Knobelsdorff, Wenzeslaus von

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Gemälde von Antoine Pesne, 1738

Hans Georg Wenzeslaus Freiherr von Knobelsdorff (Lebensrune.png 17. Februar 1699 auf Gut Kuckädel bei Krossen an der Oder; Todesrune.png 16. September 1753 in Berlin) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und Künstler. Er war zunächst Soldat, danach Porträt- und Landschaftsmaler, Theaterintendant, Landschaftsgestalter und Innendekorateur, in erster Linie aber Architekt im Dienste Friedrichs II. von Preußen. Er wird auf dem Reiterstandbild Friedrichs des Großen verewigt.

Leben

Wirken

Hans-Joachim-Kadatz - Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs II..jpg

Zu seinem Wirken heißt es:

In Balthasar Neumann, den Brüdern Asam, in Dominicus Zimmermann hatte der deutsche Süden die Meister eines brausend geballten, stürmenden. Doch auch zu leiser Verzückung beschwingten Barocks gefunden. Knobelstoff, ein Lausitzer Junker, wandelt den gleichen Stil auf die strenge Luft und den ernsteren Willen des preußischen Staates zu. Er ist Friedrich des Großen Freund aus der Rheinsberger Tafelrunde und sein erster Baumeister gewesen. An kleineren Werken hat er zuerst seine Kunst versucht und geläutert, ehe sie sich am größten Auftrag bewährte. Den gab ihn Friedrich, als er den Bau von Sanssouci ihm übertrug. Der König selber hatte dies Schloß, Ort seiner Ruhe und seltenen Besinnung, entworfen. Der Künstler hat sich dabei dem Willen des Freundes gefügt, doch ist die Formung und Schmückung des Baus sein eigenes Werk. Anders als die barocken Bauten des deutschen Südens, die in Rausch und Gefühl zur Verzückung schwellen, ist Sanssouci von einem strengeren Willen zu strefferer Klarheit geformt, schon leise jener antiken Empfindung genähert, die später in Schinkels Werken einen eigentümlich preußisch betonten Stil reifen läßt.[1]

Neue Deutsche Biographie

Im Alter von 15 Jahren trat K. in das Infanterie-Bataillon zu Küstrin ein und beteiligte sich 1715 im Infanterie-Regiment Lottum am Pommerschen Feldzug und an der Belagerung von Stralsund. Wegen Kränklichkeit nahm er 1729 als Kapitän (Hauptmann) seinen Abschied, um sich ganz seinen künstlerischen Neigungen zu widmen, zumal er Malerei und Zeichenkunst bereits autodidaktisch gepflegt hatte. Unter den Hofmalern Carl Emil Weidemann (1684–1735) und vor allem Antoine Pesne bildete er sich weiter, „er vernachlässigte keine Malerei von der Geschichtsmalerei bis zu den Blumen, vom Öl bis zum Pastell“ und die Beschäftigung mit der Malerei „führte ihn an der Hand zur Baukunst hin“, wie es in der Gedenkrede König Friedrichs II. heißt. Hier waren →A. von Wangenheim († 1734) und Johann Gottfried Kemmeter († 1748) seine Lehrer. Nach der Übersiedlung des Kronprinzen Friedrich als Regimentskommandeur von Küstrin nach Neuruppin 1732 gehörte K. zu seinem Kreise; er begleitete ihn auch 1734 auf dem Rheinfeldzug. 1732 weilte K. in Dresden und 4 Jahre später gewährte ihm der Kronprinz eine Studienreise nach Italien, die ihn bis nach Rom führte und von der er im April 1737 heimkehrte. Ein Reiseskizzenbuch mit Landschaftsdarstellungen, Architekturen und Tempelruinen ist das früheste überkommene Zeugnis seiner Zeichenkunst. Danach übertrug ihm der Kronprinz erste Bauaufgaben in Neuruppin und in Rheinsberg, wobei K. sich zu seinem unentbehrlichen künstlerischen Berater entwickelte. Nach seinem Regierungsantritt 1740 ernannte ihn König Friedrich II. zum Oberintendanten der Schlösser und Gärten, daneben war K. bis 1742 Intendant der Schauspiele und wahrscheinlich auch der Musik. 1740 folgte – wohl zur Vorbereitung auf die großen Bauaufgaben in Berlin, Charlottenburg und Potsdam – eine kurze Studienreise über Dresden, wo er das von M. Daniel Pöppelmann errichtete Opernhaus besichtigte, nach Paris und zurück über Flandern. Das persönliche und menschliche Verhältnis zwischen dem königlichen Bauherrn und seinem Architekten verschlechterte sich während der Potsdamer Bautätigkeit zusehends. Dem bisweilen schroffen Willen des Königs stand die Unnachgiebigkeit K.s, der stets kränklich und mit Arbeit überlastet war, in künstlerischen Fragen gegenüber. In der Folgezeit zog sich daher K. mehr oder minder freiwillig von der Oberleitung seiner Bauten zugunsten nachgeordneter Kräfte zurück. Nur die Achtung des Königs vor seinem Können verhinderte den endgültigen Bruch. Die tatsächliche Wertschätzung des Architekten und Menschen K. fand in der Gedenkrede Friedrichs II., die am 24.1.1754 in der Berliner Akademie der Wissenschaften verlesen wurde, ihren Ausdruck. Ein Kuraufenthalt in Spa konnte den todkranken K. in seinem letzten Lebensjahr keine Besserung mehr bescheren. Er starb als Surintendant sämtlicher Schlösser, Häuser und Gärten, Directeur-en-chef aller Bauten in den sämtlichen Provinzen, Geheimer Finanz-, Kriegs- und Domänenrat und Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Zur Beurteilung des Lebenswerkes K.s, der zur 2. Generation der großen deutschen Barockarchitekten zählt, muß vorangestellt werden, daß Friedrich II. letztlich sein eigener, stark von eklektischen Strömungen des Palladianismus bestimmter Architekt war, und daher die Entwürfe des Meisters oft nicht zu ihrem künstlerischen und bautechnischen Vorteil Veränderungen ausgesetzt waren; zudem war K. vielfach genötigt, bei Umbauten Rücksicht auf die vorhandene Bausubstanz zu nehmen. Als äußerst talentierter Architekt beherrschte er neben der formalen Gestaltung auch die technisch-konstruktive Durchbildung und zeigte sich als ein befähigter Organisator für den Einsatz der zahlreichen Künstler und Handwerker, die jeweils zu einer Arbeitsgemeinschaft vereinigt wurden. Ausgehend von Andrea Palladio und den großen Franzosen der Ära Ludwigs XIV., besonders Claude Perrault und Jules Hardouin-Mansart, entwickelte K. einen eigenen Stil auf barock-klassizistischer Grundlage mit fein durchgebildeten Details und namentlich bei seinen Innenräumen im Rokoko voll Anmut und spielerischer Bewegtheit. Trotz seiner schon früh gewonnenen Grundauffassung, daß ein Gebäude architektonisch klar durchgebildet sein müsse, war er in seinen späteren Jahren keineswegs barockem Überschwang abhold. Die Klarheit der Formensprache seiner Architektur wurde vom Dekor reizvoll belebt, jedoch nie verwischt. Seine zahlreichen Ornamentskizzen beweisen, daß K. im Dekor schöpferisch war und das aus Naturformen frei entwickelte friderizianische Rocaille-Ornament sowohl selbständig als auch in Gemeinschaft mit „Surintendant des Ornements“ Johann August Nahl und mit den Brüdern Johann Michael und Johann Christian Hoppenhaupt beherrschte. Mit seinem früheren Lehrer Pesne, der viele seiner Räume mit duftigen Deckenmalereien voll poetischer Stimmung zierte, war K. zeitlebens befreundet.
Als Erstlingswerk K.s gilt der 1791 veränderte offene Rundtempel toskanischer Ordnung in dem vom Kronprinzen 1733 angelegten Amaltheagarten zu Neuruppin. 1737-39 folgte der Rheinsberger Schloßausbau, wo er der von Kemmeter umgestalteten und erweiterten ehemaligen Wasserburg einen zweiten Flügelbau mit Turm anfügte, so daß zum Grinericksee ein Ehrenhof entstand, den eine Kolonnade aus gekuppelten jonischen Säulen abschließt. Die Kolonnade wurde zu einem für K. typischen Architekturrequisit. Nach seinem Plan erfolgte auch der Wiederaufbau der 1740 brandzerstörten Stadt Rheinsberg auf regelmäßigem Schachbrettgrundriß. In Berlin entstand 1740 der Westflügel des Schlosses Monbijou (zerstört), der Sommersitz der Königinmutter Sophie Dorothee, und 1741-43 das Opernhaus (mehrfach verändert), dessen Hauptfassade der Formensprache von Palladios Villa Rotonda in Vicenza huldigt. In seiner Anlage verkörpert es mit dem Apollosaal vor dem als Logenhaus geprägten Zuschauerraum die Idee eines Musentempels – Ausdruck der künstlerischen Gesinnung des Königs. K.s Originalpläne von 1742 tragen die handschriftliche Widmung an Friedrich II. Der städtebauliche Gedanke eines Forum Fridericianum am Beginn der Straße Unter den Linden zwischen dem Opernhaus und einem Gebäude für die Akademie der Wissenschaften, denen als nördlicher Abschluß ein riesiger Königspalast gegeben werden sollte, blieb unausgeführt, vermittelte aber Grundlagen für die spätere Gestaltung des Opernplatzes. Dem schlichten, langgestreckten Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses, den K. 1740-43 als königliche Wohnung erbaute, gab er beim Bogenfensterrisalit durch gekuppelte toskanische Säulen im Erdgeschoß und jonische Pilaster im Obergeschoß den notwendig gewordenen Mittelakzent. Potsdam, das nach dem 1. Schlesischen Krieg Sommerresidenz des Königs wurde, verdankt K. die Umgestaltung des aus der Zeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm stammenden Stadtschlosses, eine Arbeit, die Ende 1744 mit der Aufstockung der Seitenflügel auf die Höhe des Hauptbaus und den übergiebelten Säulenportiken an ihren Endfronten begann; die Fassaden erhielten danach eine Gliederung durch Kolossalpilaster und -säulen in korinthischer Ordnung (1945 zerstört und dann abgebrochen). Zwei Kolonnaden begrenzen den anschließenden, von K. verschönten Lustgarten. Für das Weinbergschloß Sanssouci, das von Johann Boumann nach der vom König eingeleiteten eigenhändigen Planung 1745-47 ausgeführt wurde, versuchte K. die Architektur aus der Zeit der ungetrübten Rheinsberger Jahre Friedrichs II. in geläuterter und reiferer Formensprache aufzunehmen. Am eindeutigsten tritt sein – am Grand Trianon in Versailles orientierter – Stil bei der Hoffassade mit der im ovalen Bogen verlaufenden Kolonnade hervor, die zwar den Ehrenhof abschließt, zugleich aber den Blick in die hügelige märkische Landschaft zu seiner künstlichen Ruine von 1748 auf dem Höneberg öffnet. Im runden Bibliotheksraum für den „Philosophen von Sanssouci“ griff er die Idee des kronprinzlichen Arbeitszimmers im Klingenbergturm des Rheinsberger Schlosses auf. Von den Parkbauten in Sanssouci verdienen die Neptungrotte (1751–54) und die Rundkolonnade im Rehgarten (1751–62, später abgebrochen und transloziert), letztere vielleicht angeregt von Hardouin-Mansarts Kolonnade im Versailler Park, neben dem stadtseitigen Obeliskportal (1747), das eine Rheinsberger Reminiszenz darstellt, Beachtung. Ein weiteres Tätigkeitsfeld erschloß sich für K. in Anhalt. Fürst Leopold Maximilian lieferte er 1747 den Entwurf zur Umgestaltung des Dessauer Renaissance-Schlosses zu einem spätbarocken Dreiflügelbau. Der frühe Tod des Bauherrn 1751 vereitelte die Ausführung dieses Planes; auch hier hatte K. eine ovalbogig geführte Kolonnade dem Ehrenhof vorgelegt. Als Gartengestalter wirkte K. erstmals nachweislich in Rheinsberg, dann in Potsdam am Lustgarten und bei der Anlage des Parkes von Sanssouci. Dabei griff er auf manche Rheinsberger Idee zurück. Er ersetzte aber die dort vorherrschende Intimität durch eine weiträumige Planung und schuf klare seitliche Begrenzungen des Parks mit dem auf 6 Weinbergterrassen gelegenen Schloß im Mittelteil. Eine große, durch sternförmige und kreisrunde Plätze gegliederte Allee durchzieht von der Stadtseite im Osten ausgehend das Broderieparterre vor den Terassen und führt gen Westen durch den Reh- oder Fasanengarten zum später errichteten Neuen Palais. – Die 1741 eingeleitete Neugestaltung des Berliner Tiergartens zu einem Erholungspark für die Bevölkerung mit Alleen und geometrisch aufgeteilten Flächen innerhalb des waldartigen Parks war eine zukunftsweisende Aufgabe. 1743 erbaute sich K. im nördlichen Teil in der Nähe des 1785/86 entstandenen Schlosses Bellevue einen kleinen Landsitz, wo er mit seiner Familie regelmäßig die Sommermonate verbrachte.[2]

Wichtige Bauten (Auswahl)

Literatur

  • Paul Seidel: „Georg Wenceslaus von Knobelsdorff : Zu seinem 200. Geburtstage am 17. Februar 1899“ in: „Hohenzollern-Jahrbuch. Forschungen und Abbildungen zur Geschichte der Hohenzollern in Brandenburg-Preussen“, 1899 (PDF-Datei)
  • Arthur Moeller van den Bruck: Der Preußische Stil. Mit einem Vorwort von Hans Schwarz, Wilh. Gottl. Korn Verlag / Breslau, 5. Aufl. 1931

Fußnoten

  1. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden , 1937 Lehmanns-Verlag München
  2. Knobelsdorff, Georg Wenceslaus Freiherr von, in: „Neue Deutsche Biographie“ 12 (1979), S. 191–193