23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1)
Die 23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1) war eine Panzergrenadier-Division der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg. Sie entstand am 10. Februar 1945 durch Umbenennung der 4. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade „Nederland“. Die „Nederland“ war ein germanischer Freiwilligen-Verband.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
- April 1941: SS-Freiwilligen-Standarte „Nordwest“: Bestehend aus Niederländern und Flamen
- 12. Juli 1941: SS-Freiwilligen-Verband „Niederlande“: Der Verband entstand, als man die „Nordwest“ in zwei Regimenter teilte.
- 24. September 1941: SS-Freiwilligen-Legion „Niederlande“: Umgliederung zu einem motorisierten Regiment zu drei Bataillonen, ab Januar 1942 war die Legion bei der SS-Brigade 2 an der Ostfront am Ilmensee eingesetzt. Am 1. Februar 1943 erhielt die 1. Kompanie den Ehrennamen „General Seyfardt“.
- 23. Oktober 1943: 4. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade „Nederland“: In Thüringen im Raum Sonneberg – Hildburghausen – Schleusingen durch die Aufstockung der Legion gebildet. Dabei bildete die Legion das SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Regiment 1, das spätere SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Regiment 48. Im Sommer 1943 wurde die Brigade per Bahn auf den Balkan verlegt und im Raum nördlich der Save bei der Bandenbekämpfung und zur Sicherung der italienischen Kapitulation eingesetzt. Mitte Dezember 1943 wurde die Brigade dann zum III. (germanischen) SS-Panzerkorps an die Ostfront verlegt. Sie hatte zu dieser Zeit folgende Stärke: Reichsdeutsche: 1.044, Volksdeutsche: 2.148, Niederländer: 2.216, Sonstige: 14, gesamt: 5.426.[1]
- 10. Februar 1945: 23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1)
Geschichte
Die Division bestand aus niederländischen Freiwilligen. Zu ihnen kamen deutsche Soldaten sowie weitere Freiwillige der aufbauwilligen Völker Europas, auch Schweden taten in ihr Dienst.[2][3] Die Division kämpfte im Kurland-Kessel und ging im Kessel von Halbe unter, Teile konnten jedoch über Berlin bis zur Elbe durchbrechen.
Die Divisionsnummer 23 war zuvor schon einmal an die 23. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Kama“ (kroatische Nr. 2) vergeben worden.
Vorläufer
Die Division nahm ihren Ursprung in der SS-Freiwilligen-Standarte Nordwest, die im April 1941 in Hamburg, dem Standort der SS-Standarte „Germania“, die bereits zahlreiche germanische Freiwillige enthielt, gebildet wurde.
Vorangegangen war die Bildung der Nederlandsche SS innerhalb der Nationaal-Socialistische Beweging unter Anton Mussert. Die Nederlandse SS war der niederländische Arm der Germanischen SS, welche die Aktivitäten der Allgemeinen SS in den germanischen Ländern bündelte. Die SS-Führung hatte beschlossen, im Abwehrkampf gegen den Bolschewismus Germanen und Freiwillige aus ganz Europa unter Waffen zu stellen, um nach dem Endsieg gleiche Rechte für alle aufbauwilligen Völker Europas zu schaffen. Das gemeinsame Fronterlebnis sollte Europa vereinen und das Fundament für die neue Zeit gründen.
Am 27. Juni 1941 eröffnete Reichskommissar Arthur Seyß-Inquart eine Kampagne zur Anwerbung von Freiwilligen für den Kreuzzug gegen den Bolschewismus, die von General Seyffardt, einem ehemaligen Generalstabschef der niederländischen Armee, geleitet wurde.
Schlacht in den Blauen Bergen und das Gedenken
Die estnische Landenge wird von drei Höhen, den sogenannten Blauen Bergen, bestimmt. Vermutlich haben die Berge ihren Namen vom dichten Tannenwald erhalten, der aus der Ferne blau schimmerte. Der mittlere Hügel ist bekannt als die Grenadier-Höhe, während der östliche Hügel die Kinderheim-Höhe genannt wird.
Im Osten hatten die Schlachten des Jahres 1944 die Blauen Berge im Februar erreicht, als die Heeresgruppe „Nord“ zu einem Rückzug aus Leningrad gezwungen worden war und die Verteidigungsstellung an der Frontlinie am Narwa-Fluß eingenommen hatte.[4] Ein weiterer Vormarsch der Roten Armee wurde gestoppt. Den Rotarmisten ist es jedoch gelungen, südlich von Narwa am Westufer des Narwa-Flusses den Brückenkopf von Krivasoo zu errichten. Wenn die Rote Armee von dort aus in Richtung Norden hätte vordringen können, wären die deutschen Einheiten, die Narwa verteidigten, eingekesselt gewesen. Auf dieser Aufmarschlinie waren die Blauen Berge in der Gegend von Waiwara das letzte ernstzunehmende Hindernis auf dem Weg zum Meer.
Mitte Februar des Jahres 1944 unterbrach die Rote Armee die Eisenbahnlinie zwischen Tallin und Narwa, ohne jedoch den Kinderheim-Hügel erobern zu können. Ein neuer Versuch wurde am 17. März unternommen, als die Rote Armee mit Unterstützung von Panzern die deutsche Abwehr auf dem Kinderheim-Hügel durchbrechen wollte. Die Offensive wurde von zwei Tiger-Panzern unter Führung von Otto Carius zurückgeschlagen, wobei die Tiger in den Gefechten vom 17.–22. März mehr als 40 verschiedene russische gepanzerte Fahrzeuge vernichtet hatten.
Otto Carius war zum Kriegsende Oberleutnant und Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub. Er war neben Michael Wittmann einer der erfolgreichsten Panzerführer. Sein Buch „Tiger im Schlamm“ ist sehr zu empfehlen.
Der Beginn der sowjetischen Offensive zwang die deutsche Führung zum schnellen Rückzug. Die gleichzeitige Großoffensive der Roten Armee bei Narwa sorgte für ein Chaos unter den Deutschen und führte dazu, daß die deutschen Einheiten beim Rückzug schwere Verluste erlitten. Nach dem Rückzug in die Blauen Berge lagen dort folgende deutsche Einheiten: 54. SS-Pionier-Panzer-Bataillon „Nederland“; SS-Panzergrenadier-Regiment 49 „De Ruyter“; I. Bataillon der 6. SS-Sturmbrigade „Langemarck“;[5] SS- Panzergrenadier-Regiment 24 „Danmark“ der 11. SS- Panzergrenadier-Division „Nordland“; III. Bataillon des SS-Panzergrenadier-Regiments 23 „Norge“; 11. Infanterie-Division, 285. Sicherungsdivision; 300. Infanterie-Sonder-Division; SS-Grenadier-Regiment 47 der 20. SS-Grenadier-Division „Estland“.
General Felix Steiner, Kommandeur des III. SS-Panzer-Korps hatte den Befehl bei den Gefechten vom 26. Juli bis zum 10. August 1944 in der Tannenberg-Linie.[6] Das Buch „Die Freiwilligen“ von Felix Steiner zu diesen Ereignissen kann wärmstens empfohlen werden.
Die Gefechte wogten mit wechselnden Ergebnissen hin und her. Bis zum 10. August waren die sowjetischen Einheiten ausgelaugt, alleine im August gingen mehr als 50 Panzer verloren, und die Leitung der Roten Armee ordnete an, die Offensive bei den Blauen Bergen zu beenden. Weder die sowjetische noch die deutsche Seite hat genaue Angaben über die Verluste in der Schlacht bei den Blauen Bergen ausgegeben. Die Schätzungen der Verluste der Roten Armee gehen von 100.000–200.000 Toten und Verwundeten aus. Die Verluste der deutschen Seite waren ebenfalls schwer, sie belaufen sich schätzungsweise auf 10.000 Soldaten.
Durch den Austritt Finnlands aus der Waffenbruderschaft waren die deutschen Truppen gezwungen, am 18. September die Blauen Berge zu verlassen. Die Rote Armee wagte erst am 19. September, diese zu besetzen.
Die Gegend der Blauen Berge als ein Schlachtfeld des 2. Weltkrieges ist unter staatlichen Schutz genommen worden. Auf der Grenadier-Höhe bis hin zur alten Tallin-Narwa-Chaussee befindet sich das Denkmal des Zweiten Weltkrieges. Mit dem Dokumentieren der Kriegsgeschichte wurde hier im Jahr 1994 begonnen, indem man auf der Höhe ein 6,5 Meter hohes Holzkreuz errichtete. Das Erinnerungsfeld, dessen zentrales Element ein 12 Meter hohes stählernes Sonnenrad ist, hat eine Fläche von fast einem Hektar. Die Komposition in der Mitte des Feldes symbolisiert eine Explosion. Die Hauptprinzipien für die Gestaltung des Ensembles waren die Erstellung einer den Maßstäben der Kriegsgeschehnisse des Jahres 1944 angemessenen und würdigen Gedenkstätte. Parallel dazu hat man in der Gegend der Blauen Berge mehrere Denkmäler errichtet, die den nationalen militärischen Einheiten gewidmet sind.[7]
Einsatzgebiete
- September 1943 - Januar 1944: Ausbildung und Bandenbekämpfung in Kroatien
- Januar - September 1944: Einsatz an der Ostfront am Narwa-Brückenkopf
- September 1944 - Februar 1945: Rückzug nach Kurland, Kurland-Kessel mit dem III. (germanischen) SS-Panzerkorps und der 15. Waffen-Grenadier-Division der SS (lettische Nr. 1)
- Februar 1945: Unternehmen „Sonnenwende“; erbitterte Kämpfe zwischen Neudamm, Küstrin und Arnswalde, die Division konnte sich bis zur Küste durchschlagen
Gliederung
SS-Freiwilligen-Legion „Niederlande“
- I. Bataillon
- 1. Kompanie
- 2. Kompanie
- 3. Kompanie
- 4. Kompanie
- II. Bataillon
- 5. Kompanie
- 6. Kompanie
- 7. Kompanie
- 8. Kompanie
- III. Bataillon
- 9. Kompanie
- 10. Kompanie
- 11. Kompanie
- 12. Kompanie
- 13. Kompanie (Artillerie)
- 14. Kompanie (Panzerjäger)
4. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Brigade „Nederland“
- 48. Freiwilligen-Panzergrenadier-Regiment „General Seyffardt“
- 49. Freiwilligen-Panzergrenadier-Regiment „De Ruyter“
- SS-Artillerie-Regiment 54
- SS-Nachrichten-Abteilung 54
- SS-Panzerjäger-Abteilung 54
- SS-Pionier-Bataillon 54
23. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nederland“ (niederländische Nr. 1), Januar 1945
- SS-Panzergrenadier-Regiment 48 „General Seyffardt“
- SS-Panzergrenadier-Regiment 49 „De Ruyter“
- SS-Artillerie-Regiment 23
- SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 23
- SS-Panzerjäger-Abteilung 23
- SS-Pionier-Abteilung 23
- SS-Flak-Abteilung 23
Angehörige
Kommandeure
- 10. Februar 1945 - 6. Mai 1945 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Waffen-SS Jürgen Wagner
Ritterkreuzträger (Auswahl)
- Klemens Behler
- Fritz Knöchlein
- Johannes Hellmers
- Lothar Hofer
- Wolfgang Joerchel
- Dr. rer. pol. Hans Joachim Rühle von Lilienstern
- Hans Meyer
- Günter Wanhöfer
- Wilhelm Schlüter
Siehe auch
Verweise
Fußnoten