lindbergh, der versuchen würde, die Kontrolle der Juden zu zerbrechen und somit als Sympathisant der Nationalsozialisten und als Antisemit kritisiert werde, da die Juden ihn als ihren größten Gegner ansehen würde.[2]
Zweiter Weltkrieg
Nach dem Eintritt der VSA in den Zweiten Weltkrieg wurde er mit seiner Familie in einem Hotel interniert und anschließend ausgewiesen, kehrte nach Deutschland zurück und war im OKW tätig. Ende April 1945 geriet er in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1947 wieder entlassen wurde.
Kurzchronologie
- 1.4.1933 Militär- und Luftattaché an der Botschaft in Washington D.C.
- ab 1.2.1938 zugleich Militärattaché an der Gesandtschaft in Mexiko
- 1.6.1942 Führerreserve OKH
- 9.12.1942 Chef der Wehrmacht-Zentral-Abteilung beim OKW
- 30.4.1945 in Kriegsgefangenschaft geraten
Familie
Ehe
1907 heiratete Friedrich von Boetticher die in Gohlis geborene deutsche Adelige Olga Freiin von Wirsing (1882–1953), mit der er drei Kinder (Friedrich Heinrich, Adelheid und Hildegard) hatte. Seine Schwester, Klara Hildegard von Boetticher ( 24. September 1883), heiratete Adolf Joachim Waldemar von Salviati.
Tochter Hildegard
Seine jüngste Tochter Hildegard „Hildy“ (1920–1988), 21jährige Studentin an der Randon-Macon Women's College in Virginien, wurde 1941 gezwungen, die Universität zu verlassen. Sie diente in Berlin bis Kriegsende und war dann für den Leipziger Bürgermeister tätig. Hier traf sie den Offizier Horace Marsden, den sie heiratet und mit ihm nach Kanada zog. Sie wurde dreifache Mutter (Camilla, William and Elizabeth), studierte am College von Waterloo weiter, machte am 8. Juni 1959 ihren Bachelor an der einstigen Alma Mater Randon-Macon Women's College und schrieb sich als erste Frau mit Kindern an der University of Waterloo ein, wo sie mit dem Master graduierte, ab 1965 als Lektorin an der Fakultät für Germanische und Slawische Sprachen tätig und ab 1967 zum Dekan der Frauen (Dean of Women) ernannt wurde. Als solche führte sie Leistungssport für Frauen ein, Wohnheime für Frauen und Kindertagesstätten für studierende Mütter. Sie war Stifterin des „Athena Awards“ und wurde 1984 in die Ruhemshalles des Sportes der Universität aufgenommen.[3] Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie den Nachlaß verwaltet.
Beförderungen
- Fahnenjunker (1. April 1900)
- Fähnrich (21. Oktober 1900)
- Leutnant (25. August 1901)
- Oberleutnant (22. Mai 1909)
- Hauptmann (1. Oktober 1913)
- Major (18. Mai 1918)
- Oberstleutnant (1. November 1924)
- Oberst (1. März 1927)
- Generalmajor (1. Oktober 1931)
- Generalleutnant (1. Oktober 1933)
- Charakter als General der Artillerie (1. April 1940)
- General der Artillerie (1. September 1940)
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse[4]
- Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern[4] am 3. Mai 1918, veröffentlicht im Deutschen Reichsanzeiger am 18. Juni 1918
- Bayerischer Militärverdienstorden IV. Klasse mit Schwertern[4]
- Ritterkreuz des Militär-St. Heinrichs-Ordens[4] am 9. November 1918[5]
- Ritterkreuz des Sächsischen Verdienstordens I. Klasse mit Schwertern und mit Krone[4]
- Ritterkreuz I. Klasse des Königlich Sächsischen Albrechts-Ordens mit Schwertern
- Ritterkreuz des Friedrichs-Ordens I. Klasse mit Schwertern[4]
- Hanseatenkreuz Hamburg[4]
- Österreichisches Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Kriegsdekoration[4]
- Osmanié-Orden, IV. Klasse mit Säbeln[4]
- Silberne Liakat-Medaille mit Säbeln[4]
- Eiserner Halbmond[4] (TH)
- Bulgarischer Militärorden für Tapferkeit IV. Klasse I. Stufe[4]
- Offizierskreuz des St. Alexander-Ordens[4]
- Kommandeurskreuz des Bulgarischen Militär-Verdienstordens[4]
- Königlich Preußischen Dienstauszeichnungskreuz
- Ehrenritter des Johanniter-Ordens
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse mit Schwertern
- Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern am 27. Mai 1942 als General der Artillerie und Militär-und Luftattaché an der Botschaft in Washington
Werke (Auswahl)
- Das asiatische Problem. in Die Grenzboten, Jahrgang 79 (1920), S. 90–95.
- Der Kampf um den Rhein und die Weltherrschaft. Leipzig 1922.
- Der Kampf gegen die Übermacht. Berlin 1926.
- Friedrich der Große als Lehrer von Lebensweisheit und Führertum in unserer Zeit. Berlin 1925.
- Graf Schlieffen. Lehrmeister des neuzeitlichen Krieges. In: Von Scharnhorst bis Schlieffen 1806–1906, Hundert Jahre Preußisch-deutscher Generalstab. Generalleutnant a.D. von Cochenhausen (Hrsg.), Berlin 1933.
- Graf Alfred Schlieffen, sein Werden und Wirken. 1933.
- Schlieffen. Viel leisten, wenig hervortreten – mehr sein als scheinen. Berlin, Frankfurt 1957.
Englisch
- Military Attaché to Washington (1933-41), 1947
- The Art of War: Principles of the German General Staff in the Light of Our Time. A Military Testament, 1951
Weitere Schriften
- Heldentum und Weisheit (zum 212. Geburtstag Friedrich des Großen), 1924
- Das Erhabene und das Schöne in der Kriegskunst, 1929
- Friedrich der Große und Scharnhorst (zum Friedrichstag 1931), 1931
- Geistige Freiheit (zum Friedrichstag 1931), 1931
- Die Verletzung der belgischen Neutralität, o.Dat.
- Wird der Krieg der kommenden Zeit eine Kunst und damit eine erhabene Erscheinungsform menschlichen Lebens sein?
- Hannibal
Literatur
- Alfred M. Beck: Hitler's Ambivalent Attaché – Lt. Gen. Friedrich von Boetticher in America, 1933-1941, Potomac Books, Washington 2005
Verweise
Fußnoten
- Geboren 1881
- Gestorben 1967
- Deutscher Autor
- Deutscher General
- Major (Sachsen)
- Major (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- General der Artillerie (Heer der Wehrmacht)
- Generalleutnant (Reichswehr)
- Militärperson (Oberkommando der Wehrmacht)
- Ehrenritter (Johanniterorden)
- Träger des Militär-St.-Heinrichs-Ordens
- Träger des Hausordens von Hohenzollern
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (IV. Klasse)
- Träger des Österreichischen Militärverdienstkreuzes III. Klasse
- Träger des bulgarischen Militär-Verdienstordens
- Träger des St. Alexander-Ordens
- Träger des Friedrichs-Ordens (Ritter)
- Träger des Hanseatenkreuzes (Hamburg)
- Träger des Osmanje-Ordens
- Träger des Eisernen Halbmondes
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Ritterkreuzes des Kriegsverdienstkreuzes
- Träger des Sächsischen Zivilverdienstordens