Koller-Kraus, Heinz-Michael
Heinz-Michael Koller-Kraus ( 27. Mai 1909; 22. April 1993) war ein deutscher Offizier der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Oberst im Generalstab (i. G.) und Träger des Deutschen Kreuzes in Gold sowie General der Bundeswehr.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Heinz Koller-Kraus trat nach dem Abitur und ggf. Studium der Reichswehr als Fahnenjunker bei und wurde Ende 1931 zum Leutnant befördert. 1938 wurde er zum Hauptmann befördert und war laut Offiziersliste vom 3. Januar 1939 Lehrer an der Pionierschule II in Roßlau.
Zweiter Weltkrieg
Nach einer Generalstabsausbildung diente Major i. G. Koller-Kraus als Ia der 78. Infanterie-Division, die nach heftigen Kämpfen während der im Dezember 1942 stattfindenden sowjetischen Offensive „Mars“ im Frontabschnitt bei Rschew fast aufgerieben wurde. Nur 1.500 Soldaten überlebten und die Division mußte zur Reorganisation aus dem Kampf herausgenommen werden. Für seine Tapferkeit wurde Koller-Kraus mit dem Deutschen Kreuz in Gold bedacht.
Er war auch Ia als die Division in 78. Sturm-Division umbenannt wurde und als Teil der 9. Armee im Juli 1943 beim Unternehmen „Zitadelle“ kämpfte. Vom 1. Oktober 1943 bis 31. Januar 1945 bzw. 4. Februar 1945 war er dann Taktiklehrer an der Kriegsakademie in Hirschberg (Grunauer Kaserne) im Riesengebirge (Niederschlesien)[1] und bei den Generalstabslehrgänge in Dresden und Berlin (Lehrgruppe Taktik).
Am 5. Februar 1945 wurde Koller-Kraus Chef des Generalstabes des LXXVI. Panzer-Korps, das von Gerhard Graf von Schwerin (mit der stellvertretenden Führung beauftragt) als Nachfolger von Traugott Herr führte (ab 31. März 1945 dann offiziell zum Kommandierenden General ernannt). Das Panzer-Korps befand sich seit Januar 1945 in Bologna bei der 14. Armee/Heeresgruppe C unter Generaloberst Heinrich von Vietinghoff. Das LXXVI. Panzer-Korps wurde zwischen Po-Ebene und die Bergketten des Apennin von der 8. britischen Armee angegriffen, die Gotenstellung Ende April endgültig durchbrochen.
Kriegsgefangenschaft
Koller-Kraus geriet am 2. Mai 1945 in Kriegsgefangenschaft, er gelangte in das Lager Rimini-Bellaria, das später in „Deutsches Hauptquartier Bellaria“ umbenannt wurde und von Generalleutnant Karl von Graffen, später Generalleutnant Dr. rer. pol. Fritz Polack geleitet, einstiger Kommandeur der 29. Panzergrenadier-Division, die im April 1945 vernichtet wurde. Koller-Kraus wurde dem „Deutschen Generalslager Bellaria“ zugewiesen.
Nachkriegszeit
Koller-Kraus trat nach 1950 dem Amt „Blank“ und 1955 der neu gegründeten Bundeswehr bei. Er wurde 1957, von Hans Speidel gefördert, mit der Aufgabe betraut, bei der Nato die Abteilung „Logistic“ der Allied Forces Central Europe (AFCENT) in Frankreich (später Umzug nach Belgien, dann in die Niederlande) zu leiten. 1960 wurde während der 131. Kabinettssitzung der Bundesregierung am 30. November die Personalvorschläge des Bundesministeriums für Verteidigung bewilligt, Herbert Becker (1907–1995), Ritterkreuzträger Rudolf Buhse und Heinz Koller-Kraus wurden kurz darauf zum Brigadegeneral befördert.
Heinz-Michael Koller-Kraus war u. a. Mitglied des „Waffenringes Deutscher Pioniere e. V.“ (WDPi) und als Brigadegeneral a. D. vom 28. Juni 1975 bis 5. Mai 1984 Ehrenvorsitzender des Vereines, welches 2002 in „Bund Deutscher Pioniere e. V.“ (BDPi) umbenannt wurde.
Beförderungen
- Leutnant: 24.12.1931
- Oberleutnant: 1.4.1934
- Hauptmann: 1.4.1938
- Major i. G.: 1.2.1942
- Oberstleutnant i. G.: 1.2.1943
- Oberst i. G.: 1.12.1944
- Oberst (Bundeswehr): 1955/1956
- Brigadegeneral (Bundeswehr): 5.12.1960
Auszeichnungen (Auszug)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. Klasse
- Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Deutsches Kreuz in Gold am 4. Februar 1943 als Major i. G. und Ia der 78. Sturm-Division
- Ehrenblattspange des Heeres am 29. April 1945 als Oberst i. G. und Ia des LXXVI. Panzer-Korps
Schriften (Auswahl)
- Bericht über den Abwehrkampf der 10. Armee in Italien: Die 10. Armee August 1943 bis Mai 1945. Ein kurzer Rückblick auf Entstehung, Kämpfe und Ende der 10. Armee in Italien, August 1945[2]
- Deutscher Ehrenfriedhof Cervia – Ein Bericht des deutschen Hauptquartiers Rimini (Italien) von der Einweihung am 4. Okt. 1945 (gemeinsam mit anderen Stabsangehörigen geschrieben)
- Die Anfänge der „Militärischen Infrastruktur“ in der Bundeswehr. Ein chronologischer Dokumentationsrückblick, in: „Europäische Wehrkunde“ Nr. 27 (1978), Seite, 71–77