Gallas, Matthias Reichsgraf von
Matthias Gallas, ab 1627 Reichsfreiherr von Gallas und ab 10. März 1632 Reichsgraf von Gallas zum Schloß Campo und Freyenthurn auf Martarella ( 17. Oktober 1588[1] in Hochstift Trient, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation; 25. April 1647 in Reichsstadt Wien) war ein welschtiroler Offizier der Reichsarmee und der Kaiserlichen Armee, im Dreißigjährigen Krieg als Feldherr, Generalleutnant und Feldzeugmeister zunächst unter Oberbefehl von Albrecht Graf von Wallenstein, dann unter Erzherzog Ferdinand und dessen Bruder Leopold an vielen großen Schlachten des Krieges beteiligt.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Der Tiroler Graf Gallas war Gutsherr auf Friedland, Reichenberg, Smirschitz sowie Horzeniowes und wurde 1635 zum Herzog von Lucera (Apulien) sowie zum Grande von Spanien ernannt. Er war seit 1632 Feldmarschall und seit 1633 Generalleutnant und Oberbefehlshaber und somit nur noch dem General-Capo bzw. Generalissimus untertänig, erst zum Ende des 17. Jahrhunderts wurde mit dem Reichsgeneralfeldmarschall ein noch höherer Dienstgrad eingeführt.
- „G. war als Welschtiroler den Habsburgern verbunden. Ihnen diente er als Soldat zuerst bei den Spaniern in den Kämpfen gegen den Niederländischen Aufstand, wobei er Freundschaft mit Aldringen schloß; im Friauler Krieg kämpfte er für Ferdinand II. gegen Venedig (1615–17). Als Offizier des bayerischen Liga-Heers erhielt er für seine Tapferkeit 1627 die Freiherrnwürde, trat aber 1629 auf Rat Aldringens und Wunsch Wallensteins in dessen Heer als Oberfeldwachtmeister über. Beim Mantuanischen Krieg eingesetzt, schlug er die Franzosen 1630 bei Goito und machte bei der Eroberung Mantuas ebenso riesige Beute wie Aldringen, worauf beide die Töchter des Grafen von Arco heirateten. Nach Wallensteins Sturz Tillys Heer zugeteilt, wurden beide zu Generalfeldzeugmeistern ernannt, als Wallenstein 1631 wiederberufen wurde. Teilnehmer von Wallensteins Zug gegen Nürnberg und Sachsen, wurde G. 1632 dank dem Vertrauen des Friedländers auf seine Zuverlässigkeit Feldmarschall. 1633 wurde er als Befehlshaber eines Korps, das Teile Schlesiens und der Lausitzen besetzte, erstmals bei Wallensteins Verhandlungen mit den Sachsen verwandt und in dessen Pläne eingeweiht; so ernannte ihn dieser im September 1633 zum Generalleutnant und Oberbefehlshaber seiner im Reiche stehenden Truppen. Als solcher befolgte er zwar Wallensteins Weisungen, Bayern nicht zu helfen, obwohl sein Korps nun die Grenze gegen Sachsen und die Oberpfalz deckte; andererseits aber versicherte er kaiserlichen Emissären seine unwandelbare Kaisertreue. So ernannte ihn der Kaiser, als er Wallensteins Absetzung beschlossen hatte, am 24.1.1634 zum provisorischen Oberbefehlshaber der Armee. G. glaubte auch jetzt so wenig wie bisher an die wirklich ernstliche Durchführung der ihm bekannten Abfallpläne Wallensteins und versuchte, im Januar 1634 nach Pilsen berufen, ihm diese auszureden. In dem Pilsener Chaos als einziger skeptisch und ruhig, floh er erst am 12.2.1634 auf kaiserlichen Befehl und gab am 13.2. der Armee bekannt, daß er anstelle Wallensteins den Oberbefehl übertragen erhalten habe. Nach Wallensteins Sturz wurde er reich belohnt mit dessen Herrschaft Reichenberg-Friedland sowie dem Trčkaschen Großdominium Smiřitz, so daß später seine 4 Söhne in den böhmischen Hochadel einheirateten. Als Berater König Ferdinands III., des neuen Oberbefehlshabers, erwarb er sich durch seinen Anteil an dem umwälzenden Sieg bei Nördlingen 1634 dauernde kaiserliche Gunst. Die anschließend von ihm und Karl IV. von Lothringen durchgeführte Eroberung von Mainz, vom Elsaß, von Lothringen und der Freigrafschaft verscherzte er durch seine Nachlässigkeit, eine Folge seiner hemmungslosen Trunksucht und Weiberwirtschaft. Nur die Gnade Ferdinands III. rettete den höfisch sehr gewandten G. vor dem Kriegsgericht. Ehrgeizig, wendig und verschlagen, warf G. 1637 zwar Banér nach Pommern zurück, konnte jedoch anschließend den Gegenstoß erst in Schlesien auffangen und demissionierte daraufhin als Oberbefehlshaber Anfang 1643 nochmals dazu ernannt, folgte er zwar Torstensson bei dessen Abmarsch nach Dänemark, als dieses auf die kaiserliche Seite trat, wurde jedoch erneut im Oktober 1644 bei Jüterbog und Magdeburg geschlagen und aus dem Oberbefehl entlassen. Trotz zweifelloser militärischer Fähigkeiten fehlten ihm zum großen General ebenso Bildung wie Charakter, so daß seine Erfolge ephemer bleiben mußten und er alle kaiserlichen Erfolge zunichte machte.“[2]
Ehrung
Durch die kaiserliche Entschließung von Franz Joseph I. vom 28. Februar 1863 wurde Matthias Gallas in die Liste der „berühmtesten, zur immer währenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“ aufgenommen, zu deren Ehren und Andenken auch eine lebensgroße Statue in der Feldherrenhalle des damals neu errichteten k.k. Hofwaffenmuseums (heute: Heeresgeschichtliches Museum Wien) errichtet wurde.
Familie
Matthias war der Sohn des römisch-deutschen Obristwachtmeister Pancraz Gallas (1549–1612) und der Maria Anunciata Mercadenti de Gonzalis ( 1629).
Erste Ehe
Reichsfreiherr von Gallas heiratete im Januar 1630 auf Schloß Arco am Gardasee seine Verlobte Isabella Gräfin von Arco (1608–1632), Tochter von Sigismund Graf von Arco, die jedoch früh im Kindbett verstarb. Sein Freund Johann Freiherr von Aldringen (Freiherr seit dem 17. Dezember 1627, Reichsgraf seit dem 10. März 1632; im Juli 1634 als Generalleutnant der Katholischen Liga vor Landshut gefallen) heiratete gleichzeitig Isabellas Schwester Livia Gräfin von Arco.
Zweite Ehe
1634 heiratete er dann Dorothea Anna Gräfin von Lodron ( 23. Mai 1666 in Mährisch Kromau), die Tochter von Philipp Jakob Graf von Lodron und der Victoria Gräfin von Collalto und San Salvatore.
Kinder
Das Paar hatte folgende Kinder (darunter drei, nach anderen Quellen vier Söhne):
- Franz Ferdinand (1635–1697), Herzog von Lucera, kaiserlicher Generalmajor ∞ Gräfin Johanna Emerentia Gaschin von Rosenberg(1646–1735)
- sein ältester Sohn war Johann Wenzel Graf von Gallas zum Schloß Campo und Freyenthurn (auf Martarella), Herzog von Lucera (Apulien), Besitzer der Herrschaft Friedland, Reichenberg, Grafenstein und Lämberg (1669–1719). Johann war Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, Oberstlandmarschall des Königreichs Böhmen, kaiserlicher Verwalter des Herzogtums Limburg und zuletzt Vizekönig von Neapel, wo er auch 1719 starb. Während des spanischen Erbfolgekriegs (1701–1714) war Gallas von 1705 bis 1711 kaiserlicher Gesandter am Hof von St. James in London, 1711 in Den Haag und 1714 bis 1719 beim Heiligen Stuhl in Rom. Er ist Gründer des Dorfes Johannesthal, Bezirk Reichenberg und Erbauer des Prager Palais Clam-Gallas. Er führte 1698 die Niederlassung des Ordens der Franziskaner in der für sie von seinem Vater Franz Ferdinand erbauten Wallfahrtskirche Haindorf in Nordböhmen durch.
- Anton Pankraz ( 1638; 1699), Kaiserlicher Oberst, Kommandeur des Dragoner-Regiments „Gallas“
- Ignatz Felix ( 1643; Jung)
- Maria Viktoria ( 1640; {{Tod} 30. April 1687)
- Theresia Anunciata ∞ Graf von Nachodt
Die Witwe heiratete nach dem Tod ihres Mannes Ferdinand Johann Prinz von Liechtenstein (1622–1666), Sohn von Gundaker Fürst von Liechtenstein.
Verweise
- Matthias Gallas: Der Trunkenbold und Heerverderber, GeschiMag, 28. Dezember 2012 (archiviert)