Hetzenauer, Matthäus
Matthäus Hetzenauer ( 23. Dezember 1924 in Brixen im Thale, Tirol; 3. Oktober 2004 ebenda)[3] war ein deutscher Scharfschütze und Ritterkreuzträger im Mannschaftsstand im Zweiten Weltkrieg. Mit 345 bestätigten Abschüssen[4][5][6] (die Zählung begann erst am 1. September 1944 nach Einführung des Scharfschützenabzeichens) gilt er offiziell als der erfolgreichste Scharfschütze der Wehrmacht.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Abstammung und Jugend
Am 23. Dezember 1924 als Sohn einer Tiroler Bauernfamilie (seine Eltern waren der Bauer Simon Hetzenauer und die Magdalena, geb. Pöll) in Brixen im Thale (damals als Brixen im Tal geführt) geboren (in der Geburtsurkunde stand noch Mathäus statt Matthäus) und am Heiligabend kaum 24 Stunden alt schon römisch-katholisch getauft, arbeitete er nach Beendigung der Volksschule zunächst auf dem elterlichen Sonnleitbauernhof. Seine Geschwister waren u. a. Magdalena und Simon (Luftwaffe), ob Johann Hetzenauer, der am 28. Januar 1944 als Oberfeldwebel in der 1. Staffel/Nahaufklärungsgruppe 4 das deutsche Kreuz in Gold verliehen bekam, sein älterer Bruder war, konnte nicht ermittelt werden, erscheint aber möglich, denn er hatte laut seiner Biographie zwei Brüder und eine Schwester.
Vater Simon galt als leidenschaftlicher Jäger und guter Schütze, der seine Söhne früh auf die Jagd mitnahm.
Zweiter Weltkrieg
Im September 1942 zum Gebirgs-Ersatz-Bataillon 140 nach Kufstein eingezogen, wurde er bereits nach der Grundausbildung wieder entlassen. Doch schon im Januar 1943 erhielt er einen erneuten Einberufungsbefehl und die Ausbildung als mittlerer Granatwerfer-Schütze der Gebirgsjäger.
Auf dem Hochgebirgs-Truppenübungsplatz „Seetaler Alpe“ in der Steiermark, wo sich die besten Scharfschützen der deutschen Gebirgstruppe von allen Kriegsschauplätzen zur Aus- und Weiterbildung trafen, durchlief Hetzenauer vom 27. März 1944 bis zum 1. Juli 1944 mit nur 19 Jahren seine Ausbildung zum Scharfschützen.
Als solcher wurde er anschließend in die 7. Kompanie des Gebirgsjäger-Regimentes 144 der 3. Gebirgs-Division versetzt, die nach der Aufgabe des hart umkämpften Brückenkopfes von Nikopol westlich des Dnjepr in schwerste Kämpfe verwickelt wurde. Hier an der Ostfront erlebte Hetzenauer die verlustreichen Rückzugskämpfe zwischen Ingulez und dem Bug sowie in Rumänien, Ostungarn und in der Slowakei. In den Verteidigungsabschnitten seiner Kompanie trotz Nässe und Kälte oft stundenlang mit dem Gewehr im Anschlag liegend, ging er 345. bzw. 346 Mal als Sieger im Kampf gegen feindliche Scharfschützen und Maschinengewehrbesatzungen hervor. Als erfolgreichstem Scharfschützen der Wehrmacht wurde ihm auf Vorschlag des Generalleutnants und Divisionskommandeurs Paul Klatt noch am 17. April 1945 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. General der Gebirgstruppe Karl von Le Suire und General der Panzertruppe Walther Nehring hatten den Auszeichnungsvorschlag befürwortet. Klatts Begründung der Tapferkeitstat:
- „Hetzenauers Erfolge als Scharfschütze haben in der Summe zwei kampfkräftige feindliche Kompanien außer Gefecht gesetzt, er handelte ohne Rücksicht auf eigenes oder feindliches Artilleriefeuer oder feindliche Angriffe.“
Nachkriegszeit
Nach fast fünfjähriger sowjetischer Kriegsgefangenschaft kehrte Matthäus Hetzenauer am 10. Januar 1950 wieder in das Tiroler Brixental zurück, wo er als Sonnleitbauer lebte.
Tod
Matthäus Hetzenauer verstarb am 3. Oktober 2004 in seiner Nordtiroler Heimat Brixen im Thale, mit ihm im Gemeinschaftsgrab ruht seine Gemahlin Maria (1925–2006).[7]
Bildergalerie
Totenzettel von Matthäus Hetzenauer (rechts), sein Bruder Simon verstarb schon 1943 (links), vermutlich an einer Kriegsverwundung im Lazarett von Dortmund.
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1939) 2. und 1. Klasse
- 2. Klasse am 1. September 1944
- 1. Klasse am 25. November 1944
- Verwundetenabzeichen (1939) in Scharz, ggf. auch in Silber oder gar Gold
- Schwarz am 9. November 1944 (schweres Schädeltrauma)
- Infanterie-Sturmabzeichen in Silber am 13. November 1944
- Scharfschützenabzeichen in Gold am 3. Dezember 1944 (goldener Scharfschützenadler)[8]
- Nahkampfspange des Heeres in Bronze
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes am 17. April 1945 als Gefreiter und Scharfschütze der 7. Kompanie/Gebirgs-Jäger-Regiment 144/3. Gebirgs-Division/XXXXIX. Gebirgs-Armee-Korps/1. Panzer-Armee/Heeresgruppe Mitte
Strittige, da unbelegte Orden
- Nahkampfspange des Heeres in Silber (ggf. auch in Gold)
- wenn in Gold, dann zwischen dem 16. März und dem 17. April 1945, jedoch kriegsbedingt dokumentarisch nicht zu belegen
- Deutsches Kreuz in Gold (nach Bildbeleg) bei Erhalt der Nahkampfspange in Gold (nach Führererlaß vom 30. August 1944), insofern er sie tatsächlich erhalten haben soll
Literatur
- Karl Ruef: Odyssee einer Gebirgsdivision. Die 3. Geb.Div. im Einsatz, Leopold Stocker, Graz & Stuttgart 1976, ISBN 978-3702002435
- Roland Kaltenegger: Matthäus Hetzenauer – Vom erfolgreichsten Scharfschützen der Wehrmacht zum Ritterkreuzträger, Flechsig-Verlag, ISBN 9783803500601 (Bestellmöglichkeit)
Verweise
- Hetzenauer, Matthäus, ww2awards.com (englischsprachig)