Gielen, Michael
Michael Andreas Gielen (* 20. Juli 1927 in Dresden) ist ein jüdischer Dirigent und Komponist.
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Werdegang
Michael Andreas Gielen wurde am 20. Juli 1927 als Sohn des jüdischen Regisseurs und späteren Burgtheaterdirektors Josef Gielen (1890-1968) in Dresden geboren.[1] Seine in Polen geborene jüdische Mutter Rose, Schauspielerin von Beruf, war die Schwester des Pianisten, Komponisten und Schönberg-Schülers Eduard Steuermann. Die Familie wanderte 1939/1940 nach Buenos Aires, wo Gielens Vater als Regisseur am Teatro Colón arbeitete.
Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte Michael Gielen drei Semester lang Philosophie an der Universidad de Buenos Aires. Im Privatunterricht bei Erwin Leuchter und Rita Kurzmann-Leuchter (1942-1949, Buenos Aires) sowie bei Josef Polnauer (1950-1953, Wien) ließ er sich in Klavier, Musiktheorie und Komposition ausbilden; das Handwerk des Dirigierens, so erzählte er später, habe er nicht gelernt, er habe es sich autodidaktisch „abgeguckt“. 1949 erregte der 22-jährige Pianist Aufsehen, als er das gesamte Klavierwerk von Arnold Schönberg öffentlich spielte. Damals entstanden auch eigene Kompositionen, die stark von der „Zweiten Wiener Schule“ um Schönberg beeinflusst waren.
Wirken
Michael Gielen lebte mit seiner Familie von 1940 bis 1950 in Argentinien.[2] 1951 wurde er Kapellmeister an der Staatsoper in Wien, 1960 Chefdirigent in Stockholm. Ab 1969 leitete er das Orchestre National de Belgique, ab 1973 die Niederländische Oper. Als Generalmusikdirektor der Frankfurter Oper von 1977 bis 1987 schaltete er die Weichen auf „fortschrittlich“.[2] Dabei arbeitete er eng mit der Ostberliner SED-Regisseurin und Paul-Dessau-Ehefrau Ruth Berghaus (früher NSDAP) zusammen.[2] Die Besucherzahlen bei den „progressiven“ Darbietungen waren allerdings rückläufig.[2] Der „Frankfurter Allgemeinen“ kam Gielens Schaffen wie ein „akustisches Vexierbild der Dekadenz und des Verfalls“ vor. Gielen erhielt 1986 den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt und wurde noch im selben Jahr Chefdirigent des SWF Sinfonieorchesters, was er bis 1999 blieb.[3]
Auszeichnungen
- 1986: Theodor-W.-Adorno-Preis (50.000 Euro dotiert)
- 1996: Musikpreis der Stadt Wien
- 1999: Frankfurter Musikpreis
- 2006: Musikpreis der Stadt Duisburg
- 2007: Der Faust-Theaterpreis für sein Lebenswerk
- 2010: Musikpreis der Internationalen Ernst von Siemens Musikstiftung
- 2010: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland.