Froelich, Carl

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Professor Carl Froelich (1875–1953)

Carl August Hugo Froelich (Lebensrune.png 5. September 1875 in Berlin, Todesrune.png 12. Februar 1953 in Berlin) war ein deutscher Filmpionier; er war Regisseur, Kameramann, Produzent und Drehbuchautor.

Leben

Ausbildung

Carl Froelich wurde am 5. September 1875 in Berlin als Sohn des Postbeamten Carl August Emil Alexander Froelich und dessen Frau Anna Mathilde Sophie, geb. Herzog, geboren. Nach dem Studium der Elektrotechnik an den Technischen Hochschulen in Darmstadt und Berlin arbeitete Froelich bei Siemens & Halske.

Filmkariere

Am 3. Februar 1903 trat er der Konstruktionsabteilung der Gesellschaft Oskar Messters bei, dem führenden Hersteller kinematographischer Apparate. Neben der Mitarbeit an technischen Entwicklungen – u. a. des Biophon-Tonbild-Systems – stellt Froelich Filmaufnahmen her, darunter Dokumentarfilme für wissenschaftliche Zwecke (Wirkungen von Giften auf das menschliche Herz, gedreht im Pharmakologischen Institut der Universität Berlin; Operation eines Schleppfußes, gedreht im Messter-Atelier, Friedrichstr. 16) und Aktualitäten, wie die spektakulären Bilder vom Berliner Gleisdreieck-Unglück 1908.

Außerdem drehte er Ton-Bilder, u. a. 1906 das Debüt von Henny Porten („Meissner Porzellan“) und Spielfilme (nur z. T. nachweisbar); zugeschrieben werden ihm die Aufnahmen der meisten Porten-Filme bis zum Ersten Weltkrieg.

1913 übernahm er als Koregisseur (neben William Wauer) die Inszenierung des teuren Großfilms „Richard Wagner“ und fügte Trickillusionen des Fliegenden Holländers auf hoher See bei. In Deutschland als kulturelle Schandtat qualifiziert, wird der Film in den VSA zum Erfolg, spielt seine Herstellungskosten jedoch nicht ein. Froelichs Hauptaktivität gilt der Kamera; Regie führt er nur gelegentlich („Problematische Naturen“, „Tirol in Waffen“).

Erster Weltkrieg

Nach Kriegsbeginn bei einer Fliegerabwehrstaffel, wurde er zum Heeresfilmamt abkommandiert. Als einer von acht zugelassenen Frontoperateuren drehte er Kriegsberichte für die „Messter–Woche“. Als Ausbilder und Beobachtungsflieger arbeitete er mit Messters Reihenbildner, die, von Flugzeugen aus aufgenommen, zusammengesetzt weite Kampfgebiete und Operationsfelder mit größerer Genauigkeit als die besten Karten wiedergaben und vor allem auch manchmal entscheidende Einzelheiten erkennen ließen.

Weimarer Republik

Nach dem Krieg war er beim Film erst als Techniker und dann als Kameramann tätig. 1919/20 arbeitete er als Regisseur für die Maxim-Film Ges. Ebner & Co.; u. a. dreht er Filme mit der Porten-ähnlichen Lotte Neumann („Arme Thea“; „Der Klapperstorchverband“), mit Lil Dagover („Der Tänzer“) und „Die Brüder Karamasoff“ mit Emil Jannings und Fritz Kortner.

1920/21 folgten zwei Dagover-Filme für die Decla-Bioskop sowie der Asta-Nielsen-Film „Irrende Seelen“ nach „Der Idiot“ von Dostojewski. 1920 erfolgte die Gründung der Firma Froelich-Film GmbH, Berlin.

Froelichs Filme wurden von der Kritik gefeiert: „[…] etwas wirklich Neues, […] die Darstellung seelischer Vorgänge im Angesicht des Menschen […] in Nahaufnahmen" (zu „Irrende Seelen“ in Güttinger). Froelichs filmische Umsetzung der Eifersuchts-Spannungen dreier Menschen in „Der Wetterwart“ empfindet Béla Balácz als „eine Revolution […] Die Handlung geht zwar nicht weiter, der Zustand ändert sich nicht. Aber die Bilder ändern sich in fieberhafter Flucht.“ („Der Tag“, 13. Juni 1924).

Nach dem Erfolg des Porten-Films „Mutter und Kind“ im In- und Ausland gründen Froelich, Porten und ihr Mann Wilhelm von Kaufmann am 26. September 1924 die Henny Porten-Froelich Produktion GmbH, Berlin. Popularität und Professionalität von Star und Regisseur prägten die 15 bis 1929 entstandenen Filme.

Komödien unterstreichten Henny Portens (Ver-) Wandlungsfähigkeit („Das Abenteuer der Sibylle Brant“) und ernste oder tragische Filme ihre „Mütterlichkeit“ und Souveränität („Die große Pause“, „Zuflucht“).

1929, nach Froelichs Trennung von Porten, nahm die Froelich-Film GmbH die Produktion wieder auf. In London entstand – wegen der hohen Herstellungskosten als deutsch-französische Gemeinschaftsproduktion – einer der ersten drei deutschen Tonfilme, „Die Nacht gehört uns“, der dem Tonfilm in Deutschland zum Durchbruch verhalf.

Froelich benutzte den Ton nicht allein als Informationsträger oder Attraktion, sondern zur Erzeugung von Authentizität, zur Gefühls- und Charakterzeichnung. Hans Albers’ Nuscheln wird zur „unverständlich gemurmelten Begleitmusik“ (W. Fiedler); italienische Bauern sprechen italienisch: „Es wirkt wie das Bild einer Originallandschaft, als akustische Originalnaturaufnahme. Sprachlandschaft.“ (B. Balázs).

1931 entstand der „Gemeinschaftsfilm“ (in einer Gruppe hergestellt und von einem Konsortium finanziert) „Mädchen in Uniform“, der preußische Erziehung in einem Mädchenpensionat kritisiert und die Liebe zwischen Frauen – einer Schülerin (Froelichs Entdeckung Hertha Thiele) und ihrer Lehrerin – thematisiert. Froelich begnügte sich mit der technisch-künstlerischen Oberleitung, die Inszenierung des nur mit Frauen besetzten Films übernahm Leontine Sagan.

Froelichs Firma, zu der ein eigenes Tonfilmstudio in Berlin-Tempelhof, Borussiastraße, gehörte, produzierte auch Filme anderer Regisseure, so von Rolf Hansen, Froelichs Assistenten, der den ersten deutschen Farb-Kurzspielfilm „Das Schönheitsfleckchen“ inszenierte.

Drittes Reich

1933 wurde Froelich Mitglied der NSDAP. Seine Filmgesellschaft wurde staatsmittelbar, doch eng mit der UFA verbunden. Ab 1933 stand Froelich an der Spitze des Gesamtverbandes der Filmherstellung und Filmverwertung.

1934 drehte er für die Reichspropagandaleitung der NSDAP den Film über den weiblichen Reichsarbeitsdienst „Ich für Dich – Du für mich“. Als Produzent gediegener Unterhaltungsfilme änderte Froelich seit der Mitgliedschaft in der Partei seinen Stil.

Der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zeichnete zum 30. Januar 1937 auf Vorschlag des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda namhafte deutsche Künstler mit der Verleihung eines Titels aus. Unter anderem wurde Carl Froelich zum Professor ernannt.[1] Am 30. Juni 1939 wurde er Präsident der Reichsfilmkammer.

Froelich inszenierte Filme mit Zarah Leander („Heimat“, „Es war eine rauschende Ballnacht“, „Das Herz der Königin“), Ingrid Bergman („Die vier Gesellen“) und 1943 mit Henny Porten als energievolle Dame den halb nostalgisch-melancholischen, halb zukunftsoptimistischen Zweiteiler „Familie Buchholz“ / „Neigungsehe“.

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende wurde Froelich inhaftiert und 1948entnazifiziert“. Sein Atelier war im Krieg schwer beschädigt worden und wurde nicht mehr in Betrieb genommen. Später entstanden unter seiner Produktion 1950/51 mit der Froelich-Film GmbH drei Filme, deren Erfolg eher gering blieb.

Anläßlich seines 50. Filmjubiläums viel geehrt, wurde er Ehrenpräsident der SPIO, Berlin, und Ehrenmitglied des Verbandes der Filmschaffenden sowie des Deutschen Bühnen-Clubs.

Carl Froelich, seit 1938 mit der Schauspielerin Edith Elisabeth Faust verheiratet, starb am 12. Februar 1953 in Berlin an einer Lungenentzündung.

Zitate

  • „Der deutsche Film steht zum Führer. Nie und nirgends sonst hat ein Staatsoberhaupt so engen und produktiven Anteil an dem künstlerischen Ausdruckswillen seines Landes genommen. Dafür dankt ihm die Kunst mit einem einstimmigen Ja.“[2]

Auszeichnungen

Filmographie

Regie
Drehbuch
  • 1914: Tirol in Waffen
  • 1917: Die Ehe der Luise Rohrbach
  • 1918: Der Rubinsalamander
  • 1919: Unschuldige Sünderin
  • 1919: Der Tänzer. 1.Teil
  • 1919: Die Verführten
  • 1919: Der Tänzer. 2. Teil
  • 1919: Der Klapperstorchverband
  • 1919: Arme Thea
  • 1920: Toteninsel
  • 1921: Irrende Seelen
  • 1922: Der Taugenichts
  • 1926: Wehe, wenn sie losgelassen
  • 1934: Volldampf voraus!
  • 1935: Liselotte von der Pfalz. Frauen um den Sonnenkönig
  • 1935: Ich war Jack Mortimer
  • 1935: Traumulus
  • 1936: Das Schönheitsfleckchen
Kamera
  • 1906: Meißner Porzellan
  • 1908: Berliner Hochbahnkatastrophe vom 26.9.1908
  • 1910: Japanisches Opfer
  • 1911: Das gefährliche Alter
  • 1911: Ein Fehltritt. Die Tragödie einer Geächteten
  • 1911: Die Großstadt bei Nacht, wie sie weint und lacht
  • 1911: Tragödie eines Streiks
  • 1912: Ein Leben
  • 1912: Des Lebens Würfelspiel. Rosen und Dornen vom Weg des Lebens
  • 1912: Adressatin verstorben
  • 1912: Geächtet
  • 1912: Sonnenfinsternis am 17.4.1912
  • 1912: Des Pfarrers Töchterlein
  • 1912: Die Königin der Nacht
  • 1912: Ein Ehrenwort
  • 1912: Einer Mutter Opfer
  • 1912: Jung und Alt
  • 1912: Kämpfende Herzen
  • 1912: Maskenscherz
  • 1912: Schatten des Lebens
  • 1912: Erloschenes Licht
  • 1912: Der Schatten des Meeres
  • 1912: Die Toten schweigen
  • 1912: Teuer erkauftes Glück
  • 1912: Um Haaresbreite
  • 1913: Ihr guter Ruf
  • 1913: Das Opfer
  • 1913: Ihre Hoheit
  • 1913: Eva
  • 1913: Um das Glück betrogen
  • 1913: Der Feind im Land
  • 1913: Schuldig
  • 1913: Komtesse Ursel
  • 1913: Richard Wagner
  • 1913: Der wankende Glaube
  • 1913: Der Weg des Lebens
  • 1914: Bergnacht
  • 1914: Das Tal des Traumes
  • 1914: Die große Sünderin
  • 1914: Erstarrte Liebe
Produzent
  • 1914: Um ein Haar ...
  • 1921: Im Banne der Kralle
  • 1922: Der Taugenichts
  • 1922: Luise Millerin
  • 1923: Der Schatz
  • 1924: Mutter und Kind
  • 1925: Kammermusik
  • 1925: Das Abenteuer der Sibylle Brant
  • 1925: Tragödie
  • 1926: Rosen aus dem Süden
  • 1926: Die Flammen lügen
  • 1926: Wehe, wenn sie losgelassen
  • 1927: Meine Tante – Deine Tante
  • 1927: Violantha
  • 1927: Die große Pause
  • 1928: Liebe und Diebe
  • 1928: Lotte
  • 1928: Zuflucht
  • 1928: Liebe im Kuhstall
  • 1929: Liebfraumilch
  • 1929: Die Frau, die jeder liebt, bist Du
  • 1929: Die Nacht gehört uns
  • 1929: La nuit est à nous
  • 1930: Brand in der Oper
  • 1930: Barcarolle d’amour
  • 1930: La folle aventure
  • 1930: Hans in allen Gassen
  • 1931: Mitternachtsliebe
  • 1932: Liebe auf den ersten Ton
  • 1932: Gitta entdeckt ihr Herz
  • 1932: Die – oder keine
  • 1932: Diva in Vertretung
  • 1933: Der Choral von Leuthen
  • 1933: Wintersport mit Hindernissen
  • 1933: Der Jäger aus Kurpfalz
  • 1933: Reifende Jugend
  • 1933: Was unsere lieben Kinobesucher nicht zu sehen bekommen
  • 1933: Schlagerpartie
  • 1934: Volldampf voraus!
  • 1934: Der Kuckuck am Steuer
  • 1934: Frühlingsmärchen. Verlieb' Dich nicht in Sizilien
  • 1934: Ich für Dich – Du für mich
  • 1934: Krach um Jolanthe
  • 1935: Oberwachtmeister Schwenke
  • 1935: Der Traum vom großen Los
  • 1935: Lärm um Weidemann
  • 1935: Liselotte von der Pfalz. Frauen um den Sonnenkönig
  • 1935: Ich war ack Mortimer
  • 1935: Traumulus
  • 1936: Der Raub der Sabinerinnen
  • 1936: Wenn der Hahn kräht
  • 1936: Das Schönheitsfleckchen
  • 1936: Wenn wir alle Engel wären
  • 1937: Gabriele eins, zwei, drei
  • 1937: Die ganz großen Torheiten
  • 1938: Andalusische Nächte
  • 1938: Die Umwege des schönen Karl
  • 1938: Carmen de la Triána
  • 1938: Heimat
  • 1938: Die vier Gesellen
  • 1938: Das Leben kann so schön sein
  • 1939: Sommer, Sonne, Erika
  • 1939: Es war eine rauschende Ballnacht
  • 1940: Das Herz der Königin
  • 1941: Der Weg ins Freie
  • 1941: Der Gasmann
  • 1951: Torreani
Produktionsleitung
  • 1929: La nuit est à nous
Herstellungsleitung
  • 1942: Hochzeit auf Bärenhof
  • 1944: Familie Buchholz
  • 1944: Neigungsehe
Künstlerische Oberleitung
  • 1931: Mädchen in Uniform
  • 1936: Das Schönheitsfleckchen
Bauten
  • 1912: Problematische Naturen
Darsteller
  • 1920: Toteninsel

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 1, 3. Januar 1937
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 15, 8. April 1938