Görres, Johann Joseph von

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Prof. Dr. phil. h. c. von Görres, Gemälde von J, Settgast 1838; die Forschungsschwerpunkte des Autodidakten waren Germanische Philologie, Mythologie, Naturphilosophie, Universalgeschichte und christliche Mystik. Lehrschwerpunkte waren Altdeutsche Literatur, allgemeine Literaturgeschichte, Universalgeschichte, Mythologie, Philosophie und Physiologie. Zu seinen Schülern gehörten Johann Nepomuk Sepp und Michael Anton Strodl.

Johann Joseph Görres, seit 1839 von Görres (z. T. auch Josef; Lebensrune.png 25. Januar 1776 in Koblenz; Todesrune.png 29. Januar 1848 in München), war ein deutscher Gymnasial- und Hochschullehrer, katholischer Publizist, Übersetzer, Herausgeber und, in Zusammenarbeit mit Reichsfreiherr vom Stein, Karl Justus Gruner u. v. m., vaterländischer Propagandist (in der französischen Besatzungszeit mit dem Pseudonym „Peter Hammer“) und Freiheitskämpfer gegen die Tyrannei Napoleons. Der Sieg gegen die Franzosenzeit weckte in Görres die Hoffnung auf eine nationale Renaissance der Deutschen und auf die Rückkehr der Reichsherrlichkeit, die er von 1814 an durch die Herausgabe der Zeitung „Rheinischer Merkur" zu fördern suchte, die sich an Freiheit und Einheit eines künftigen Deutschen Reiches orientierte, allerdings am 3. Januar 1816 durch die preußischen Regierung verboten wurde.

Wirken

Von Görres war Mitglied einer Freimaurerloge in Koblenz, seit 1813 Mitglied der Casinogesellschaft (Koblenzer Kasino), seit 1817 Mitbegründer des Kobenzer Hilfsvereins zur Unterstützung der hungernden Bevölkerung in der Eifel und im Hunsrück, seit 1842 ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Zu seinem Wirken heißt es:

Josef Görres hat ein unstetes Leben geführt, kühn im zuschnitt, wagemutig in jeder Tat, ungewöhnlich in jedem Gedanken, doch ohne die zielklare Sicherheit, die einen so starken und mächtigen Willen, wie er ihn besaß, zu wirklich großer Schöpfung führt. Als junger Mensch hat er schwärmerischer denn jeder andere der französischen Revolution entgegengejubelt; aber in seinem Alter hat er sich dann auf dunkle ultramontane Politik geworfen. Seine größte, wahrhaft fruchtbare Zeit hat er im literarischen Kampf gegen Napoleon erlebt. Als Rheinländer hat er Preußen nie sonderlich geliebt. Doch als der Korse dem ganzen Reich wie ein Werwolf im Nacken hing, schlug auch Görres in Zorn und Empörung gegen den Würger. Vielleicht hat keiner so blitzende Worte gefunden wie er in seinem „Teutschen Merkur“. Aus dunklen Abgründen stammte sein Zorn, Feuer aus schwarzer Wolke. Die Gewalt seiner Sprache hat zuweilen selbst Arndts urstarke Kraft übertroffen. Görres galt für Napoleon bald als eine der schlimmen deutschen Gefahren, die das lustig gebaute französische Weltreich in seinem Kerne bedrohten.[1]

Zum Charakter des deutschen Volkes und zur Erhebung des Vaterlandes in den Befreiungskriegen schrieb er:

„Und nun, da der Arm des Bösen, der so schwer auf ihm gelegen, zerbrochen ist, gibt sich erst kund, welch unversiegliche Quelle alles Guten in diesem Volk fließt, und wie die Feinde, die ihm alles geraubt, den alten Schatz der Treue, des Mutes und der Vaterlandsliebe ihm nicht rauben können. Durch alle Völkerschaften, die den Boden des alten Germaniens bedecken, geht ein Geist freudiger Entsagung und mutigen Zusammenhaltens, eine schöne Begeisterung glüht in aller Herzen, statt der vorigen dumpfen Betäubung ist eine muntere Regsamkeit eingetreten, eine klare Anschauung der Weltverhältnisse nimmt die Stelle kläglichen Unverstandes ein, das Talent, das wie versiegt schien in flacher Erbärmlichkeit, hat in allen Fächern sich hervorgetan, und ein edler Gemeingeist, der den Teutschen so fremd geworden, umschlingt, wie jene Kette den Heerhaufen der Teutonen, so den großen Bund mit festem Band. Die Folgen dieser Erhebung einer starken Nation sind schon in die Weltgeschichte aufgenommen; die Schlacht bei Leipzig hat ihresgleichen nicht an Wichtigkeit seit jener auf den catalaunischen Feldern; und seit dem großen Bunde der Germanier gegen die römische Oberherrschaft hat Teutchland nie so ein in sich, so wehrhaft, so gründlich stark und unüberwindlich da gestanden.“

Chronologie

  • 1776 Geboren in Coblenz im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation am 25. Januar im Haus zum Riesen, Rheinstraße, als Sohn des wohlhabenden Holzhändlers Moritz Görres und dessen Gemahlin Helena Theresia, geb. Mazza.
  • 1786 Eintritt in das kurfürstliche Gymnasium (ehem. Jesuiten-Kolleg), Mitschüler Clemens Brentanos aus Ehrenbreitstein
  • 1792 Fühlungnahme mit den Mainzer Clubisten
  • 1793 Schulabschluß (nach zweijährigem naturphilosophischem Kursus) mit der Absicht in Göttingen Medizin zu studieren; autodidaktische Studien (Medizin, Naturwissenschaften, Mathematik)
  • 1797 Beteiligt an Proklamation der „Cisrhenanischen Republik“, Sekretär des Coblenzer Clubs, Ende des Jahres Auflösung des Clubs und Gründung der „Patriotischen Gesellschaft“
  • 1799 Verhaftung durch den französischen kommandierenden General Jean-François Leval am 12. Oktober, Bevollmächtigung an den Bürger Görres zur Leitung der Coblenzer Deputation nach Paris am 1. November
  • 1801 Heirat mit Katharina von Lassaulx, Tochter seines Verlegers, die aus einer bekannten Architektenfamilie stammte; Professor an der Secondärschule in Coblenz (bis 1806)
  • 1806 Dozent in Heidelberg „venia legendi“ (Naturphilosophie, Altdeutsche Literatur), engster Kontakt mit den „Romantikern“
  • 1808 Rückkehr nach Coblenz, wieder Professor an der Secondärschule (Physik, Mathematik und Naturgeschichte)
  • 1814 Generaldirektor des öffentlichen Unterrichts in den Provinzen des linken Rheinufers (bis 1816)
  • 1815 Treffen von Goethe, Stein und Görres
  • 1816 Amtsenthebung als Direktor des öffentlichen Unterrichts am Mittelrhein, Aufenthalt in Heidelberg
  • 1817 Wieder in Coblenz – Sammelaktion für die hungernde Bevölkerung von Hunsrück und Eifel
  • 1819 Flucht nach Straßburg vor preußischem Haftbefehl
  • 1820 Reise in die Schweiz
  • 1821 Wieder in Straßburg
  • 1826 Berufung als ordentlicher Professor für „Allgemeine und Litterärgeschichte“ an die Universität München durch Ludwig I. (Antritt 1827, bis 1848). Dieser Ruf, der auf Fürsprache zahlreicher katholischer Freunde zurückging, war mit einer Amnestie verbunden und ermöglichte Görres die Rückkehr aus dem Exil und die Fortsetzung seiner politischen und wissenschaftlichen Arbeit. Sein Haus wird Sammelpunkt der katholischen Spätromantik
  • 1831 Dr. phil. honoris causa
  • 1838 Ephor (Ratgeber und Aufseher der Studenten) und Dekan der Philosophischen Fakultät (bis 1840)
  • 1839 Johann Joseph Görres wird geadelt
  • 1848 Gestorben in München am 29. Januar

Zitat als politisches Instrument

  • Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Zwiespalt brauchte ich unter ihnen nie zu säen. Ich brauchte nur meine Netze auszuspannen, dann liefen sie wie ein scheues Wild hinein. Untereinander haben sie sich gewürgt, und sie meinten ihre Pflicht zu tun. Törichter ist kein anderes Volk auf Erden. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden: Die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgten sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wahren Feinde.[2]

Dieses bekannte Zitat wurde Napoleon von Joseph Görres aus propagandistischen Gründen zur Motivation des Widerstandswillen zugeschrieben – und es verfehlte nicht sein Ziel. Es erschien im Mai 1814 in der von Görries herausgegebenen Zeitung Rheinischer Merkur in den Ausgaben Nr. 51, 52, 54, 56, 61 und sollte mithelfen, die deutschen Leser sowohl gegen die französische Knechtschaft zu empören, als auch den Deutschen im allgemeinen ihre Schwächen, ausgesprochen aus dem Munde ihres Besatzers, drastisch vorzuhalten. Noch bis heute wird das Zitat oftmals als von Napoleon stammend angesehen.

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Görres-Familiengrab auf dem Alten Südlichen Friedhof in München

Zahlreiche öffentliche Verkehrsflächen sind nach ihm benannt:

Veröffentlichungen (Auswahl)

Görres hat unzählige Aufsätze, aber auch Rezensionen (ab 1805 u. a. im „Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Zeitung“), in fremden und in seinen eigenen Zeitungen geschrieben, schon 1797 erlangten seine publizistischen und belletristischen Beiträge im „Koblenzer Intelligenzblatt“ Bekanntheit. Weiter Publikationen waren u. a.:

  • Der allgemeine Frieden, ein Ideal, 1798
  • Aphorismen über Kunst, 1802
  • Über den Fall Teutschlands und die Bedingungen seiner Wiedergeburt, 1810
  • Mythengeschichten der asiatischen Welt, 1810
  • Lohengrin, ein altteutsches Gedicht, 1813 (PDF-Datei)
  • Rheinischer Merkur (Hrsg.), 1814–1816
  • Teutschland und die Revolution, 1819 (PDF-Datei)
  • Beantwortung der in den jetzigen Zeiten für jeden Teutschen besonders wichtigen Frage: Was haben wir zu erwarten?, 1814
  • Europa und die Revolution, 1821 (PDF-Datei)
  • Athanasius, 1838 (PDF-Datei)
  • Die christliche Mystik, 1840–1842 (PDF-Dateien: Band 1,Band 2,Band 3,Band 4, 1. Abtheilung,Band 4, 2. Abtheilung)
  • Der Dom von Köln und das Münster von Strasburg, 1842 (PDF-Datei)
  • Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland (Hrsg.) (in Auswahl auf archive.org)
  • Aspecten an der Zeitwende – Zum neuen Jahre 1848, 1848
  • Die Wallfahrt nach Trier (PDF-Datei)
  • Reden gegen Napoleon; Aufsätze und Berichte des Rheinischen Merkur 1814/1815 (1914) (PDF-Datei)
  • Ueber Grundlage, Gliederung und Zeitenfolge der Weltgeschichte : drei Vorträge, gehalten an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (PDF-Datei)
  • Gesammelte Briefe (PDF-Dateien:Band 1,Band 2,Band 3)
  • Gesammelte Schriften (in Auswahl auf archive.org)

Herausgegebene Zeitschriften

  • Das Rothe Blatt – Eine Dekadenzschrift (1798)
  • Der Rübezahl (1799)
  • Der Rheinische Merkur (1814–1816)
  • Historisch-politische Blätter für das katholische Deutschland (1838)
„1838 gründeten die Juristen Karl Ernst Jarcke (1801-1852) und George P. Philips (1804-1872) die „Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland" als neues Sprachrohr des Görreskreises. Die auch „Gelbe Hefte" genannte Zeitschrift etablierte sich schnell als einflussreichstes literarisches Organ der großdeutsch und föderalistisch ausgerichteten politischen Freiheitsbewegung der deutschen Katholiken im Vormärz und wurde zum neuen Hausblatt Joseph Görres’ und seines Freundeskreises.“[4]

Literatur

  • Johann Nepomuck Sepp: „Görres“ (1896) (PDF-Datei)
  • Joseph Galland: „Joseph von Görres aus Anlaß seiner hundertjährigen Geburtsfeier in seinem Leben und Wirken dem deutschen Volk geschildert“ (1876) (PDF-Datei)
  • Robert Schneppe: „Görres Geschichtsphilosophie. Frühzeit“ (1913) (PDF-Datei)

Fußnoten

  1. Karl Richard Ganzer: Das deutsche Führergesicht, 200 Bildnisse deutscher Kämpfer und Wegsucher aus zwei Jahrtausenden , 1937 Lehmanns-Verlag München
  2. sinngemäß in: Joseph von Görres gesammelte Schriften, Band 1, 1854, Abschnitt 17: „Napoleons Proclamation an die Völker Europas vor seinem Abzug auf die Insel Elba“, S. 379ff., zitiert auf S. 391 (PDF-Datei)
  3. Die Görresstraße am ehemaligen Bundeskanzleramt wurde umbenannt, siehe Stadt Bonn: „Platz der Vereinten Nationen“ wird neue Adresse von UN-Campus, WorldCCBonn und Bundesrat
  4. Johann Joseph (von) Görres (1776-1848), Publizist