Internationale Filmfestspiele von Venedig 1938

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Der für die Internationalen Filmkustausstellungen erbaute „Palazzo del Cinema“ in Venedig
Im Rahmen eines festlichen Empfanges überreichte der italienische Botschafter Bernardo Attolico den italienischen Filmpreis „Copa Mussolini“ an Leni Riefenstahl. Gleichzeitig wurde ein Ehrenpreis an Zarah Leander übergeben. Der italienische Botschafter beglückwünschte Zarah Leander; links Leni Riefenstahl und Professor Ritter

Die 6. Internationalen Filmfestspiele von Venedig fanden vom 8. bis 14. August 1938 statt. Diese Festspiele zählen zusammen mit den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und der Berlinale zu den bedeutendsten Filmfestivals der Welt und wurden erstmals 1932 in der italienischen Stadt Venedig ausgetragen.

Hintergrund

Der deutsche Film und die Leistungen der deutschen Filmschaffenden setzten sich im filmkünstlerischen Wettbewerb von Venedig 1938 erfolgreich durch. Die Anerkennung, die die deutschen Filmkunst mit der Zuteilung der höchsten internationalen Auszeichnung, des „Coppa Mussolini", sowie weiterer wertvoller Preise gezollt wurde, zeigt deutlich den Eindruck, den die vorgeführten deutschen Filme im Rahmen der internationalen Konkurrenz gemacht hatten. Bei den Filmfestspiele wurden fünfzig der besten Filme aus allen Ländern der Erde mit insgesamt rund 150.000 Filmmetern, dazu die Kulturfilme aus siebzehn Nationen, zur Vorführung dargestellt.

Auch die letzten Tage der „VI. Internationalen Filmkunst-Ausstellung, Venedig, 1938“ brachten eine ganze Reihe bemerkenswertester Filmschöpfungen. Da war zunächst der – mit dem Großen Kunstpreis der Biennale ausgezeichnete – Walt-Disney-Film „Snow white and the seven dwarfs“ (Schneewittchen und die sieben Zwerge), ein abendfüllender farbiger Zeichentrickfilm mit Bildern, die in ihrer Auffassung und ihrer Wirkung damals einmalig waren. Walt Disney und seine Mitarbeiter hatten in zweijähriger Arbeit diesen Film gestaltet, und sie haben eine Leistung vollbracht, die künstlerisch, stilistisch und bildmäßig volle Anerkennung verdient hatte – ein buntes Märchen für jedermann.

Ebenfalls von Format war der amerikanische Großfilm „Maria Antoinette“, der der Hauptdarstellerin Norma Shearer die „Coppa Volpi“ für das beste Spiel eintrug. Großzügig in seiner Anlage, außergewöhnlich in der Gestaltung und eindringlich in der Darstellung gehörte dieses Werk, welches unter der Leitung von W. S. van Dyke entstand, zu den Spitzenwerken des Jahres 1938. Der Leidensweg der letzten französischen Königin fand eine würdige Gestaltung, wozu Schauspieler vom Range eines Tyrone Power, eines John Barrymoore und eines Robert Morlay wesentlich beitrugen.

Durch seine farbenprächtigen Bilder gefiel die Filmrevue „Goldwyn–Follies“, die allerdings nicht frei von peinlichen Kitschwirkungen ist und lediglich mit einer Medaille für die Technik ausgezeichnet wurde.

Wenn man die wunderbare Wirkung des ebenfalls farbigen Mark–Twain-Films „The adventures of Tom Sawyer“ dagegenstellt, der berechtigt die „Coppa P.N.F.“ zugesprochen erhielt, dann zeigt es sich erst, wie sparsam die Farbe zu jener Zeit anzuwenden war, damit sie den filmischen Eindruck erhöht und nicht verletzt.

Der englische Film spielte mit „Pygmalion“ (Regie: Anthonie Asquith und Leslie Howard), einer Verfilmung des bekannten Salonstückes von G. B. Shaw, seinen letzten Trumpf aus, und wußte durch die Darstellung des mit der „Coppa Volpi“ für den besten männlichen Darsteller ausgezeichneten Leslie Howard und seiner Partnerin Vendy Hiller beachtliche Wirkungen zu erzielen. Der Film errang einen berechtigten Publikumserfolg, schon infolge seiner ausgefeilten Dialoge und einer sauberen Darstellerführung.

Frankreich sicherte sich den „Pokal der internationalen Jury“ für die Zusammenstellung aller gezeigten Filme sowie die „Coppa Ministro della Cultura Popolare“ für „Prisen saus Barreaux“ (Gefängnis ohne Gitter).

Mit einer Medaille wurde der Regisseur des künstlerisch und fotografisch beispielhaften Filmes „Quai des brumes“, Marcel Carne, belohnt, der einer an sich niederdrückenden und destruktiven Handlung aus dem Leben asozialer Menschen wirklich interessante Seiten abzugewinnen wußte und seine Darsteller Jean Gabin, Michel Simon und die übrigen zu überdurchschnittlichen künstlerischen Leistungen führte. Von französischer Seite wurden noch eine Tragikomödie „L’Innocent“ mit dem bekannten Komiker Noel-Noel und ein technisch und künstlerisch ansprechendes Schauspiel aus dem Schmugglerleben „Ra mountcho“ (Regie: René Barbaris) gezeigt, die ebenfalls, wie „Quai des brumes“, ihre Wirkungen aus der Tiefe holten und in die Schicksale vom Leben mißbegünstigter Menschen hineinleuchteten.

Eindrucksvolle Filmleistungen bot das Gastland Italien dar. Nach dem mitreißenden Film vom Leben des großen Meisters Giuseppe Verdi, der verdient die „Coppa der Faschistischen Partei“ errang, kam als zweiter das harmlose, aber liebenswürdige, von Gennaro Righelli ansprechend und flott inszenierte Lustspiel „Hanna rapito un uomo“ (Der verschwundene Bräutigam) zur Vorführung, welches sich einen großen Erfolg holte und für seine Darstellung (Vittorio di Sica und Cattarina Boratto) mit einer Medaille ausgezeichnet wurde. Als letzter italienischer Film kam „Sotto la croze del sud“ zur Vorführung, ein Kolonialfilm, der jedoch die Güte von „Die weiße Schwadron“ nicht erreichte. Dazwischen lag Italiens Spitzenfilm des Jahres „Luciano Serra Pilota“, der unter der Oberleitung von Vittorio Mussolini und der Spielleitung von Goffredo Alessandrini entstanden war und der die großen Erwartungen, die man an ihn knüpfte, voll erfüllte. Hier war ein echtes Lebensschicksal eines Kämpfers, des Kampffliegers Serra, vom Kriegsende bis zum Abessinienfeldzug in klarer, eindeutiger und mitreißender Form geschildert, und in diese Handlung eingebaut die Schilderung des Siegeswillens der italienischen Truppen in Afrika. Dieser letzte Teil, die Kämpfe in Abessinien, waren realistisch und mitreißend geformt, und man spürt den Willen der Gestalter und der Darsteller (voran Amadeo Nazzaro, Mario Ferrari und Germana Paolieri), einen ganz großen nationalen Film zu schaffen, einen Film künstlerischer Prägung, der aufwühlte. Die Auszeichnung mit dem „Mussolini-Pokal“ als bester italienischer Film war vollauf verdient und gab den Wert dieses Filmes wieder.

Der ungarische Film trat mit zwei guten Unterhaltungsstoffen „A nosz ty fiu esete“ (von Szekely Istvan mit Paul Javor, Eva von Szorenyi und Manyi Kiß flüssig gestaltet) und „Rezi Pentek“ (mit der temperamentvollen Ida Turay, Spielleitung: Laslo Vajda) in Erscheinung, die zwar keine künstlerischen Höchstleistungen zeigten, jedoch aufgrund ihrer Handlung und Form allgemeines Gefallen fanden.

Die Tschecho-Slowakei zeigte als letzten den Film „Cech panen kutnohorskych“ (Die Kuttenberger Jungferngilde), einen von Ottokar Vavra in gefälliger, launiger, oftmals satirischer und allzu freier Art gestalteten Abenteurerstoff aus dem Mittelalter, der dem behäbigen, satten Bürgertum der damaligen Zeit die Wahrheit sagte. Er erhielt die „Coppa des Istituto Nazionale LUCE“, die einem Film mit geringer Produktion zufallen mußte.

Über die in den letzten Tagen vor Schluß der Weltfilmausstellung vorgeführten deutschen Filme waren „Olympiade II. Teil“, „Urlaub auf Ehrenwort“ und „Yvette“.

Von den in den ersten Tagen der Schau gezeigten Filmen sicherten sich noch Preise der ausgezeichnete japanische Kriegsfilm „Die Patrouille“ (Coppa des Volkskultur-Ministeriums), „The Drum“, England (Coopa der Stadt Venedig), die amerikanischen Filme „Jezebel“, „Vivacious Lady“, „The rage of Paris“ (Medaillen), der mexikanische Film „Alla en el rancho grande“ (Medaille), der englische Film „Break the news“ (Medaille), der schwedische Film „En kvinnas ansikte“ (Medaille) und der polnische Film „Genuisz Sceny“ (Medaille).

Auch die Filmkunstausstellung von 1938 am Lido von Venedig hatte ihre Ziele erreicht, einen Querschnitt durch die künstlerische Situation des Films auf der Welt zu geben und Anregungen für das weitere Schaffen zu bieten.

Preisträger

Literatur