Huth, Johannes

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Johannes P. Huth (Lebensrune.png 1960 in Heidelberg) ist ein deutscher Finanzmanager (Kohlberg Kravis Roberts & Co.).

Werdegang

Johannes P. Huth wurde 1960 in Heidelberg geboren und wuchs in Gießen und Frankfurt am Main auf. Er studierte von 1979 bis 1984 Ökonomie an der Pariser Sorbonne sowie der London School of Economics (LSE) und erwarb 1985 in Chicago den MBA-Grad.

Wirken

Nach dem Berufseinstieg verlegte sich Johannes Huth ab 1986 auf das Beteiligungsinvestment (Private Equity Investment). Er arbeitete zunächst in den Vereinigten Staaten und Großbritannien für die VS-Investmentbank Salomon Brothers. Ab 1991 war er für die 1982 in Bahrain gegründete Investcorps Venture Capital in deren Londoner Büro tätig.

1999 wechselte er zur jüdischen Kapitalbeteiligungs-Gesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR). Diese hatten 1976 Jerome Kohlberg jr., der 1987 wieder ausschied, sowie dessen Cousins Henry Kravis und George Roberts gegründet. KKR setzte als ein Pionier das damals neue Konzept um, über eine Investitionsfirma mehrheitlich fremdfinanziert Unternehmen aufzukaufen (leveraged buyout, LBO) und diese nach einigen Jahren ganz oder zerschlagen abzugeben. Trotz der Fremdfinanzierung betrug seither bei KKR-Investments der Anteil des Eigenkapitals rund ein Drittel.[1] Klassische Geldgeber wurden neben Banken amerikanische und später auch europäische Pensionsfonds, die für diese Risikoanlage eine weit überdurchschnittliche Verzinsung erwarteten. Die Bürgschaft für die Kredite stellten die übernommenen Firmen dar, Zins und Tilgung erfolgten aus deren Erträgen. In den 1980er Jahren wurden Kapitalbeteiligungsfirmen als „Raider“ bekannt, die oft in großem Stil Stellen abbauten, die Firmen gegen deren Willen zerschlugen und die Teile weiterverkauften. Bis 2005 kaufte KKR für 138 Mrd. US$ 115 Firmen weltweit auf.

Huth wirkte für KKR ab 1999 im Londoner Büro. Dieses war 1998 für den Aufbau des Europa-Engagements entstanden. Noch 1999 wickelte Huth die Übernahme der Wincor Nixdorf AG von Siemens ab. Bei dem Hersteller von Bankautomaten entstanden in der Folge weltweit 6.300 Stellen und eine Dienstleistungs-Sparte. 2004 kam Wincor an die Börse. Damals ermöglichte KKR auch dem von ihr beherrschten US-Spezialchemie-Anbieter Rockwood Specialties Group den Aufkauf der vier Spezialchemie-Sparten der Dynamit Nobel, woraus ein weltweit aktiver Hersteller mit einem Umsatz von 2,5 Mrd. US$ entstand. 2003 kam die MTU Aero Engines ins Portfolio, die KKR zu 100 % von DaimlerChrysler erwarb. Huth zufolge verbesserte KKR dort die Forschungs-Aufwendungen deutlich. 2005 brachte Huth die erste MTU-Tranche an die Börse und gab Anfang 2006 die letzte ab. Bis Ende 2007 saß Huth noch dem Aufsichtsrat vor.

Im November 2004 nominierten Kravis und Roberts' Huth für die Führung aller Europa-Aktivitäten ab Januar 2005 von London aus. Bis Ende 2004 hatte KKR in Europa 4,5 Mrd. US$ investiert und Anteile an zehn Firmen erworben. Zusätzlich rückte Huth in die Gremien für Investment und Portfolio Management der Neu Yorker Zentrale ein. Der öffentlich kaum präsente Huth äußerte sich in seltenen Interviews stets sehr analytisch, auch bei provokanten Themen. So lehnte er es 2005 ab, vor dem Hintergrund der von Franz Müntefering (SPD) losgetretenen Kritik an sogenannten „Heuschrecken“ eine „Debatte auf diesem Niveau“ zu führen.[2] Er verwies darauf, daß KKR bei ihren Tochterfirmen auf eine Dividendenabführung verzichtete, was bei klassischen Konzernen unüblich ist. Das Handelsblatt (23.1.2007) zitierte Huth mit den Worten, daß die Private-Equity-Gesellschaften ein eigenes Profil als Arbeitgeber entwickeln müssten, „wenn sie das hässliche Heuschrecken-Image loswerden wollen“. In der Folge gab es bei bundesdeutschen KKR-Firmen oder Beteiligungen keine nennenswerten Schwierigkeiten bezüglich der Mitbestimmung. Huth nahm KKR auch von dem Vorwurf aus, Firmen und Anteile baldmöglichst zu Geld machen zu wollen,[3] und verwies auf die intensive Betreuung. So verbringe er jede Woche drei Tage bei Tochterfirmen.[4] Entsprechend zog Huth auch in mehrere Aufsichtsräte ein und übernahm in einigen den Vorsitz. Mit Blick auf die Kapitalbeschaffung brachte Huth 2006 die neu gebildete KKR Private Equity Investors L.P. an die Amsterdamer Börse und erlöste damit gut 5 Mrd. Euro.

Unter Huth leitete KKR vermehrt Investments in der BRD ein. Ein klassisches KKR-Investment stellte die 2005 für 260 Mio. Euro erworbene Duales System Deutschland GmbH dar. KKR entwickelte die Firma zu einem gewinnorientierten Verpackungsmüll-Entsorger („Grüner Punkt“) auf einem von Wettbewerb geprägten Markt weiter und gab ihn 2010 an den britischen Investor Solidus Partner, der auf eine internationale Expansion setzte. Enttäuschend allerdings gestaltete sich die Entwicklung des Autowerkstatt-Filialisten Auto-Teile-Unger (ATU), den KKR 2004 – zunächst 80 % der Anteile für 1,5 Mrd. Euro – vom britischen Investor Doughty Hanson erworben hatte. Bei ATU gelang weder die geplante internationale Expansion noch die Ausweitung der Aktivitäten über das pure Ersatzgeschäft hinaus. Obschon KKR weitere 140 Mio. Euro nachschoß, gab es aber auch Kritik, daß ATU mit zu vielen Schulden belastet würde.[5] Anfang 2014 gab Huth die mittlerweile desolate ATU an andere Investoren ab.

Wie andere Kapitalbeteiligungs-Firmen ging auch KKR dazu über, Bündnisse für größere Beteiligungen zu bilden. So akquirierten KKR und Goldmann Sachs Capital Partners 2006 die KION Group für 4 Mrd. Euro – die bis dahin größte fremdfinanzierte Übernahme in der BRD. Der Gabelstapler-Hersteller war von der Linde AG ausgegliedert worden. Auffällig war, daß KKR bei den Verhandlungen mit Linde auch den Betriebsrat einbezog. Huth stand dann zunächst bis 2009 dem Kion-Aufsicht vor und nochmals 2011 für eine Übergangszeit. Im Juni 2013 brachte KKR ein Paket von 20 % am Kion-Kapital an die Börse, womit 733 Mio. Euro erlöst wurden. Im November 2014 verminderten KKR und Goldman Sachs dann den gemeinsamen Anteil auf 19 %. Eine komplexe Entwicklung nahm auch die im Dezember 2006 geregelte mehrheitliche Akquisition (50,5 % des Kapitals/88 % der Stimmrechte) der TV-Sendergruppe Pro Sieben SAT.1 (kurz: P7S1), die KKR und die Beteiligungsgesellschaft Permira über die Beteiigungsgeselschaft Lavena erwarben. Verkäufer war ein vom US-Medienunternehmer Haim Saban geführtes Konsortium, das rund 3,1 Mrd. Euro erhielt. 2007 rückte Huth in den Aufsichtsrat der P7S1 und übernahm im Juni 2009 den Aufsichtsratsvorsitz, den er bis Juni 2014 inne hatte. 2007 verkaufte Lavena an P7S1 für 3,3 Mrd. Euro die schon zuvor separat erworbene SBS Broadcasting Group (Benelux, Skandinavien, Osteuropa) komplett, womit P7S1 zweitgrößte Sendergruppe Europas wurde.[6][7] 2011 wurden dann allerdings nach Enttäuschungen die Aktivitäten in den Niederlanden und Belgien abgegeben, 2012 diejenigen in Nordeuropa. Stattdessen gelang eine Digitalisierungs-Strategie über das TV-Geschäft hinaus. Lavena wandelte im Aug. 2013 alle Aktien in stimmberechtigte Stammaktien um, womit der stimmberechtigte Anteil auf 44 % sank. Bis Anfang 2014 verkauften KKR und Permira sämtliche Aktien, womit KKR letztlich den 1,3 fachen Wert des eingesetzten Kapitals wieder zurückerhielt.[8]

Vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise 2008 (Lehman Brothers-Pleite) mußte auch KKR zurückstecken: Die Zeit der ganz großen Deals sei vorerst vorbei, konzedierte Huth.[9] Stattdessen entwickelte KKR neue Strategien und setzte verstärkt auf Minderheitsanteile sowie die Rolle als Partner für Kapitalmarktfragen, Kooperationen und weltweite Offensiven oder auch für die Entschuldung.[10] Eine entsprechende Rolle spielte KKR bei der mit Bertelsmann 2009 gebildeten BMG Rights Management, an der KKR 51 % der Anteile, Bertelsmann aber die unternehmerische Führung übernahm.[11] Diese verlegte sich nach dem zuvor schon erfolgten Verkauf der Musik-Sparte auf die Zweitverwertung bereits veröffentlichter Musiktitel. Nach einigen Übernahmen und gemeinsamen Investitionen von 800 Mio. Euro war BMG weltweit viertgrößter Anbieter in diesem Segment.

Anfang 2013 gab KKR die Anteile für rund 570 Mio. Euro an Bertelsmann ab.[12] Ein anderes Beispiel für diese Strategie war die Partnerschaft mit der bundesdeutschen Wild-Gruppe. 2010 stieg KKR bei deren Tochterfirma, dem Aromen-Spezialisten Rudolf Wild, mit 35 % ein. Diesen begleitete KKR in der Folge bei Offensiven in Entwicklungsländern. Im Juli 2014 gaben die Wild-Gruppe und KKR den Aromenhersteller Wild Flavors an den US-Agrarkonzern Daniels Midland ab.

Aufsehen erregte Anfang 2014 der KKR-Einstieg beim angeschagenen bundesdeutschen Fußball-Bundesligisten Hertha BSC Berlin. KKR beteiligte sich dabei mit 9,7 % an der Hertha KGaA und stellte darüber hinaus ein Finanzierungspaket im Gesamtvolumen von 61 Mio. Euro zur Verfügung.

2011 wagte Huth den Aufkauf des verlustreichen Telekommunikations-Anbieters Versatel, nahm diesen von der Börse und gab die Firma nach einer Sanierung 2014 an United Internet ab – mit gutem Profit. Nachdem KKR im Okt. 2012 rund 50 % des Kapitals und 71 % der Stimmrechte an der WMF AG – 1,0 Mrd. Euro Umsatz – erworben hatte, rückte Huth im Dezember bei dem Hersteller hochwertiger Haushaltswaren an die Spitze des Aufsichtsrats. Im August 2014 war die Komplettübernahme abgeschlossen, obschon es am WMF-Sitz Demonstrationen gegeben hatte. Damals standen umfangreiche Rationalisierungen an.

Im April 2007 setzte sich KKR gegen den anfänglichen internen Widerstand bei der britischen Alliance Boots durch, nachdem Huth das Angebot für den Pharma-Großhändler und Betreiber von Drogerie-Filialen von 14,3 auf 16 Mrd. Euro erhöht hatte. In der Folge unterstützte KKR mehrere Übernahmen und Kooperationen weltweit. Auch Ende 2014 hielt KKR indirekt 55 % an der Alliance Boots.

Von 1976 bis 2014 führte KKR weltweit 165 Transaktionen durch und wandte hierfür eine Akquisitionssumme von 422 Mrd. US$ auf.

Familie

Huth ist mit Helene Klausner-Huth verheiratet, die aus Kitzbühel stammt. 2017 zog er von London nach Paris. Aus einer 2008 geschiedenen Ehe mit einer Iranerin hat er fünf Kinder. Huth treibt viel Sport (u. a. Skifahren), fährt eine Harley und beherrscht sechs Fremdsprachen.[13]

Mitgliedschaften

Aufsichtsrats- und weitere Mandate (u. a.): Kuratorium Städel Museum, Frankfurt (seit 2007) und Design Museum, London (seit 2011); MTU Aero Engines GmbH (2004–2007; Vorsitz); KION Group GmbH, Wiesbaden (seit 2006; Vorsitz bis 2009 und 2011), NXP BV, AG Eindhoven/Niederlande (seit 2006), Versatel AG (2011–2012), ProSieben Sat 1 Media AG, Unterföhring (2007–2014; Vorsitz ab 2009), WMF AG, Geislingen (seit 2012; Vorsitz), Hertha BSC KGaA (seit 2014).

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 09/2007
  2. Zit. nach WELT, 7.5.2005
  3. So gegenüber FAZ, 1.7.2008
  4. Vgl. FAS, 28.12.2008
  5. Vgl. Handelsblatt, 6.2.2014
  6. Der Europachef des Finanzinvestors KKR, Johannes Huth, wird 2009 den Aufsichtsratsvorsitz beim Medienkonzern ProSiebenSat.1 übernehmen. Huth, der dem Gremium bereits seit März 2007 angehört, löst Götz Mäuser ab, der zum stellvertretenden Aufsichtsrats-Chef gewählt wurde. Zu der Mediengruppe gehören die Sender ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und N24.
  7. Deutschlandradio Kultur, 5. Juni 2009: Johannes Huth neuer Aufsichtsratchef bei ProSiebenSat.1
  8. Vgl. FAZ, 18.1.2014
  9. So gegenüber der FAS, 28.12.2008
  10. So gegenüber dem Handelsblatt, 5.8.2014
  11. Vgl. Handelsblatt, 9.7.2009
  12. Vgl. Handelsblatt, 5.8.2014
  13. wiwo.de, 5. Juni 2009: Köpfe der Wirtschaft: Johannes Huth