Hasse, Ernst (1846)

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Prof. Dr. phil. Traugott Ernst Friedrich Hasse

Traugott Ernst Friedrich Hasse (Lebensrune.png14. Februar 1846 in Leulitz bei Wurzen; Todesrune.png 12. Januar 1908 in Leipzig) war ein deutscher Hochschullehrer, Politiker und Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes. Er nahm als Freiwilliger am Deutschen Krieg 1866 und als Offizier der Königlich Sächsischen Armee (1870 Sekondeleutnant, 1871 Premierleutnant in der 7. Kompanie/II. Bataillon/8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg“ Nr. 107) am Deutsch-Französischen Krieg teil, in dem er verwundet wurde.

Leben

H. hat die Fürstenschule Sankt Afra in Meißen besucht, mit Auszeichnung an den Kriegen 1866 und 1870/71 teilgenommen, den angestrebten Offiziersberuf aber nach volkswirtschaftlichen Studien bei W. Röscher in Leipzig aufgegeben. Seit 1875 Direktor des statistischen Büros der Stadt Leipzig, las er seit 1886 als außerordentlicher Professor an der Leipziger Universität über Statistik und seit 1888 über deutsche Kolonialpolitik. Kolonialpolitische Interessen (nationaler Siedlungsraum für den deutschen Bevölkerungsüberschuß) haben H. frühzeitig publizistisch-politisch aktiv werden lassen. Neben Wilhelm Hübbe-Schleiden, Robert Jannasch und Fr. Fabri gehörte er zu den Initiatoren der deutschen Kolonialbewegung, begründete 1878 den „Leipziger Verein für Handelsgeographie und Colonialpolitik“, wirkte später im Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft und hat maßgeblichen Anteil an Begründung und Ausbau des Alldeutschen Verbandes, dessen Vorsitzender er von 1893 bis zu seinem Tode war. In Vorträgen und zahlreichen Artikeln in den „Alldeutschen Blättern“, in seinen Vorlesungen und im Reichstag (1893–1903 Mitglied des Reichstags, nationalliberal) ist H. davon ausgegangen, daß das Deutsche Reich erst noch ein Nationalstaat werden müsse, um seine geschichtliche Daseinsberechtigung zu beweisen. Er stellt dabei dem vergänglichen „Staat“ das dauernde „Volk“ gegenüber und entwickelt die Grundlinien einer „deutschen Politik“, die neben der kolonialen Erweiterung des nationalen Territoriums im Schutze einer starken Flotte den engeren Zusammenschluß aller Deutschen und die Kräftigung des deutschen Volkstums (insbesondere der Grenz- und Auslandsdeutschen) als notwendige Basis zur Behauptung der Weltmachtstellung des Deutschen Reiches fordert. Gegen „Weltbürgerei“ und liberalistischen „Individualismus“ bekennt sich H. unter Berufung auf Treitschke zur „Weltanschauung des Nationalismus“ und zur Politik als Machtkampf. Er betont die Ungleichwertigkeit der Völker und leitet daraus das besondere Recht des deutschen Volkes ab, seine Herrschaftsansprüche gegenüber mindereren Nationalitäten im Osten und Südosten durchzusetzen. Daher kann er auch in seinem zusammenfassenden Werk „Deutsche Politik“ (2 Bände, 1905/08) die um 1900 aufkommenden rassenhygienischen und rassischen Ungleichheitslehren in breitem Umfang übernehmen. Sie bleiben bei ihm Zutat, sind aber bemerkenswerte Anzeichen dafür, wohin sein politischer Ansatz führen mußte, wenn er nicht mehr – wie bei H. – durch nationalliberale Grundanschauungen und das Honoratiorenbewußtsein des Bildungsbürgers praktisch entschärft wurde. H., der weder politischen Machtehrgeiz noch agitatorische Talente besaß, hebt sich symptomatisch bedeutsam aus dem Halbdunkel politischer Vereinsmeierei heraus als eine frühe Spielart jener Vermischung völkisch-nationalistischer, rassischer und imperialistischer Zielsetzungen, die seit dem 1. Weltkrieg in Deutschland zu stärkster Wirkung gelangt ist.[1]

Hasse war Mitglied des Vereins für Handelsgeographie und Kolonialpolitik in Leipzig sowie 1893 Mitbegründer bis zu seinem Tod 1908 Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes. Sein Nachfolger wurde Heinrich Class. Als sich das deutsche Volk während des Burenkrieges über die brutale Kriegführung der Engländer gegen die Buren empörte, gab Hasse als Reichstagsabgeordneter dieser Empörung Ausdruck. Dafür wurde er von Reichskanzler Bernhard von Bülow abgekanzelt.[2]

Chronologie

  • 1866-1870 Studium der Theologie, Rechtswissenschaft und Staatswissenschaften an den Universitäten Leipzig und Berlin
  • seit April 1875 Leiter des Statistischen Amtes der Stadt Leipzig (vom Rat der Stadt ernannt)
  • 1884 Promotion zum Dr. phil. in Statistik an der Universität Leipzig• 1885 Habilitation für Statistik an der Universität Leipzig
  • 1885-1886 Privatdozent für Statistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
  • 1886-1888 außerordentlicher Professor für Statistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
  • 1888-1908 außerordentlicher Professor für Statistik und Kolonialpolitik an der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig
  • 1893-1903 nationalliberaler Reichstagsabgeordneter

Familie

Ernst war der Sohn des Oberpfarrer, Superintendenten und Lizenziat der Theologie in Frauenstein Dr. phil. Hermann Hasse (1811–1892) und der Offizierstochter Marie, geb. Keßler (1820–1886). 1875 heiratete er in Leipzig seine Verlobte, die Kaufmannstochter Emma Gottschald (1852–1928). Aus der Ehe sind drei Kinder, ein Sohn und zwei Töchter, entsprossen.

Auszeichnungen (Auszug)

Werke (Auswahl)

  • Geschichte der Leipziger Messen, Leipzig 1885 (Netzbuch)
  • Die Stadt Leipzig in hygienischer Beziehung. Festschrift für die Theilnehmer der XVII. Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege (mit Franz Hofmann, H. Siegel und Adolf Thiem), Duncker & Humblot, Leipzig 1891 (Netzbuch)
  • Die Besiedelung des deutschen Volksbodens, München 1905 (Netzbuch)
  • Deutsche Politik, 2 Bde., München 1905–1908

Fußnoten

  1. Hasse, Traugott Ernst Friedrich, Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 39 f.
  2. Gerd Fesser: Die Mutterlauge der Nazis, Die Zeit, 8. Juli 1994, S. 2 Vorsicht! Umerziehungsliteratur im antideutschen Sinne!
  3. Theodor Wagner: Geschichte des Königlich Sächsischen 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg“ Nr. 107 1867–1908, Verlag Dürrsche Buchhandlung, Leipzig 1908, S. 281