Internationale Filmfestspiele von Venedig 1936

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Während der Filmvorführung der IV. Internationalen Filmkustausstellungen in einem großen Freilichttheater am Lido

Die 4. Internationalen Filmfestspiele von Venedig fanden vom 10. bis 31. August 1936 statt. Diese Festspiele zählen zusammen mit den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und der Berlinale zu den bedeutendsten Filmfestivals der Welt und wurden erstmals 1932 in der italienischen Stadt Venedig ausgetragen.

Hintergrund

In Venedig fanden seit 1895 bisher alle zwei Jahre wiederkehrende Kunstausstellungen statt, die unter dem Namen Biennale (zweijährig) bekannt wurden. Erst 1934 wurde beschlossen, auch dem Film als künstlerischem Ausdrucksmittel im großen Raum der allgemeinen Kunstausstellung einen besonderen Platz einzuräumen. Dieser Plan fand die Zustimmung der filmproduzierenden Länder; besonders Deutschland nahm fördernden Anteil an der Gestaltung dieses Planes. Das große Interesse, das man in der ganzen Welt insbesondere der Filmkunstausstellung schenkte, veranlaßte schließlich 1934, die filmischen Wettbewerbe aus dem allgemeinen Rahmen der „Biennale“ herauszunehmen, und sie unabhängig davon jedes Jahr stattfinden zu lassen. Man ging dabei von dem Gedanken aus, daß gerade der Film als ständig sich weiterentwickelndes, modernes und interessantes Ausdrucksmittel in dem gedachten internationalen Wettbewerb keine zweijährige Pause vertragen kann. Die Bedeutung der nun alljährlich zu veranstaltenden filmischen Wettbewerbe, die in einem Freilichttheater am Lido bei Venedig ausgetragen wurden, ging insbesondere daraus hervor, daß ein königlich-italienisches Dekret ihnen die Verfassung einer selbständigen Körperschaft schenkte und daß 1936 auch die Internationale Filmkammer ihnen die ideelle Unterstützung gab. Erstmalig ließen sich auch die Regierungen der beteiligten Länder durch offizielle Delegierte vertreten. An der Internationalen Filmkunstausstellung Venedig 1936 hatten sich zwölf europäische und überseeische Nationen beteiligt. Die deutsche Delegation stand unter der Führung des Reichsfilmkammer-Präsidenten, Staatsministers a. D. Professor Dr. Lehnich. Außer Tagungen der Internationalen Filmkammer, deren Präsident gleichfalls Prof. Dr. Lehnich war, fanden Besprechungen des Internationalen Filmtheaterbesitzer-Verbandes unter Vorsitz seines Präsidenten Fritz Bertram, Berlin, statt.

Die deutschen Filme hatten glückliche Vorführungszeiten. Gleich am Eröffnungstage der Filmkunstausstellung konnte ein deutscher Kulturfilm Die Kamera fährt mit unter starkem Beifall gezeigt werden. Insgesamt waren zu den Wettbewerben sechs deutsche Spielfilme; zwei dokumentarische und sechs Kurz-Kulturfilme gemeldet. Mit besonderem Interesse erwartete man die Vorführungen des Luis Trenker-Films „Der Kaiser von Kalifornien“ und des Carl Froelich-Films „Traumulus“ mit Emil Jannings in der Hauptrolle. Die überragende Gestaltungskraft des Meisterdarstellers Emil-Jannings, der dem Menschenschicksal des Gymnasialprofessors Niemeyer in „Traumulus“ erschütternde Ausdeutung gibt, verstand auch am Lido das internationale Publikum zu fesseln und zu ergreifen. Leider blieb der mit dem deutschen Staatsfilmpreis ausgezeichnete Film in seinen Dialogszenen dem internationalen Publikum nicht immer verständlich, weil er ja — wie alle Filme am Lido — in Originalfassung und damit auch in Originalsprache gezeigt werden mußte. Es war ein glückliches Zusanmentreffen, daß der Luis-Trenker-Film „Der Kaiser von Kalifornien“ an einem der letzten Tage der Internationalen Filmkunst-Ausstellung im Beisein und auf Einladung des italienischen Propagandaministers Dino Alfieri, dem damals am Lido weilenden Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Goebbels, gezeigt werden konnte. Man hatte außer dem Trenker-Film an diesen Abend noch den Film von den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Patenkirchen „Jugend der Welt“, eingesetzt.

Außerdem wurde der deutsche Kulturfilm „Ein Meer versinkt“" gezeigt, der nach seiner phantastisch anmutenden Problemstellung die Absenkung des Mittelmeerspiegels um mehrere hundert Meter und damit die Gewinnung neuer Landflächen zum Vorwurf hatte. Diesem in Wahrheit deutschen Filmabend am Lido wurde höchste Anerkennung gezollt. Hohe Persönlichkeiten des italienischen Staates, der italienischen Gesellschaft und des italienischen Filmwesens, führende Männer der internationalen Filmwirtschaft und die Vertreter des deutschen Films, an ihrer Spitze der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Dr. Goebbels und seine Gattin, wohnten den Filmvorführungen bei. Nicht nur am Lido, sondern auch in Venedig — wo immer sich Dr. Goebbels und seine Gattin zeigten -- waren sie der Gegenstand herzlicher und begeisterter Begrüßungen. Einladungen verschiedener Art, u. a. der italienischen Regierung, der Stadt Venedig, des Herzogs von Genua, des Grafen Volpi, Besichtigungen der Sehenswürdigkeiten Venedigs und industrieller Anlagen, Stunden angeregten Beisammenseins mit führenden italienischen Persönlichkeiten unterstrichen die Bedeutung, die man seitens Italiens diesem Besuch beimaß. Besondere Beachtung fand auch die Anwesenheit Luis Trenkers und Lilian Harveys. Ein filmischer Gesamtquerschnitt durch die Olympische Wochenschau-Berichterstattung fand besonderen Beifall. Dieser Film, auf Veranlassung von Präsident Prof. Dr. Lehnich vorgeführt, konnte binnen kürzester Frist nach der feierlichen Schlußfeier der Olympischen Spiele ungemein interessante Bilder zeigen und fand im Hinblick auf die technische Meisterleistung und der schnellen Heranbringung besonderen Dank. Auch die Pressestimmen der führenden italienischen Zeitungen, der ganzen Fachpresse, aber auch der sonstigen ausländischen Blätter widmeten dem am Lido gezeigten deutschen Film anerkennende Besprechungen.

Nicht nur der Lido, wo des Abends in einem großen Hotelgarten am Strande die Filmvorführungen im Freien stattfanden, sondern auch der Rahmen, das gesellschaftliche Bild der Veranstaltungen waren mit einer besonderen Atmosphäre erfüllt. Das Leben einer internationalen Gesellschaft, die Eleganz des Lido, die jahrhundertealte Tradition der Dogenstadt — die verschiedenen Arbeitstagungen der Internationalen Filmkammer und des Internationalen Filmtheaterbesitzer-Verbandes fanden im Dogenpalast statt — umgaben die eigentlichen Filmvorführungen. Amerikanische Dollarprinzessinnen, schlanke Damen aus England, dunkle Italienerinnen, scharmante Französinnen, interessante deutsche Frauen, alle in erlesenem Schmuck, Herren in Smoking oder weißem Frack, braungebrannt von der heißen Sonne unter dem ewig blauen italienischen Himmel, waren das Publikum, das den Filmvorführungen beiwohnte Nach den Filmen, deren Vorführungen nach Mitternacht beendet waren traf man sich auf der Terrasse des Hotels, wo für die Unterhaltung der mit schweren Schrankkoffern gesegneten Gäste gesorgt wurde. Gestern abend: „Juwelenabend“, heute: „Mittsommerfest“, morgen: „Blumenabend“ —

Die Filme wurden in der Originalfassung und demnach auch in Originalsprache gezeigt, vor der jeweiligen Vorführung von einem Sprecher über den Lautsprecher in deutscher, italienischer, französischer und englischer Sprache inhaltmäßig erklärt wurden, so mußte doch, insbesondere bei Dialogfilmen, die sich mehr auf die Sprache als auf die Handlung stützen, das Mitgehen leiden. Es muß auch gesagt werden, daß das Publikum am Lido selbst durch die filmischen Wettbewerbe zum größten Teil unterhalten werden wollten. Seinen Äußerungen kommt also nicht immer das entscheidende Kriterium zu. Die Urteile der Jury, denen beste Kenner des internationalen Films angehörten, sind ganz anders zu werten und selbstverständlich von den Äußerungen des allgemeinen Publikums unabhängig. —

Das Ende der Internationalen Filmkunstausstellung und ihr Höhepunkt, die Preisverteilung an die im Wettbewerb beteiligten Filme, gestaltete, sich zu einem Triumph für das deutsche Filmschaffen, das mit acht Preisen an der Spitze aller beteiligten Nationen stand. Die Vielfalt der verschiedenen durch die internationalen Schiedsrichter prämiierten deutschen Filme bewies, daß sich die Filmkunst im neuen Deutschland als lebendiger Organismus nicht nur in einem Fach bewährt hatte, sondern daß sie auf allen Gebieten des Films Höchstleistungen hervorzubringen imstande ist, Höchstleistungen, die denn auch vor den Augen dee gesamten Welt bestehen konnten, den Machenschaften gewisser mißgünstiger Filmkreise des Auslandes zum Trotz. Der höchste zu verleihende Preis, der Mussolini-Pokal wurde dem Luis Trenker-Film „Der Kaiser von Kalifornien" (Tobis-Rota) zuerkannt, der damit an die erste Stelle im Filmschaffen der Welt gerückt ist.

Reichsminister Dr. Goebbels richtete an Luis Trenker, der zur dieser Zeit in Italien an seinem neuen Film arbeitet, in einem Telegramm seine herzlichsten Glückwünsche und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß Trenkers künstlerisches und konsequentes Filmschaffen eine sichtbare internationale Ehrung gefunden habe.

Als bester dokumentarischer Film erhielt der unter der künstlerischen Oberleitung des Vizepräsidenten der Reichsfilmkammer Hans Weidemann hergestellte Film der Olympischen Winterspiele „Jugend der Welt“ den Preis des Instituts Luce; als hervorragender Musikfilm wurde der UFA-Film „Schlußakkord“, den Detlef Sierck inszeniert hatte, mit einer Medaille ausgezeichnet. Eine Medaille erhielten ferner der UFA-Film „Verräter“, der ein Bild der jungen deutschen Wehrmacht vermittelte, und der Film „Ave Maria“ (Itala-Syndikat-Film), die Filmarbeit des großen italienischen Tenors Benjamin Gigli. Die Kultur- und Lehrfilme „Metall des Himmels“ (UFA), „Ein Meer versinkt“ (Bavaria-Film) und „Die Kamera fährt mit“ (Tobis) wurden ebenfalls mit Medaillen ausgezeichnet. Unter den Filmendes Auslandes erhielten für die beste Regiearbeit der Regisseur Jacques Feyder den Preis, für den französischen Film „Die klugen Frauen“; als beste Schauspielerin wurde Annabella für ihre Leistung in „Zwischen Abend und Morgen“ („Veille d’armes“) preisgekrönt; Paul Muni erhielt das Prädikat des besten Schauspielers für seine Darstellung in „Das Leben von Louis Pasteur“. Der britische Film „Tudor Rose“ erhielt den Preis für hervorragende Fotografie, als bester politisch-sozialer Film wurde der italienische Abessinienfilm „Marsch der Helden“ und als wissenschaftliches Filmwerk der Duce-Film „Ein Blick auf den Meeresgrund“ mit einem Preis ausgezeichnet. — Auf dem Gebiete des Schmalfilms erkannte der Preisausschuß für den Spielfilm den ersten Platz dem italienischen Film „Der Fall Waldemar“ zu. Den zweiten Preis erhielt der deutsche Film „Bommerli“ von Richard Groschopp.

Deutschland bekam ferner im Schmalfilmwettbewerb für den künstlerischen Dokumentarfilm „Spreewald“ von Ottomar Krupski einen dritten Preis und für den Lehrfilm „Saga“ von Willy Ramme einen zweiten Preis. Nach dem Abschluß der Internationalen Filmkunstausstellung äußerte sich der Präsident des Reichsfilmkammer grundlegend zu dem triumphalen Erfolg der deutschen Filme in Venedig.

Preisträger

Literatur