Hundertjähriger Krieg

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Das Westfrankenreich (fälschlicherweise hier schon als Frankreich bezeichnet) im Jahre 1429; im Norden das Reich der Angelsachsen, im Osten das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.

Der Hundertjährige Krieg (französisch: Guerre de Cent Ans; englisch: Hundred Years’ War), zwischen England und Frankreich 1337/39 bis 1453 (mit großen Unterbrechungen), war verursacht vor allem durch den Streit um den englischen Festlandsbesitz in Frankreich.

Geschichte

Ursache

Kriegsanlaß war der vom englischen König Eduard III. erhobene Anspruch auf den französischen Thron nach Aussterben der Kapetinger in direkter Linie (1328); dies führte zum Konflikt mit dem französischen König Philipp VI. (1328-50) aus der kapetingischen Nebenlinie Valois. Der Hundertjährige Krieg wurde ausschließlich auf französischem Boden ausgetragen und führte zeitweilig zum Bürgerkrieg (u. a. Bauernaufstand der Jacquerie 1358) sowie zu Adelsmachtkämpfen. Nach anfänglichen englischen Erfolgen (u. a. 1346 Sieg über das französische Ritterheer bei Crécy-en-Ponthieu, 1347 Eroberung von Kalen, 1356 französische Niederlage bei Maupertuis, 1415 Schlacht bei Azincourt) kam es nach dem Eingreifen von Jeanne d'Arc zur kriegsentscheidenden Wende zugunsten Frankreichs (Aufhebung der Belagerung von Orléans und Krönung Karls VII. in Reims 1429). Bis 1453 mußten die Engländer alle französischen Territorien räumen, mit Ausnahme von Kalen (bis 1558 englisch) und der Kanalinseln. Den Titel „König von Frankreich“ führten die englischen Herrscher bis 1802.

Die Hauptursache, die England und Frankreich mehr als hundert Jahre in einen blutigen Krieg stürzte, war die ungeklärte Erbfolge des französischen Königs Karl IV., der keinen direkten Nachkommen hinterließ. Sein Cousin Philipp von Valois folgte ihm nach dem salischen Erbrecht, das die Thronansprüche über weibliche Nachfolger ausschloß, auf den Thron. Edward III., der englische König, erhob aber trotzdem den Anspruch, da er Karls Neffe war.

Kriegshandlungen

Zum wirklichen Ausbruch von Kriegshandlungen kam es erst durch die französische Unterstützung Schottlands und die englische Aufnahme von Philipps Gegenspieler Robert von Artois. Edward III. hatte größtes Interesse daran, seine französischen Besitztümer zu erhalten oder wiederzuerlangen. Durch die Unterstützung von niederländisch-flämischen und deutschen Fürsten erklärte Edward Frankreich den Krieg. Philipp besetzte daraufhin die Guyenne, der letzte englische Besitz in Frankreich.

Die erste Phase des Krieges von 1337 bis 1386 war für England die erfolgreichste. 1340 erklärte sich Edward III. zum französischen König und fiel im Südwesten Frankreichs ein. 1346 wurde das französische Ritterheer von einer Unterzahl von englischen Bogenschützen und Infanterie bei Crécy vernichtend geschlagen. Im Jahr darauf wurde Calais, ein strategisch wichtiger Punkt für die Engländer, nach elf Monaten Belagerung eingenommen. 1355 eroberte Edward, der schwarze Prinz und Englands Thronfolger, Bordeaux. 1356 konnte er bei Portiers den französischen König Johann II. gefangen nehmen. 1360 beendete der Friede von Brétigny die Kampfhandlungen. Edward III. verzichtete gegen ein hohes Lösegeld für Johann und die Abtretung der Guyenne, Gascongne, Poitou und Limousin auf den französischen Thronanspruch.

Karl V. entfachte ab 1369 erneut die Kampfhandlungen und in wenigen Jahren gelang es den Franzosen, einen großen Teil der besetzten Gebiete zurückzuerobern. Der frühe Tod des englischen Thronfolgers 1376 und der des Königs ein Jahr später verhinderte alle englischen Aktionen. Ab 1386 ruhten die Kämpfe 28 Jahre.

Die zweite Phase wurde durch den englischen König Heinrich V. eingeläutet, der erneut Anspruch auf die französische Krone erhob. Er belagerte 1415 Harlfleur und wollte die Normandie erobern, doch als die französischen Truppen nahten, zog er sich Richtung Calais zurück, wurde aber von den Franzosen gestellt. Es kam zur Schlacht von Agincourt, die für die Franzosen, obwohl zahlenmäßig deutlich überlegen, eine zermürbende Niederlage wurde. Die Engländer töteten alle ihre Gefangenen bis auf 1.000, dadurch stiegen die französischen Verlustzahlen auf 5.000 an, im Gegensatz zu denen der Engländer, die nur 100 Männer verloren hatten.

1417 setzte Heinrich V. seinen Eroberungsfeldzug fort und gewann große Teile Nordfrankreichs. Die Burgunder, die mit den Engländern paktierten, verrieten währenddessen ihren König, nahmen Paris ein und das Königspaar gefangen. Im Vertrag von Troyes erklärte die Königin ihren Sohn für illegitim, als Thronerbe wurde Heinrich V. eingesetzt. Als dieser jedoch überraschend 1422 starb, erklärten die Franzosen den Vertrag für nichtig. Trotz eines erst einjährigen Thronfolgers eroberten die Engländer unter den Regenten Johann von Bedford Nordfrankreich bis zur Loire-Linie und begannen 1428 mit der Belagerung von Orleans. In dieser Zeit tauchte die angeblich von Gott geschickte Johanna von Orleans auf und konnte den Dauphin davon überzeugen, daß sie die Franzosen zum Sieg führen könne. Der Dauphin bewilligte ihr ein Heer und es gelang Johanna, die Belagerung aufzuheben. 1430 wurde der Dauphin zu Karl VII. gekrönt. Er untersagte Johanna weitere militärische Aktionen, da diese die Verhandlungen mit Burgund gefährden könnten und nichts so wichtig war, wie die englisch-burgundische Allianz zu zerschlagen. Johanna zog eigenständig los, wurde von ihrem König verraten, von den Burgundern gefangen genommen und an die Engländer verkauft, die sie wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen verbrannten. 1435 gelang es Karl, das Bündnis von England und Burgund zu zerschlagen und somit England einen wichtigen Verbündeten zu nehmen.

In der letzten Phase des Krieges ließ sich Heinrich VI. 1435 in Paris zum französischen König krönen, dies hatte jedoch kaum politische Auswirkungen. Nachdem Burgund wieder auf französischer Seite kämpfte, waren die Franzosen erneut im Vormarsch. 1436 bis 1441 wurde die Ile-de-France zurück erobert, 1450 die Normandie. Da England durch politische Unruhen Handlungsunfähig war, stießen die Franzosen auf wenig Widerstand. Dennoch versuchten die Engländer, das strategisch wichtige Calais zu halten. Zwar gelang dies der Gegenoffensive, doch sie endete mit dem Tod des englischen Heerführers. Bordeaux unterwarf sich 1453 den Franzosen. Danach fielen nach und nach alle englisch besetzten Gebiete zurück an Frankreich, zuletzt Calais 1559 und England versank dreißig Jahre in die Rosenkriege[1] zwischen den Häusern Lancaster und York. Den Thronanspruch auf die französische Krone ließen sie jedoch erst 1802 fallen.

Siehe auch

Literatur

  • Anne Curry: Der Hundertjährige Krieg (1337–1453), WBG, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-25469-9.
  • Joachim Ehlers: Der Hundertjährige Krieg, Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-56275-4.

Fußnoten

  1. Als Rosenkriege (englisch Wars of the Roses) werden die mit Unterbrechungen von 1455 bis 1485 geführten Kämpfe zwischen den beiden rivalisierenden englischen Adelshäusern York und Lancaster bezeichnet. Beide Adelshäuser waren verschiedene Zweige des Hauses Plantagenet und führten ihre Stammlinie auf König Edward III. zurück, woraus sie ihren Anspruch auf die englische Königskrone ableiteten. Der Krieg endete mit einem Sieg des Hauses Lancaster über das Haus York in der Schlacht von Bosworth am 22. August 1485. Henry Tudor, der letzte lancastrianische Thronprätendent, wurde daraufhin zum König gekrönt und vereinigte die beiden Häuser im Haus Tudor.