Fuller, John Frederick Charles

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John Frederick Charles Fuller (Lebensrune.png 1. September 1878 in Chichester, West Sussex; Todesrune.png 10. Februar 1966 in Falmouth, Cornwall) war ein britischer Offizier, Militärhistoriker, Stratege und Militärschriftsteller. Er erörterte die Kriegsschuldfrage für sowohl den Ersten als auch den Zweiten Weltkrieg, die, wie er feststellte, nicht bei Deutschland lag, was in seiner Heimat und im britischen Offizierkorps kontrovers, aber dennoch offen diskutiert wurde.

Werdegang

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Fuller, den seine Kameraden „Boney“ nannten, trat 1899 der Infanterie bei, diente bis 1902 im Zweiten Burenkrieg, dann bis 1904 in Indien, wo er wegen seiner Typhuserkrankung abgelöst wurde. Im Ersten Weltkrieg diente er als Stabsoffizier und plante Panzerschachten. Anschließend war er unter anderem Chefausbilder an der Generalstabsakademie für Offiziere der britischen Armee (Camberley Staff College) und wurde 1930 zum „major general“ (mit dem Generalleutnant der Reichswehr bzw. Wehrmacht gleichzustellen) befördert und ersuchte 1933 um seinen Abschied.

Nach seinem Ruhestand 1933 engagierte er sich in der britischen Faschistenbewegung unter Oswald Mosley. Als Mitglied der British Union of Fascists war er am Vorstand der Partei beteiligt und war einer der engsten Vertrauten von Mosley. 1935 wurde er von der neuen Wehrmacht eingeladen, an deren ersten bewaffneten Manöver teilzunehmen. Auch 1939, zum 50. Führergeburtstag, erhielt er eine Einladung nach Deutschland. Seine Ideen der mobilen Kriegführung, die er gemeinsam mit Basil H. Liddell Hart entwickelte und die im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs Beachtung fanden, wurden zum Leidwesen der Briten von Heinz Guderian ergänzt und verfeinert und im Westfeldzug 1940 als Blitzkrieg umgesetzt.

Im Zweiten Weltkrieg galt Fuller bei Churchills Sicherheitsapparat als „Nazisympathisant“, der trotz Druck immer wieder öffentlich nach einem Frieden mit Deutschland aufrief. Feldmarschall Alan Brooke erinnert sich in seinem Kriegstagebuch („war diaries“), wie er aufgefordert wurde, gegen Fuller vorzugehen, was er jedoch ablehnte, da er dessen Ansinnen nicht als „unpatriotisch“ einstufte. Dennoch war er der einzige Offizier seines Dienstgrades, der im Zweiten Weltkrieg nicht reaktiviert wurde. Eine Verhaftung und Internierung, die angeblich im Mai 1940 bevorstand, wurde durch seinen Freund Feldmarschall Edmund Ironside, Chef des britischen Reichsgeneralstabes, untersagt. Fuller war außerdem ein langjähriger Mitarbeiter und Schüler des Okkultisten Aleister Crowley und war mit dessen, und anderen, Formen der Magie und Mystik vertraut.

Zitate

  • „Nicht die politischen Lehren Hitlers haben uns in den Krieg gestürzt. Anlaß war der Erfolg seines Wachstums, eine neue Wirtschaft aufzubauen. Die Wurzeln des Krieges waren Neid, Gier und Angst.”[1]
  • „1919 in ihren Friedensverträgen haben die Sieger des Ersten Weltkrieges den Wind gesät und so sicher, wie die Nacht dem Tag folgt, im Zweiten Weltkrieg den Sturm geerntet. Sie haben nichts gelernt und nichts vergessen, und erfüllt von Neid, Furcht und Habgier, haben sie ihre bösen Taten wiederholt und haben zum zweiten Male den Besiegten Ungerechtigkeiten auferlegt. Also haben sie wiederum Wind gesät und werden wiederum Sturm ernten. Böses erzeugt Böses, und wenn ihr blind seid wie Simson, wenn ihr die Säulen des Hauses eurer Feinde niederreißt, dann werden seine Trümmer euch erschlagen.“

Werke (Auswahl)

  • The Reformation of War. Hutchinson & Co, London 1923.
  • The Foundations of the Science of War. Hutchinson & Co, London 1926.
  • Der Krebsschaden Europas. in Hans Krebs, Eugen von Engelhardt (Hrsg.): Die Weltfront. Stimmen zur Judenfrage. Folge 1 (mehr nicht erschienen). Nibelungen, Berlin/Leipzig 1935 (2., erweiterte Auflage eines Werks von 1926; Fuller nur in 1935er-Auflage).
  • Memoirs of an Unconventional Soldier. Nicholson and Watson, London 1936.
  • The First of the League Wars: Its Lessons and Omens. Eyre and Spottiswoode, London 1936.
    • Deutsche Übersetzung: Der erste der Völkerbundskriege: Seine Zeichen und Lehren für kommende. Rowohlt Verlag, Berlin 1937.
  • The Secret Wisdom of the Qabalah: A Study in Jewish Mystical Thought. Rider, London 1937.
  • Das Problem Europa: Ein englischer Soldat über den Sinn des Krieges. Nibelungen-Verlag, Berlin 1940 und Sonderausgabe 1944 gedruckt bei C Wiegend, Dux, Sudeten.
  • The Second World War, 1939–45: A Strategical and Tactical History. Eyre and Spottiswoode, London 1948.
    • Deutsche Übersetzung: Der Zweite Weltkrieg 1939–1945: Eine Darstellung seiner Strategie und Taktik. Humboldt-Verlag, Wien/Stuttgart 1950.
  • A Military History of the Western World. 3 Bände. Funk & Wagnalls, 1954–1956.
    • Deutsche Übersetzung: Die Entscheidungsschlachten der westlichen Welt. Grabert-Verlag, Tübingen 2004, ISBN 3-87847-192-0.
  • The Generalship of Alexander the Great. Eyre & Spottiswoode, London 1958.
    • Deutsche Übersetzung: Alexander der Große als Feldherr. Koehler, Stuttgart 1961.
  • The Conduct of War, 1789–1961: A Study of the Impact of the French, Industrial, and Russian Revolutions on War and Its Conduct. Rutgers University Press, New Brunswick 1961.
    • Deutsche Übersetzung: Die entartete Kunst Krieg zu führen 1789–1961. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1964.

Verweise

Fußnoten

  1. vgl. Fuller: „Der Zweite Weltkrieg”, Wien 1950