Deutsche Nationaltracht

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Der Patriot und Burschenschafter Hoffmann von Fallersleben 1819 in Altdeutscher Tracht
Philipp Veit in Deutscher Nationaltracht, Selbstbildnis 1816

Deutsche Nationaltracht (auch: Alt- oder Alldeutsche Tracht) nannte man einen ca. 1790 aufgekommenen Kleiderstil der „edlen deutschen Zurückhaltung“ wider der welschen Modeeinflüssen, der sich dann nach der Niederlegung der Reichskrone als stilles Symbol des Widerstandes gegen das Diktat der „Franzosenzeit“ galt und insbesondere während der Befreiungskriege rasch zum Ausdruck deutschen Nationalgefühls und deutscher Sehnsucht nach Freiheit und Einigkeit im Widerstand gegen die Tyrannei Napoleons weiterentwickelte.

Name und Optik

Bezeichnung

Der Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich; „Die Figur trägt einen Gehrock, es handelt sich dabei um die altdeutsche Tracht, die Anfang des 19. Jahrhundert von deutschen Patrioten getragen wurde, als Zeichen des Widerstands gegen Napoleon.“[1]

Die „Tracht“, ein Gewand aus feinstem Tuch, war unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt:

  • Altdeutsche Tracht
  • Altteutsche Tracht
  • Nationaltracht
  • Teutsche Nationaltracht
  • Teutsche National-Frauentracht
  • Deutsche Nationaltracht
  • Waffenrock
  • Feierkleid
  • Landwehr-Kleidung
  • Volkstracht
  • National-Kostüm
  • Turnertracht

Aussehen

Die neue Mode baute auf den Elementen des herrschenden Kleidungsstiles auf und ergänzte sie durch Reminiszenzen an das 15. und 16. Jahrhundert (Wams, Halshemd, Barett, geschlitzte Ärmel, schwarzer Samt), das Zeitalter der Reformation und Martin Luthers, das als typisch deutsch empfunden wurde.

Zu den hinzugefügten Elementen gehörten geschlitzte und gepuffte Ärmel sowie für die Damen Halskrausen. Wichtigstes Kleidungsstück bei den Herren war ein langer, eng anliegender (Geh-)Rock, der vielfach mit weit geöffnetem Kragen getragen wurde. Dazu kamen weit geschnittenen Hosen und oft ein großes, samtenes Barett.

Vorherrschende Farbe war Schwarz, die Farbe der Uniformen vieler Freikorps während der Befreiungskriege, insbesondere die der „Schwarzen Jäger“.

Geschichte

Karl Ludwig Sand in Deutscher Nationaltracht

Die Kleidung fand bei Frauen und Männern verschiedener Gesellschaftsschichten großen Anklang. Diese neue vaterländische Mode setzte sich gegen den noch vorherrschenden imperialen Stil der Französischen Revolution durch, der als „französische Modetorheit“ bezeichnet wurde.

„Es kann dem Auge eines echtdenkenden Mannes nicht entgehen, wie auffallend sich mehrere junge Herren dieser Universität zur Schande der biedern deutschen Nation nach dem Muster des letzten Auswurfs der französischen schlechtesten Menschenklasse im Anzuge, sittlichem Betragen, Gebärden und im öffentlichen Anstande signalisieren.“ — Albert Graf von Sztarray, römisch-deutscher Offizier der Reichsarmee im Jahre 1800 in Heidelberg

Burschenschaft

Nach Gründung der Urburschenschaft in Jena im Jahre 1815 wurde sie zum Erkennungszeichen der Mitglieder von studentischen Burschenschaften, die sich für ein vereinigtes Deutschland gegen die Kleinstaaterei des Deutschen Bundes einsetzten.

Bedeutung

Die Nationaltracht galt als Bestandteil des „Arndt-Jahnschen Deutschtums“, dazu kamen eine romantische Vorliebe für das Mittelalter, etwas längere Haare und die bewußte Vermeidung von Fremdwörtern und Ausländerei. Sie wurde fester Bestandteil historisierender Kostümfeste und fand ihren Niederschlag in der zeitgenössischen Portrait- und Historienmalerei.

Kunst

Caspar David Friedrich war einer der vielen Künstler seiner Zeit, der mit Vorliebe Persönlichkeiten in der Altdeutschen Tracht malte. Prominentester Träger dieser Mode war der bayerische Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I.

Verbot

1819 wurde die Tracht der Alldeutschen mit den Karlsbader Beschlüssen und der Demagogenverfolgung als „provokativ und aufrührerisch“ verboten. Aber trotz ihrem „politischen“ Niedergang wurde sie dennoch weiter als Symbol des Widerstandes und als „Gesinnungstracht“ getragen, so z. B. von Philipp Veit, Hoffmann von Fallersleben oder Kronprinz Ludwig I. von Bayern. Erst 1871 mit der Reichsgründung war sie dann schließlich völlig aus der Mode.

Frauen- / Damen-Nationaltracht

Mädchen oder Junge Frau in der Teutschen Nationaltracht (Porzellanmalerei)
Deutsche Frauen-Nationaltracht und ihre farbenfrohe Weiterentwicklung nach Moritz Stifter (1857–1905)
Zur „Deutschen Frauen-Nationaltracht“ erscheinen zur Zeit der Befreiungskriege deutlich mehr Veröffentlichungen als dies für den Bereich der „Deutschen Herren-Nationaltracht“ nachgewiesen wurde. Dabei bleiben die zur „Frauen-Nationaltracht“ herausgegebenen Vorschläge durchweg unbestimmter als jene zur „Herren-Nationaltracht“. Diese Beobachtung läßt sich bereits im Zusammenhang mit der von Ernst Moritz Arndt in seiner Schrift „Ueber Sitte, Mode und Kleidertracht“ im Jahre 1814 vorgebrachten Forderung zu einer „Deutschen Kleidertracht“ machen. Bezüglich des äußeren Erscheinungsbildes der „Frauentracht“ vermag Arndt keine konkreten Angaben zu liefern.
Im Hinblick auf die Verbreitung einer „Deutschen Frauen-Nationaltracht“ zur Zeit der Befreiungskriege kommt dann insbesondere den seit 1813 erstmals gegründeten Frauenvereinen eine entscheidende Rolle zu. Diese Frauenvereine sind ursprünglich zur humanitären Unterstützung der Freiheitskriege gebildet worden. Innerhalb dieser Vereine konnte die weibliche Bevölkerung ihren nationalpatriotischen Beitrag zur Befreiung Deutschlands leisten. Im Januar 1814 heißt es im Journal für Literatur, Kunst und Mode in dieser Hinsicht: „Auch das schöne Geschlecht trägt das Seinige zu dem großen Zwecke redlich bei. Überall bilden sich Frauenvereine, und nicht mehr Gegenstände der Mode, welche für bessere Zeiten ruhen, beschäftigen die schönen Hände unserer Frauen und Jungfrauen, sondern die verschiedenen Bekleidungsbedürfnisse unserer Krieger, welche in dieser rauhen Jahreszeit dem Feinde gegenüber stehen.“ Neben der Versorgung von Kranken und Verwundeten in den Spitälern wurde der Einsatz für die Verbreitung und Gestaltung einer nationalen Frauentracht eine weitere Aufgabe dieser Frauenvereine. Im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Wirken dieser Vereine steht ein Aufsatz des Schriftstellers und zeitweiligen Mitarbeiters des Allgemeinen Anzeigers der Deutschen, Rudolph Zacharias Becker, mit dem Titel „Das deutsche Feyerkleid zur Erinnerung des Einzugs der Deutschen in Paris am 31sten März 1814 eingeführt von deutschen Frauen.“ Die Schrift, die Becker 1814 in Gotha im eigenen Verlag publizierte, beinhaltet unter anderem die an ihn persönlich gerichtete Bitte der Mitglieder eines anonym bleibenden Frauenvereins, den von ihnen selbst entworfenen Vorschlag zur Einführung eines „Ehrenkleides für die deutschen Frauenvereine“, nebst einer getuschten Zeichnung des Kleides, an alle bekannt gewordenen weiblichen Vereine zu versenden. In dem Schreiben des besagten Frauenvereins vom Juni 1814 heißt es eingangs: „Mit unsrer, durch unermeßliche Anstrengungen und Opfer erkauften Selbständigkeit ist ein edler Nationalstolz erwacht, der sich fernerhin nicht mehr verträgt mit der unseligen Nachahmungssucht fremder Art und Sitte; am allerwenigsten mit der herabwürdigenden Gesetzgebung der Mode eines Volkes, das uns unendliches Leid zugefügt hat. [...] Eine Nationaltracht könnte es lösen auf immer; [...].“
Im weiteren Verlauf der diesbezüglichen Ausführungen fordert der besagte Frauenverein all jene, die sich zur Annahme dieses Kleides entschließen sollten, dazu auf, es verbindlich als ihren ehrenvollsten Putz anzunehmen, es bei jeder feierlichen Gelegenheit zu tragen und niemals willkürlich abzuändern. Daraufhin folgen einige allgemein gehaltenen Anweisungen zur Tracht selbst: „Eine altdeutsche, vom Unbequemen möglichst gesonderte Tracht wäre wohl in jeder Hinsicht am meisten zur Aufnahme geeignet. [...] Der Stoff des Kleides bliebe unbestimmt; der Schnitt unabänderlich; die herrschenden Farben für jedes Alter sowohl die schwarze, weiß verziert, (wie die Beylage zeigt,) als auch die weiße mit beliebiger Verzierung. Als Kopfputz würde, nach Willkühr, theils das eigene, einfach geordnete Haar, theils das hier gezeichnete Federmützchen getragen.“ Als Erweiterung zu dem mitgelieferten Farbkupfer der vorgeschlagenen „Nationaltracht“ oder des „Ehrenkleides“ ist in der Anmerkung vermerkt: „Anstatt des stehenden Kragens (Taf. I) kann auch das Kleid bis an den Hals herauf, und dazu eine dickfaltige Krause getragen werden. (Taf. II) zeigt die Rückseite mit veränderten Aermeln, welche allenfalls auch am Vorderarm glatt seyn können.“ Becker richtete auf diese Bitte hin mehrere Schreiben an die ihm bekannten Frauenvereine. Im Anschluß daran verweist er auf die Resonanz der von ihm angeschriebenen Vereine auf das spezielle Gesuch, ein solches „Ehrenkleid“ für die deutschen Frauenvereine einzuführen. Aus den Rückantworten geht hervor, daß die Frauenvereine es zwar mehrheitlich als höchst wünschenswert erachteten, zum Gedächtnis der Befreiung Deutschlands von französischer Fremdherrschaft dem Modediktat des Auslandes zu entsagen und dem regen Modewechsel im allgemeinen Einhalt zu gebieten sowie eine gleichförmige und beständige deutsche Tracht, im speziellen auch die Tracht des beigefügten Kupfers zu befördern, sofern diese die Zustimmung der Mehrzahl der Frauenvereine erhalte. […]
Becker schlägt vor, daß die Einführung dieses Kleides in „ganz“ Deutschland am sinnvollsten an einem Tag stattfinden solle, der an die Befreiung Deutschlands von französischer Fremdherrschaft erinnere. In diesem Sinne hält er den 31. März als den Jahrestag des Einzuges der verbündeten Heere in Paris oder den 18./19. Oktober, den Jahrestag der Leipziger Schlacht, für angemessen. Die einzige verbindliche Vorgabe, die Becker zur Beschaffenheit des Kleides macht, ist die, daß man bei dem einmal gewählten „deutschen Schnitt“ bleiben und dieser unabänderlich sein solle. Bezüglich der Farbigkeit sowie der Art der Stoffe und Materialien macht er keine direkten Einschränkungen. Becker schreibt diesbezüglich: „Es kann dabey volle Freiheit in der Wahl des Stoffes und der Farben Statt finden; das Feyerkleid mag, nach dem Wechsel der Jahreszeiten, von Sammet, Atlas, Taffet oder andern seidnen, baumwollenen oder wollenen Zeugen, es mag schwarz, weiß oder von andern beliebigen Farben seyn; wenn man nur bey dem gewählten deutschen Schnitte bleibt und darin keinen Modenwechsel gelten läßt: wiewohl es doch zu wünschen ist, daß für vorzügliche Ehrentage die gleiche Farbe, schwarz oder weiß, bestimmt werde, damit weniger Begüterte nur eines festlichen Anzugs bedürfen.“ Abschließend bemerkt er dann, daß die Nebenstücke der weiblichen Kleidung, wie Mäntel, Tücher und Hüte, an unterschiedlichen Orten auch variieren können, „wenn nur das Feyerkleid selbst als „Nationaltracht“ gleichgestaltet ist, und dem verderblichen Wechsel der Moden, so wie dem fremden Einfluß auf unsre Sitten und Beutel einger Einhalt gethan wird.“
Der Frankfurter Bankier Johann Jakob Willemer veröffentlicht am 26. August 1814 in dem von Joseph Görres herausgegebenen Rheinischen Merkur einen Artikel mit dem Titel: „Über deutsche Frauentracht.“ Dieser Beitrag nimmt unter sämtlichen Vorschlägen, die sich mit der Einführung einer „Deutschen Nationaltracht“ beschäftigen, gleichgültig, ob für eine „Deutsche Damen“- oder „Herren-Nationaltracht“, eine Sonderstellung ein, da Willemer in diesem Aufsatz in besonderer Weise den Symbolcharakter einer solchen Kleidung hervorhebt. Er macht hier deutlich, daß Kleidung für ihn im höchsten Maße Bedeutungsträger ist und erst durch die Gesinnung ihres Trägers tatsächlich mit Leben erfüllt wird. Da Willemer zu den wenigen Autoren gehört, die explizit und unverhohlen den politischen Charakter der „Deutschen Nationaltracht der Befreiungskriege“ bereits zur Zeit vor Abschluß des Wiener Kongresses konkret ansprechen und ihre Funktion als „Bekenntnistracht“ hervorheben, die für ihn in ihrer reinsten Form nicht nur die Befreiung von französischer Fremdherrschaft und die wiedergewonnene Freiheit reflektiert, sondern darüber hinaus vor allem auch Ausdruck eines geeinten Vaterlandes und einer Verfassung mit Volksmitsprache sein soll, werden im folgenden jene Textpassagen seines Artikels ungekürzt wiedergegeben, die sich unmittelbar auf den „politischen Gehalt“ dieser Tracht beziehen. In diesem Sinne schreibt Willemer: „Erst eine Verfassung, ein Vaterland, das teutschen Sinn erweckt, dann eine Tracht, die diesen Sinn ausspricht. Wenn der Nationaltracht keine Nationalverfassung, Nationalerziehung und Lebensweise vorausgeht; wenn der teutsche Sinn das teutsche Kleid nicht belebt, dann ist der Rock ein leerer Buchstabe! eine Schale ohne Kern! Ehe wir uns teutsch kleiden, warten wir ab, ob der Congreß zu Wien, der auch nur ein Kleid ist, teutschen Sinn ausspricht. Ist dieser erst gewonnen, dann fällt uns alles übrige, wie denen die Gott lieb haben, von selbst zu. Nicht zum Sinn führt die Tracht, von ihm ausgehen muß sie. Erst die Sache, dann das Zeichen! erst ein Vaterland, und im Land vaterländisch gesinnte, treue, folgsame Diener des Gesetztes und seiner Vertreter; erst ein teutsches Herz, dann die Kleidung. Der Geist ist es, der da lebendig macht; die Tugend, nicht der Schneider macht uns zu Teutschen. [...]. Das Kleid ist ein äußeres Bekenntniß, ein Bekenntniß, das mit dem Mund abgeleistet wird; [...]. Tracht ist Sprache. Hat eine Verfassung ein Volk zum Verstummen gebracht, die Kleidung gibt ihm die Sprache nicht wieder. [...]. Darum laßt uns nicht bey dem Ende anfangen, sondern dem Wort den Sinn, die That dem Willen, die Wahrheit dem Schein vorausschicken. [...]. Erst wenn die Sachen zu Wien behandelt und zu unserer Kenntniß gelangt sind; wenn wir dann dem Geist, nicht bloß dem Buchstaben nach, wieder ein teutsches Volk geworden, laßt uns teutsch gekleidet gehen, [...].“ In seinem Artikel spricht Willemer in besonderer Weise die Frauen an. Hier heißt es: „Sind unsere Frauen nur erst teutsch gesinnt, so werden sie gewiß keine andere wie anständige und gesunde Kleider wählen, [...]. Ist das Herz unserer Frauen teutsch geworden, hat ihr Sinn sich von Frankreich und seinen Moden abgekehrt, dann werden sie von selbst die Gewalt vorübergehender Schönheit den bleibenden Vortheilen der Gesundheit nachsetzen; [...]“[2]

Siehe auch

Verweise

Fußnoten