Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!

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Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! (im Volksmund auch als „Dschungelcamp“ bekannt) ist eine äußerst populäre, dekadente Fernsehsendung in der BRD, in der mehr oder weniger bekannte – meist aus dem Fernsehbereich stammende – Prominente der Kategorie C mehrere Wochen im australischen Dschungel von Kameras beobachtet werden. Regulär müssen dabei ekelerregende und gezielt selbsterniedrigende Aufgaben absolviert werden (etwa das Verspeisen von Würmern, Käfern, Tierhoden oder das Bad in einem mit Krabbel- oder Nagetieren gefüllten Behälter).

Psychische Manipulation des Publikums

Durch die Sendung führten zunächst der Schauspieler und Komiker Dirk Bach (1961–2012) und die professionelle Moderatorin Sonja Zietlow. Die Funktion dieser zwei intelligenten Ankerstars war es, persönliche Identifikation mit dem Fernsehpublikum herzustellen. Das lächerliche und verächtliche Treiben der Kandidaten konnten die Zuschauer auf diese Weise von sich selber und ihrer eigenen Lebenssituation psychisch abspalten. Mit den Präsentatoren gemeinsam konnten sie herabblicken auf die tölpelhaften Erniedrigten, ohne sogleich und aufdringlich an sinnleere, obszöne oder prekäre Momente ihrer eigenen Lebensführung erinnert zu werden.

Konzeptionell bietet die konstant erfolgreiche Show deshalb ein Entlastungsmuster nach der Form, daß es für einen, der für dumm verkauft und wie ein Idiot behandelt wird, immer noch einen anderen geben muß, der nur desto dümmer dasteht und sich viel nichtswürdiger herumscheuchen läßt. Diese offenbar millionen Zuschauer persönlich entlastende Medienwahrnehmung wird durch das „Dschungelcamp“-Format künstlich erzeugt und dem Publikum als eigene existentielle Erfahrung vermittelt. Der Zuschauer erfährt dabei sich selber als der Überlegene, der auf seiten des souveränen Beobachters steht und eine Affirmation seiner eigenen (vorgeblich höheren) Position dargeboten bekommt.

Ablenkung politischer Energien ins Private

Ziel der Teilnehmer ist es, dafür zu sorgen, selbst nicht von den Zuschauern aus der Sendung gewählt zu werden. Wie so oft stammt auch bei diesem Format das Vorbild aus dem angloamerikanischen Ausland, in diesem Falle aus Großbritannien. Für viele kaum mehr erfolgreiche Schauspieler und Steuerschuldner bietet die Serie eine Möglichkeit, unter Preisgabe ihrer eigenen Würde wenigstens wieder ein paar Wochen lang einen Bekanntheitsschub zu erlangen sowie eine beträchtliche finanzielle Vergütung einzustreichen. Das vulgäre und primitive Programm wird von Millionen Fernsehzuschauern als eine Erweiterung ihrer persönlichen Erlebniswelt – im Sinne von gemeinsamen Bekannten, über die man miteinander spricht – wahrgenommen. Es wird so auf vielfältige Weise in den eigenen Alltag integriert (über Facebook-Kommentare etwa) und beansprucht eine feste Stellung im Privatleben weiter Kreise der Bevölkerung.

Das Abstimmen über die Beliebtheit von Kandidaten täuscht eine Bewertung von Leistung vor und simuliert demokratische Teilhabe. Der Fernsehzuschauer hat aber nur Teil an einer Inszenierung, die vor allem ihn selber bindet, ihn emotional einfängt, bei ihm einen falschen Stolz herstellt und ihn in die Illusion führt, durch das regelmäßige Verfolgen der Show kundig zu sein über die neuesten Nachrichten. Neben die

  • Illusion der Leistung (wo es sich faktisch um Schamlosigkeit handelt), die
  • Illusion der Demokratie (wo in Wahrheit nichts entschieden wird außer der Höhe der Gratifikation von Dorfnarren), und die
  • Illusion der Aktualität (wo tatsächlich bloß Banalität und Vulgarität anerzogen und zur Norm erklärt wird), tritt die
  • Illusion der Gemeinschaft.

Während die echte Mediennutzung der vielen Millionen sich Saison für Saison mehr atomisiert, wo auch intensive Mediennutzung mit völliger sozialer Isolation sogar gleichlaufen kann und wo Familiensendungen (die drei Generationen gleichzeitig konsumieren) selbst am Samstag Abend selten geworden sind, verkörpert der aufwendige „Ich-bin-ein-Star-–Holt-mich-hier-raus!“-Zirkus das scheinbar gegenläufige Modell: Nämlich das Eintrimmen extremer Gefühle als Gemeinschaftserlebnis (gemeinsam hämisch sein, sich gemeinsam ekeln und gemeinsam über die Verächtlichkeit von anderen zu lästern) wird so als reale Gemeinschaftserfahrung spürbar für diejenigen, die in der Show nicht etwa eine bösartige Zeitverschwendung erblicken, sondern sich darin zu Hause fühlen.

Der Medienskandal: Ist Niveaulosigkeit steigerungsfähig?

Nachdem das „Dschungelcamp“ für den geachteten Grimme-Preis nominiert worden war, entbrannte darüber eine – was deren Heftigkeit angeht – noch nie dagewesene Diskussion.[1] Schließlich gewann die Sendung den Preis aber nicht.[2] Katrin Sass ging in der Sendung von Markus Lanz mit dem damaligen „Dschungelkönig“, den die Medien seinerzeit überschwenglich lobten,[3] hart ins Gericht.[4]

Unterschichtfernsehen und Unterschicht

Die Show wirft die Frage auf, welche sozialen Bindungen Menschen eigentlich haben, die nach einem langen Arbeitstag und diversen Besorgungen ihre Freizeit dem aufmerksamen Studium der Gerüchte, Skandale und Lächerlichkeiten einer derartigen Fernsehshow widmen. Als im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends der Begriff „Unterschichtfernsehen“ eine eigene Medienkarriere durchlief (damals anknüpfend an die ebenfalls ordinäre, schamlose und banale Showreihe „Big Brother“ – bei der Kandidaten wochenlang in Container eingesperrt wurden und wie Psychiatrie-Insassen miteinander umgingen –), behauptete der SPD-Politiker und zeitweilige Parteivorsitzende der SPD, Franz Müntefering, öffentlich: „Es gibt keine Unterschicht.“ Anstelle daraufhin jedoch schallendes Gelächter für eine solche Unsinnsbehauptung zu ernten, stiftete Müntefering hingegen mit seiner ideologischen Bekanntmachung eine Debatte darüber, ob primitives Quotenfernsehen eine Unterschicht überhaupt erst erzeuge (die es, so diese sozialpädagogisch-sozialdemokratische Logik, ohne derartige Fernsehprogramme sicher nicht geben würde).

Die Sozialdemokratisierung der BRD-Gesellschaft verläuft von ganz äußeren Umständen über allgemeine Haltungen schließlich – wie sich zeigt – bis hin zu tief verwurzelten Denkschablonen, die das Undenkbare zementieren. Hier: Die Auffassung, eigentlich gebe es keine natürlichen Unterschiede zwischen Menschen – erst recht keine natürlichen Begabungsdifferenzen –, sondern „alle“ seien „gleich“, seien eben „Menschen wie du und ich“. Der Egalitarismus beglaubigt sich im primitiv-vulgären Unterschichtfernsehen nicht nur wieder einmal selber, sondern er schafft auch die medialen und sozialen Randbedingungen, um Nivellierung, Niedergang und eine Gleichschaltung von Emotion, Ideologie und erlernter Hilflosigkeit praktisch zu bewirken.

Teilnehmer (Auswahl)

Siehe auch

Fußnoten