Gerstenmaier, Eugen

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Eugen Gerstenmaier.jpg

Eugen Gerstenmaier (Lebensrune.png 25. August 1906 in Kirchheim unter Teck; Todesrune.png 13. März 1986 in Oberwinter bei Remagen) war ein deutscher Politiker und Wiedergutmachungsprofessor. Ab 1954 war er Bundestagspräsident und während des Krieges Mitglied der „Bekennenden Kirche“.

Werdegang

Eugen Karl Albrecht Gerstenmaier, ev., war Schwabe, sein Vater Betriebsleiter einer Klavierfabrik in Kirchheim/Teck. Er hatte noch sieben Geschwister. Nach Besuch der Realschule trat er 1921 eine kaufmännische Ausbildung an. 1931 holte er das Abitur am Stuttgarter Eberhard-Ludwig-Gymnasium nach und studierte Philosophie, Germanistik und evangelische Theologie in Tübingen, Rostock, Zürich und wieder Rostock. Er erwarb 1935 den Lic. theol., der später in den theol. Doktorgrad umgewandelt wurde. Die Rostocker Fakultät hatte ihn zur Habilitation aufgefordert, und er schrieb die Arbeit „Die Kirche und die Schöpfung“ (als Buch 1938). Die Lehrbefugnis wurde ihm jedoch aus politischen Gründen verweigert.

Wirken

Gerstenmaier war SA-Mann, im Reichskirchenausschuß und im Kirchlichen Außenamt der Evangelischen Kirche. Er war im Kirchenkampf 1934 verhaftet und in ein Relegationsverfahren verwickelt gewesen. 1936 fand Gerstenmaier, der sich der Bekennenden Kirche angeschlossen hatte, als Beauftragter der Württembergischen Ev. Landeskirche und als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Kirchlichen Außenamt der Deutschen Ev. Kirche in Berlin ein Auskommen. Er übernahm u. a. die wissenschaftliche Vorbereitung der Weltkirchenkonferenz 1937 in Oxford. Der Direktor des Osteuropäischen Instituts (→ Ostforschung) in Breslau, Prof. Koch, schrieb 1938 in einem Gutachten über Eugen Gerstenmaier:

„Er fiel mir von allem Anfang und dann stets von neuem durch das große Geschick auf, mit welchem er die nationalsozialistischen Fragen vor angelsächsischen oder skandinavischen Gelehrten und Studenten vertrat.“

Während des Kriegs bereiste Gerstenmaier den von deutschen Truppen besetzten Südostraum, um orthodoxe Nationalkirchen im Auftrag des Reiches zu Propagandaaktionen gegen den Bolschewismus zu bewegen. Er war 1940 in die kulturpolitische Abteilung des Auswärtigen Amtes berufen worden. Wegen Beteiligung am 20. Juli 1944 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zu sieben Jahren Haft.

Nachkriegszeit

Nach 1945 engagierte sich Gerstenmaier bei der CDU, war erster Leiter des Evangelischen Hilfswerks (Büroleiter war General der Artillerie a. D. Hauck) und wurde nach dem plötzlichen Tod von Hermann Ehlers, dem führenden Vertreter des Protestantismus in der CDU, 1954 dessen Nachfolger als Bundestagspräsident. In diesem Amt, das er bis kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 1969 inne hatte, prägte er das Erscheinungsbild des Bonner Parlamentarismus im In- und Ausland.

Ende der 1960er Jahre gab es einen Skandal um ihn, der zu seinem Rücktritt führte: Er hatte eine sechsstellige Summe kassiert (Wiedergutmachung) und den ihm im Dritten Reich – aus welchen Gründen auch immer – „entgangenen“ Professorentitel nachträglich verliehen bekommen; aufgrund einer Novelle zum Wiedergutmachungsgesetz, die der vom Begünstigten präsidierte Bundestag gutgeheißen hatte.[1] Am 21. März 1975 schrieb er in der Frankfurter Allgemeinen:

„Was wir im deutschen Widerstand während des ganzen Krieges nicht begreifen wollten, haben wir nachträglich vollends gelernt: daß dieser Krieg schließlich eben nicht nur gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde. Das Scheitern aller unserer Verständigungsversuche aus dem Widerstand ... war deshalb kein Zufall. Es war ein Verhängnis, dem wir vor uns [sic] nach dem Attentat machtlos gegenüberstanden.“[2]

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Ich dien', Der Spiegel, 20. Januar 1969
  2. Zitiert in: Fred Duswald: Zur Person Dietrich Bonhoeffers, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 486–489 (488), unter Angabe der Quelle: FAZ, 21.3.1975