Freikorps „Danmark“
Das Freikorps „Danmark“, dänisch Frikorps „Danmark“, war als dänische SS-Einheit ein germanischer Freiwilligenverband der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg. Das Freikorps wurde 1943, so wie die Freiwilligen-Legion „Norwegen“, zur Aufstellung eines Grenadier-Regiments der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“ verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorgeschichte
Schon im Winterkrieg 1939/40 hatten Dänen den Kampf gegen die Weltgefahr des jüdischen Bolschewismus aufgenommen. Über 800 Dänen und Norweger traten dem 8.000 Mann starken „Schwedischen Freiwilligenkorps“ (Svenska Frivilligkåren) unter dem bekannten Olympiasieger im Dressurreiten General der Kavallerie Ernst Linder (1868–1943) bei. Das Dänische Freiwilligen-Bataillon hatte sich besonders ausgezeichnet, viele ihrer Angehörigen, welche die Grausamkeiten der Sowjets an der Kriegsfront erlebten, wurden später Mitglieder des Freikorps „Danmark“.
Aufstellung
Das Freikorps „Danmark“ wurde 1941 im auf Bitten der DNSAP aufgestellt und von der dänischen Regierung bewilligt. Die Soldaten wurden mit dem Rang übernommen, den sie bereits bei den dänischen Streitkräften hatten und die Dienstzeit wurde auch auf die staatliche Pension angerechnet.
Anwerbung und Ausbildung
Die Werbung lief gut an, innerhalb von drei Wochen wurden ca. 500 Männer rekrutiert.
Am 17. und 18. Juli 1941 befand sich der Chef des SS-Ergänzungsamtes Gottlob Berger in Kopenhagen und besprach letzte zu klärende Punkte bezüglich des Freikorps mit Vertretern der örtlichen SS-Ergänzungsstelle, sowie mit Christian Peder Kryssing und DNSAP-Führer Frits Clausen. Ein erstes Kontingent von etwa 450 Mann reiste bereits am 19.7.1941 nach Deutschland.
Nach einem Appell, bei dem neben verschiedenen deutschen Persönlichkeiten und DNSAP-Führern auch Vertreter des dänischen Kriegs- und Außenministeriums anwesend waren, marschierten die Freiwilligen zum Bahnhof Hellerup. Dabei wurden sie von einem deutschen Militärorchester begleitet und ihnen voran ging ein Fahnenträger mit dem Dannebrog. Am Bahnhof wartete bereits eine Menschenmenge, um sie zu verabschieden.
Ziel der Reise war die SS-Kaserne Langenhorn im Norden Hamburgs. Hier sollte das Freikorps „Danmark“ aufgestellt und ausgebildet werden. Bei Ankunft des ersten Kontingents befanden sich bereits etwa 100 dänische SS-Männer in Hamburg, die dem Freikorps aus anderen Einheiten der Waffen-SS zugeführt wurden.
In Langenhorn wurden die Freiwilligen von einem Militärorchester und einer Ehrenkompanie empfangen. Neben Vertretern der Waffen-SS, der NSDAP und der Deutschen Wehrmacht war auch der dänische Generalkonsul zugegen.
Fahneneid
Am 5. August 1941 wurde in Langenhorn der Fahneneid zelebriert. Wiederum war der dänische Generalkonsul anwesend, der auch einen Bericht für das Außenministerium anfertigte. Außerdem hatten sich Vertreter der Wehrmacht und der Polizei eingefunden. Die Waffen-SS war unter anderem mit SS-Gruppenführer Hans Jüttner, dem Chef des SS-Führungshauptamtes, vertreten. Kryssing hielt eine kurze Rede, bevor die Freiwilligen folgenden Eid in dänischer Sprache ablegten:
- „Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, daß ich im Kampf gegen den Bolschewismus dem obersten Befehlshaber der deutschen Wehrmacht, Adolf Hitler, unbedingten Gehorsam leiste und als tapferer Soldat bereit bin, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.“
Nach dem Eid hielt Jüttner eine Rede. Am 13. September 1941 wurde das Freikorps in die Kaserne Treskau verlegt. Ein Grund dafür war, daß es dort wesentlich bessere Manöverbedingungen gab als in Langenhorn. Die deutschen Stellen forderten die notwendige Ausrüstung für die motorisierte Einheit von der dänischen Regierung. Hier setzte sich der dänische Außenminister Erik Scavenius erneut durch und entsprach den deutschen Wünschen, so daß im Oktober 60 LKW, 60 PKW und 70 Motorräder an das Freikorps geliefert wurden.
Ersatz-Kompanie „Freikorps Danmark“
Um den großen Zustrom neuer Freiwilliger aufzufangen, befahl das SS-Führungshauptamt (SS-FHA) bereits am 13. September 1941 nach der Verlegung des Freikorps „Danmark“ von Hamburg-Langenhorn nach Posen-Treskau die Aufstellung einer Ersatz-Kompanie unter dem dänischen SS-Hauptsturmführer Neergaard-Jakobsen. Im September 1941 hatte die Kompanie eine Stärke von 296 Unterführern und Mannschaften. Die Ersatz-Kompanie gab ab dem 1. Dezember 1941 mehrmals Ersatzmannschaften an das „Ersatz-Bataillon der Legionen“ in Graz, dem nunmehr eigentlich zuständigen Ersatztruppenteil für das Freikorps „Danmark“, ab. Nachdem das Freikorps am 8. Mai 1942 in Posen-Treskau zum Fronteinsatz verladen und schließlich in den Kessel von Demjansk zur SS-Division „Totenkopf“ eingeflogen worden war, wurde auf Befehl des SS-FHA aus den in Posen-Treskau zurückgebliebenen Führern, Unterführern und Mannschaften die Ersatz-Kompanie mit Rekruten und als zuständiger Ersatztruppenteil für „alle Dänen, die dem Freikorps ‚Danmark‘ angehören“, bestimmt. Bis Ende Juli 1942 stellte die Kompanie etwa 100 Ersatzmannschaften zur Front ab. Ende Oktober 1942 verlegte die Ersatz-Kompanie nach Bobruisk, wo am 24. November 1942 das Freikorps „Danmark“ zum Umgliederung und Auffrischung eintraf. Die Ersatz-Kompanie gliederte sich zu diesem Zeitpunkt in vier Züge. Nach abgeschlossener Ausbildung wurden die Rekruten zu den Feld-Kompanien versetzt. Die Genesenden traten, sofern Kriegsverwendungsfähig (KV) geschrieben, wieder zu ihren Stammkompanien zurück.
Kriegsfront
In der Nacht zum 7. Mai 1942 kam der mit Jubel aufgenommene und langerwartete Befehl, daß das dänische Freikorps nun an der Kriegsfront eingesetzt werden sollte. Über 1.200 Mann erhielten den Marschbefehl, darunter 35 Offiziere. Das Freikorps wurde in der Kesselschlacht von Demjansk im Rahmen der SS-Division „Totenkopf“ eingesetzt. Das Korps verteidigte unter schwierigen Bedingungen und mit Verlusten den gerade erkämpften Korridor zum Kessel gegen eine zahlenmäßig hohe Übermacht der Bolschewisten. Von den ursprünglichen ca. 1.200 Mann fielen 73 und 274 wurden verwundet. Außerdem wurden viele im sumpfigen Gebiet von Krankheiten befallen. Der Kommandeur von Schalburg fiel am 2. Juni. Wenige Tage später fiel auch sein Nachfolger, der deutsche SS-Hauptsturmführer Hans-Albert von Lettow-Vorbeck.
Fronturlaub
Zu Beginn des Monats August 1942 wurde das Freikorps von der Front zurückgezogen und erhielt Heimaturlaub in Dänemark, wo sie überwiegend, bis auf wenige deutschenfeindliche Ausschreitungen, als Helden empfangen wurden.
Auffrischung und Rückkehr an die Ostfront
Nach einer Auffrischungsperiode wieder an der Ostfront angelangt und jetzt vom dänischen SS-Hauptsturmführer Knud Børge Martinsen geführt, wurde das Freikorps der 1. SS-Infanterie-Brigade (mot.) unterstellt und im Raum Newel und Welikije Luki eingesetzt. Hier befand sich die Einheit bis Ende März 1943.
SS-Panzergrenadier-Regiment 24 „Danmark“
Am 24. März 1943 wurde Freikorps „Danmark“ aus der Front herausgelöst und per Eisenbahn nach Grafenwöhr in Bayern verlegt. Hier wurde das Freikorps am 6. Juni 1943 offiziell aufgelöst, und die Freiwilligen, die sich auf Kriegsdauer verpflichtet hatten, gingen im SS-Panzergrenadier-Regiment 24 „Danmark“ der neu aufgestellten 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“ auf, welche dem III. (germanischen) SS-Panzerkorps des SS-Obergruppenführers Felix Steiner unterstellt war.
Stärke
Uniformierung, Fahne und Orden
Die Truppenfahne des Frikorps „Danmarks“ bestand aus der dänischen Nationalflagge (Dannebrog), der in weißen Buchstaben die Worte „Frikorps Danmark“ in der linken oberen Ecke hinzugefügt wurden. Zu Beginn führten die Angehörigen des Freikorps statt der bei der SS üblichen Sigrune auf dem linken Kragenspiegel die Dannebrog, die aber bereits während des Aufenthalts in Langenhorn von einem dreibeinigen Sonnenrad (Triskele) abgelöst wurde.
Eine dänische Auszeichnung, das Schalburgkreuz, wurde nach dem gefallenen Führer benannt und an verdiente Männer verliehen.
Angehörige
Kommandeure
- SS-Obersturmbannführer Christian Peder Kryssing: 19. Juli 1941 bis 23. Februar 1942
- SS-Hauptsturmführer Knud Børge Martinsen: 23. Februar 1942 bis 1. März 1942
- SS-Obersturmbannführer Christian Frederik von Schalburg: 1. März 1942 bis 2. Juni 1942[3]
- SS-Sturmbannführer Knud Børge Martinsen: 2. Juni 1942 bis 9. Juni 1942
- SS-Obersturmbannführer Hans Albert von Lettow-Vorbeck: 9. Juni 1942 bis 11. Juni 1942[4]
- SS-Sturmbannführer Knud Børge Martinsen: 11. Juni 1942 bis 20. Mai 1943
Weitere (Auswahl)
- Johannes Hellmers: Ritterkreuzträger der 23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1)
- Erik Kam ( 1984): älterer Bruder von Søren Kam
- Johannes Just Nielsen: Ehrenblattspange des Heeres am 15. Juli 1942 als Legions-Untersturmführer des Freikorps „Danmark“
Nachkriegszeit
Gesinnungsjustiz
Nach dem Krieg wurden die Freiwilligen, welche den Höllensturm überlebt hatten und treu bis zum Schluß Europa vor dem Bolschewismus zu schützen versuchten, vor Gericht gestellt und völkerrechtswidrig wegen „Landesverrats“ mit Haftstrafen von 2 Jahren (Mannschaften) bis 8 Jahren (Offiziere) belegt. Viele aber, vor allem höhere Führer, erhielten Todesurteile. Die Bestrafung fand nach einem bereits damals stark kritisierten Zusatz zum dänischen Strafgesetzbuch statt, der mit rückwirkender Kraft ab dem 9. April 1940 galt, obschon die legitime Regierung Dänemarks zu dem Zeitpunkt den Waffeneinsatz genehmigt hatte. Das Rückwirkungsverbot im Strafrecht geht auf den jahrtausendealten Rechtsgrundsatz „Keine Strafe ohne Gesetz“ („nulla poena sine lege“) zurück. Es ist ein typisches Merkmal von Siegerjustiz – bzw. Handlangerjustiz –, diesen feststehenden Rechtsgrundsatz willkürlich zu mißachten.
Von den dänischen Gerichten wurde in hanebüchenen Urteilen zugrunde gelegt, daß die Freiwilligen hätten einsehen müssen, daß die dänische Regierung bei der Akzeptanz der SS-Werbung in Dänemark unter deutschem Druck stand. Dienst in SS-Einheiten nach dem 29. August 1943, als die dänische Regierung zurücktrat und Heer und Flotte aufgelöst wurden, sahen die Gerichte als strafverschärfenden Umstand an. Ungefähr 3.300 Dänen wurden wegen Dienst in der Waffen-SS bestraft. Einigen gelang es, sich der gerichtlichen Verfolgung zu entziehen und manche, wie Ritterkreuzträger Søren Kam, verblieben in Deutschland. Einige hunderte (von tausenden), die aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft in der Zeit bis 1956 zurückkamen, wurden als Spätheimkehrer nicht noch weiter bestraft.
Bildergalerie
Kriegskreuz des Dänischen Freiwilligen-Bataillons beim Schwedischen Freiwilligenkorps im Winterkrieg 1939/40 in Finnland
SS-Hauptsturmführer Per Sørensen, zuletzt als SS-Sturmbannführer Führer der Kampfgruppe „Danmark“, gefallen am 24. April 1945 während der Schlacht um Berlin
Ehrenmal für die Gefallenen der Freikorps „Danmark“ in Hovelte; im Mai 1945 von dänischen Terroristen geschändet und gesprengt.
Siehe auch
- Dänische SS-Einheiten
- Schalburg-Korps
- Germanische SS
- Ausländische Freiwillige der Waffen-SS
- Ausländische Freiwillige der Wehrmacht
- Franz Riedweg
Literatur
- Steffen Werther: Dänische Freiwillige in der Waffen-SS, Wissenschaftlicher Verlag Berlin, 2004, ISBN 978-3865730367
- Rolf Michaelis: „Nordland“ Die 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division im Einsatz