Scharfschütze

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Scharfschütze mit STG 44 samt Zielfernrohr

Als Scharfschütze werden Soldaten bezeichnet, die mittels speziell ausgestatteter Langwaffen durch gezielte Tötung gegnerischer Einzelpersonen ihren militärischen Auftrag erfüllen. Ihr dauernder Auftrag ist die Bekämpfung feindlicher Scharfschützen. Das zu bekämpfende Ziel liegt meist in 300 bis 600 m Entfernung, in Sonderfällen auch darüber. Die Scharfschützen der Polizei werden zumeist Präzisionsschützen genannt.

Charakterbild

Deutscher Scharfschütze vor Stalingrad

Der Scharfschütze arbeitet alleine oder gemeinsam mit einem Beobachter. Er muß genau wissen, was um ihn herum vorgeht, die Glut einer Zigarette oder das Aufblitzen eines metallischen Gegenstandes durch die Reflexion eines Sonnenstrahles könnte sein Leben kosten, wenn sich ein paar hundert Meter weiter ein feindlicher Scharfschütze aufhält. Man braucht eine lange Schulung, Ausdauer und gute Nerven, um an Ort und Stelle zu bleiben – auch wenn die feindlichen Truppen so nahe sind, daß man sie riechen kann.

Die fehlende Würdigung der Sonderaufgabe macht vielen zu schaffen, weshalb der Soldat einen starken und selbstbewußten Charakter haben muß. Die regulären Truppen empfinden den Angriff aus dem Hinterhalt aber oft als unfair. Auch die Angst vor feindlichen Heckenschützen verstärkt zuweilen das allgemeine Unbehagen auch gegenüber den eigenen Scharfschützen.

Deutsche Scharfschützen

Deutsche Scharfschützen mit Tarnumhängen und Zweigen an den Hosenbeinen bei der Ausbildung im Westen, 1943; nach manchen Quellen sind es Heeresschützen der Wehrmacht, nach anderen junge Rekruten der sich in Aufstellung befindlichen 12. SS-Panzer-Division „Hitler-Jugend“.
Kompletter Satz der 1., 2. und 3. Stufe des Scharfschützenabzeichen, auf Uniformtuch gestickt – Adler und Eichenblätter mit einzelner Eichel der militärischen Jäger

Zweiter Weltkrieg

Die deutschen Scharfschützen gehörten zu den besten der Welt. Jeder Abschuß (wie schon bei den deutschen Jagdfliegern) mußte von Zeugen bestätigt werden. Zahlreiche tatsächlich erfolgte Abschüsse wurden somit nicht gewertet. Im Vergleich dazu gaben z. B. sowjetische Scharfschützen selbständig ihre „Abschußquote“ ohne Bestätigung oder Nachprüfen an, wobei die Zahl dann noch aus Gründen der Propaganda oft um ein vielfaches erhöht wurde.

Die Wirkung des Scharfschützen wurde auf deutscher Seite erst 1942 erkannt, und die erste offizielle Dienstvorschrift der Wehrmacht gab es ab Mai 1943. Selbst mit der Dienstvorschrift gab es den Scharfschützen „eigentlich“ noch nicht, erst im späten Verlauf des Rußlandfeldzuges und vor allem bei den Rückzugskämpfen an der Ostfront begriffen die deutschen Truppen wie wichtig und schlachtentscheidend Scharfschützen sein konnten. Mit Einführung des Scharfschützenabzeichens 1944 wurde die Leistung der Einzelkämpfer vollends gewürdigt.

Deutsche „Heckenschützen“ bevorzugten den auch bei Brandenburgern und SS-Jagdverbänden beliebten Mauser K98k (mit einem 2- bis 6fachen Zielfernrohr von Zeiss) und das Gewehr 43 (später Karabiner 43 (G43/K43) von Walther.

Nach der Invasion (engl.: „D-Day“)

Nachdem die Alliierten im Juni 1944 die Strände der Normandie eingenommen und gesichert hatten (→ Anglo-amerikanische Invasion Europas am 6. Juni 1944), mußten sie aus ihrem eigenen Brückenkopf ausbrechen. Die dichten Hecken des Landes dienten als perfektes Versteck für die deutschen Scharfschützen, so konnten sie das, was sie in Stalingrad gelernt hatten, unter Beweis stellen. Die Alliierten waren in eine Schlangengrube getreten, sie waren von Scharfschützen umzingelt. Die amerikanischen Truppen waren überrascht, daß die Deutschen so nah kommen konnten, ohne entdeckt und gefangengenommen zu werden. Dazu begingen die unerfahrenen amerikanischen Truppen den taktischen Fehler, sich bei Scharfschützenangriffen auf den Boden zu werfen und zu warten, bis das Feuer wieder verstummte, was es den deutschen Scharfschützen leichter machte, sie nach und nach abzuschießen.

Die britischen Truppen waren überrascht, daß die deutschen Scharfschützen ihre Ziele selbst über große Entfernungen treffen konnten – auch wenn diese Ziele hinter Hecken lagen. Ihre Scharfschützen versuchten dagegen, sich nachts den deutschen Linien zu nähern. In der Dunkelheit war es häufig möglich, sich vom Duft des „Kölnisch Wassers“ leiten zu lassen, das viele deutsche Offiziere benutzen. Die Deutschen reagierten, indem sie ein Anschleichen mit Minen an den Hecken verhinderten.

Die deutschen Scharfschützen verbreiteten hinter den Linien der Alliierten Angst und Schrecken wie die Finnen im Winterkrieg Jahre zuvor. Einige britische Offiziere verkleideten sich als einfache Soldaten, um dem Feuer der Scharfschützen zu entkommen. Sie trugen Gewehre anstatt Pistolen und versteckten ihre Landkarten und Feldstecher und auch ihre Abzeichen und Winkel. Allerdings wurden sie so auch nicht von ihren eigenen Truppen erkannt, besonders da jeden Tag Verstärkung ankam.

So lange die deutsche Linie hielt, bremsten die Scharfschützen den Vormarsch der Alliierten ungemein. Als jedoch die Alliierten aus ihrem Brückenkopf in der Normandie ausgebrochen waren und schneller vorrückten, waren die Scharfschützen nur noch schwer einsetzbar.

Im September 1944, als sich die alliierte Front langsam dem Rhein näherte, gewannen die Scharfschützen wieder an Bedeutung. Die Versorgungslinie der Alliierten erstreckte sich über 400 km an der Küste der Normandie entlang. Kolonnen von Lastwagen, welche Treibstoff und Munition transportierten, mußten durch für sie gefährliche Gebiete fahren; sie waren von deutschen Scharfschützen durchsetzt und wurden von amerikanischen Lastwagenfahrern „Indianerland“ genannt.

Scharfschützenabzeichen

Im August 1944 führte die Wehrmacht ein besonderes Abzeichen für Scharfschützen ein, das als Ansporn an der Invasions- und Westfront dienen sollte. Es gab drei Stufen. Abschüsse vor der Stiftung bzw. dem Inkrafttreten am 1. September wurden nicht gezählt.

Friedrich Pein als Scharfschütze der Gebirgsjäger
Scharfschützen der Fallschirm-Panzer-Division 1 „Hermann Göring“ bei einer Gefechtspause in Kubschütz bei Bautzen, 25. April 1945

Erfolgreichste deutsche Präzisionsschützen

  • Matthäus Hetzenauer (1924–2004), 345 bestätigte Abschüsse, Ostfront 1943–45
  • Sepp Allerberger (1924–2010), 257 bestätigte Abschüsse, Ostfront 1942–45
  • Bruno Sutkus (1924–2003), 209 bestätigte Abschüsse, Ostfront 1944–45
  • Friedrich Pein (1915–1975), 200+ bestätigte Abschüsse, Ostfront 1943–45
  • Gefreiter Meyer, 180 bestätigte Abschüsse,
  • Oleh Dir, 120 bestätigte Abschüsse,
  • Helmut Wirnsberger, 64 bestätigte Abschüsse, Ostfront 1942–45 (Nach einer Verwundung wurde der Mann aus Steyr Ausbilder für Scharfschützen.)

Weitere

Es gab Scharfschützen, die Tarnnamen und Legenden verwendeten, weshalb eine Aufarbeitung heute unmöglich ist. Zu diesen Phantomschützen gehören Erwin König (400+ Abschüsse) und Heinz Thorvald (300+ Abschüsse), die, so ist man sich sicher, existiert haben, jedoch nicht unbedingt so hießen.

Erwin König soll z. B. vom Oberkommando der Wehrmacht den Auftrag bekommen haben, den sowjetischen Meisterschütze Vasili Zaitzev in Stalingrad zu liquidieren. Dies wurde in dem Spielfilm „Duell – Enemy at the Gates“ (2001) dargestellt, in dem Ed Harris den Major König spielte. In den Memoiren des russischen Generals Wassili Tschuikow über die Verteidigung Stalingrads ist ein Bericht über die Duelle der sowjetischen und deutschen Scharfschützen zu finden, worin Tschuikow beschreibt, daß auf deutscher Seite der „oberste Ausbilder der Scharfschützen“, ein Major, getötet wurde.

Finnische Scharfschützen

Im Winter 1939 marschierten die Russen mit einer 250.000 Mann starken Streitmacht in Finnland ein – sie versuchten es zumindest. Auf einen Finnen kamen 20 Russen. Die Finnen hatten nur wenige Panzer und fast keine schweren Waffen, jedoch besaßen sie hervorragende Gewehre und wußten, wie Soldaten sich in Wäldern zu bewegen haben: Im Schnee schlichen sich die getarnten finnischen Scharfschützen an die russischen Truppen heran, nahmen sich ihre Ziele vor und entfernten sich schnellstmöglich auf ihren Skiern. Da die Russen sich im Wald nicht auskannten, konnten sie keine klare Front bilden und wurden aus allen Richtungen beschossen.

Viele finnische Scharfschützen waren es gewohnt, Eiderenten zu jagen. Das Anpirschen lag in ihrer Natur und der Versuch, ihre Beute so wenig wie möglich zu beschädigen, machte sie zu hervorragenden Scharfschützen. Für Männer wie Unteroffizier Simo Häyhä, der Meisterschütze der finnischen 6. Kompanie und bekanntester Scharfschütze der Armee, glich das Jagen von russischen Soldaten der Jagd nach Enten. Häyhä war ein kleiner Bauer, der mehrere Auszeichnungen wegen seiner Fähigkeiten erhielt. Sein Heldenmut kostete die Russen mehr als 500 Mann.

Präzisionsschütze

Deutsche Präzisionsschützen mit dem altbewährten und teuersten Präzisionsschützengewehr, dem Heckler & Koch PSG1. Die militärische Version ist das MSG90 A2

Als Präzisionsschütze wird ein Polizeischütze bezeichnet, der durch seine Ausrüstung und Ausbildung in der Lage ist, auf größere Distanz Ziele präzise zu bekämpfen. Er hat und benötigt jedoch nicht die Einzelkämpferausbildung eines militärischen Scharfschützen.

Scharfschützenabzeichen der Bundeswehr

Eine prinzipiell gleiche Rolle wie den Scharfschützen kommt den Präzisionsschützen bei Polizei und Anti-Terror-Einheiten zu. Die operativen Rahmenbedingungen (Ablauf, Ziele und Rechtsgrundlagen) unterscheiden sich jedoch grundlegend.

Gemeinsam ist Scharf- und Präzisionsschützen, daß sie eine spezialisierte Ausbildung durchlaufen und auf besondere Einsatzmittel wie Scharfschützenwaffen und Entfernungs- und Richtungsmesser zurückgreifen. Beide erfüllen eine Reihe weiterer allgemeiner Funktionen im Bereich der allgemeinen militärischen Aufklärung und sichern eigene Stellungen vor Heckenschützen oder Artilleriebeobachtern.

Bei der GSG 9 und Spezialeinsatzkommandos (SEKs) der Bundesländer der BRD sowie beim KSK der Bundeswehr spielen Präzisionsschützen eine wichtige Rolle bei Einsätzen (z. B. Geiselbefreiung) und Zugriffen (z. B. bei Rauschgifthändlern und Ausländerbanden).

Präzisionsschützen der Polizei und der Feldjäger haben den Auftrag, durch gezielte Schüsse eine extreme Gefahrensituation abzuwenden, also z. B. Verbrechensopfer zu retten. Außerdem dienen sie als Beobachter, was in den meisten Fällen ihre einzige Funktion bleibt, und helfen bei der Planung von Sicherungsmaßnahmen bei gefährdeten Ereignissen. Im Vergleich mit militärischen Scharfschützen ergeben sich für ihren Einsatz völlig andere Beschränkungen und Rechtsgrundlagen, bedingt durch die Unterschiede von Polizeirecht und Kriegsrecht.

Unterschiede

Auch der eigentliche Einsatz unterscheidet sich grundlegend: Polizeischützen schießen auf vergleichsweise kurze Entfernungen zwischen 50 und 120 Metern um unbeteiligte Personen oder Geiseln nicht zu gefährden, während militärische Scharfschützen Distanzen von bis zu 2.500 Metern abdecken. Sie stehen dabei in ständigem Kontakt zur Einsatzleitung, die auch das Ziel und den Zeitpunkt des Schusses klar festlegt. Außerdem müssen Präzisionsschützen der Polizei mit dem ersten Schuß unbedingt den Straftäter an der Fortsetzung seiner Tathandlung hindern. Hierzu wird nach Möglichkeit der Hirnstamm des Straftäters anvisiert. Bei Zerstörung des Hirnstammes wird der Getroffene augenblicklich handlungsunfähig (Mannstoppwirkung) und ist zu keinen reflexartigen Reaktionen mehr fähig. Beispielsweise kann er so die Drohung nicht mehr wahrmachen, eine Geisel zu ermorden, falls auf ihn geschossen wird.

Viele Probleme für militärische Scharfschützen entfallen im Polizeieinsatz: Tarnung spielt keine so maßgebliche Rolle wie bei den Streitkräften, da Polizeischützen in der Regel nicht durch Feindaufklärung und Beschuß bedroht sind und nach der Schußabgabe nicht verborgen bleiben müssen. Ebenso dauert ein polizeilicher Präzisionsschützeneinsatz nur wenige Stunden, in denen sich die Schützen abwechseln können. Ein Problem für polizeiliche Präzisionsschützen in Deutschland ist jedoch die teilweise unterschiedliche Gesetzeslage hinsichtlich des finalen Rettungsschusses (der gezielte tödliche Einsatz von Schußwaffen im Dienst zur Rettung Unschuldiger) in den einzelnen Bundesländern. Auch bei polizeirechtlich vorgesehenem finalen Rettungsschuß muß die Verhältnismäßigkeit anschließend von der Justiz geprüft werden.

Die Entwicklung des polizeilichen Scharfschützenwesens läßt sich mit dem Aufkommen des linksextremistischen Terrorismus (→ RAF) und der Schwerstkriminalität in den 1970er Jahren ansetzen.

Siehe auch

Literatur

  • Peter R. Senich: Deutsche Scharfschützen-Waffen 1914–1945, Motorbuch Verlag (1996), ISBN 978-3613017320
  • Bernhard Jocher: Scharfschützen in der Waffen-SS, Munin-Verlag (2003), ISBN 978-3980721592
  • Thomas Voss: Das Scharfschützenabzeichen der Deutschen Wehrmacht und seine Geschichte, Norderstedt (2003)
  • Albrecht Wacker: Im Auge des Jägers. Der Wehrmachtsscharfschütze Sepp Allerberger (eine biographische Studie), VS-Books, 12. Auflage (2013) ISBN 978-3932077272

Verweise