Mrugowsky, Joachim
Joachim Mrugowsky ( 15. August 1905 in Rathenow an der Havel; 2. Juni 1948 in Landsberg am Lech) war ein deutscher SS-Oberführer; er verfaßte 1939 und 1944 zwei Memoranden zur biologischen Kriegsführung.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Prof. Dr. Joachim Mrugowsky wurde am 15. August 1905 in Rathenow als Sohn eines Arztes geboren. Seinem Medizin- und Biologiestudium an der Universität Halle von 1925 bis 1931 als Korporierter des Kyffhäuser-Verbandes ging eine Ausbildung zum Bankkaufmann voraus. Zeitgleich mit seiner Doktorpromotion 1930 zum Dr. sc. nat. trat er auch der NSDAP bei (Mitglied Nr. 210049). 1931 bestand er das ärztliche Staatsexamen.
Anfang 1931 wurde er zum Hochschulgruppenführer des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes in Halle ernannt. Zur selben Zeit trat Dr. Mrugowsky auch der SA, in der Funktion eines Standartenarztes, bei. Nach kurzer Zeit trat er wieder aus der SA aus und am 15. November 1931 in die SS (Mitglied Nr. 25.811) ein als Angehöriger der SS-Standarte Küstrin, zuletzt Führer dieser Standarte.
1933 wurde er Assistent am Hygienischen Institut der Universität Halle, an dem er 1934 einen Lehrauftrag für menschliche Erblichkeitslehre und Rassenhygiene erhielt, zugleich lehrte er an der Technischen Universität Hannover. Zugleich war Mrugowsky von 1933 (zuerst als SS-Untersturmführer) bis 1935 aktives Mitglied des SD.
Im Jahr 1935 wurde er hauptamtlicher SS-Führer beim SD-Oberabschnitt Nord-West (Hannover), nebenamtlich übernahm er einen Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Hannover ebenfalls zu dem Thema „Menschliche Erblichkeitslehre und Rassenhygiene“. 1937 habilitierte Dr. Mrugowsky in Halle. 1940 wurde er zum Dozenten für Hygiene und Bakteriologie an der Universität Berlin ernannt.
Schon 1937 wurde Dr. Mrugowsky vom Reichsführer-SS als SS-Sturmbannführer zum Leiter des im Aufbau befindlichen Hygiene-Institutes der Verfügungstruppe der SS ernannt. Gleichzeitig wurde er Chef des Amtes Hygiene im Sanitätswesen der Waffen-SS. Des weiteren wurde Dr. Mrugowsky im selben Jahr zum Standartenarzt der Leibstandarte „Adolf Hitler“ ernannt.
Im Zuge der Umgestaltung des Sanitätswesens am 1. September 1943 wurden das Hygiene-Institut und Mrugowsky als „Oberster Hygieniker“ direkt dem Reichsarzt-SS und Polizei Ernst-Robert Grawitz unterstellt.
Als Chef des Hygieneinstitutes der Waffen-SS war Mrugowsky Vorgesetzter des Hygienefachmanns und späteren „Holocaust“-Kronzeugen der Alliierten, Kurt Gerstein.
Veröffentlichung
1939 veröffentlichte Mrugowsky eine Abhandlung über das ärztliche Ethos unter dem Titel „Christoph Wilhelm Hufelands Vermächtnis einer fünfzigjährigen Erfahrung“.
Nachkriegszeit
Nach Kriegsende warfen die Siegermächte Dr. Mrugowsky vor, ab 1943 als Oberster Hygieniker und Amtschef III beim Reichsarzt SS und Polizei Ernst-Robert Grawitz an Versuchen in Konzentrationslagern, unter anderem im Konzentrationslager Sachsenhausen, beteiligt gewesen zu sein. Insbesondere wurde Mrugowsky zur Last gelegt, als Glied in der Befehlskette zu den Fleckfieberimpfstoffversuchen des KL Buchenwald, die durch seinen Untergebenen SS-Sturmbannführer Dr. Erwin Ding-Schuler durchgeführt wurden, fungiert zu haben.
Ärzteprozeß
Im Zuge des „Nürnberger Ärzteprozesses“ wurde Mrugowsky wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt sowie schließlich verurteilt.
Tod
Am 2. Juni 1948 wurde Dr. Joachim Mrugowsky in Landsberg am Lech widerrechtlich erhängt.
Literatur
- Francois Bayle: Croix gammee contre caducee. Les experiences humanines en allemagne pendant la Deuxieme Guerre mondiale. 1950
- Angelika Ebbinghaus / Klaus Dörner (Hrsg.): Vernichten und Heilen. Der Nürnberger Ärzteprozess und seine Folgen. Berlin 2001
- Joachim Mrugowsky: Das ärztliche Ethos. Christoph Wilhelm Hufelands Vermächtnis einer fünfzigjährigen Erfahrung. München 1939